7. Doppel-Masters mit 2 großen Fragen

Mit einem ganz großen Favoriten, fünf aussichtsreichen Herausforderern und zwei totalen Außenseitern geht am bevorstehenden Wochenende die 7. Doppel-Masters-Auflage beim TC Top Serve in Wien-Simmering in Szene. Nach insgesamt 33 Saison-Doppel-Turnieren wird ab Freitag Nachmittag im gewohnt traditionellen Round Robin Modus das beste Doppel-Team des Jahres gesucht. Vor dem ersten Aufschlag zum finalen Doppel-Showdown beherrschen zwei große Fragen die Schlagzeilen! Werden die Saison-Dominatoren Gerald Scheller und Patrick Schwing mit dem Gewinn des Masters-Titels iher Favoritenrolle gerecht, oder können die Titelverteidiger Andreas Harbarth und Stefan Rieger ihr sensationelles Husarenstück aus dem Vorjahr wiederholen? Eine Vorschau von C.L

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Scheller und Schwing wollen Finalniederlage von 2007 vergessen machen

Sie sind die großen Abräumer der heurigen Doppel-Saison, die klaren Favoriten beim 7. Doppel-Masters 2010 und – zumindest wenn es nach der Statistik geht – am Titelgewinn beim Saison-Abschluss der Top-Doppel-Teams nicht zu hindern. Die Rede ist natürlich vom topgesetzten Duo Gerald Scheller und Patrick Schwing, das heuer endgültig den Durchbruch ganz an die Spitze der HTT-Doppel-Szene schaffte. Zwei Grand-Slam-Erfolge (im Mai und September), insgesamt vier Saison-Siege und das überlegen gewonnene und vorzeitig entschiedene Champions-Race zeugen eindrucksvoll davon. Um einer nahezu perfekten Doppel-Saison nun noch die Krone aufzusetzen, wollen Scheller und Schwing zum Abschluss jetzt noch erstmals den Sieg beim Masters davontragen. Beim prestigeträchtigsten Doppel-Event der Hobby-Tennis-Tour zu triumphieren und damit eine Mega-Saison zu krönen ist aber nicht alles, was Gery & Patrick an diesem zweiten Oktober-Weekend mächtig antreibt. Die beiden Doppel-Stars haben mit dem Masters auch noch eine offene Rechnung zu begleichen, und zwar aus dem Jahre 2007. Damals am 20. Oktober vor drei Jahren standen Scheller und Schwing schon einmal im Finale, das aber letztlich gegen Korger-Heuberger mit 8:10 im Champioons-Tie-Beak verloren ging. Ein glücklicherer Spielverlauf, und Schwing wäre damals zum zweiten Mal nach 2004 Doppel-Masterssieger gewesen. Das möchte der 20jährige heuer nachholen, und geht es nach der Statistik, dann wird der ehemalige Ranglisten-Erste sechs Jahre nach seinem ersten Doppel-Masters-Titel erneut den Sieger-Pokal entgegennehmen können. Denn nur ein einziges Mal waren in der Geschichte der Hobby-Tennis-Tour Champions-Race-Sieger und Masterssieger im Doppel nicht ident. Und Race-Champions-Gewinner sind Scheller und Schwing bekanntlich ja bereits!

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Können Harbarth-Rieger sensationellen Vorjahres-Coup wiederholen?

Es war ohne Zweifel eine der größten Sensationen der Doppel-Geschichte, als sich Andreas Harbarth und Stefan Rieger exakt vor einem Jahr mehr als überraschend zu den Doppel-Masterssiegern der Hobby-Tennis-Tour kürten. Im wahrscheinlich stärksten, vorallem aber ausgeglichensten 8er-Feld aller Zeiten, realisierten die beiden Freunde beim wichtigsten Doppel-Turnier des Jahres ihr ganz persönliches Tennis-Märchen. Entgegen aller Prognosen und Experten-Meinungen setzten sich Harbarth und Rieger gegen die weitaus höher eingeschätzte Konkurrenz durch, am Ende schaute zusätzlich sogar noch der Champions-Race-Sieg heraus. Doch können die beiden Titelverteidiger den schlagzeilenträchtigen Vorjahres-Coup wiederholen? Ja, glauben die Gegner! Es wird wie schon beim letzten Mal auf Stefan Rieger ankommen. Der 30jährige ist das ganz große Fragezeichen im Team der an Nummer 2 gesezten Vorjahres-Champs. Kann er eine starke Leistung abrufen und erneut über sich hinauswachsen, dann ist den Hallen-Grand-Slam-Siegern von 2009 wirklich alles zuzutrauen. Die solide Basis im Team der Champions-Race-Zweiten bildet wie immer Andreas Harbarth. Auch wenn der 27jährige Schwechater bei den Kollegen nicht als der große Doppel-Spezialist angesehen ist, so bringt er mit seiner individuellen Klasse doch die vermeintlich stärkeren Doppel-Teams immer wieder in Bedrängnis. Und dazu ist Harbarth mit seiner vierten Doppel-Masters-Teilnahme gemeinsam mit Patrick Meinhart (ebenfalls vierte Teilnahme) jener Mann unter den aktuellen Masters-Startern, der die meiste Routine im Kampf um die Doppel-Krone mitbringt. Kuriosum am Rande: Harbarth und Rieger sind das einzige Team im 8er-Feld, das sich ohne Saison-Turniersieg qualifizieren konnte.

