Reine Kopfsache

Mayer & Pliemitscher sorgen für rot-weiss-roten Doppelsieg beim Saison-Opening

Mit einem rot-weiss-roten Doppelsieg endete der Tennis-Länderkampf zwischen Österreich und Deutschland am Finaltag des Sandplatz-Saison-Openings beim TC Top Serve. Zunächst stellte Olympiasieger Christoph Mayer mit dem Endspiel-Triumph beim 18. April-Grand-Prix-Turnier über Deutschlands Nummer 1 Robin Douglas neuerliche seine Vorliebe für “Tennis auf Sand” unter Beweis, ehe im Anschluss Friedrich Pliemitscher mit einem hart umkämpften Dreisatz-Finalsieg über den Duisburger Marko Bogdanov seinen zweiten Second-Series-Titel in Folge erobern konnte. Ein Bericht vom Finaltag von C.L

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Olympiasieger läßt Konkurrenz beim April-GP-Turnier schwach aussehen

“Es war ein Turnier ohne Wert weil die Besten nicht da waren”, stichelte der laut Champions-Race-Ranking “beste Spieler” der bisherigen Saison Robin Douglas bei der “Pressekonferenz” nach dem Finale. Ehrliche Einschätzung oder Frust nach einer ziemlich matten Leistung? Dem großen Sieger beim 18. April-Grand-Prix-Turnier 2009 dürfte das in den Minuten der Siegerehrung wohl herzlich egal gewesen sein, zumal er selbst auch eine ganz andere Einschätzung der Dinge vertrat. “Das Niveau der Hobby-Tennis-Tour ist sehr gut, auch wenn diesmal ein paar Topspieler gefehlt haben. Da kann man halt nichts machen wenn sie nicht zum drittgrößten Sandplatzturnier kommen. Beim Mai-Grand-Slam werde ich hoffentlich schon ein paar von ihnen treffen”, entgegnete Mayer in seiner coolen Kärntner Art. So schwach besetzt wie dargestellt war der Sandplatz-Klassiker beim TC Top Serve freilich gar nicht, wie ein Blick auf Mayers Weg zum zweiten Karriere-Titel zeigt. Zum Auftakt den “US Open-Sieger der HTT” Robert Libal entzaubert, im Achtelfinale Hühne-Bezwinger Philipp Hacker bezwungen, im Viertelfinale den favorisierten Sandplatzkönig Markus Seitner in die Schranken gewiesen, im Semifinale März-First-Series-Champion Gerald Kostolani deklassiert und im Finale eben Deutschlands Topstar Robin Douglas besiegt, und das alles ohne Satzverlust. Es war wohl vielmehr die dominierende Art Mayers Tennis zu spielen, die die Konkurrenz “schwach” aussehen ließ.

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Robin Douglas war es zuzutrauen, als erster Spieler gegen Mayer auf Sand zu siegen

Ohne Satzverlust war der Sandplatz-Spezialist aus Treffen wie erwähnt in sein zweites Karriere-Finale auf der Tour gebraust, und dabei souverän und in einer eigenen Liga agierend gewirkt. Für den großen Final-Showdown stand allerdings Deutschlands Bester Robin Douglas bereit um dem sandigen Siegeszug des Olympiasiegers aus Kärnten ein Ende zu bereiten. Und dem 30jährigen Singener war es allemal zuzutrauen, Mayer auf Sand als erster Spieler zu Fall zu bringen. Allerdings nicht an diesem Nachmittag, wie sich recht schnell herausstellen sollte. Douglas war mental nicht in der Lage, einem erstmals im Verlauf des Turnier gar nicht so überzeugend spielenden Olympiasieger Paroli zu bieten. Der Platz schlecht, der Wind störend, Douglas beklagte sich über “Alles und Jeden”, am Ende sogar über die seit jeher über die Anlage führende Einflugschneise des Flugverkehrs in Richtung Schwechat. Widrigkeiten mit denen freilich aber auch sein Gegenüber zu kämpfen hatte, nur ließ sich der wie schon in den Tagen zuvor nichts anmerken. Und dabei hätte auch der 24jährige Kärntner am Finaltag ob seiner Leistung einigen Grund zur Klage über störende Einflüsse von Außen gehabt. Denn so richtig rund lief es von Anfang an auch beim späteren Sieger nicht.

