Der Sieger den es gar nicht geben dürfte

Patrick Meinhart feiert beim Juni-First-Series-Turnier seinen 7. Karriere-Titel

Laut offiziellem Turnierkalender 2009 dürfte es ihn als Sieger gar nicht geben. Die Rede ist von Patrick Meinhart, der am letzten Montag das kurzfristig eingeschobene Juni-First-Series-Turnier für sich entschied. Der 18jährige gewann ein höchst attraktives Finale eines Bewerbs mit “gewöhnungsbedürftigem Modus” gegen Tour-Neuling Christoph Straninger und avancierte mit seinem siebenten Karriere-Titel zum Überraschungsmann des Turniers. Ein Bericht von C.L

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Juni-First-Series-Turnier mit längst eingemottetem “Round-Robin-Modus”

Spätestens als er im Auftaktmatch seiner Gruppe den zuletzt so starken Luigi Sergi glatt in zwei Sätzen aus dem Rennen um den Aufstieg ins Viertelfinale nahm, hätte man hellhörig werden müssen. Patrick Meinhart, der Neo-Hetzendorfer und ehemalige Mastersteilnehmer scheint seine Form wieder gefunden zu haben. Der 18jährige Linkshänder zeigte am vergangenen Wochenende mit einer wirklich sehenswerten Leistung auf, und ließ der Konkurrenz nicht einen einzigen Satz. Nebenbei entpuppte sich der auf Rang 24 im Ranking abgestürzte Jungstar auch als wahrer Tie-Break-König. Gleich 4x gewann er das “Elfmeterschießen des Tennissports”, drei davon alleine gegen Christoph Straninger. Denn den 27jährigen Niederösterreicher traf Meinhart am letzten Wochenende gleich zweimal. Der “Round Robin-Modus” machte es möglich. Keine zwei Jahre ist es her, da versuchte die ATP mit der Einführung dieses Gruppen-Modus frischen Wind ins Tennis zu bringen. Auch auf Hobbytennistour-Ebene schloss man sich diesem Versuch an, und auch hier wurde er wieder verworfen. Das am letzten Wochenende der verstaubte und längst eingemottete Modus wieder hervorgekramt wurde, lag an der Intervention jener Spieler, die sich für eine kurzfristige Ansetzung eines First-Series-Turniers aussprachen. Keine Spielgelegenheit neben der Second-Series wurde da von Spielerkreisen argumentiert, und damit einerseits die kurzfirstige Ansetzung eines Turniers erreicht und andererseits ein Nachdenkprozess eingeleitet. Muss neben der Second-Series automatisch auch immer ein großes Turnier parallel laufen?

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Tashi Liu outet sich als alter Mann und Markus Sellmeister als echte Filzkugel-Bestie

Gedanken die man sich in den kommenden Wochen wird machen müssen, die das kurzfristig und bunt zusammengewürfelte Juni-First-Series-Feld aber nicht belasteten. Die zusätzliche Gelegenheit, Punkte für das Champions-Race zu sammeln hätte eigentlich für “befreit aufspielende Stars” sorgen sollen. Doch nicht alle Teilnehmer nahmen den unerwarteten Turnierzuwachs so locker, und manche scheinbar auch gar nicht ernst. Wie zum Beispiel Tashi Liu und Markus Sellmeister. Der Asiate brachte nicht eine seiner insgesamt drei Partien ohne “walk over” über die Bühne und auch der Jänner-Second-Series-Sieger von 2008 glänzte mit zwei unnötigen Aufgaben. Kurios war dieser Umstand vor allem deshalb, weil gerade Sellmeister und Liu so intensiv um eine Aufnahme in das Teilnehmerfeld intervenierten. Doch dann vergeigten die beiden routinierten Tourstars, die schon seit den späten 90er Jahren auf Punktejagd im Circuit unterwegs sind, die einmalige Gelegenheit, Spielpraxis für das Mai-Grand-Slam garniert mit “leichten Ranking-Punkten” zu sammeln. Italien-Heimkehrer Liu “outete” sich in seinen drei Spielen als “alter Mann”, und Markus Sellmeister wieder einmal als “echte Filzkugel-Bestie”. Wenn der 28jährige den orangenen Court betritt, dann verändert sich sein Wesen radikal. Vom netten Kumpel mit dem man auch gerne einmal ein Bier trinken geht, bleibt dann kaum was übrig. Vielmehr wird der Niederösterreicher dann zum Monster, eines das am letzten Wochenende sogar den als äußerst zahm und gutmütig geltenden Christoph Kramer an dessen Aggressivitätsgrenze brachte. Doch Sellmeister muss aufpassen, denn Freunde macht er sich so keine, und Spieler die bis dato den kratzbürstigen Südstädter noch nicht kannten, werden wohl auch gewarnt sein.

