Der neue Quali-Modus beim 14. November-Super-4-Turnier

Freitag 6. November 2009 – die Second-Series-Szene jubelt! Mit dem neuen Modus in Form eines Quali-Turniers mit zwei zu spielenden Runden, wird die Teilnahme der vielen Underdogs auf der Hobby-Tennis-Tour endlich auch bei den “big events” sinnvoll. Khandroo & Co sind in der neuen Quali also gleich zweimal engagiert, ehe als mögliche Belohnung ein Duell mit der Elite wartet. Beim aktuellen November-Super-4-Turnier wird dieses System seit Freitag Abend erstmals in die Realität umgesetzt. Wie der neue Quali-Modus ankommt, wie er sich in der Praxis bewährt, wird erst das anstehende Wochenende zeigen, doch einen ersten kleinen Makel musste der Veranstalter schon am Donnerstag Abend vor der Auslosung zur Kenntnis nehmen. Dem Aufruf, diese neue Form der Quali möglich zu machen, folgten nämlich mehr als die nötigen 16 Second-Series-Spieler. Und so mussten schon vor der Auslosung zur Quali drei der insgesamt 19 Stars der letzten Tour-Serie per Los in den Hauptbewerb gehievt werden. Die “Glücklichen” heißen Stephan Kallab, Immanuel Plass und Christoph Eigenseder. Ein zweifelhaftes Glück, was aber so manch Topspieler der Tour nicht verstehen kann. Ein Bericht von C.L

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Hannes Gellner gewinnt nach 14monatiger Tour-Pause gegen Sebastian Somloi

Die Stars der Hobby-Tennis-Tour müssen sich endlich von dem Gedanken verabschieden, dass Quali zu spielen für die schwächeren Tour-Teilnehmer eine Qual oder gar Strafe bedeutet. Ganz im Gegenteil. Was für die besten Akteure im Circuit undenkbar scheint, genießen die Asse aus der zweiten Reihe in vollen Zügen. Quali spielen ist “in”, Quali spielen macht Spass, und Quali spielen macht Sinn. Als erste Second-Series-Spieler hatten am Freitag Abend Hannes Gellner und Sebastian Somloi Gelegenheit, bei einem Super-4-Turnier auf “Gleichstarke” zu treffen und Super-4-Atmosphäre zu schnuppern, ohne ein Debakel befürchten zu müssen. Gleich vorweg, beide Akteure waren voll begeistert. “So macht das viel mehr Spass”, bekannte sich Hannes Gellner zum neuen System, durch das er am heutigen Samstag noch ein weiteres Mal Gelegenheit für eine Super-4-Partie bekommt. Denn in Runde 1 blieb der Frankreich-Heimkehrer am gestrigen Abend gegen Somloi in 1:53 Stunden mit 7:6, 7:5 siegreich. Damit feierte Gellner nach 14monatiger Tourpause ein mehr als gelungenes Comeback, auch wenn spielerisch nicht alles nach Wunsch lief. Natürlich war das Match am 7er-Court durch viele Leerläufe und Eigenfehler geprägt, doch aufgrund des Umstandes, dass der Sieger mehr als ein Jahr pausierte, und der Unterlegene erst seit einem Jahr trainiert, waren beide Spieler danach nicht unzufrieden. “Der Sebastian hat ganz gute Anlagen. Ich musste mich anstrengen, um nach einem Jahr Pause ein paar halbwegs gute Schläge zu machen. Insgesamt hatte ich die Partie aber immer unter Kontrolle”, analysierte Gellner. “Das war eine Steigerung zum letzten Mal. Das Match war gar nicht schlecht, und am Ende richtig knapp”, war auch der unterlegene Somloi” von seinem dritten Karriere-Single angetan.

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Marcus Rotter überlegt trotz Sieg zum Quali-Auftakt ein Karriere-Ende