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Douglas wirft im ersten Satz in der Entscheidung die Nerven weg

Mayer demonstrierte zwar gleich im ersten Game des Finales mit drei Rückhand-Winnern wo seine große Stärke liegt, kassierte andererseits aber mit zwei Doppelfehlern auch gleich einmal ein ärgerliches Break, womit die anfängliche “Break-Orgie” mit vier abgegebenen Aufschlagspielen in Serie eingeleitet war. Eine Anfangs-Phase im 16. Saisonfinale, die zunächst auch das zahlreich am Centercourt sizende Publikum täuschte. Die ersten beiden Games mit vielen phantastischen Ballwechseln machten Lust auf mehr, ließen bei den Zusehern auf ein tolles Finale zweier großartiger Spieler hoffen. Eine Hoffnung, von der man sich aber recht schnell verabschieden musste, genauso wie sich das Publikum von seinen Plätzen verabschiedete. Ein Poker-Spiel in der Kantine wurde dem Final-Kracher vorgezogen, was angesichts der finalen Darbietung auch kein Wunder war. Mayer spielte wenig berauschend, und Douglas war im Kopf zu schwach. So sorgte letztlich ein “versprungener Ball” im ersten Satz für die Entscheidung, als Douglas nämlich bei 3:4, 40:15 und zwei Chancen zum Ausgleich über einen im Simmeringer Sand liegen bleibenden Ball entzürnt, die Neven und Durchgang 1 wegschmiss. Ein Doppelfehler hinten dran, das entscheidende Break zum 3:5 eingehandelt und Augenblicke später war der erste Satz auch schon weg. 3:6 nach 34 Minuten, Mayer hatte beim April-GP-Turnier den neunten Satz in Folge gewonnen.

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Douglas verliert nach 3:0 Führung sechs Game in Folge und das Finale beim April-GP 09

Wer jetzt allerdings dachte, der Olympiasieger aus Kärnten würde locker und gelöst ein spielerisches Feuerwerk am Centercourt abbrennen, der wurde enttäuscht. Viel mehr machte sich die große Lähmung im Spiel des 24jährigen breit. “Ich spiele sowas von schlecht heute, ich glaube meine Winterform ist wieder zurück”, grollte Mayer und hatte dabei nicht unrecht. In der Tat erinnerte “Christoph” in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs an seine unrühmliche Hallen-Performance der vergangenen Wintersaison. Da passte gar nichts im Spiel des Kärntners zusammen, was eine beinahe logische 3:0 Führung für Douglas zur Folge hatte. Mit 12 Rückhand-Winnern hatte Mayer den Grundstein zum Gewinn des ersten Satzes gelegt, der erste Punktgewinn mit seinem Paradeschlag im zweiten Heat gelang dem 24jährigen erst im vierten Game, womit er auch auf 1:3 verkürze konnte. Geholfen – um das Match umzudrehen – hätte das dem Mann aus Treffen allerdings nicht wirklich. Da war schon die gütige Mithilfe von Deutschlands Nummer 1 nötig, der bei 3:1 und 40:15 das fünfte Game leichtfertig und nervenschwach verschenkte. Zwei Doppelfehler nachdem er sich wieder einmal lautstark beschwert hatte, ebneten Mayer den Weg zurück ins Spiel und letztlich auch zum Titelgewinn. Zu Null gelang ihm das 3:3, ehe er im “berühmten verflixten 7. Spiel” von zwei weiteren Douglas-Doppelfehlern profitierte und sich beim Breakball mit dem ersten Volley des gesamten Spieles erstmals in diesem zweiten Satz in Führung brachte. Das längst abgeflaute Match war in der entscheidenden Phase angelangt, in der Mayer beim Aufschlag wieder souverän blieb während Douglas schließlich nach seiner 3:0 Führung auch das sechste Game in Folge mit einem Doppelfehler abgeben musste. Den ersten Matchball Mayers konnte er zwar noch mit einem Ass abwehren, Matchball Nummer 2 verwandelte Mayer aber mit einem gefühlvollen Stoppball.