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Die Irrwege des Alexander Sterzl mit der Niederlage gegen Berzengi als Krönung

Bemüht, aber ohne den entsprechenden Erfolg haben sich am vergangenen Wochenende hingegen die Herren Luigi Sergi, Roman Ainberger und Alexander Sterzl gezeigt. Sergis “Schnittpartie” fand gleich im Eröffnungsspiel statt, als er gegen Mai-First-Series-Finalist Christoph Straninger knapp in drei Sätzen verlor und sich so ein “Entscheidungsspiel” gegen den späteren Turniersieger aufhalste. “Zu entspannt aufgrund der Gruppenphase” hätte er agiert, meinte Luigi. Als willkommene Gelegenheit Spielpraxis zu sammeln, nahm der ehemalige Ranglisten-Erste Roman Ainberger das Juni-First-Series-Turnier in Angriff. Zunächst setzte es im Duell mit TK Eden Jungstar Nenad Vladusic mit 1:6, 0:6 ein ganz böses Erwachen, mit dem Satzgewinn gegen Tashi Liu im zweiten Vorrundenmatch scheint der 19fache Turniersieger aber wieder auf dem richtigen Weg. Auf dem schien in den letzten Wochen längst auch Alexander Sterzl angekommen. Doch nach seiner eher matten Vorstellung in der Gruppenphase gegen die beiden TC Top-Server Norbert Heuberger und Nihad Berzengi scheint der 38jährige von diesem Erfolgsweg wieder abgekommen zu sein. Viel eher hat sich der September-Second-Series-Sieger verrannt, in einem Labyrinth aus Irrwegen. Sterzl ist mit viel zu viel Nebensächlichkeiten beschäftigt, hinterfragt stundenlang Auslosungen, Spielansetzungen und wittert viel zu oft Verschwörungen gegen seine Person. Da kam ihm im zweiten Vorrundenspiel sein Lieblingsgegner auf der Tour – Nihad Berzengi – gerade recht. Ein emotionsgeladenes Match zweier Spieler die sich so gut leiden können, wie “Hund & Katz”. Wer erinnert sich nicht an das Skandal-Achtelfinale beim September-Second-Series-Turnier 2007, wo de beiden Tour-Stars – ob eines strittigen Punkts – einen Spielboykott durchführten. Ein äußerst ungutes Gefühl beschlich daher auch Mama Sterzl im Vorfeld dieses Vorrunden-Schlagers. Doch ein ernstes Gespräch zwischen den beiden Kontrahenten gemeinsam mit dem Veranstalter nahm dem “Duell der Emotionen” jegliche Brisanz. Zumindest nach Außen hin, wo Berzengi seinen 7:6, 7:6 Erfolg zwar mit einem entsprechenden Jubelschrei allen Anwesenden der Tennisanlage in der Leberstraße verkündete, große Sprüche aber sein ließ. Sterzl hingegen fühlte sich von Berzengi bei vielen knappen Bällen betrogen, und ärgerte sich über seine dezente Zurückhaltung. “Schade, so macht das keinen Spass”, grollte der 38jährige.

