Kova-Triumph Nr. 30 auf der Hobby-Tennis-Tour

Es ist vollbracht! Genau 2.000 Tage nach seinem 29. und bislang letzten Turniersieg auf der Hobby-Tennis-Tour, hat Martin Kova am Dienstag Abend seine fast fünfeinhalb jährige Durststrecke der Erfolglosigkeit beendet, und beim 16. November-HTT-250-Turnier den lang ersehnten und viel umjubelten 30. Titel seiner außergewöhnlichen Karriere erobert. Der 28jährige gewann das Endspiel des letzten 250er-Saison-Events im UTC La Ville gegen die Nummer 88 der HTT-Computer-Rangliste Christian Lackermayer in exakt einer Stunde Spielzeit mit 6:3, 6:0, womit die “never ending story” rund um den scheinbar niemals gelingen wollenden Kova’schen Jubiläumssieg nach Jahren des “Leidens und Wartens” ein phantastisches “happy end” fand. Ein Bericht von C.L

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Wie im Mai 2006 der Siegeszug des Martin Kova endete

Der lange Jahre dauernde Alptraum vom unrealisierbaren 30. Karriere-Titel ist zu Ende, der Finalfluch von insgesamt 8 erfolglos geschlagenen Endspiel-Schlachten seit April 2006 ist besiegt, und Martin Kova seit genau 22:14 Uhr des gestrigen 1. Novembers 2011 der glücklichste Spieler der Hobby-Tennis-Tour. Was nicht weiter verwundet, wenn man sich die letzten fünfeinhalb Jahre der notorischen Erfolglosigkeit jenes Mannes ansieht, der einst zu Beginn des neuen Jahrtausends zum Topstar der Hobby-Tennis-Szene avanciert war. Rückblick in den Mai 2006: Die alte Vorgänger-Homepage des aktuellen Hochglanzprodukts war gerade einmal 2 Monate online, und von den Kurzemanns, Planteus und Guems dieser Welt noch nichts zu sehen, als Martin Kova am 11. Mai mit einem souveränen 6:1, 6:1 Erfolg über Thomas Valek das April-Grand-Prix-Turnier für sich entscheidet, und mit seinem 15. Turniersieg auf Sand, die Spitze der Ewigen-Bestenliste aller Champions auf roter Asche erklomm. Keiner der vielen Experten konnte an diesem Donnerstag-Nachmittag erahnen, dass Kovas 29. Titelgewinn für sehr sehr lange Zeit sein letzter sein würde. Wie auch! Natürlich waren anno 2006 die ganz fetten Kova-Jahre auch schon Vergangenheit, aber für zwei bis drei Turniersiege pro Jahr war der Charismatiker allemal gut. Wie wir heute wissen, war dieser 11. Mai 2006 aber jenes Datum, an dem ein grandioser Triumphzug durch die Hobby-Tennis-Szene zu Ende ging. Der damals 23jährige hatte eine sensationelle Blitz-Karriere hingelegt, deren einziger Schönheitsfleck der verpasste Titel beim Jänner-Grand-Slam-Turnier blieb. Ansonsten hatte Kova alle prestigeträchtigen Titel und glänzend schimmernden Trophäen dieser Zeit abgeräumt. Alles was es zu gewinnen und zu erreichen gab, wie Grand-Slam-Erfolge, Masterssiege, Daviscup-Triumphe oder die Eroberung des Ranglisten-Throns als Nummer 1 der HTT, Kova schickte sich an, sämtliche Rekorde für die Tour-Ewigkeit zu brechen. Was letztlich nicht geschehen ist, weil eben mit dem April-GP-Erfolg der Siegeszug des jungen Wieners ein plötzliches Ende fand.

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Pleiten, Frust und Demütigungen – was Martin Kova in 2000 Tagen der Erfolglosigkeit widerfuhr