Ebenfalls in der zweiten Qualifikationsrunde stehen Marcus Rotter und Rene Karlik. Während Rotter seinen türkschen Auftaktgegner Adem Koese in nur 35 Minuten vom Platz jagte und sich souverän für das – um den Austieg in den Hauptbewerb – entscheidende zweite Match qualifizierte, musste Rene Karlik gegen Günter Zack über die volle Distanz von drei Sätzen gehen. Zurück aber zu Marcus Rotter, der am Freitag Abend weniger durch seinen ungefährdeten November-Super-4-Start für Aufsehen sorgte, als vielmehr durch die Ankündigung, im kommenden Jahr womöglich die Tour zu verlassen. “Es ist noch nicht sicher, aber ich überlege derzeit ernsthaft, mich in der kommenden Saison zurückzuziehen. “Private Gründe wären dafür verantwortlich”, ließ Rotter verlautbaren. Davor freilich will der 35jährige auf jeden Fall noch die Saison zu Ende spielen, und damit auch seine Chancen auf den im Visier befindlichen Kramer-Rekord von 75 in Serie gespielten Turnieren wahren. Mit dem Kantersieg über Koese ist der Ottakringer auch schon seit 30 Turnieren ohne Unterbrechung am Start. Zu einem ganz interessanten Duell wurde auch die dritte und letzte Quali-Partie des ersten Tages zwischen dem Oktober-Second-Series-Sieger von 2006 Rene Karlik und Günter Zack. Beide Spieler waren hier beim November-Super-4-Turnier zum dritten Mal am Start, ohne freilich bei den beiden Auftritten davor ein Match gewonnen zu haben. Karlik unterlag im Jahr 2006 Raimund Aigner in Runde 1, und verlor das Auftaktmatch im Jahr 2007 gegen Ronald Raith. Zack wiederum musste sich 2004 gegen Tour-Oldie Johann Krammer geschlagen geben, und auch ein Jahr später war in Runde 1 gegen Tashi Liu nichts zu holen. Fast zwei Stunden lang duellierten sich die beiden Second-Series-Stars um diesen “ersten November-Super-4-Einzelsieg ihrer Karriere”, mit einem ständigen Auf und Ab, und einem abwechslungsreichen Spielverlauf. Karlik legte den besseren Start hin, führte rasch 5:2 um Satz 1 schließlch mit 6:4 für sich zu entschieden. Zack konterte, schaffte mit 6:2 den Satzausgleich und blieb so im Rennen um den Aufstieg in Quali-Runde Nr. 2. Nach 1:54 Stunden hatte im Finish dann aber wieder Rene Karlik das bessere Ende für sich. Der 25jährige blieb cool, nützte die konditionellen Probleme seines Gegenübers und fixierte mit 6:4, 2:6, 6:4 den nicht unverdienten Aufstieg. “Am Anfang ist es ziemlich gut gelaufen, dann habe ich wieder einmal geschwächelt. Gott sei Dank bin ich im dritten Satz noch einmal zurück gekommen”, resümierte Karlik, während Günter Zack ein wenig unglücklich zurück auf die spannende Quali-Partie blickte. “Der Karlik hat tadellos gespielt. Mir ist im dritten Satz auch ein wenig die Kraft ausgegangen”.

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Mario Kiss mit Auftakt-Furioso in nur 33 Minuten weiter, hofft auf Finale gegen Geisler

Der allererste Sieger des 14. November-Super-4-Turniers heißt aber Mario Kiss. Der Champion von 2007 deklassierte im Eröffnungsmatch am Centercourt einen heillos überforderten Thomas Peyerl und sorgte mit einem 6:0, 6:0 in rekordverdächtigen 33 Minuten für einen echten Paukenschlag zum Auftakt des letzten Super-4-Saison-Turniers. Denn der 30jährige, der seinen atemberaubenden Kurz-Auftritt nicht überbewerten wollte, warf der Konkurrenz mit seiner Start-Gala den Fehdehandschuh hin. Kiss demonstrierte Stärke und eindrucksvoll seine Klasse, und das gegen einen Mann, der heuer mit vielen famosen Darbietungen sich selbst schon einen Namen im Circut machte. Doch gegen die Power und die Präzision, mit der “Super-Mario” am Freitag Abend zu Werke ging, war für den August-Second-Series-Sieger nichts zu machen. Im Gegenteil: Dermaßen abserviert wurde “Tom” in seiner mittlerweile auch schon 77 Turniere umfassenden Karriere noch nie. “So ein starker Gegner ist mir hier auf der Tour noch nie untergekommen”, zeigte sich der unterlegene Peyerl sichtlich beeindruckt und fast ein wenig geschockt. “Keine Ahnung was genau los war, aber ich habe für meine Begriffe gar nicht so schlecht gespielt. Der David Hühne meinte, ich hätte zu großen Respekt gehabt. Ich habe den Kiss zwar noch nie spielen gesehen, habe ich habe gehört und gelesen, dass er sehr druckvoll spielt und gut serviert. Heute hat er auch wahnsinnig retourniert. Die Returns sind teilweise schneller gewesen als meine Aufschläge davor. Vielleicht war es doch der Respekt. Nächste Woche beim First-Series-Turnier will ich aber wieder voll angreifen und ein gutes Resultat holen”, so Peyerl nach seinem 125. Karriere-Single. Mario Kiss hingegen scheint bei seinem dritten November-Super-4-Start in Serie neuerlich “Großes” vorzuhaben. “Bei der Auslosung ist das Finale eigentlich Pflicht. Im Achtelfinale können zwar sowohl Seitner als auch Stabrawa unangenehm spielen, aber wenn ich mich halbwegs normal anstelle, dann sollte nichts schief gehen. Im Halbfinale erwarte ich ziemlich sicher den Thomas Müller, und gegen den Tom habe ich noch nie verloren. Er ist zwar nicht umsonst die Nummer 2 der Hobby-Tennis-Tour, aber ich rechne trotzdem mit dem Finaleinzug. Und im Endspiel möchte ich den Geisler haben”, so der November-Super-4-Champion von 2007.

