Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete Rekord-Olympiasieger Claus Lippert bei der Medaillenübergabe für das olympische Fußballturnier am Centercourt. “No na”, wie kann es auch anders sein, wenn ein und der selbe Spieler der hoch motivierten Konkurrenz Jahr für Jahr den olympischen Fußball-Titel vor der Nase wegschnappt. Lippert selbst genoss derweil jeden einzelnen Pfiff, kein Wunder war es die letzte olympische Siegerehrung des nunmehr 6fachen Goldmedaillengewinners im Fußball. Ein Bericht von C.L

Hühne mit falschem Tipp – “ohne Scharrach wird es für Team Lippert nicht reichen”

“Es wird nicht reichen für Team Lippert, schon gar nicht ohne ihren besten Spieler Christopher Scharrach” meinte der schon nach der Vorrunde entthronte deutsche Goldmedaillengewinner von 2007 David Hühne. Eine glatte Fehleinschätzung wie sich 24 Stunden später nach der finalen Phase des olympischen Fußballturniers herausstellen sollte. Auch ohne ihren Topspieler ließ der Goldtipp Nummer 1 im Kampf um das runde Leder nichts mehr anbrennen. Team Lippert mit Andreas Harbarth-Stefan Rieger-Matthias Tader und dem nur am Starttag im Einsatz befindlichen Christopher Scharrach, eroberte als einzig ungeschlagene Mannschaft die Goldmedaille im wieder einmal publikumswirksamsten Bewerb.

Taktik statt Offensivspektakel ab dem Semifinale – Team Lippert holt “cleverer” als die Konkurrenz dachte die Fußball-Goldmedaille bei Olympia 2008

Hühnes Fehlprognose am Vorabend des Finaltages lag vielleicht auch daran, dass der 28jährige Vorjahressieger vom Bodensee nach dem 1:7 Vorrunden-Debakel seiner Mannschaft gegen die späteren Olympiasieger in einer ersten Enttäuchung analysierte. Und weil er sich vom Offensiv-Spektakel des Sturm-Duos Scharrach-Lippert blenden ließ. Zusammen erzielte das Vater-Sohn-Gespann 14 der 18 Vorrundentreffer des Olympiasieger-Teams, während Andreas Harbarth hinten mit Souveränität und Ruhe den Laden zusammenhielt. Doch was sollte das überlegenste Team der Vorrunde in der Entscheidung ohne Scharrach schon ausrichten können. Die Gegner witterten plötzlich wieder ihre Chance, Team Posteiner flog dafür sogar noch eine echte zusätzliche Verstärkung ein. Doch die im Semifinale verbliebenen “Ballesterer” dürften scheinbar auf die Naivität von Lippert-Harbarth & Co gehofft haben. Statt Scharrach rückt Harbarth in den Angriff vor, hinten übernimmt Tader den Job von Harbarth, so oder so ähnlich dürften sich Karlik & Co für die entscheidenden Finalspiele das Olympiasieger-Team vorgestellt, oder besser gesagt gewünscht haben. Doch die Favoriten kümmerten sich fortan reichlich wenig um “gepflegten Fußball” und eine Fortsetzung ihres Offensivspektakels aus der Vorrunde. Stattdessen regierte bei den Gold-Champs plötzlich die Taktik. Die Null stand ab der Vorrunde in jeder Partie, während vorne mit Einzelleistungen die am hellsten schimmernde Medaille eingefahren wurde. Im Semifinale gegen das allerdings nicht in Bestbesetzung angetretene Team Karlik entschied ein überragend spielender Andreas Harbarth mit einem sehenswerten Doppelpack eine lange Zeit 0:0 und auf des Messers Schneide stehende Halbfinalbegegnung. Das Endspiel gegen die Überraschungsfinalisten Team Szele mit Alexander Szele-Martin Kova-Roman Riegler und Andreas Hasenecker wurde dann so wie im Vorjahr durch ein 1:0 entschieden. Lippert schloss ein Solo mit einem Schuss ins lange Eck ab und sorgte so schon vor der Pause für den entscheidenden Siegestreffer.

Team Posteiner vergeigt möglichen Finalplatz mit katastrophalem Penalty-Schießen

Mit 6x Fußball-Gold und ungeschlagen auf den Fußballfeldern bei Olympia beendete Lippert daraufhin nach seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere auch seine olympische Laufbahn. Die Konkurrenz wird es freuen, scheint ab 2009 der Weg endlich frei für Fußball-Gold. Den Rekordsieger noch ein weiteres Jahr an das olympische Fußball-Turnier zu binden, das wäre im Falle einer Niederlage Realität gewesen. Am knappsten dran war dabei mit Sicherheit Team Szele. Die bunt zusammengewürfelte Truppe “kämpfte” sich überraschend bis ins Endspiel und überzeugte dabei vorallem mit enormer Laufarbeit in einem äußerst starken Kollektiv. Während Riegler und Hasenecker hinten prächtig standen und in der Vorrunde sogar nur einen Gegentreffer zuließen, sorgte das Duo “Kova-Szele” für die nötigen Tore. Trotzdem wäre der Traum vom Finale in der Vorschlussrunde beinahe geplatzt. Weil das mit Mario Kindle verstärkte Posteiner-Team eine sicher scheinende 2:0 Führung ins Finish der Partie rettete. Nur über die Zeit schafften es “Svatek & Co” nicht. Szele mit dem Anschlusstreffer und Kova mit dem Ausgleich zum 2:2 in letzter Minute, damit war das erste und einzige Penaltyschießen des olympischen Fußballturniers perfekt. Statt den nötigen sicher verwandelten Strafstößen, setzten Svatek und Posteiner ihre “Elfer” aber neben das Gehäuse und damit die Goldhoffnungen in den Sand. Szele, Kova und Hasenecker hingegen behielten Nerven, Ruhe und Übersicht und jubelten über den Finaleinzug beim olympischen Fußballturnier. Team Posteiner rettete am Ende durch einen 2:0 Erfolg im kleinen Finale gegen Team Karlik wenigstens Bronze. Für die Mozartknaben von Rene Karlik das erste olympische Fußballturnier ohne Medaille. Zur Ehrenrettung der zweifachen Silbermedaillengewinner sei aber erwähnt: Ohne Holzer & Bölzlbauer war eine dritte “Silberne” oder gar der Olympiasieg ohnehin mehr Utopie als ein realistisches Ziel. Und was ist mit dem Rest des olympischen Fußballturniers? Breiten wir am besten einen Mantel des Schweigens über die restlichen vier Teams. Das die Damen einen Vorrundensieg feiern konnten, ehrt die Ladies um Rebecca Riemer zwar, zeugt aber gleichzeitig auch vom äußerst matten Niveau der Fußball-Konkurrenz 2008.

All-Star-Teams – Das A-Team

Das B-Team

Die Torschützenliste:

Claus Lippert, 22. August 2008