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Nach vier Jahren Pause mischt wieder eine Frau beim Doppel-Masters mit

Nach vierjähriger Unterbrechung ist es wieder soweit. Beim Doppel-Masters mischt mitten in der Phalanx der Herren eine ambitionierte junge Dame mit. Rebecca Riemer hat sich als zweite Frau der Tour-Geschichte für ein Hobby-Tennis-Tour-Masters qualifiziert, und wird am kommenden Wochenende an der Seite von Patrick Meinhart versuchen, das Beste aus der ihnen umgehängten Außenseiterrolle zu machen. Fast verfrüht machte vor wenigen Tagen das Gerücht die Runde, Rebecca Riemer wäre die erste Frau bei einem der insgesamt 27 Mastersturniere (Einzel & Doppel). Erst der Blick in die Archive machte klar, für dieses Novum sorgte schon vor 5 Jahren eine gewisse Jeannine Hos, die gemeinsam mit Papa Reinhard sogar zweimal – nämlich 2005 und 2006 – zu Masters-Ehren kam. Seis drum, an der Leistung von Rebecca Riemer in der zu Ende gehenden Saison ändert das nichts. Und mit dem Auftritt der Tennis-Beau hat die heruige Auflage auch optisch einiges zu bieten. Doch die junge Niederösterreicherin möchte wohl mehr als nur “gute Figur” machen, und gemeinsam mit Patrick Meinhart für eine Überraschung sorgen. Bei 11 Turnierstarts hat man genügend Punkte gesammelt, um sich souverän auf Rang 3 der Champions-Race-Zwischenwertung zu setzen und ungefährdet für das Masters zu qualifizieren. Mit zwei Turniersiegen (beim Juli-WTB und zuletzt beim September-First-Series) weiß man aber auch, wie sich Doppelerfolge anfühlen. Trotzdem: Schon das Überstehen der Gruppenphase wäre eine Topsensation. Und so winkt Patrick Meinhart bei seinem vierten Doppel-Mastersstart in Serie seit 2007 zum vierten Mal ein Vorrunden-Aus.

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Peyerl-Wenitzky zum zweiten Mal nach 2008 beim Doppel-Masters am Start

Während am vergangenen Wochenende beim TC Terra Rossa ein Großteil der beim September-Grand-Slam-Turnier am Start befindlichen Doppel-Teams um einen Masters-Startplatz zitterte, machten sich Thomas Peyerl und Peter Wenitzky schon seit längerer Zeit keine Sorgen um ihr angestrebtes Masters-Ticket. Denn während sich viele namhafte Top-Paarungen über die Saison hinweg rar machten und am Ende weinerlich ihre Zuseherrolle beklagten, hatten “Tom & Peter” schon im Sommer als klar gemacht. Mit 14 Doppel-Starts und dem Höhepunkt Juni-Second-Series-Titel legten die beiden Top-Serve-Spieler den Grundstein für die vorzeitige Quali und den hervorragenden vierten Champions-Race-Platz. Der allerdings kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Juni-Second-Series-Doppel-Sieger die klarsten Underdogs im Feld sind. Und so wird es wohl verdammt schwer werden, das Ergebnis des ersten gemeinsamen Masters-Starts von 2008 zu verbessern, als die beiden Außenseiter mit einer 0:3 Bilanz in der Vorrunde scheiterten.

