Semifinaler Gigantentreff beim November-Super-4-Turnier

Was für ein sensationeller semifinaler Gigantentreff, was für ein phantastisches Halbfinale beim 14. November-Super-4-Turnier 2009 im Tennispoint Vienna. Es war angerichtet für ein Hobby-Tennis-Spektakel der Extraklasse. Doch die Betonung liegt leider auf “war”, denn nachdem sich am Montag Abend im Viertelfinale zunächst die “Großen 4” ausnahmslos durchgesetzt hatten, und sich die Tourfamilie in riesiger Vorfreude auf ein halbfinales Tennisfest der Superlative befand, gingen Hoffnungen und Träume in das erwartete Indoor-Highlight knapp nach 23 Uhr verloren. Weil sich der November-Super-4-Sieger von 2007 Mario Kiss und Olympiasieger Franz Mayrhuber in einer “terminlichen Panikaktion” entschlossen hatten, ihr Vorschluss-Runden-Duell für 30 Minuten zu starten und sich so einen Zeit- und Resultatspolster für den kommenden Tag herauszuholen. Eine Aktion die in die Hose gehen musste, und das ist sie dann am Ende auch gegangen. Mayrhuber holte in nur 35 Minuten einen 6:1, 3:1 Vorsprung heraus, was Kiss wiederum zur Aufgabe veranlasste. Alle Details zum Halbfinal-Fauxpas und vom Viertelfinaltag beim Hallen-Super-4-Turnier von C.L

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Semifinales Harakiri statt hochklassigem Schlagerspiel zwischen Kiss und Mayrhuber

Es hätte nicht besser laufen können! Die vier Underdogs im Viertelfinale des 14. November-Super-4-Turniers Roland Mayerhofer, Max Morwind, Stefan Rieger und Martin Mayerhofer hatten sich “dezent zurückgehalten” um den Super-Showdown der Topstars im Halbfinale nicht zu gefährden. Die Auslosung passte, der Turnierverlauf passte, die Stars der Szene in Hochform, die Dramaturgie für das letzte Super-4-Turnier des Jahres schien “das Beste” für den Schluss aufgehoben zu haben. Selbst die gestellten Fotos für die beiden mit Spannung erwarteten Topduelle im Semifinale hatte der Veranstalter im Kasten. Was freilich niemand ahnte, abseits von “Jubel-Trubel-Heiterkeit” waren Mario Kiss und Franz Mayerhuber in eine Termin-Diskussion eingetreten. Der Olympiasieger erklärte, dass er am Dienstag erst zwischen 21:30 und 21:45 Uhr zum Semifinale erscheinen kann. Eineinhalb Stunden Spielzeit für ein Duell mit dem Slice-König, das wiederum erschien Mario Kiss viel zu kurz und zudem mehr als prädestiniert für einen möglichen Spielabbruch. Er selbst wiederum wollte oder konnte im Falle eines Abbruchs keinen zusätzlichen Tennisabend mehr frei machen, und so entschlossen sich die beiden Tourstars kurzer Hand, die noch vorhandene halbe Stunde zu nützen, um sich einen Zeit- und Resultatspolster für den folgenden Abend zu sichern. Eine nicht wirklich ausgereifte Idee, die zum Scheitern verurteilt war und dem möglichen tollen Halbfinale zwischen Kiss und Mayrhuber einen bittere Note verlieh. Während die Protagonisten des Viertelfinaltages der “Presse” Rede und Antwort standen, spielten Kiss und Mayrhuber ihr Semifinale der unteren Rasterhälfte. Doch statt einem hochklassigen Schlagerspiel setzte es semifinales Harakiri, das viele unzufriedene Gesichter hinterließ.

