Faszination Masters – Die Vorschau auf die 21. Ausgabe

Als die erste von mittlerweile bereits 21 Ausgaben des Masters im Dezember 1990 über die Bühne ging, besuchte jener Mann der dieser Tage die meisten Masters-Starts unter den noch Aktiven vorzuweisen hat, noch die Volksschule. Und aufgeregt war Martin Kova damals im Dezember 1990 mit seinen zarten 7 Jahren wahrscheinlich eher weil das Christkind vor der Türe stand. Seither sind zwei Jahrzehnte vergangen, und das Masters übt so wie bei seiner Premiere noch immer eine besondere Faszination aus. Im Vorfeld wird diskutiert, analysiert und gefachsimpelt wie vor keinem anderen Event der Hobby-Tennis-Tour-Saison. Auch heuer war das nicht anders, doch nun wo die Tipps abgegeben, Vorschauen erstellt und Rackets bespannt sind, kann es endlich losgehen. Wir machen einen Blick auf die acht Kandidaten, die sich nach der verletzungsbedindgten Absage des Branchen-Besten bis einschließlich Dienstag um die Krone der Hobby-Tennis-Szene in Ostösterreich bewerben. Ein Bericht von C.L

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Kiss will mit Masters-Titel die Saison retten und Harbarth den Race-Sieg entreißen

2007 in seiner Premieren-Saison, in der er wie ein Wirbelwind aus dem Nichts auftauchend die Hobby-Tennis-Tour mit seiner Wucht und Power heimsuchte, stand er im Finale des Masters. Seitdem – man mag es kaum glauben – reichte es für den 3fachen Gewinner eines Grand-Slam-Turniers nicht mehr für eine Teilnahme am Showdown der besten acht Hobby-Tennis-Spieler Wiens. Die Rede ist von Mario Kiss, der sich drei Jahre nach seinem Masters-Debüt mit einer für ihn recht intensiven Saison für den abschließenden Höhepunkt des Jahres qualifizierte. 15 Turniere bestritt der 31jährige, wobei er neben Franz Mayrhuber und Alexander Geisler der einzige Spieler im Starterfeld ist, der bei keinem seiner Saison-Starts eine Erstrunden-Niederlage kassierte. Dennoch kann einer wie Kiss mit der zu Ende gehenden Spielzeit nicht zufrieden sein. Es ist nicht nur der Umstand, dass dem AZ-Tennisclub-Star nur zwei Titel beschieden waren, sondern vorallem, dass “Super-Mario” bei den “big events” relativ – und auf seine Maßstäbe umgelegt – erfolglos agierte. März-GP- und März-Super-Titel sind zwar ganz nett, mehr aber auch nicht. Für einen wie Kiss zählen halt nur die großen Titel, und um das Jahr 2010 als erfolgreiches bilanzieren zu können, soll am ersten Advent-Wochenende der Masters-Titel her. Zumal Kiss mit dem Masters ja wie schon oben erwähnt noch eine Rechnung offen hat. Im Endspiel 2007 segelte er eineinhalb Sätze lang auf Titel-Kurs, ehe ihm Harbarth noch den Sieg vor der Nase wegschnappte. Zur Revanche bekommt Kiss dieser Tage durch Harbarths Fehlen zwar keine Gelegenheit, dennoch könnte er den abwesenden Ranglisten-Ersten ärgern. Nämlich dann, wenn Kiss das Masters 2010 gewinnt und damit Harbarth im letzten Moment noch den längst sicher scheinenden Champions-Race-Sieg entreißen würde. Für Harbarth wäre es der vierte Race-Erfolg in Serie, für Kiss der erste Triumph.