Statt einer beispiellosen Jagd nach Titeln und Rekorden, begann im Mai 2006 eine Leidens- und Wartezeit, gespickt mit bitteren Erfahrungen, Pleiten und Demütigungen, die exakt 2000 Tage dauerte und den Tennisspieler Martin Kova nachhaltig veränderte. Die statistischen Eckdaten der Kova’schen Erfolglosigkeit belegen, wie triste die vergangenen fünfeinhalb Jahre für den ehemaligen Seriensieger sein mussten. Bei 85 Turnieren versuchte der einstige Branchen-Primus zurück in die Erfolgsspur zu finden! Was vergeblich blieb, wie auch die in diese traurige Ära fallenden acht Endspiele, die Kova allesamt in den Sand setzte. Doch es waren nicht nur acht finale Pleiten, die Martin eine endlos lange und 2000 Tage dauernde Frustphase bescherten, sondern Erlebnisse der ganz bitteren Art. Im September 2008 erlebte der Wiener womöglich die bitterste Niederlage seiner Karriere, als er sich im September-GP-Endspiel nach 3:07 Stunden und 6 vergebenen Matchbällen Thomas Müller geschlagen geben musste. Der bislang letzte Versuch, mit einem Endspiel-Erfolg zurück in die Siegerlisten der Hobby-Tennis-Tour zu gelangen, endete für Kova in einer echten Demütigung. Christoph Kramer, bis dahin in neun direkten Duellen ebensooft von Kova besiegt, entschloss sich im Finale des September-GP-Turniers 2010 nach 0:6, 0:1 Rückstand zur Flasche zu greifen. Das Gerstensaft-Doping wirkte, und ein verstörter Martin Kova verstand die Welt nicht mehr. “In diesem Leben nicht mehr”, hatte Kova den Jubiläumstitel abgeschrieben, und mit ihm wohl auch die gesamte Tour-Familie. Niemand glaubte mehr an den 6fachen Grand-Slam-Champion und seine Chance auf den 30. Karriere-Titel. Schon gar nicht als sich die Hobby-Tennis-Tour in den letzten Jahren so rasant nach oben entwickelte.

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Wie sich die härtesten Kova-Gegner beim November-HTT-250 gegenseitig eliminierten und er plötzlich seine große Chance sah

Doch Kova blieb geduldig – was anderes blieb ihm eigentlich auch nicht über- und wartete auf seine Chance, die sich dann letztlich an diesem November-HTT-250-Wochenende plötzlich auftat. Vor Turnierbeginn rechneten Insider & Experten freilich nicht wirklich mit dem 28jährigen, zumal er sich in der als stärker eingeschätzten oberen Raster-Hälfte befand. Mit Titelverteidiger David Hühne, Olympiasieger Philipp Mayer, dem aufstrebenden UTC-La-Ville-Star Jürgen Buchhammer, Vorjahresfinalist Philipp Baumgartner, Ex-Masters-Starter Gerald Kostolani und French-Open-Doppel-Champion Alexander Udovc, galt Kova nur als einer von vielen Akteuren, bei weitem aber nicht als der Favorit auf ein Final-Ticket. Doch dann nahmen sich die härtesten Kova-Widersacher gegenseitig aus dem Titelrennen, und plötzlich stand der 28jährige in seinem 55. Karriere-Finale. Und die Chance war doppelt groß, traf er im Endspiel doch “nur” auf die Nummer 88 der HTT-Computer-Rangliste. Dieser Christian Lackermayer hatte zwar auf dem Weg in sein erstes Karriere-Finale mit durchaus ansprechenden Leistungen überzeugt, doch in die Kategorie jener Tour-Kaliber, die Kova in den vergangenen acht Endspiel-Versuchen am Titelgewinn hinderten, gehörte der 37jährige vom TC Terra Rossa nicht. Und so nützte Kova im neunten Anlauf endlich die ganz große Chance auf den 30. Turniersieg, was er obendrein mit 6:3, 6:0 noch äußerst souverän und imposant bewerkstelligte.

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Lackermayers Spiel bricht bei 3:3 im ersten Satz plötzlich komplett auseinander

Dabei sah es in einer von beiden Seiten recht nervös geführten Anfangsphase gar nicht nach einem Kantersieg des einstigen Branchen-Besten aus. Vier Breaks in Folge hatten die Zuseher am Centercourt des UTC La Ville miterlebt, ehe Lackermayer erstmals sein Service zur 3:2 Führung durchbrachte. Was niemand im Publikum – und da vorallem die zahlreichen Lackermayer-Fans – zu diesem Zeitpunkt ahnte, war, dass sie soeben Christians letzten Game-Gewinn in diesem abschließenden HTT-250-Saison-Finale gesehen hatten. Das war auch vorerst gar nicht absehbar, weil Kova zunächst mit Mühe auf 3:3 stellte, und man viel eher einen langen intensiven Schlagabtausch erwarten durfte. Doch just in dieser Phase brach plötzlich das Spiel des Final-Debütanten vom TC Terra Rossa komplett auseinander. Kova machte 12 Punkte in Serie und mit zwei weiteren Breaks den Gewinn des ersten Satzes nach exakt 32 Minuten klar. Damit war auch mehr als eine Vorentscheidung gefallen, weil sich Kova mit Selbstvertrauen eingedeckt hatte, und Lackermayer mitten drin in einem Negativ-Strudel nicht mehr gegensteuern konnte. Die Geschichte des zweiten Satzes ist daher schnell erzählt. Kova gibt bei eigenem Aufschlag nur mehr 6 Punkte ab, läßt keine Break-Chance zu, und holt sich obendrein mit zwei problemlos erkämpften Games eine 5:0 Führung heraus. Bei aller größten Pessimisten kam vielleicht im sechsten und letzten Game des zweiten Satzes noch einmal der Gedanke eines abermaligen Scheiterns von Kova auf, weil der doch glatt seine ersten beiden Matchbälle unverwertet ließ. Doch ein Müller-Waterloo war an diesem Abend des 1. November 2011 nicht zu befürchten. Kova behielt die Nerven und schloß das unleidlichste Kapitel seiner Karriere mit einem spektakulären Matchball ab. Mit einer Rückhand cross geschlagen, vorbei an dem am Netz postierten Gegner, war das 55. Saisonfinale zu Ende gegangen, und Martin Kova exakt 2.000 Tage nach seinem bislang letzten Titelgewinn zurück in den umfassenden Siegerlisten der Hobby-Tennis-Tour angekommen.

