Hobby-Tennis-Tour schlägt am Super-Sunday den Muttertag

Wo immer die viel zitierte Tenniskrise derzeit auch kursiert, auf der Hobby-Tennis-Tour und in der Leberstraße beim TC Top Serve jedoch definitiv nicht. Was da nämlich am dritten Spieltag des Mai-Super-4-Turniers trotz Pfingsten und Muttertag abging, erinnerte stark an glorreiche vergangene Zeiten auf der Tour. Und so avancierte der gestrige Tag ohne Übertreibung zum echten “Super-Sunday”. Hobby-Tennis-Tour schlägt Muttertag – selbst der wichtigste Tag des Jahres für die Super-Mamas dieser Welt konnte die große Tennis-Euphorie rund um das zweitwichtigste Sandplatz-Turnier der Saison nicht bremsen. Man spürt förmlich die unglaubliche Aufbruchstimmung seitens der Tour und des Vereins. Ein Bericht von C.L

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Feierstimmung beim Mai-Super-4-Turnier mit “Otti-Berger-Show” und Liu-Abschied

In schöner Regelmäßigkeit knallen derzeit in der Leberstraße die Sektkorken. Nur wenige Tage nach der gigantischen feucht fröhlichen Siegesfeier des Christoph Kramer beim Mai-First-Series-Turnier, floß am gestrigen Super-Sonntag neuerlich der Sekt. Und die Hobby-Tennis-Tour hatte an diesem dritten Spieltag auch wirklich allen Grund für eine ausgibige Sekt-Party. Denn trotz Pfingstferien und Muttertag ging am gestrigen Sonntag in der Leberstraße so richtig die Post ab. Ein echtes Tennisfest ging da über die Bühne. Ein rappelvoller Raster, ein glänzend besuchter Centercourt, sieben ausgebuchte Courts des TC Top Serve, ja selbst die Trainingsplätze dauerbesetzt, eine Tenniskrise sieht wahrlich anders aus. Das Pfingsthoch “Marco” mit frühsommerlichen Werten zusätzlich für reichlich gute Laune unter den Stars der Hobby-Tennis-Tour sorgte, machte die ganze Sache natürlich noch ein wenig leichter. Neben der ungebrochen einfallenden Mai-Sonne, strahlten aber auch Veranstalter, Spieler und Vereins-Verantwortliche über einen echten Super-Tag. Großartige Leistungen, absolute Topspiele auf den beiden publikumswirksamen Show-Courts, die Michael “Otti” Berger-Show und der große Tashi Liu-Abschied krönten einen unvergesslichen Tennistag.

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Stimmungsvolle Abschiedsfeier für Tashi Liu am Centercourt

Der beste asiatische Spieler der Tourgeschichte, der “Wimbledon-Sieger der Hobby-Tennis-Tour von 2002”, der Olympiasieger und Hobby-Davis-Cup-Sieger, das alles ist Tashi Liu und doch weit mehr für viele der langjährig auf der Tour engagierten Spieler. Ein echter Freund ist der 30jähirge in all den Jahren geworden, und das merkte man am Sonntag Abend in der stimmungsvollen und doch auch recht fröhlichen Abschieds-Veranstaltung auf dem Centercourt des TC Top Serve ganz deutlich. Standing Ovations, und “Tashi-Tashi-Sprechchöre” begleiteten Lius letzten Auftritt am Centercourt der Tennisanlage in der Leberstraße. Vor dem Mai-First-Series-Nachholfinale stand der 6fache Turniersieger noch einmal und zum letzten Mal im Rampenlicht. Mitten unter seinen Tennisfreunden stehend, lauschte er den kurzen Ansprachen von Tour-Veranstalter Claus Lippert und von TC Top-Serve-Vorstand Karl Wagner, nahm freudig eine “nachgebildete Osc(k)ar-Statue”, eine Torte, Sekt und eine Erinnerungsmappe mit den Unterschriften seiner Tennisfreunde entgegen und wurde noch einmal mit Szenenapplaus bedacht. Und dieses Bild mit Liu in der Mitte, umgeben von Tennis-Kollegen hatte echten Symbolwert. Liu war über 9 Jahre lang einer von Ihnen und eigentlich mitten drin im Geschehen. Das sich der 30jährige beim Mai-Super-4-Turnier sowohl im Einzel als auch im Doppel in Runde verabschieden musste viel nicht ins Gewicht, kam es doch am Sonntag Abend zum Abschiedsspiel am Centercourt, zum letzten Aufritt des Italo-Chinesen im Doppel-Endspiel mit Partner Stefan Rieger gegen das Duo Thomas Valek-Christian Leiner. Und dort bedankte sich Liu gemeinsam Rieger mit einem 1:6, 6:4, 10:3 Erfolg für eine wunderbare Zeit. Danach gab es noch ein großes Tortenessen und jede Menge Feierstimmung mit einer unangekündigten Sektdusche, deren größte Opfer Philipp Svatek, Christian Leiner und Nihad Berzengi wurden. Übrigens: Die große Tashi Liu Abschieds-Story samt Interview folgt im Laufe der nächsten Woche.