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Thomas Guem, Shooting-Star 2010 und Masters-Debütant aus Tirol

Er ist erst seit Jänner dieses Jahres auf der Hobby-Tennis-Tour, und doch hat man bei seinen Starts das Gefühl, dieser Thomas Guem “slict & volliert” sich schon eine halbe Ewigkeit durch den Circuit. Ja dieser sympathische Tiroler hat sich prächtig auf der Tour eingefügt, sowohl menschlich als auch sportlich. Der 28jährige aus Schönwies ist ohne Zweifel der Shooting-Star des Jahres 2010. Als völlig unbekannter Nobody startete er im Jänner mit mäßigem Erfolg und zwei Erstrunden-Niederlagen in Serie, elf Monate später ist Guem als fixe Größe im Konzert der Besten etabliert. Trotz einer zweimonatigen Sommerpause stand Guem neben Harbarth und Kiss schon im September als Masters-Fix-Starter fest. Weil der Tiroler vorallem ein glänzendes Frühjahr spielte und mit vier Saison-Titeln den Grundstein für seine Quali legte. Guem ist somit der Masters-Starter mit den meisten Turniersiegen im Jahr 2010 und für viele Insider auch ein Geheimtipp für das Saison-Abschluss-Turnier. Seine Formkurve zeigte zuletzt mit dem erreichten Semifinale beim November-GP wieder nach oben, und das er für seine Gruppen-Gegner eine mehr als unangenehme Hürde sein wird, stellte der einzige Masters-Debütant im Feld heuer mehrmals unter Beweis. Wie erfolgreich Guems Premieren-Saison auf der Tour war, belegt auch der Umstand, dass sich “Tommy Gee” gemeinsam mit Mario Kiss um den inoffiziellen Titel “Spieler mit den meisten Saison-Einzelsiegen” duelliert. Vor dem Auftakt steht es da 41:41.

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Franz Mayrhuber, der Mann für die großen Turniere will als vierter Spieler der Geschichte seinen Masters-Titel mit Erfolg verteidigen

Er ist ohne Zweifel der Mann für die großen Momente und die großen Turniere. Im August 2009 krallte er sich die olympische Tennis-Goldmedaille, Ende November verhinderte er in einem packenden Final-Krimi den Masters-Titel-Triplepack von Andreas Harbarth, und heuer im Mai hievte er sich mit dem Sieg bei den “French Open der Hobby-Tennis-Tour” endgültig in höchste Sphären der Szene. Eine Titel-Konstellation, die so in 21 Jahren noch keinem Spieler gelang, und die Franz Mayrhuber Anerkennung und Bewunderung bei der Kollegenschaft bescherte. Der Tennis-Opa spielt mit seinen 45 Jahren im Konzert der Jungen noch immer die erste Geige, und als Titelverteidiger zählt der Champions-Race-Vierte bei Insidern und Experten auch dieser Tage zum engsten Kreis der Topfavoriten. Erst recht, als sein großer Rivale der letzten Monate Andreas Harbarth aufgrund seiner Fingerverletzung zum Zuschauen verurteilt ist. Mit drei Turniersiegen im Jahr 2010 (April-Grand-Prix, Mai-Grand-Slam und Oktober-Grand-Prix) qualifizierte sich Mayrhuber zum zweiten Mal hintereinander für das Masters, wo ihm nun als erst viertem Spieler der Geschichte das Kunststück gelingen könnte, einen Masters-Titel mit Erfolg zu verteidigen. Die drei glorreichen Helden, denen dieser Coup in der Vergangenheit gelang heißen Christian Kainz, Bernhard Nagl und Andreas Harbarth. Und wir wissen ja! Mayrhuber ist der Mann für die großen……..!

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Das ewige Reizthema – gehört einer wie Kramer zum Masters oder nicht

