Adieu First-Series

Gerald Kostolani verabschiedet sich mit Titelgewinn aus der First-Series

Mit einer gelungenen Abschiedsvorstellung ist am Dienstag Nachmittag die First-Series-Karriere des Gerald Kostolani zu Ende gegangen. Der 24jährige Wiener feierte im Finale des 2. Mai-First-Series-Turniers gegen Christoph Straninger einen 7:6, 6:3 Erfolg und zieht sich mit seinem zweiten Karriere-Titel wie angekündigt aus der zweitniedrigsten Turnier-Serie der Hobby-Tennis-Tour zurück. Ein Bericht von C.L

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Kostolani neben Harbarth, Schaaf & Pliemitscher der vierte Mehrfachsieger der Saison

Was hat Gerald Kostolani mit Andreas Harbarth, Stefan Schaaf und Friedrich Pliemitscher gemeinsam? Richtig, der frischgebackene Mai-First-Series-Champion ist neben seinen drei Tour-Kollegen nunmehr der vierte Mehrfach-Turniersieger der Saison. Seinen zweiten Titel im Jahr 2009 eroberte der 24jährige am Dienstag Nachmittag am Centercourt des TC Top Serve, nach 107 höchst anspruchsvollen und spannenden Minuten gegen Tour-Neuling Christoph Straninger. Zugleich aber war Kostolanis zweiter Titel-Streich binnen 5 Wochen auch sein letzter auf First-Series-Ebene. “Adieu First Series” heißt es für den Vösendorfer Meisterschaftsspieler, und das obwohl – oder gerade weil – es zuletzt mit 2 Titeln und 9 Einzelsiegen in Folge äußerst prächtig lief.

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Was zu dominanten Spielern in niedrigen Turnierserien blüht

Was Fritz Pliemitscher für die Second-Series, und Stefan Schaaf für die WTB-Turniere, das ist im Moment Gerald Kostolani für die First-Series. Die dominierende Persönlichkeit einer Turnierserie, kaum zu schlagen und von Sieg zu Sieg eilend. Fällt eine Überlegenheit aber zu drastisch aus, dann kann einem Spieler diese Dominanz auch schon mal zum Problem geraten. Missgunst und Neid regen sich schneller als man glaubt, Kritiker treten auf den Plan und der Ruf nach einem Wechsel in die nächsthöhere Turnierserie tönt laut und lauter durch den Circuit. Gerald Kostolani kam all dem zuvor, kündigte schon beim März-First-Series-Turnier in der Südstadt seine Abschiedsvorstellung für dieses Wochenende an, und machte diese mit dem gestrigen Titelgewinn ohne Satzverlust in einem sehenswerten Final-Match perfekt.

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Tour-Neuling Christoph Straninger mit Fehlstart bei seinem Final-Debüt

Dabei machte es zunächst nicht gerade den Anschein, als ob das 18. Saisonfinale ein spannendes, ausgeglichenes und äußerst anspruchsvolles werden könnte. Weil Tour-Debütant Christoph Straninger eine äußerst nervöse Anfangsphase bei seiner Final-Premiere hinlegte. Trotz “Bomben-Aufschlag” lag der 27jährige Niederösterreicher nach wenigen Minuten mit zwei Breaks 0:4 in Rückstand, die schlimmsten Befürchtungen ob eines ganz einseitigen Finalverlaufs schienen bittere Realität zu werden. Kostolani agierte in bewährter Manier und schien damit für den unkonstant und fehlerhaft startenden Neuling als unüberwindbare Hürde. Selbst der erste Aufschlagverlust des späteren Siegers zum 1:4 änderte daran zunächst nichts, weil sich der 24jährige im Folge-Game mit dem dritten Break weiter absetzte. Dennoch offerierte dieses sechste Game im ersten Satz einige interessante Aspekte, die für den weiteren Verlauf des Spiels von entscheidender Bedeutung waren. 22 Punkte dauerte dieses längste Game des gesamten Finales, in dem Kostolani erst die siebente Breakchance zum 5:1 nützte. Davor freilich hatte auch Straninger seine speziellen Auftritte in diesem Rekord-Game. Drei Spielbälle ließ er ungenützt, darunter einen mit dem 20 unerzwungenen Fehler von der Grundlinie. Damit hatte der Neumarkter bis dahin keinen seiner insgeamt fünf Spielbälle bei eigenem Aufschlag zum Gewinn eines Games nützen können. In heiklen Phasen agierte der Newcomer also zu fehlerhaft, wie man später auch noch merken sollte. Dennoch bekam man trotz vergebener “big points”, und vieler unnötiger Fehler erstmals in diesem Game auch die Qualitäten des Neulings zu sehen. Straninger kann alles, serviert bombastisch, volliert gefühlvoll, und kann sowohl auf der Vor- als auch auf der Rückhand jede Menge Druck erzeugen.

