Vladimir Vukicevic vergoldet bei Olympia seinen HTT-Wimbledon-Triumph

Eigentlich dreht sich die Welt für Mayrhuber & Co – zumindest in der Freizeit – Woche für Woche, Jahr ein Jahr aus, ausschließlich nur um unseren von allen so sehr geschätzten Tennissport! Das ist – oder war bislang so – einmal im Jahr anders! Nämlich dann, wenn es um olympisches Edelmetall ging, und der Kampf um Gold, Silber und Bronze für ein langes Wochenende in den Vordergrund rückt. In der Vergangenheit wurde das Spiel mit dem kleinen gelben Filzball bei Olympia schon fast zur Nebensache, weil Fußball, Tischtennis und Hockey als faszinierender sportlicher Ausgleich in den Fokus der Tourfamilie rückten. Heuer freilich bei den XI. Olympischen Spielen der Hobby-Tennis-Tour war vieles anders, so auch das wieder gesteigerte Interesse an den Tennisbewerben. Das lag vielleicht auch daran, dass erstmals in der Olympischen Geschichte ein Tennisturnier nicht auf roter Asche, sondern auf Kunstrasen ausgetragen wurde. Prompt war der olympische Tennisraster prall gefüllt mit Spezialisten und hochkarätigen HTT-Stars, die am Ende auch die Medaillen unter sich ausmachten. Ein Bericht von C.L

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Serbiens Superstar Vladimir Vukicevic sichert sich “goldenes Rasen-Triple”

Philipp Mayer 2010 oder Dominik Hochleitner im Vorjahr, das Olympia-Tennisturnier hatte in den letzten Jahren immer wieder Überraschungssieger hervorgebracht, und damit einen eigenen – irgendwie exotischen – Flair entwickelt. Für Sensationen freilich war bei der 11. Auflage des Olympia-Herren-Einzel-Bewerbs kein Platz. Die großen Favoriten dominierten das Geschehen auf den Rasencourts des WAT Landstrasse nach Belieben, allen voran natürlich der große Sieger Vladimir Vukicevic. Der 31jährige Serbe gab in 5 Matches zu Gold gerade einmal 11 Games ab, und damit war auch statistisch gesehen eindrucksvollst belegt, welche Ausnahmeerscheinung “Vladi” auf dem “Grün” der Baumgasse darstellt. Vukicevic düste dynamisch und von Beginn an unaufhaltsam in Richtung “goldenem Rasen-Triple”. In einem Jahr das Rasen-Masters-Series-1000-Turnier, dazu Wimbledon und den Olympiasieg auf Rasen zu gewinnen, das gelang in der Open Ära seit 1990 noch keinem Spieler. Vukicevic untermauerte mit seiner ersten Goldmedaille somit auch ganz deutlich seine Ausnahmestellung, gegenwärtig der beste Rasenspieler der Hobby-Tennis-Tour zu sein. Silber holte Olympia-Debütant Fabian Mayrhuber, der erstmals im Viertelfinale gegen den HTT-Wimbledonsieger von 2007 Mario Kiss vor gröberen Problemen stand, ehe er im Semifinale von der Aufgabe des Ranglisten-Ersten Franz Mayrhuber profitierte. Der Branchen-Primus, 2009 auch schon als Tennis-Olympiasieger mit Gold dekoriert, musste sich schließlich im kleinen Finale gegen Renee Glatzl mit Bronze begnügen.

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Ines Kreilinger holt in einer erwarteten Solo-Show als erste Spielerin der Geschichte zum dritten Mal in Folge Einzelgold im Damenbewerb und peilt längst den Rekord der 4fachen russischen Olympiasiegerin Diana Ulojan an