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Favoritensieg im Eiltempo – wie die “Großen 4” ins Semifinale stürmten

Dabei hatte der vierte Spieltag beim 14. November-Super-4-Turnier so gut begonnen. Die Favoriten auf den Titel agierten souverän, die Underdogs zumindest beherzt und engagiert. Knapp vor 22:30 Uhr bevölkerten daher fast nur zufriedene Tourspieler das Foyer im TPV. Die unterlegenen Herausforderer freuten sich über ein erreichtes Viertelfinale beim zweitgrößten Hallenturnier der Tour, und die Sieger des Tages posierten für eine Foto-Session auf der das symbolische Kräftemessen im Semifinale inszeniert wurde. Die lockere Atmosphäre, das gesellige Zusammensitzen bei einem verdienten Bier, es war an diesem Montag Abend sehr schnell gegangen mit dem “Apres-Tennis”. Weil es die Topstars im Viertelfinale mehr als eilig hatten, und ihre große Klasse ausspielten. Da war zum Beispiel der zeitliche Wettlauf zwischen Alexander Geisler und Mario Kiss, die fast zeitgleich und in nicht einmal 40 Minuten sich ihrer Gegner entledigt hatten. Auch die Nummer 1 Andreas Harbarth überzeugte mit einem “flotten” und exakt eine Stunden dauernden Auftritt. Mehr Zeit und Geduld musste an diesem kurzweiligen Tennisabend nur Olympiasieger Franz Mayrhuber aufbringen, der sich gegen Deutschlands letzten im Bewerb befindlichen Starter Max Morwind fast 90 Minuten in die Vorschlussrunde mühte, ehe auch er sein Racket zur Seite legen konnte.

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“Tirol-Express” Alexander Geisler rast weiter durch die Hobby-Tennis-Szene

Der “Tirol-Express” rast weiterhin im Eilzugstempo durch die Wiener Hobby-Tennis-Szene. Mit seinem dritten 6:0, 6:1 Sieg in Folge räumte Alexander Geisler auf dem Weg zu seinem möglichen vierten Karriere-Titel auch Martin Mayerhofer im Viertelfinale nach eindrucksvoller Vorstellung aus dem Weg. Der amtierende “French Open-Sieger der Hobby-Tennis-Tour” ist damit nach 19 Matches im Cirucit noch immer ungeschlagen und mit Sicherheit jener Mann, über den der Weg zum letzten Super-4-Saisontitel führt. Mittlerweile wirft Geislers Top-Performance die Frage auf, ob und wann überhaupt jemand aus dem Tour-Zirkus den “Tirol-Express” zum entgleisen bringen kann. Martin Mayerhofer jedenfalls hatte dazu nicht die Möglichkeiten, weder im spielerischen noch im physischen Bereich. Der Respekt vor dem Champions-Race-Siebenten aus Schwaz in Tirol war schon vor dem ersten Ballwechsel zu groß und dann auch in jeder Phase des Matches zu bemerken. Der 23jährige “rackerte” aufopfernd und nach Kräften, gegen die “Maschinerie Geisler” war der Hühne-Bezwinger aber machtlos. Und so sah Mayerhofer das viertelfinale Debakel auch nicht weiter tragisch, sondern vielmehr als weitere wertvolle Erfahrung. “Mir hat dieses Spiel getaugt. Ich wusste von Anfang an nicht, was ich tun sollte, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Das Problem ist halt, dass du Bälle spielst, die gegen jeden anderen Gegner reichen. So schaltest du im Kopf ab, doch der Alex baut dir diese Bälle dann noch schneller ein”, erklärte der jüngere Mayerhofer die schwierige Situation, gegen einen wie Geisler halbwegs erfolgreich zu spielen. Immerhin wahrte Martin Mayerhofer aber die Chance auf eine Teilnahme beim Masters. “Ich lege es aber nicht darauf an, ich glaube das Masters kommt heuer noch zu früh für mich”.

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Harbarth gegen Geisler – das Duell der beiden besten Hobby-Tennis-Spieler Ost-Österreichs?