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Norbert Heuberger gibt den Oldies auf der Tour keine Chance auf einen Titelgewinn

Zumindest bis ins Halbfinale des Juni-First-Series-Turniers schafften es Norbert Heuberger und Christoph Kramer, so richtig in Form sind die beiden Top-Server aber auch noch nicht. Heuberger war nach seinem souveränen Vorrunden-Auftritt und dem w.o.-bedingten Viertelfinal-Aufstieg gegen Markus Sellmeister im Halbfinale gegen Patrick Meinhart erst im zweiten Satz aus einer gewissen Anfangslethargie erwacht. Schade, denn der zweite Durchgang offerierte ganz deutlich, dass dem 38jährigen der große Wurf nach wie vor zuzutrauen ist. Nur wenige haben sein Ballgefühl”, nur wenige sein taktisches Verständnis, viele aber sind jünger und fiter als er. An zweitem Punkt arbeitet der Heuberger-Senior weiter akribisch, am Alter läßt sich aber eben nicht mehr drehen. “Es wird für uns Ältere immer schwerer in einem Turnier weit zu kommen, und ein solches zu gewinnen fast unmöglich”, glaubt der 38jährige. Da hat sein Vereinskollege Christoph Kramer mit seinen 26 Jahren zwar noch ein wenig Zeit, eine Garantie für mögliche Titelgewinne ist seine “Jugend” aber auch nicht. Seit August vorigen Jahres wartet Kramer auf einen weiteren Turniersieg, und die Chancen auf Karriere-Titel Nummer 4 standen diesmal gar nicht schlecht. Doch im Semifinale endeten die Hoffnungen nach drei sehenswerten Sätzen gegen Christoph Straninger. Was blieb war die Rückkehr in die Top Ten des aktuellen Champions-Race.

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Straninger verliert Finale trotz zweier spannender Aufholjagden gegen Meinhart

Ins Finale am Centercourt zog aber Christoph Straninger ein. Zum bereits zweiten Mal in Serie versuchte der sympathische Niederösterreicher zu Titelehren zu kommen, doch nachdem ihm Gerald Kostolani vor wenigen Wochen das Final-Debüt verdarb, spielte sich diesmal Patrick Meinhart als Spielverderber auf. Nach exakt 1:39 Stunden hatte Straninger ein außerordentlich interessantes und absolut hochklassiges Endspiel mit 5:7, 6:7 verloren und damit auch seine zweite Titelchance vergeben. Dieser Umstand war aber auch schon das einzige, was Straninger und seine Fans an diesem Abend traurig stimmte musste. Denn ansonsten bot der 27jährige gemeinsam mit seinem Gegenüber dem Publikum am Centercourt eine unterhaltsame und wirklich sehenswerte Final-Vorstellung. Diesen Eindruck konnte auch der Fehlstart des Mannes aus Neumarkt an der Ybbs nicht trüben. Vier Doppelfehler in den ersten drei Aufschlag-Games, Straninger war blitzschnell mit 1:5 in Rückstand geraten und auf der sicheren Verliererstraße unterwegs, als er sich in einer atemberaubenden – letztlich aber unbelohnten – Aufholjagd erst mit 5:7 geschlagen geben musste. Im zweiten Satz dann das selbe Bild. Wieder zog Meinhart mit 5:2 davon, und neuerlich kämpfte sich Straninger zurück. Diesmal sogar bis in den Tie-Break, was angesichts der dortigen Bilanz seines Gegners aber gleichsam die Niederlage bedeutete. Mit 7:5 holte sich Meinhart den vierten Tie-Break im Turnierverlauf und damit seinen insgesamt siebenten Turniersieg auf der Hobby-Tennis-Tour.

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“Ich habe bis zum 5:1 im ersten Satz echt geil gespielt”

“Ich habe bis zum 5:1 im ersten Satz echt geil gespielt, dann ist der Christoph aber enorm stark aufgekommen. Ich freue mich sehr über diesen Turnierieg, vorallem aber das ich meine Form wieder gefunden habe. Das Feeling für meine Schläge ist wieder da, und ich spüre den Aufwärtstrend”, strahlte der Sieger. “Ein Finale zu verlieren ist immer ein wenig bitter, aber es war insgesamt gesehen ein sehr schönes Match. Ich bin mit meiner Leistung nicht unzufrieden”, resümierte Straninger bevor er sich auf den Heimweg Richtung Neumarkt machte. Und wie sagt schon ein altes Sprichwort: “Alle guten Dinge sind 3”. Na dann sind wir schon auf Straningers drittes Karriere-Finale gespannt.

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Claus Lippert, 22. Mai 2009