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Kramer will zum dritten Mal in Serie ins Halbfinale – diesmal mit Stefan Schwing

Eigentlich wollte sich Tour-Rekordler Christoph Kramer ja mit Michael Karner für das Doppel-Masters qualifizieren. Doch dann kam alles anders, entdeckte Kramer die grandiosen Qualitäten eines Stefan Schwing, und realisierte so eben mit dem 19jährigen seine dritten Doppel-Masters-Teilnahme in Serie. Und glaubt man auch in diesem Fall wieder einmal der Statistik, dann kann sich Stefan Schwing am Wochenende über einen Halbfinalplatz beim Masters freuen. Denn sowohl 2008 (mit Bernhard Nagl) als auch 2009 (mit Nenad Vladusic) führte Kramer seine Partner souverän in die Vorschluss-Runde. Die Leaderrolle heuer scheint freilich noch nicht verteilt, weil ihm mit Schwing ein echt genialer Doppelspieler zur Seite steht. Nur wenige Akteure im Circuit haben ähnlich viel Touch im Handgelenk wie der 19jährige, der übrigens schon im Jahre 2004 einmal im Doppel-Masters-Finale stand.

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Minimalisten-Duo möchte Vorjahres-Schmach vergessen machen

Die Minimalisten im Feld – zumindest wenn es nach der bisherigen Doppelsaison geht – heißen ohne Zweifel Roland und Martin Mayerhofer. Das Brüderpaar löste mit ganzen drei Turnierstarts zum dritten Mal in Folge ein Masters-Ticket und hofft nach der Vorjahres-Enttäuschung auf Wiedergutmachung und ein ähnlich starkes Resultat wie beim Masters-Debüt vor zwei Jahren, wo sich die Mayerhofers bis ins Finale vollierten. Beim Juli-Grand-Prix-Turnier überraschte man mit dem Finalerfolg über das Duo Geisler-Philipp und rettete so ergebnistechnisch eine eher magere Saison. Beim Showdown der Top 8 aber muss man mit Roland und Martin in jedem Fall rechnen. Am Netz ist das Brüder-Duo von allen Teams wohl am höchsten einzustufen, und in Sachen Motivation sollten die Mayerhofers heuer ja auch brennen. Es gilt die schmerzhafte Vorjahres-Pleite auszubügeln, als man mit 2:1 Vorrunden-Siegen aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses vorzeitig die Heimreise antreten musste. Ein ähnliches Schicksal sollte den Finalisten von 2008 diesmal erspart bleiben, wenngleich es in der Vorrunde erneut zum Duell mit Harbarth-Rieger kommen wird. Und die beiden wares es ja bekanntlich, die mit ihrem Sieg im Eröffnungsspiel das Mayerhofer-Unheil eingeleitet hatten.

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Kova & Liu – sind sie heuer die Überraschung des Masters-Turniers?

Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass ein erfolgreiches und arriviertes Duo wie Martin Kova und Tashi Liu beim Masters als “Newcomer” tituliert werden muss. Denn während Martin Kova im Jahre 2005 zumindest schon einmal Doppel-Masters-Luft schnuppern durfte, feiert Asiens Doppel-Spezialist Tashi Liu dieser Tage seine Masters-Premiere. Einem starken Saisonbeginn mit dem Erfolg beim TK Eden, folgte eine eher durchwachsene restliche Doppel-Saison, wenngleich Kova & Liu deshalb aber nicht in eine Außenseiterrolle zu rücken sind. Im Gegenteil: Der routinierte Kova und der drahtige Liu könnten an diesem Wochenende für eine Überraschung sorgen.

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Seitner & Hühne – die Spezialisten wenn es darum geht, sich nicht aus eigener Kraft für das Doppel-Masters zu qualifizieren

Was für ein Glück! Weil die “French-Open-Finalisten” Robert Rath und Alexander Neuhauser auf ihren Masters-Startplatz verzichten, rücken die Februar-Super-4-Sieger Markus Seitner und David Hühne am letzten Abdruck ins 8er-Feld. Dennoch gilt das deutsch-österreichische Duo als Spezialist wenn es darum geht, sich nicht aus eigener Kraft für das Doppel-Masters zu qualifizieren. Im Vorjahr schrammten Seitner-Hühne beim letzten Terra-Rossa-Turnier mit einer Finalniederlage an der Quali vorbei, Rang 9 im Race reichte damals nicht. Und heuer: Da lagen der Salzburger und der Mann vom Bodensee zwar endlich einmal auf Rang 8, diesmal allerdings gemeinsam mit dem Duo Kova-Liu. Und weil die beiden bei Punktegleichheit und je einem Saisontitel eine Finalteilnahme mehr in der Saisonbilanz stehen hatten, drohte den “Spezialisten” eine zweite hauchdünn verpasste Masters-Quali in Serie. Jetzt sind sie aber doch mit von der Partie, und können somit beweisen, dass mehr in ihnen steckt als die Rolle des Ersatz-Teams.

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Claus Lippert, 8. Oktober 2010