Nicht früh genug kann das Masters hingegen für Alexander Geisler kommen. Der 29jährige ist für den Saisonabschluss der Top 8 zumindest im Moment der große Favorit. Eine echte Generalprobe wird daher das heutige Semifinale gegen den Ranglisten-Ersten Andreas Harbarth, der – um zurück auf die Frage zu kommen wer denn den Tirol-Express entgleisen lassen könnte – als am häufigsten genannter Kandidat gilt. “Ja ich erwarte ein brisantes Duell gegen einen zukünftigen Vereinskollegen”, glaubt Geisler am Vorabend des großen Semifinal-Hits. Harbarth gegen Geisler, darin sehen viele Tour-Insider das Kräftemessen der beiden augenblicklich besten Hobby-Tennis-Spieler im Osten Österreichs. In jedem Fall wird der Halbfinal-Kracher auch ein Duell zweier Super-Serien. Geisler seit “und” in 19 Tourmatches ungeschlagen, Harbarth in der Halle seit 23 Spielen ohne Niederlage und daher nur mehr einen Einzelsieg vom Rekord des Bernhard Nagl entfernt, der mit 24 Halleneinzelsiegen in Folge die HTT-Bestmarke hält. “Wenn ich gut spiele, dann sollte ich Vorteile haben”, glaubt Geisler. Und was meint Harbarth: “Die Chancen gegen Geisler sehe ich bei 50:50. Er ist in der Halle sicher schwächer als auf Sand. Schauen wir mal”.

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Andreas Harbarth mit breiter Brust vor dem Semifinale gegen Alexander Geisler

Harbarth kann mit einer breiten Brust in das Giganten-Duell (im Live-Score ab 21:00 Uhr) gehen. Nicht nur die imposante Siegesserie auf den Teppich-Courts im Tennispoint Vienna kann Harbarth-Fans zuversichtlich stimmen, sondern auch die Art und Weise, wie der 26jährige seit dem Gewinn des “US Open-Titels der HTT” agiert. Harbarth spielt seine Stärken wieder aus, scheint sämtliche Wehwehchen auskuriert zu haben und geht voll fit und top motiviert an sein Hobby “Tennis” heran. Am Montag Abend musste auch Kramer-Bezwinger Roland Mayerhofer erfahren wie es ist, gegen den “neuen Harbarth” anzukämpfen. Das dies ein Ding der Unmöglichkeit ist, wenn man so wie Mayerhofer nicht im Volbesitz seiner Kräfte ist, war keine große Überraschung. Die war angesichts des deutlichen Resultats schon eher, dass am Sonntag Markus Hobiger gegen den Race-Leader nur zwei Punkte vom Satzgewinn entfernt war. Doch man kennt die teilweise launischen und komischen Harbarth-Auftritte aus der Vergangenheit ja zur Genüge. Wenn es aber wirklich drauf ankam, dann war der 22fache Turniersieger bislang zumeist zur Stelle. Womit auch sämtliche Rückschlüsse vor dem Duell mit Geisler Makulatur sind. Eine Vorstellung wie beim 6:3, 6:2 gegen Roland Mayerhofer wird gegen den aktuellen Mai-Grand-Slam-Sieger nicht reichen, das der Branchen-Beste da freilich eine andere Performance abliefern wird, davon kann man ausgehen. “Der Andi wird sich steigern müssen. Spielt er so wie heute gegen mich, dann gewinnt der Geisler”, tippte Roland Mayerhofer, der mit sich selbst nach dem Aus im Viertelfinale gar nicht so unzufrieden war. “Eine Partie gegen den Andi zu gewinnen ist sehr schwer. Vielleicht wäre heute ein Satzgewinn möglich gewesen, weil er auch nicht so gut gespielt hat. Aber ich war zu müde. Im Nachhinein ist das lange Match gegen den Kramer mehr als ärgerlich. Nach einem Monat Spielpause bin ich aber zufrieden. Vorallem auch weil die Hand gehalten hat”, so der 30jährige.

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Mario Kiss schießt mit zweiter Galavorstellung Stefan Rieger zurück in die Realität