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Marcus Weinwurm beherrscht Markus Hobiger klarer als erwartet

Doch zurück zum 13. Mai-Super-4-Turnier, das am Sonntag mit dem Achtelfinale fortgesetzt wurde. Die ersten beiden Spieler die sich dabei für das Viertelfinale qualifizieren konnten, waren die beiden spielstarken Debütanten Marcus Weinwurm und Hüseyin Tüfekci. Das Newcomer-Duo konnte auch beim jeweils zweiten Auftritt überzeugen und sich ohne Satzverlust unter die letzten Acht des zweitgrößten Sandplatzturniers der Tour spielen. Besonders überzeugend gelang dies Schiller-Bezwinger Marcus Weinwurm, der sich im Eröffnungsspiel des Tages gegen Februar-First-Series-Sieger Markus Hobiger klarer als erwartet durchsetzen konnte. Der Oberösterreicher siegte 6:2, 6:2 und demonstrierte dabei eindrucksvoll, wie man auf Sand erfolgreich Tennis spielt. Es war gar nicht die große Wucht, mit der Weinwurm sein Gegenüber beherrschte, sondern die Länge in seinen Grundschlägen die Hobiger so extrem zu schaffen machte. Der Rieder Tour-Neuling war daher auch im Gespräch mit dem Veranstalter äußerst zufrieden. “Ich bin froh, meine Leistung von Runde 1 auf Runde 2 gesteigert zu haben. Hobiger hat stark gespielt, und trotz Schwächephasen ist er immer wieder zurückgekommen. Da musste ich dann dagegenhalten und das ist mir auch sehr gut gelungen. Ich bin froh, cool geblieben zu sein und am Ende das Match nach Hause gespielt zu haben”, bilanzierte Weinwurm. Markus Hobiger hingegen musste nach seinem kurzen Aufwärtstrend vom Samstag wieder einen – zumindest vom Ergebnis her – leichten Rückfall hinnehmen. Der 31jährige sah das Achtelfinal-Aus allerdings nicht wirklich tragisch. “Ich habe mich gegenüber den letzten Wochen stark gesteigert. Jetzt bin ich so richtig im Sandplatztennis drinnen. Es geht zwar sicher noch besser, aber ein Aufwärtstrend ist ganz deutlich zu erkennen. Ich bin sehr zuversichtlich für die nächsten Turniere”, wirkte Hobiger trotz Niederlage zufrieden.

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Hüseyin Tüfekci platzt mit Zweisatzsieg in die Michael “Otti” Berger-Show

