Nummer 1 mit Halbfinal-Aus – Franz Mayrhuber scheitert an Mathias Wagner

Masterssieger Franz Mayrhuber muss weiter auf seinen ersten Saison-Titel warten. Der 48jährige Oberösterreicher musste sich im Semifinale des 18. März-Masters-Series-1000-Turniers, Kunz-Bezwinger Mathias Wagner glatt in zwei Sätzen geschlagen geben. Der 21jährige Königstettner gewann sein 3. HTT-Semifinale in 1:13 Stunden mit 7:6, 6:2, und qualifizierte sich so seinerseits zum ersten Mal in seiner Karriere für ein Endspiel auf der Hobby-Tennis-Tour. Dort trifft der Jungstar vom TK Big Point Muckendorf auf Spaniens Shootingstar Ignacio Martin, der am Montag Abend aufgrund einer Erkrankung seines Gegners kampflos sein drittes Saison-Endspiel erreichte. Somit kommt es  im Endspiel “Wagner vs. Martin” übrigens zu einem Duell zweier Masters-Series-Final-Debütanten. Ein Bericht von C.L

cimg7668

Franz Mayrhuber kann in seinem 185. Karriere-Einzel ein frühes Break nicht zum Gewinn des ersten Satzes nützen

Mit dem persönlichen Rekord von 20 Masters-Series-Turnierteilnahmen in Serie, in denen er mindestens im Viertelfinale stand, hat Masterssieger Franz Mayrhuber am vergangenen Wochenende wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es aktuell wohl keinen konstanteren Spieler im Circuit gibt. Auf der anderen Seite wartet der Ranglisten-Erste heuer aber noch auf seinen ersten Turniersieg, der ihm am Montag Abend in einem weiteren Versuch durch eine 6:7, 2:6 Halbfinal-Niederlage gegen Mathias Wagner verwehrt blieb. Dabei legte der 48jährige in seinem 185. Karriere-Single couragiert und im Stile einer Nummer 1 auch höchst souverän los. Die anfängliche Nervosität seines Gegners – die sich u.a in zwei Doppelfehlern im ersten Aufschlagspiel widerspiegelte – nützte Mayrhuber mit dem frühen Break zum 1:0, das er zudem ohne zu zögern mit eigenem Service zum 2:0 auch bestätigte. Damit schien der Routinier frühzeitig die Weichen in Richtung Gewinn des ersten Satzes gestellt zu haben, wenngleich Wagner schon in seinem zweiten Aufschlagspiel deutlich machte, dass er an diesem Abend nicht vor hatte, sich dem Branchen-Primus so einfach zu beugen. Der 21jährige hatte sich seiner Stärken besonnen und begonnen, diese auch entsprechend in diesen Halbfinal-Schlager einzubringen. Der Aufschlag – obwohl von der Quote des “Ersten” recht mager, wurde eine effektive Waffe, und die Vorhand stellte mit Fortdauer des Matches selbst den Ranglisten-Ersten immer wieder vor unlösbare Probleme. Und weil Mayrhuber in seinem zweiten Aufschlagspiel bei Breakball seines Gegners mit seinem Premieren-Doppelfehler patzte, war der erste Satz rasch wieder völlig offen. Danach ging es mit dem Aufschlag, wobei Mayrhuber bei 4:4 zwei Break-Chancen ungenützt ließ, seinerseits aber gleich zweimal bei 4:5 und 5:6 bravourös gegen den Satzverlust servierte. Im Tie-Break war dann Wagner der initiativere und glücklichere Spieler, womit er nicht unverdient mit 7:4 die Entscheidung zu seinen Gunsten herbeigeführt hatte.

img_5461

Ungewohnt fehlerhafter Mayrhuber, risikobereiter und druckvoll spielender Wagner, der zweite Satz geht mit 6:2 ganz klar an den 21jährigen Königstettner