Mit seiner zweiten Gala-Vorstellung im Rahmen des 14. November-Super-4-Turniers hat sich der Sieger von 2007 Mario Kiss zum dritten Mal in Folge ins Semifinale beim zweitgrößten Hallenturnier gespielt. Der 30jährige deklassierte Doppel-Masterssieger Stefan Rieger mit 6:1, 6:0 und erteilte Harbarths-Doppelpartner am 9er-Court des TPV eine echte Lehrstunde. Kiss gab mit diesem Kantersieg aber auch eine sportliche und zugleich höchst beeindruckende Antwort auf Riegers Ankündigung, ihn den 3fachen Grand-Slam-Champion aus dem Turnier zu nehmen. Riegers verbale Kampfansage an den Power-Server war ein Schuss ins eigene Knie. Denn Kiss zeigte sich im Viertelfinale ungewohnt motiviert, und das obwohl ihm nur die Nr. 86 im Computer-Ranking gegenüber stand. Mit forciertem Tempo und der ihm eigenen Art Powertennis zu zelebrieren, schickte er Rieger in Rekordgeschwindigkeit auf den Boden der Tatsachen zurück. “Dieses Spiel hat mir irrsinnigen Spaß gemacht, mehr dazu soll der Mario sagen”, verabschiedete sich der Unterlegene. Mehr zu diesem Kantersieg hatte Kiss aber nicht zu sagen, bzw. fehlte ihm die Zeit dazu. Denn, wie wir wissen hatte sich Kiss längst in die unsegliche und folgenschwere Termin-Debatte mit Franz Mayrhuber eingelassen.

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Olympiasieger Franz Mayrhuber schlägt Morwind & Kiss kritisiert neuen Quali-Modus

Der Olympiasieger hatte sich übrigens auch in zwei Sätzen für das Semifinale qualifziert, dabei aber mit Max Morwind den womöglich am unangenehmsten zu spielenden Mann zum Gegner. Der 23jährige aus Düsseldorf verwickelte den Müller-Bezwinger in eine intensiv geführte Begegnung, die ohne weiters auch in einem dritten Durchgang hätte enden können. Denn Morwind verjuxte im zweiten Heat eine 3:0 Führung die eigentlich Basis für eine Entscheidung in “drei” hätte sein müssen. Mayrhuber mühte sich bis dahin sichtlich mit dem couragierten Gegner, der seinerseits auch ganz gut den Slice von der Rückhand zum Einsatz brachte und geduldig von den Grundlinie agierte. “Schade es war knapp, aber der Franz spielt schon sehr gutes Tennis”, resümierte der letzte ausgeschiedene Deutsche, während Mayrhuber bereits in Richtung Tennisplatz war, um eine halbe Stunde später sogar noch eine weitere Runde gewonnen zu haben. Die Hintergründe und Ursachen für die ungeplante und trotzdem zustande gekommene halbstündige Farce brauchen wir im Nachhinein nicht mehr näher beleuchten. Es ist einfach schade, wenn zwei so großartige Tennisspieler wie Franz Mayrhuber und Mario Kiss ihr erstes Duell auf der Hobby-Tennis-Tour in einem unwürdigen Rahmen bestreiten. Gelitten darunter hat das Turnier, dem ein echtes Highlight verloren ging. Und verloren hat auch Mario Kiss, nämlich mit 1:6, 1:3 sowie die Chance auf das ersehnte finale Duell mit Alexander Geisler. “So tragisch nehme ich das jetzt nicht. Immerhin geht es in der heurigen Saison für mich um nichts mehr”, meinte der November-Super-4-Sieger von 2007. So ganz war ihm das Ende des Turniers aber doch nicht recht. Die Schuld für den unwürdigen Abschluss gab Kiss aber weder seinem Gegner noch dem Veranstalter, sondern den Second-Series-Spielern. Oder genauer gesagt dem neuen Quali-Modus, dem Kiss nichts positives abgewinnen kann. “Ich glaube die Verschiebung des Turnierprogramms kam nur durch diesen neuen Quali-Modus zustande. Ich denke man muss sich dessen Austragung in Zukunft nochmals genau überlegen. Er kostet mehr Zeit als er bringt. Ich persönlich verstehe überhaupt nicht, warum man den Second-Series-Spielern bei so einem großen Turnier entgegenkommen muss. Die Second-Series-Spieler haben keine Teilnahmebeschränkung. Sie können ohnehin jede Woche bei allen Turnieren mitspielen, während Leute wie ich nur ab Grand-Prix-Ebene spielen dürfen. Warum müssen diese Spieler daher bei einem Super-4-Turnier dabei sein. Und wenn sie das wollen, dann müssen sie halt damit rechnen, gegen einen starken Spieler eine auf die Mütze zu bekommen. Das ist nichts anderes als wenn ich bei einem ÖTV-Turnier antrete”, konkretisierte Kiss seine Kritik am neuen Quali-Modus.

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Claus Lippert, 10. November 2009