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Mit seinem 30. Turniersieg ist Martin Kova wieder der erfolgreichste noch aktive Spieler der Hobby-Tennis-Tour

Mit einem lauten und langgezogenen “JAAAAAA” und einer geballten Faust, quittierte Kova seinen wohl schönsten HTT-Moment der vergangenen fünfeinhalb Jahre. Das Shakehands mit dem unterlegenen Christian Lackermayer, ein Siegerbussi von Freundin Stephanie, und dann ließ sich der 28jährige überglücklich in die Spieler-Couch des Centercourts fallen. Dort saß er dann, wartete auf die anstehende Siegerehrung und sortierte womöglich erste Gedanken nach seinem Triumph! Was ihm da wohl durch den Kopf gegangen sein mag? Indes, Kova feierte am Dienstag Abend seinen allerersten HTT-250-Titel, und zog in der Ewigen-Bestenliste mit Turniersieg Nummer 3o wieder mit dem auf Platz 3 klassierten Andreas Harbarth gleich. Damit ist Kova auch wieder der erfolgreichste noch aktive Spieler der Hobby-Tennis-Tour. Ein kleines – wenn auch für Kova unerhebliches – Nebengeräusch ist zudem die Rückkehr unter die Top 20 der Entry-List.  Erster Gratulant war übrigens Kovas Freund und Doppelpartner Christoph Wagner, der sich in England weilend, unmittelbar nach Spielende mit Glückwünschen per SMS einstellte. Danach gab es nach langer Zeit wieder einmal eine Pokalübergabe, und die obligate Foto-Session, ehe sich Kova seinem ersten Sieger-Interview seit Mai 2006 stellte: “Ich hatte schon geglaubt der Matchball geht ins Out und ich brauche noch drei weitere. Es hat als Matchball aber so ein spezieller Punkt sein müssen, denn zu dieser Geschichte passte einfach kein Fehler zum Abschluss. Spielerisch war das heute nicht so ein Problem, sondern vielmehr eine Kopfsache. Die ersten fünf Games waren daher auch durchwachsen. Ich wusste nicht was mich im Finale erwartet. Vorallem mit der Vorhand hat mich Lackermayer aber zu Beginn mehrmals überrascht. Ich habe mir aber bei 2:3 das gestrige Match als Motivation und Beispiel ins Gedächtnis gerufen, denn da war ich ja sogar 2:5 hinten und konnte das Spiel noch drehen. Ich hatte auch keine schlaflose Nacht wie befürchtet. Im Gegenteil, ich habe sogar am Nachmittag noch prima geschlafen und war untertags überhaupt nicht nervös”, analysierte der Sieger.

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Martin Kova über den Stellenwert des Jubiläumstitels und den Anteil seiner Freundin am aktuellen Erfolg