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Nach 1:05 Stunden und erfolgloser Aufholjagd verliert Straninger den ersten Satz

Eine knappe halbe Stunde war gespielt, Kostolani führte 5:1, als das große Mai-First-Series-Finale eine Wende nehmen sollte. Vielleicht dachte der spätere Sieger, dass der Rest seiner Abschiedsvorstellung nicht mehr als ein netter Spaziergang werden würde. So agierte der 24jährige nämlich plötzlich. Zu kurz in seinen Schlägen, zu langsam auf den Beinen, Kostolani ließ die nötige Aggressivität vermissen. Straninger hingegen ließ sich nicht zweimal bitten, und schon war eine sensationelle Aufholjagd gestartet. Der Niederösterreicher hatte seine Nervosität abgelegt und die Chance dem Match eine Trendwende zu geben längst erkannt. Fortan brillierte der 27jährige mit herrlichen Punktschlägen und mit seinem ersten gewonnenen Aufschlagspiel zum 3:5. Der so souverän gestartete Kostolani war nur mehr damit beschäftigt, sich und das Match schlecht zu reden, während sich Straninger mit fünf gewonnenen Games in Folge in Führung schoss und sich bei 6:5 und eigenem Aufschlag anschickte, den ersten Satz für sich zu entscheiden. Doch zu Kostolanis Glück war sie plötzlich wieder da, die angeführte Schwäche des Newcomers in entscheidenden Phasen. Statt der erfolgreichen Finalisierung seiner Aufholjagd zum 7:5, patzte der Neumarkter mit zwei Doppelfehlern zum 6:6, ehe er sich in einem katastrophal gespielten Tie-Break (2:7) endgültig um die Früchte seiner Arbeit gebracht hatte. Nach exakt 1:05 Stunden hatte Kostolani den ersten Satz also doch noch gewonnen.

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Verflixtes siebentes Game bringt die Entscheidung im Mai-First-Series-Finale 2009

Die Entscheidung in diesem 18. Saisonfinale fiel dann wie schon so oft im berühmt berüchtigten siebenten Game des zweiten Satzes. Bis dahin hatten beide Akteure ihren Aufschlag jeweils problemlos und ohne zugelassener Breakchance gehalten, ehe Straninger in einer kurzen Phase der Unkonzentriertheit sein Servie abgeben musste. Das Game danach war noch einmal heftigst umkämpft, bot Straninger gleich drei Chancen zum Re-Break, ohne das er freilich eine davon nutzen konnte. Das Match war entschieden, denn vor den Augen seiner Freundin Alexandra spielte Christoph ein ganz schlechtes letztes Aufschlagspiel. 0:40, drei Matchbälle, wobei Kostolani den ersten leichtfertig mit einer abgerissenen Rückhand im Netz versenkte. Der letzte von insgesamt 59 “unforced errors” besiegelte dann aber Straningers Niederlage. Eine Rückhand segelte ins Out, womit nach 1:47 Stunden ein wirklich interessanter und guter Tennis-Nachmittag zu Ende war.

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“Mein Ziel ist es, die Top 8 für eine eventuelle Mastersteilnahme im Auge zu behalten”

“Ich bin sehr froh über diesen Titelgewinn. Er ist eine Bestätigung für mich, dass ich meine Form wieder gefunden habe. Ich bin glücklich endlich wieder auf dem Level zu sein, das ich bei Turnieren spielen möchte. Ich bin schon wieder ziemlich konstant, und so konnte ich mich heute bei den wichtigen Games auch auf mein Spiel verlassen. Und ich möchte mich noch beim Veranstalter für eine äußerst undankbare First-Series-Auslosung bedanken”, erklärte der Sieger der dann weiter ausführte: “Ich würde zwischen meinen beiden First-Series-Titeln keinen großen Unterschied in der Wertigkeit sehen. Das erste Finale zu gewinnen ist immer viel schwerer, dafür war es heute gegen den Christoph weitaus härter als damals in der Südstadt gegen den Adam. Überhaupt war das Match heute gar nicht so schlecht. In der Euphorie während des Matches, habe ich das zunächst anders empfunden. Der Christoph hat in den wichtigen Phasen nicht sein bestes Tennis gespielt. Ich glaube auch, dass ich absolut davon profitiert habe, schon länger als er auf der Tour dabei zu sein”, bekannte der 24jährige. Und angesprochen auf seine weiteren Ziele meine Kostolani: “Als ich auf die Tour kam, wollte ich unbedingt einmal ein Turnier gewinnen. Jetzt ist mein Ziel, die Top 8 im Auge zu behalten. Im Hintergedanken habe ich eine eventuelle Masters-Teilnahme, vorausgesetzt bei den großen Turnieren passt auch die Auslosung”, so der amtierende Mai-First-Series-Champion, der mit dem Finalerfolg über Straninger seit neun First-Series-Singles unbesiegt ist.

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Christoph Straninger: “Ein Turniersieg wäre das große Ziel”

“Von den Schlägen her, war das Finale heute viel besser als meine beiden Matches davor. Leider ist mir im zweiten Satz die Luft ausgegangen, und gegen Ende war ich dann auch ziemlich fehlerhaft. Aber ich bin zum ersten Mal auf der Hobby-Tennis-Tour angetreten, hatte keinerlei Erwartungen, und bin mit dem Finale natürlich sehr zufrieden. Die Plattform hier sagt mir sehr zu, und ich werde ganz sicher dabei bleiben. Wann immer ich die Zeit habe, werde ich bei den Turnieren dabei sein. Ein Turniersieg wäre das große Ziel”, so der 27jährige aus Neumarkt an der Ybbs. Übrigens: Den Doppeltitel beim Mai-First-Series-Turnier 2009 hat das Mixed-Duo Rebecca Riemer-Martin Mayerhofer gewonnen. Für Riemer war es übrigens bereits der zweite Doppel-Titel in Folge.

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Claus Lippert, 5. Mai 2009