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Kann Mayer die Sandplatz-Rekorde & Mythen der Hobby-Tennis-Tour knacken

“Es war im Finale eine inferiore Leistung von mir, das Match war wirklich nicht berauschend. Aber bis dorthin habe ich relativ gut gespielt. Die Hauptsache ist, dass wir wieder auf Sand und raus aus der Halle sind. Ich habe in den letzten eineinhalb Wochen genausoviel Tennis gespielt wie während der gesamten Hallensaison. Das beweist wieviel Spass ich beim Tennis im Freien habe. Der Turniersieg freut mich natürlich sehr, und er zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin, und nach oben hin noch einiges an Potential habe. Jetzt möchte ich die großen Sandplatzturniere spielen und so viele Punkte machen um vielleicht eine realistische Chance auf das Masters zu haben”, erklärte Mayer, der sich nach dem April-GP-Titel auf die Jagd nach einigen Sandplatz-Rekorden machen könnte. Mit 10 Sandplatz-Einzelsiegen, inklusive seinem Olympiasieg seit 15 Macthes auf Sand ohne Niederlage, kann Mayer schon in Richtung der drei Topserien auf Asche schielen. Klaus Hofer mit 21 Sandplatzsiegen in Folge, Markus Seitner mit 19 Erfolgen hintereinander und Christoph Wagner mit 18 Sandsiegen in Serie, die Sandplatz-Asse der Hobby-Tennis-Tour sind längst in Mayers Reichweite. Und wer weiß, vielleicht schafft es Mayer ja auch als erster Spieler der Hobby-Tennis-Tour-Geschichte seit 1990, die “Großen 3”, nämlich April-GP, Mai-Super-4 und Mai-Grand-Slam in Serie zu gewinnen. Lippert, Wagner und Seitner sind mit Siegen bei den ersten beiden Events zu den “French Open der Hobby-Tennis-Tour” angereist und dort schließlich kläglich gescheitert.

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Douglas die neue Nummer 1 im Champions-Race und mit heftiger Kritik

Nicht zur Veröffentlichung auf der Homepage geeignet waren Teile des Douglas-Interviews, das der 30jährige im Anschluss an das April-GP-Finale gab. “Was soll ich sagen. So wie heute macht das einfach keinen Spass. Der Platz war skandalös”, polterte der Deutsche, der noch im Vorjahr im selben Club als sportlicher Leiter fungierte. “Natürlich habe ich auch schlecht gespielt, aber so einen schlechten Platz habe ich noch nie gesehen. Leider lasse ich mich durch solche Umstände immer rausbringen”, meinte Douglas, der in seinem 10. Karriere-Finale seinen siebenten Turniersieg verpasste. “Insgesamt bin ich mit dem Turnier aber super zufrieden. Ich war im Finale und ich bin die neue Nummer 1 im Champions-Race”. Tatsächlich ist die Deutsche Nummer 1 erstmals in seiner seit 2006 laufenden Karriere auch die Nummer 1 der Jahreswertung. Douglas wäre allerdings nicht Douglas, wenn er sein Interview nicht mit einer negativen Statement beendet hätte. “Ich bin mir sicher, dass das was der Mayer hier heute gespielt hat, nicht für die besten Spieler der Tour reicht. Wenn er mir, der schlecht gespielt hat sechs Games läßt, dann will ich nicht wissen was ein Grznar mit ihm macht. Das ist meine Einschätzung. Es war ein Turnier ohne Wert, weil die Besten nicht am Start waren”.

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Claus Lippert, 29. April 2009