Es ist wie jedes Jahr im Vofeld des Masters! Eine hitzige und intensive Diskussion ist entbrannt, was Spieler wie Christoph Kramer beim Masters machen. Und so wie fast immer im Leben, gibt es zwei Seiten der Argumentation, die hieb und stichfest und vorallem glaubhaft klingen. Wenn ein Spieler 13 Mal in der ersten Runde verliert, und vier Mal als Gesetzter mit Freilos im Achtelfinale sang- und klanglos ausscheidet, dann argumentieren Kritiker wohl zu Recht, dass er einen der acht Masters-Startplätze für einen besseren Spieler blockiert. Allerdings müssten sich diese besseren Spieler halt auch “bewegen”, um einen Tennis-Enthusiasten wie Kramer in die Schranken zu weisen. Denn solange einer wie Kramer Woche für Woche – und das im wahrsten Sinne des Wortes – Tennis mit Begeisterung spielt und den “faulen” Kollegen vorlebt wie es gehen könnte, wird der 28jährige seinen Masters-Startplatz fix haben. Kein Spieler bestritt heuer mehr Single-Macthes als der Leopoldsdorfer, nämlich 63 an der Zahl, gefolgt übrigens von David Hühne mit 62. Von seinen Turnier-Starts ganz zu schweigen, sind doch die 34 Teilnahmen im Jahr 2010 nicht einmal die imposanteste Zahl rund um Kramers einzigartige Tour-Rekorde. Seit November 2007 hat der 28jährige kein Tour-Event verpasst und unglaubliche 110 Turniere in Serie bestritten. Und noch ein Kramer-Rekord zum Drüberstreuen! Christoph ist der erste und einzige Spieler der Geschichte, dem es gelungen ist, sich drei Mal in Folge sowohl für das Einzel- als auch das Doppel-Masters zu quaifizieren.

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Martin Kova zum 12. Mal beim Masters, obwohl er der Jüngste im Feld ist

Was soll man über Martin Kova vorallem im Vorfeld eines Masters-Turniers noch sagen und schreiben. Er ist trotz seines jungen Alters bereits eine Legende im Hobby-Tennis-Bereich Ostösterreichs. Mit 27 Jahren ist Kova der jüngste Spieler im Masters-Starterfeld und doch der mit Abstand routinierteste. 11 Mal stand der ehemalige Ranglisten-Erste schon im elitären Achter-Feld, und damit öfters als die gesamte restliche Masters-Konkurrenz mit bisher 9 Teilnahmen. Keiner weiß besser was beim Masters abgeht, und keiner hat mehr beim Round-Robin-Höhepunkt erlebt als der Champions-Race-Sechste. 4 Mal crashte Kova in der Vorrunde aus dem Bewerb, vier Mal erreichte er das Halbfinale, und neben einem verlorenen Endspiel im Jahr 2002, konnte sich der 29fache Turniersieger auch zwei Mal in die Siegerliste des Masters eintragen. Heuer macht Kova also mit seinem bereits 12. Masters-Start das Dutzend voll, womit er nur mehr eine Teilnahme hinter Claus Lippert (13 Mastersteilnahmen) liegt. Wenn der 27jährige am Freitag Abend zu seinem ersten Gruppenspiel gegen Debütant Thomas Guem auf den Platz kommen wird, dann wird er bereits sein 44. Masters-Einzelmatch seiner außergewöhnlichen Karriere bestreiten. Obendrein spielt Kova am Abend das 520. Single seiner Laufbahn. Chancen auf Masters-Titel Nr. 3? Geht es nach den Experten dann liegen die bei Null. Seit April 2006 wartet Kova ja bekanntlich auf Karriere-Titel Nr. 30, und eigentlich – so die Experten – gelte für Kova das Gleiche wie für Kramer. Bei 30 Saisonturniern war für Kova 17 Mal in Runde 1 Endstation! Die Diskussion kann daher weitergehen!