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David Hühne mit 6:7, 6:7 gegen Martin Mayerhofer zur 6. Erstrunden-Niederlage in Folge

“Ich bin am Tiefpunkt meiner Karriere”, meinte ein geknickter David Hühne und sprach unmittelbar nach seinem Auftaktmatch beim November-Super-4-Turnier das aus, was sich so mancher Beobachter seines Erstrunden-Duells mit Martin Mayerhofer dachte. Es war nicht nur die Performance, mit der Hühne gegen einen gefinkelt spielenden Gegner “alt und unbeholfen” wirkte, sondern auch der ergebnistechnische Nullpunkt, der mit seinen mageren Leistungen in den letzten Wochen einher geht. Der 29jährige vom Bodensee kassierte am Freitag Abend gegen den jüngeren Mayerhofer mit 6:7, 6:7 die bereits sechste Erstrundenniederlage in Folge. Den letzten Einzelsieg konnte Hühne am 30. August gegen Markus Hobiger einfahren, danach ging es mit der deutschen Nummer 2 der Hobby-Tennis-Tour stetig bergab. Dabei muss man gar nicht soweit zurückblicken, um sich Hühnes absolutes Karriere-Hoch in Erinnerung zu rufen. Mit dem Schwung und Aufwind nach seinem ersten Tour-Titel beim Oktober-WTB 2008, spielte sich der Singener in der folgenden Hallensaison bis in die Nähe höchster Sphären im Circuit. Genau vor einem Jahr bei der letzten November-Super-4-Ausgabe glänzte der Deutsche mit einer Top-Performance. “Vom besten Indoor-Match seiner Laufbahn” sprachen viele Insider nach seinem spektakulären Erfolg im Achtelfinale gegen Victor Stabrawa. Und wer weiß, was für Hühne damals möglich gewesen wäre, hätte sich nicht in der nächsten Runde Überflieger Florian Böhm als unüberwindbare Hürde aufgebaut. Sogar Böhm lobte damals: “Der David war jener Gegner, gegen den ich am meisten machen musste”. Hühne war obenauf, spielerisch nahe an die Elite herangerückt, körperlich auf einem Top-Niveau und bereit für große Taten. “Ich greife 2009 voll an und will ins Masters”, kündigte er vor einem Jahr an. Nun, vom Masters ist dieser Tage längst nicht die Rede, viel eher muss Hühne aufpassen, nicht zum Jahresende aus den Top 20 zu rutschen. Statt Masters steht in den nächsten Wochen wohl First-Series an, um wenigstens einen Saisonausklang mit kleinem Erfolgserlebnis feiern zu können.

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Verbales Fernduell zwischen David Hühne und Martin Mayerhofer

Am Freitag Abend jedenfalls zeigte sich der 29jährige Süddeutsche bei seinem 3. November-Super-4-Start und im 125. Single-Match seiner Karriere weit weg von der vorjährigen Bestform. Hühne fand in den 110 Minuten seines Duells mit Mayerhofer kein Mittel, um den taktisch klug und raffiniert agierenden Gegner zu gefährden. Hühne machte zwar phasenweise noch Druck wie in alten Tagen, doch die Streuung bei seinen Angriffsbällen war unter aller Kritik. Dementsprechend sauer reagierte der 29jährige. “Das ist ein Witz. Der Mayerhofer hat überhaupt nichts für das Match getan. Ich hatte mich auf ein schönes Spiel gefreut, und dann das. Wenn ich ein bißchen mehr trainiere, dann schlage ich ihn sowieso”. Mayerhofers Konter: “Laut meinem Gegner habe ich schlecht gespielt. Aber er ist selber Schuld, wenn er mit meinen Bällen nichts anfangen kann. Der Slice ist nunmal auf Teppich effektiv. Wenn er sich nicht einstellen kann darauf, dann ist das sein Problem”. Der 23jährige schlug am Freitag Abend übrigens zwei Fliegen mit einer Klappe. Weil er mit den zwei gewonnenen Tie-Breaks nicht nur erfolgreich Revanche an David Hühne für die mehr als schmerzliche 3:6, 1:6 Auftakt-Niederlage beim heurigen Februar-WTB-Turnier nahm, sondern sich auch für seine böse Erstrundenpleite beim letztjährigen November-Super-4-Turnier rehabilitierte. Damals setzte es gegen Mario Kiss beinahe das heurige Peyerl-Schicksal und mit 2:6, 0:6 einen richtig heißen Satz hinter die Ohren.

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Claus Lippert, 7. November 2009