Bei den Damen lief alles wie erwartet auf eine unaufregende Soloshow von Ines Kreilinger hinaus. Die 23jährige Oberösterreicherin demolierte mit ihrem Auftritt die schwerst überforderte und teils auch dramatisch demotivierte Konkurrenz, und flog in außerirdisch wirkender Manier zu programmiertem Gold. Der große Jubel oder gar ein möglicher Hype um die Powerlady aus Mining entstand aber nicht. Der deklassierten Gegnerschaft war nicht zum frenetischen Beifall klatschen zumute, und auch vielen neutralen Beobachtern war der eklatant zu Tage tretende Klasseunterschied zwischen Kreilinger und dem Rest des weiblichen HTT-Universums ein Dorn im Auge. Nun, wie immer man auch zu den einsamen goldenen Sololäufen der Ines K. stehen mag, aber ihre olympischen Erfolgsbilanzen mit dem Racket in Händen, lesen sich bombastischer denn je. Die 2fache HTT-Championesse ist die erste Spielerin der Olympiageschichte, die drei Mal in Folge die Goldmedaille erobern konnte. Damit fehlt Kreilinger nur mehr ein Titelgewinn auf die 4fache russische Olympiasiegerin Diana Ulojan, die 2004, 2005, 2007 und 2010 triumphieren konnte. Die beste Spielerin hinter Ausnahmekönnerin Ines Kreilinger war Terra-Rossa-Jungstar Katharina Kothmayer, die mit der errungenen Silbermedaille praktisch das Optimum herausholte. Bronze ging an Tajana Lienbacher, die etwas überraschend die Olympiasiegerin von 2006 Jessica Glatzl bezwingen konnte.

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Erstmals zusammen auftretendes Doppel-Dream-Team Fabian Mayrhuber und Renee Glatzl gewinnt Gold im qualitativ eher mäßig besetzten Herren-Doppel-Turnier

6 komplett neue Medaillengewinner brachte der Herren-Doppel-Bewerb, der quantitativ mit 19 Paaren zwar die heuer bislang trostlos verlaufende Doppel-Turnier-Szene in den Schatten stellte, in Sachen Qualität aber keineswegs als hochkarätiges Event mit Grand-Slam-Charakter einzustufen war. Pech war auch, dass die Auslosung für ein vorweggenommenes Endspiel im Viertelfinale sorgte. Dort bogen die späteren Sieger Fabian Mayrhuber und Renee Glatzl das deutsch-serbische Mitfavoriten-Duo David Hühne und Vladimir Vukicevic mit 9:6, und damit war der Weg für das erstmals gemeinsam auftretende Paar frei in Richtung Goldmedaille. Im Finale unter Flutlicht behielten “Fabsch  & Renee” auch gegen Mario Kiss & Patrick Wimmer und trotz eines kurzen Stromausfalls den Durchblick, womit sich Mayrhuber am Ende zum Doppel-Olympiasieger kürte. Mit Silber hochzufrieden waren wohl auch Mario Kiss und Patrick Wimmer. Im Endspiel gegen hochkarätige Gegner letztlich ohne Chance, hätte die beiden mit etwas Pech auch schon im Viertelfinale das Aus ereilen können. Doch weil sich Benedikt Schratt in diesem Viertelfinal-Duell an der Seite von Christian Kreidl verletzte, waren Kiss & Wimmer glückliche Nutznießer und mit einem Schlag Halbfinalteilnehmer. Wie knapp es in diesem Bewerb zuging, zeigte auch der Semifinal-Krimi von Kiss & Wimmer gegen die ebenfalls bunt zusammengewürfelte Paarung Kova-Würz. Erst ein megaspannender Tie-Break brachte die Entscheidung gegen Kova und Würz, und damit dieses Tie-Break-Aus gleich richtig bitter schmeckte, setzte es obendrauf auch noch eine eher unerwartete Niederlage im kleinen Finale gegen das Challenger-Duo Thomas Pratsch und Clemens Wimmer. Statt Bronze gab es also Plech, und für Martin Kova waren damit die Spiele ohne olympisches Edelmetall im Tennis zu Ende gegangen.

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Kreilinger und Seipel verteidigen Damen-Doppel-Titel mit Erfolg, doch welchen Wert hat diese Goldmedaille wirklich?