45 Minuten hatte der erste Durchgang gedauert, in dem sich Wagner als recht effizient im Verwerten seiner Break-Chancen (1/1) und im Verwandeln seiner Netzangriffe (17/23) zeigte. Den Rückenwind des gewonnenen ersten Satzes perfekt ausgenützt, legte Wagner im zweiten Heat mit einem Break zum 1:0 los. Auffallend dabei die vielen unerzwungenen Fehler Mayrhubers, die man in der Häufigkeit und Konstanz des gestrigen Abends, so noch nie beim Ranglisten-Ersten sah. Der 48jährige hatte also Wirkung gezeigt auf das druckvolle und ambitionierte Tennis seines jungen Gegenübers. Nur einmal hätte sich Wagner selbst noch in Schwierigkeiten bringen können, als er nämlich im zweiten Game plötzlich hektisch und übermotiviert wirkend, jeden Ball mit Brachialgewalt und in höchster Eile zu Ende spielen wollte. Jetzt alles rasch klar machen, die Schwächephase Mayrhubers nützen, so schien Wagners Devise, die um ein Haar ins Auge gegangen wäre. Nach einem Doppelfehler Wagners hatte Mayrhuber plötzlich bei 15:40 zwei Chancen zum Re-Break, doch der Königstettner erstickte mit Risikobereitschaft und gelungenem Powertennis die kleine Mayrhuber-Hoffnung auf ein Comeback in diesem Finale. Das 2:0 gab Wagner noch mehr Selbstvertrauen, und so spielten aus Sicht des 21jährigen auch drei ausgelassene Breakbälle zum 3:0 keine wesentliche Rolle mehr. Wagner war einfach viel zu stabil in seinen Service-Games, hämmerte dem 11fachen Turniersieger insgesamt 9 Asse ins Feld, und holte sich zwecks Absicherung auch noch das Doppel-Break zum 4:1. Mayrhuber gelang im Finish noch Ergebniskosmetik zum 2:5, nach exakt 73 Minuten hatte Wagner aber das Semifinal-Match ausserivert, und mit 7:6, 6:2 sein erstes HTT-Finale erreicht.

cimg7672

Mathias Wagner: “Ich hoffe, dass der Weg in diesem Turnier noch nicht zu Ende ist”

“Wenn man gegen den Franz Mayrhuber glatt in zwei Sätzen gewinnt, dann muss man einfach zufrieden sein. Ich hatte einen klaren Matchplan, der u.a vorsah, so oft wie möglich die eigene Rückhand zu umlaufen, um mit der Vorhand punkten zu können. Das geht gegen einen Spieler wie den Franz, der die Rückhand mit Slice spielt natürlich einfacher. Und eine Aufschlagleistung wie die heutige, hilft natürlich auch ungemein. Ich war diesmal auch sehr entschlossen, und wollte dieses Match unbedingt gewinnen. Auch mental war ich sehr stark, und habe viele Sachen schnell abgehakt, wie zum Beispiel den raschen 0:2 Rückstand zu Beginn des Matches. Das ich jetzt zum ersten Mal ein Semifinale gewonnen habe, freut mich natürlich sehr. Ich denke aber jetzt schon an das Finale. Ganz klar, dort will ich auch gewinnen, und darum gilt die volle Konzentration bereits dem Match mit Ignacio Martin. Ich hoffe, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. Ich erwarte mir eine offensive Partie von beiden Seiten, und ich denke, dass wir ein sehr gutes Match sehen werden. Ich weiß noch nicht wie ich es gegen den Spanier anlegen werde, denn soweit habe ich mich nicht nach vorne schauen getraut. Wenn man im Semifinale gegen den Franz spielt, der hier auf der HTT eine Ikone ist, dann ist das für einen selbst ein Highlight und ein Duell vor dem man gehörigen Respekt hat. Darum habe ich in keiner Sekunde an ein Finale gedacht”, erklärte der Sieger.

cimg7671

Franz Mayrhuber nach 71 Wochen an der Ranglisten-Spitze: “Ich würde sehr gerne noch ein bißchen die Nummer 1 bleiben”

“Ich bin trotz frühem Break nicht wirklich in dieses Match hineingekommen. Ich bin schließlich dem kraftvollen Spiel Wagners unterlegen”, resümmierte der geschlagene Ranglisten-Erste in einem ersten Kommentar. “Der Mathias hat mich heute mich seinem Aufschlag und seiner Vorhand geradezu maltretiert, ich hatte nichts entgegenzusetzen. Der Sieg Wagners ist daher auch hoch verdient. Er ist zudem ein netter und fairer Kerl, das gefällt mir. Er war heute einfach besser”, lobte Mayrhuber seinen Bezwinger. “Wenn ich das gesamte Turnier im Rückblick betrachte, dann habe ich ein lachendes und ein weinendes Auge. Immerhin war ich so wie im letzten Jahr im Semifinale, und auch meine Nummer 1 Position konnte ich halten. Es wäre auch mein größter Wunsch, wenn ich noch einige Zeit die Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour bleiben könnte. Ich sehe auch ganz gute Chancen, noch ein bißchen vorne zu bleiben, immerhin habe ich in den nächsten Wochen und Monaten nicht soviel zu verteidigen. Mir ist aber auch bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis mich irgendein Junger als Nummer 1 ablösen wird. Es muss allerdings ein Vielspieler sein, sonst wird sich das nicht ausgehen”, betonte Mayrhuber, der am gestrigen Montag die 71. Woche als Nummer 1 abschloss, und damit in der Ewigenbestenliste aller Nummer 1 Spieler den 5. Platz belegt.