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Thomas Müller kämpft darum, erste Saison ohne Turniersieg zu verhindern

Der Masters-Sieg muss her, ansonsten wird Thomas Müller erstmals seit seiner Tour-Zugehörigkeit eine volle Saison ohne Turniersieg abschließen. Er, der im Sommer 2009 die Rasensaison wie noch kein Spieler vor ihm dominierte, der sich im “Wimbledon der HTT” zum Rasenkönig krönte und der sogar für 13 Wochen den Ranglisten-Thron als Nummer 1 der Entry-List erklimmen konnte, ist momentan ein wenig aus dem Rampenlicht verschwunden. Der 40jährige vom WAC macht anders als die Jungen seinen Spaß am Tennis nicht von Resultaten abhängig, sondern von den Fortschritten, die er in einer Zeit der immer stärker werdenden Tour – auch ohne große Titel und Erfolge macht. Mit dem Finaleinzug beim September-Super-4-Turnier rettete Müller eine Saison, die sonst ergebnistechnisch eher durchwachsen verlief. Allerdings hat der Routinier genügt Klasse und diese im Finish der Saison auch ausgespielt, um sich zum dritten Mal in Folge für das Masters qualifizieren zu können. 2008 scheiterte er erst im Semifinale an Markus Seitner, ehe er im Vorjahr trotz zwei Vorrunden-Erfolgen und dem prestigetächtigen Sieg über Branislav Grznar nach der Gruppen-Phase die Heimreise antreten musste.

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Und noch ein Tiroler beim Masters – Alex Geisler geht hochmotiviert auf den Titel los

Mitten in der Bundeshauptstadt Wien wird dieser Tage beim Masters “tirolerisch” gesprochen. Neben Thomas Guem steht mit dem “French Open-Champion der HTT von 2009” Alexander Geisler ein weiterer Tennis-Crack aus dem “heiligen Land” im 8er-Starterfeld des Masters. Und obendrein einer, dem Experten dieser Tage den großen Wurf zutrauen. Der 30jährige Zillertaler geht voll motiviert in den Saison-Abschluss, auch trotz der vor wenigen Tagen erlittenen Final-Niederlage beim November-GP-Turnier gegen Markus Kurzemann. “Ich bin heiß auf dieses Turnier, und ich würde nicht sehr gerne gegen mich selber spielen”, läßt Geisler die Konkurrenz “verbal” erzittern. Im Vorjahr scheiterte er als großer Favorit im Halbfinale an Franz Mayrhuber, eine Scharte die der Tiroler heuer ausmerzen möchte. Mit der erfolgreichen Titelverteidigung beim Juli-Grand-Prix feierte Geisler heuer zwar nur einen Turniersieg, da keiner seiner acht Turnierstarts aber vor dem Viertelfiale endete, schaffte Geisler quasi am letzten Abdruck doch noch die zweite Masters-Quali in Folge.

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Markus Seitner am Ziel Masters-Quali gescheitert und doch zum 3. Mal in Folge dabei

Für die meisten Spieler war die Masters-Quali nichts anderes als das Ergebnis ihrer Saisonleistungen und ein schöner Nebeneffekt, sich nach einem langen Tennisjahr noch einmal auf höchster Ebene mit den Kollegen messen zu können. Sie ließen es “passieren”, während ein Spieler krampfhaft und mit aller Gewalt das Saisonziel Masters reaslisieren wollte. Mit dem Resultat, dass er sich eigentlich nicht für den Saisonhöhepunkt qualifizieren konnte. Wäre Renee Glatzl am vergangenen Sonntag nicht eine Brachial-Vorhand ausgekommen, würde Andreas Harbarth dieser Tage um seinen dritten Masters-Titel kämpfen und Markus Seitner daheim vor dem Live-Ticker sitzen. Der Salzburger verzettelte sich in einem Kampf an der Nebenfront, vergeudete mehr Kraft mit Diskussionen ob er denn nun WTB-Spieler wäre oder nicht, anstatt sich wie alle anderen Spieler auch “on court” weiter zu entwickeln. Die Traumsaison 2008, als Seitner mit nur einer einzigen Niederlage auf Sand zum ungekrönten Aschen-König avancierte, ist nicht mehr als eine schöne Erinnerung. 10 Titel hat er in seiner Karriere seit 2007 bisher gewonnen, für Nummer 11 fehlte in drei Endspielen Konstanz und Zeit. Aber vielleicht kann uns Madmax ja an diesem Wochenende eines Besseren belehren.

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Claus Lippert, 26. November 2010