Interessant waren auch Kovas weitere Ausführungen seines Sieger-Interviews, in dem er über das erwartete Ende der Pleitenserie, über den Wert dieses 30. Karriere-Titels und den Anteil seiner Freundin am Jubiläumserfolg sprach. “Ich hätte eigentlich im Vorjahr erwartet, den 30. Turniersieg einzufahren. Da habe ich ja so extrem viele Turniere gespielt, aber leider war immer ein Spieler mit toller Tagesform dabei. Heuer habe ich ehrlich gesagt nicht mehr mit dem Titel gerechnet, obwohl ich im April und Mai wirklich stark gespielt habe. Gegen den Franz Mayrhuber beim April-Masters-Series-1000-Turnier und gegen den Christoph Straninger bei den French Open habe ich eigentlich sensationelle Leistungen gebracht. Beim Mai-Grand-Slam war sogar ein Semifinale für mich drinnen. Trotzdem hatte es wieder nicht gereicht. An diesem Wochenende habe ich mich aber im Verlauf des Turniers von Match zu Match gesteigert”, erklärte der 28jährige. Interessant zu lesen war im Herbst 2008 auch eine Passage des anläßlich der September-GP-Niederlage gegen Thomas Müller geführten Kova-Interviews, indem er erklärte, Titel bei WTB-Events (nunmehr HTT-250-Turniere) interessieren ihn nicht. “Das ist richtig, aber HTT-250-Veranstaltungen sind mittlerweile auch schon sehr stark besetzt, meiner Meinung nach sogar mit früheren Grand-Prix-Turnieren gleichzusetzen. Die Spieler dort können dich zwar nicht komplett wegschießen, aber du musst schon mehr machen als nur den Ball reinspielen. Ich habe an diesem Wochenende halt die richtige Mischung gefunden”, so der nunmehr 30fache Turniersieger, der auch den Stellenwert dieses Erfolges einordnen wollte. “Natürlich ist dieser Turniersieg nicht mit einem meiner Grand-Slam-Erfolge vergleichbar. Aber aufgrund dieser Geschichte hat er schon einen enorm hohen Stellenwert für mich, auch wenn es letztlich nur ein 250er-Titel war. Das ist aber alles auch schwer einzuschätzen und nicht vergleichbar, immerhin musste ich jedes Jahrzehnt meiner Turniersiege andere Gegner schlagen”, befand Kova, der sich schließlich auch noch bei seiner Freundin bedankte. “Die Untersützung in den letzten Tagen war sehr wichtig für mich und großartig. Dennoch ist das eine komische Sache. Wenn man am Freitag Abend um 23:30 Uhr vom Tennis nach Hause kommt, und die Freundin kaum noch sieht, dann überlegt man schon wofür man das macht. Wenn ich nicht hundertprozentig sicher sein kann, dass meine Freundin meine Hobbies unterstützt, dann bleibt ein komisches Gefühl”. Rücktritt wollte Kova mit dieser letzten Aussage aber keinen ankündigen. “Im Gegenteil, jetzt möchte ich den 31. Turniersieg feiern, nur will ich keine weiteren 2.000 Tage darauf warten”, scherzte der 28jährige.

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“In Summe habe ich heute einfach zu viele Fehler gemacht”

Das Gefühl der Niederlage ausgiebig “abgeduscht”, kam dann auch Christian Lackermayer in die Interview-Zone im Foyer des UTC La Ville. “Meine Final-Premiere ist komplett daneben gegangen. Es ist eigentlich heute überhaupt nichts nach Wunsch gelaufen, allen voran mangelte es am Service. In Summe habe ich einfach zu viele Fehler gemacht und vielleicht auch zu riskant gespielt. An einem Tag wie gestern geht es auf, und an einem anderen Tag wie heute eben nicht. Der entscheidende Faktor war wie schon erwähnt mein Service, das schlichtweg eine Katastrophe war. Kurios war auch, dass gerade in jener Phase wo ich das Match aus der Hand gab, also bei 3:4 im ersten Satz, die Nervosität verloren ging. Enttäuscht bin ich eigentlich nur über meine heutige Leistung, und nicht nur weil es mein erstes Finale war. Eine solche Vorstellung wäre auch in Runde 1 schwer enttäuschend gewesen”, so der 37jährige Terra-Rossa-Spieler, der trotz Niederlage im Endspiel eine positives Turnier-Resümee zog. “Ich bin mit diesem Turnier sehr zufrieden. Ich habe enge Partien gespielt, gut gekämpft, auch mental, da denke ich vorallem an das Viertelfinale gegen Würz. Ich möchte aber auch die Gelegenheit nützen und dem Martin zu seinem Titelgewinn gratulieren. Er hat ein tolles Turnier gespielt und keinen Satz abgegeben. Spätestens ab Jänner plane ich häufigere und konstante Einsätze auf der Hobby-Tennis-Tour. Denn nur viele Matches bringen dir die Ruhe und Erfahrung”, so der gescheiterte Final-Debütant.

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Das November-HTT-250-Finale in der totalen Match-Statistik

November-HTT-250-Final-Statistik Kova Lackermayer
Fehler Grundlinie 17 38
Fehler am Netz 1 6
Doppelfehler 1 5
Asse 0 0
Service-Winner 0 2
Return 0 2
Vorhand-Winner 1 10
Rückhand-Winner 2 1
Volley 1 0
Smash 0 0
Lob 0 1
Stopp 0 0
Passierball-Vorhand 5 0
Passierball-Rückhand 3 0
Punkte durch gegnerische Fehler 49 19
Punkte selbst erzielt 12 16
Punkte Gesamt 61 35
1. Aufschlag in % 85,3 61,8
2. Aufschlag in % 83,3 76,1
Punkte nach dem 1. Aufschlag 71,4 35,2
Breakchancen 11 3
Breaks 7 2

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