Ebenfalls weiter ohne Satzverlust und mit einer neuerlichen Topleistung hat sich auch der zweite Newcomer beim Mai-Super-4-Turnier in Szene gesetzt. Die Rede ist von Hüseyin Tüfekci, der am Sonntag Nachmittag den Centercourt-Hit gegen Rekord-Without-Top-Ten-Sieger Michael Berger für sich entschied. Der 31jährige Türke war am sonnenüberfluteten Centercourt bei durchaus hohen Mai-Temperaturen der weitaus fitere Spieler und am Ende daher auch nicht unvedienter 6:2, 6:4 Sieger. Das Berger das achtelfinale Duell mit dem türkischen Tour-Neuling überhaupt so lange offen gestalten und spannend halten konnte lag hauptsächlich daran, dass der 41jährige am bestens besuchten Centercourt voll motiviert zur Sache ging. Angefeuert vom Publikum wuchs Berger über sich hinaus, ließ sich die schwindenden Kräfte nicht anmerken und bot so Zusehern und Gegner einen sehenswerten Schlagabtausch. Berger zeigte sich einmal mehr als echter Publikumsspieler, der die Nähe der Zuschauer braucht, mit den Emotionen des Publikums spielt und von diesem auch getragen werden will. Mit “Otti-Otti-Sprechchören” wurden die vielen phantasischen Passierbälle des Without-Top-Ten-Altmeisters gefeiert. Und davon bekam das Publikum einige zu sehen. Zwischenzeitlich war der gewichtige Super-Oldie mit einer 4:2 Führung sogar in Richtung dritter Satz unterwegs. Am Ende musste sich der 41jährige aber doch mit einer 2:6, 4:6 Niederlage verabschieden. Allerdings tat er dies im Gegensatz zum Vorjahr mit Stil. 2007 bedankte er sich für eine Wildcard mit einem lustlosen 1:6 walk over gegen Thomas Seemann. Heuer ging dem Aus des Wieners eine leidenschaftliche Vorstellung voraus, eine für die Berger in all den Jahren seiner Tour-Zugehörigkeit bekannt wurde. “Im zweiten Satz bei 4:2 hat der Hüseyin eine schwächere Phase mit einigen Fehlern gehabt. Er hat dann aber schnell mitbekommen, dass ich durch die pralle Sonne auf den Kopf rasch müde geworden bin. Ich habe mir heute aber nichts vorzuwerfen. Der Centercourt und das Publikum haben mir sehr geholfen. Den Ausschlag hat schließlich meine körperliche Schwäche gegeben. Vor zwei, drei Jahren hätte ich wahrscheinlich noch einen dritten Satz erreicht. Der Hüseyin ist aber einfach viel fiter und ein sehr kompletter Spieler. Ich habe mich aber gut verkauf und viele schöne Bälle gespielt”, verabschiedete sich der 41jährige. Tüfekci darf hingegen am Sonntag im Viertelfinale noch einmal ran. “Ich war sehr müde heute. Ich habe irgendwie zu relaxt gespielt. Als ich den Michi sah, war ich ziemlich siegessicher. Ich dachte er kann sicher nicht gut laufen. Aber er ist sogar sehr gut gelaufen und er hat extrem stark gespielt. Es war ein tolles Match”, erklärte der 31jährige Neuling aus Izmir.

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Gerald Scheller gewinnt Centercourt-Schlager gegen Bernhard Nagl in zwei Sätzen

Tolle Matches gab es am Super-Sunday am Centercourt zu Hauf. Zum Beispiel den Schlager des Tages zwischen Mayer-Bezwinger Gerald Scheller und dem 2fachen “French Open-Gewinner der Hobby-Tennis-Tour” Bernhard Nagl. Das Scheller im siebenten Duell mit Nagl zum zweiten Mal die Oberhand behielt war weniger überraschend als die Art und Weise wie dominant er den Viertelfinaleinzug am Centercourt fixierte. Neben seinen gewohnten Stärken im Offensivspiel überzeugte der Ranglisten-Zehnte diesmal auch mit einer sensationellen Vorstellung in der Defensive. Mit 5:0 startete “Gery” überfallsartig in den Achtelfinal-Kracher und sein insgesamt 90. Karriere-Single. Nagl zeigte sich überrascht und womöglich auch vom Erstrunden-Auftritt gegen Markus Sellmeister (7:6, 6:1) ein wenig müde. Und vielleicht fehlt dem 2fachen Masterssieger auch ein wenig die Spielpraxis auf Sand. Seinen letzten Auftritt auf Asche hatte “Bernie” vor fast einem Jahr beim Mai-Grand-Slam-Turnier im Achtelfinale gegen eben diesen Gerald Scheller. “Zum Mai-Grand-Slam in drei Wochen bin ich aber rechtzeitig in Form”, beruhigte der 29jährige seine Fans. Zwei Serien sind im Zusammenhang mit Nagl noch recht interessant. Einerseits hielt er selbst seine Mai-Super-4-Serie aufrecht, wo einem Finale 2004, ein Achtelfinale 2006, einem weiteren Finale 2007 und heuer eben logischer Weise einem neuerlichen Achtelfinale folgte. Die zweite Serie wird wohl “Bernies” gestrigen Gegner Gerald Scheller sehr gut gefallen. Denn gegen wen immer Nagl beim Mai-Super-4 auch verloren hat, sein Bezwinger hat stets am Ende auch den Pokal für den Titelgewinn in Händen gehalten.