Wenig Charme – wenn man von den Protagonistinnen einmal absieht – entwickelte der Damen-Doppel-Bewerb der olympischen Tennis-Bewerbe. Seit jeher ist das Damen-Doppel sowas wie das Stiefkind der Filzkugel-Bewerbe, und auch heuer machten sich gerade einmal drei Ladies-Paare auf, nach Silber und Bronze zu greifen. Denn Gold war für das vierte Duo schon lange vor dem ersten Aufschlag reserviert, und dieses letztlich goldene Duo hieß wie schon im Vorjahr Ines Kreilinger und Rebekka Seipel. Je nur ein abgegebenes Game gegen die von der Spielstärke her völlig unterschiedlichen Paare (Regina Sladek & Brigitte Kunz sowie Katharina Kothmayer & Jessica Glatzl) belegen klar, dass beide Ehrengames “als olympisches Geschenk” zu deklarieren sind. Für Kreilinger und Seipel waren beide Paarungen zu schwach! Bleibt nach dem erneuten Alleingang der beiden ehemals auf dem Weg zum Profi gewesen Tennis-Ladies die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Auftritte. Kann es wirklich Spaß machen, sich Zeit zu nehmen, und dann schwerstens unterfordert zu einem Sieg zu eilen, dessen Wertigkeit die eines rostigen Nagels hat. Indes: Kreilinger und Seipel sind die ersten erfolgreichen Titelverteidiger einer Goldmedaille im Damen-Doppel nach Rebecca Riemer und Sandra Sladek, die zuvor die Regentschaft im Damen-Doppel-Tennis inne hatten, und 2010 sowie 2011 zur Goldmedaille “doppelten”. Bleibt am Ende noch die Anregung nachzudenken, ob es nicht für alle Beteiligten – auch für die “beiden Solistinnen” spannender wäre, wenn sich die Ausnahmekönnerinnen in Zukunft mit schwächeren Partnerinnen einem fairen und spannenden Wettkampf stellen würden.

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David Hühne und seine Mission Mixed-Gold mit Doppel-Olympiasiegerin Rebekka Seipel

2008 strahlte er noch mit Jessica Glatzl über eine völlig unerwartet gewonnene Bronzemedaille bei der abschließenden Siegerehrung. Im Vorjahr war er mit “Leihgabe” Veronika Lang dann richtig knapp dran an Gold und so richtig auf den Geschmack gekommen. Hatten ihm 2012 noch Mario Kiss und Tajana Lienbacher ersehntes Gold weggeschnappt, ließ Hühne diesmal schon im Vorfeld nichts unversucht, die Mission Gold ehestbaldig in die richtigen Bahnen zu lenken. Mit Hilfe des Tour-Veranstalters angelte Hühne nach einem Topstar, und nach einem kurzen Gespräch des Tour-Organisators mit der eine Woche zuvor zufällig auf der Postsportanlage getroffenen Rebekka Seipel, war der Deal des Jahres auch schon eingefädelt, und Deutschlands Nr. 2 “goldfit” gemacht. Den Rest musste der Singener selbst erledigen, und er tat das trotz wenig berauschender Tennisform mit aufopfernder Leidenschaft. Vielleicht auch- oder gerade wegen – der hochkarätigen Partnerin an seiner Seite, ging Hühne bei seiner Edelmetalljagd nach Gold so richtig an seine physischen Grenzen. Mit hochroter Birne und nach seiner Single-Blamage gegen Challenger-Spieler Sascha Kobsik, stand der wohl entscheidende Semifinalschlager mit oder gegen die hohen Goldfavoriten Ines Kreilinger und Patrick Wimmer an. Den Halbfinal-Hit hauchdünn mit 9:7 für sich entschieden, ließen Seipel und Hühne im finalen Gold-Duell gegen das Geschwisterpaar Laura und Fabian Mayrhuber nichts mehr anbrennen, womit sich Seipel neben Kreilinger zur Doppel-Olympiasiegerin der heurigen Spiele krönte, und Hühne sich mit seinem heiß ersehnten ersten Tennis-Olympiasieg den kompletten Medaillensatz im Mixed sicherte.

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