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“Rasta” Kova beendet im Achtelfinale nach Super-Match den Erfolgslauf von Christoph Kramer

Eine weitere Prachtpartie lieferten sich am Sonntag Nachmittag der zweifache Mai-Super-4-Sieger Martin Kova und der frischgebackene Mai-First-Series-Champion Christoph Kramer. Für den großen Sieger vom letzten Mittwoch eine echte Bewährungsprobe. Ist Kramer nach seinem ersten Karriere-Titel nun angekommen im Kreis der erweiterten Tour-Elite oder doch noch nicht so weit. Diese Frage interessierte nicht nur den Mai-First-Series-Champ selbst, sondern auch die Kollegenschaft. Und gleich eines vorweg. Auch wenn Kramer am Ende bei seinem 5. Antreten hier zum 4x nicht über das Achtelfinale hinauskam und mit 5:7, 6:7 die siebente Niederlage im siebenten Duell mit Kova einstecken musste, so kann man doch eines ganz getrost sagen. Kramer hat den Anschluss zur Tour-Elite mehr als geschafft. “Es war ein tolles Match in dem ich leider meine Chancen nicht genutzt habe”, kommentierte Kramer seine erste Niederlage nach dem Mai-First-Series-Triumph. Und jede Menge ausgelassene Chancen hatte Kramer in der Tat. So zum Beispiel im ersten Satz, als er eine 5:3 Führung samt drei Satzbällen ausließ. Ein 5:7 folgte, doch Kramer kämpfte im zweiten Heat neuerlich eindrucksvoll zurück. Wieder spielte er sich eine 5:3 Führung heraus, doch abermals ließ er einen Satzball ungenützt. Kova erwies sich in der heißen Phase dieses Topspieles als der coolere und auch routiniertere der beiden Tourstars und gewann schließlich mit 7:5, und 7:6. “Der Kramer hat super gespielt. Früher hatte man gegen ihn in jedem Game zwei Geschenke dabei. Jetzt bekommst Du keinen Ball mehr geschenkt. Ich habe gewusst, dass es gegen den Christoph eine knappe Geschichte werden wird, aber so knapp habe ich es dann doch nicht erwartet. Letztlich haben nur ganz wenige Punkte den Ausschlag gegeben. Wenn es blöd gelaufen wäre, hätte ich 3:6, 3:6 verloren. Ich spiele zur Zeit echt gutes Tennis und ich hoffe doch, hier noch länger im Turnier bleiben zu können”, zeigte sich der 25jährige optimistisch.

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Markus Seitner feiert bereits seinen 14. Einzelsieg auf Sand in Folge

Klare Zweisatzsiege setzte es am dritten Spieltag im Achtelfinale auch für die Herren Stangl, Stabrawa, Seitner und Schmid. Stangl kämpfte den Deutschen David Hühne nieder und feierte bereits den zweiten Sieg auf dem von ihm so ungeliebten Sand, Stabrawa dominierte den Jugend-Schlager gegen Markus Winter beim 6:1, 6:1 nach Belieben und hat das Viertelfinale ohne Satzverlust und mir nur 4 abgegeben Games erreicht, Markus Seitner feierte seinen 14. Einzelsieg auf Sand in Folge, und schlug dabei zum zweiten Mal innerhalb von 14 Tagen Thomas Valek. Und ein echter Geheimtipp könnte schließlich auch noch Daniel Schmid bei diesem zweiten Super-4-Saison-Turnier sein. Der Vorarlberger zog mit einem souveränen Doppelschlag gegen Renee Glatzl und Stefan Rieger in die Runde der letzten Acht ein, wo er am Sonntag Hüseyin Tüfekci fordern wird.

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Claus Lippert, 12. Mai 2008