Der erfolgreichste Tourspieler der Gegenwart

Andreas Harbarth erobert beim März-Grand-Prix-Turnier seinen 19. Karriere-Titel

Masterssieger Andreas Harbarth hat seinen im Vorjahr errungenen Titel beim März-Grand-Prix-Turnier mit Erfolg verteidigt. Der 25jährige Ausnahmekönner setzte sich am Dienstag Abend im großen Final-Duell der beiden Ranglisten-Ersten gegen Thomas Müller nach hartem Kampf in drei Sätzen durch. Harbarth siegte nach exakt 2 Stunden Spielzeit mit 6:4, 4:6, 6:2, und feierte mit seinem 18. Einzelsieg in Serie den insgesamt 19. Turniersieg auf der Hobby-Tennis-Tour. Ein Bericht von C.L

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Platz 5 im Ranking der Spieler mit den meisten Turniersiegen: Harbarth zieht mit Titel Nr. 19 in der Ewigen-Bestenliste mit Roman Ainberger gleich

Es ist genau 23:24 Uhr am gestrigen Dienstag Abend, als Andreas Harbarth mit einem wuchtigen Service-Winner ein heiß umkämpftes Dreisatz-Match am Centercourt des Tennispoint Vienna zu seinen Gunsten herumgerissen hatte. Ein ganz normaler Sieg wie man hätte meinen können, immerhin hatte der 25jährige davor in 6 Duellen schon 5 Mal die Oberhand gegen seinen Finalgegner behalten, und insgesamt bereits 18 Turniersiege in seiner Tour-Karriere erobert. Doch in Wirklichkeit war Titel Nr. 19 aus zwei Gründen ein ganz spezieller für den Ranglisten-Ersten aus Schwechat. Da war zunächst einmal der 28. September 2008, an dem Harbarth im Halbfinale des September-Grand-Prix-Turniers von Thomas Müller die bitterste und schwerste Niederlage seiner Karriere aufgebrummt bekam. Beim 1:6, 2:6 im vorerst letzten direkten Duell der beiden Tourstars wurde der Ranglisten-Erste am Centercourt des TC Top Serve regelrecht abgefertigt. Revanche war also angesagt. Und dann war da auch noch die “Causa Ainberger”. Mit dem Tour-Star der 90er-Jahre hatte sich Harbarth noch im Vorjahr recht häufig einen verbalen Kleinkrieg geliefert. Mit erfolgreichen Tourspielern aus der Vergangenheit und ihren Leistungen hatte der Ranglisten-Leader immer so seine Probleme. Erfolge wie jene von Ainberger anzuerkennen, fiel dem 25jährigen extrem schwer. Nun könnte der 2fache März-GP-Champion aber auch mit dem Thema Ainberger Frieden geschlossen haben. Denn seit gestern Abend ist Harbarth auf der Hobby-Tennis-Tour gleich erfolgreich wie sein Widersacher. Beide haben 19. Turniersiege errungen und teilen sich damit den 5. Platz in der Ewigenbestenliste der Spieler mit den meisten Karriere-Titeln.

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Die aktuellen Super-Bilanzen des Andreas Harbarth nach dem Sieg beim März-GP

Irgendwann einmal möchte Harbarth auch der erfolgreichste Spieler der Tour-Geschichte werden, der erfolgreichste Spieler der Gegenwart ist der Entry-List-Führende aber jetzt schon. Seit Juni 2006 spielt der Niederösterreicher auf der Tour und wurde in diesen fast drei Jahren mit 19 Turniersiegen zum absolut erfolgreichsten Akteur. Kein anderer Spieler hatte in diesem Zeitraum mehr Erfolg. Im Vergleich dazu folgen abgeschlagen die Herren Mario Kiss und Markus Seitner – die eine Liste von insgesamt 52 Spielern mit zumindest einem Turniersieg anführen, und ihrerseits auf je 7 Tour-Titel kamen. Über allem thront aber eben Andreas Harbarth, der mit seinem vorerst letzten Erfolg zusätzlich einige seiner imposanten Bilanzen weiter auffettete. Der 25jährige feierte seinen 4. Turniersieg in Serie, den dritten Titel in dieser Saison. Er ist beim März-GP mit 9:0 Siegen noch immer ungeschlagen, hat heuer bei 13 Einzelerfolgen noch kein Match verloren und er ist insgesamt 18 Single-Matches unbesiegt. Dazu feierte er im Finale gegen Müller den insgesamt 130. Einzelsieg seiner schillernden Karriere. Und der 19fache Turniersieger bestätigte zudem auch einmal mehr, dass er in den jeweils ersten drei Monaten besonders erfolgreich ist. Gleich 9 seiner insgesamt 19 Titel eroberte Harbarth in den Monaten Jänner bis März.

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40 Minuten braucht Harbarth zum Gewinn des ersten Satzes

Große Spannung herrschte vor dem 11. Saisonfinale zwischen Harbarth und Müller trotz der klaren Favoritenrolle des Ranglisten-Ersten. Der fulminante Triumph Harbarths im Semifinale über Jänner-Grand-Slam-Sieger Branislav Grznar hatte zur Folge, dass für viele “sogenannte Experten” nur die Höhe seines Sieges offen stand. Für echte Insider freilich, war trotz der unbestrittenen Favoritenrolle des Titelverteidigers, Müller mehr als nur ein gefährlicher Außenseiter. Beide Spieler waren zu Beginn des Finales um hohes Tempo bemüht, was allerdings zunächst in einer wahren Fehlerorgie endete. Die ersten 20 ausgespielten Punkte in diesem dritten März-Grand-Prix-Finale brachten bei lediglich zwei Service-Winnern Müllers die unansehnliche Quote von 18 sogenannten unforced errors. Es war ein von beiden Seiten vorangetriebener Negativlauf, den Müller dann im dritten Game mit einem Ass endlich beendete. Fortan wurde der recht flotte Final-Showdown von Minute zu Minute ansehnlicher. Die Entscheidung im ersten Heat fällt dann im fünften Game, wo Harbarth das einzige Break des Satzes zum 3:2 schafft und dieses souverän an das Satzende transportiert. Dort im Finish wird es dann noch einmal spannend, als der Vorjahressieger bei 40:0 drei Satzbälle leichtfertig vergibt, und er seinem Gegner Augenblicke später mit seinem ersten Doppelfehler dessen allererste Breakchance einräumt. Diese große und unerwartete Möglichkeit vergibt “Tom” wiederum mit seinem insgesamt 25 unerzwungenen Fehler von der Grundlinie, ehe er beim vierten Satzball seines Gegenübers einen Rückhand-Slice-Versuch im Netz versenkt. Damit war Harbarth nach exakt 40 Minuten mit 1:0 Sätzen in Front und hatte den ersten Schritt in Richtung erfolgreicher Titelverteidigung gesetzt.

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Müller schafft im zweiten Satz die Wende, Harbarth dafür im Finish Saisonsieg Nr. 3

In dieser Phase des großen Finales lieferte die Nummer 1 wie schon am Vortag eine äußerst imposante Vorstellung ab. Was neben der gewohnt laufstarken Darbietung besonders auffiel, war die extreme Aufschlagstärke des 25jährigen. Schon im Duell mit Grznar servierte sich Harbarth ohne Aufschlagverlust ins Finale, und auch diesmal beeindruckte er bis Mitte des zweiten Satzes mit problemlos gewonnenen Service-Games. Kein Wunder daher, dass die Partie vorzeitig gelaufen schien. Müller hatte mit vier weiteren unerzwungenen Fehlern sich ein rasches Break zum 0:1 eingehandelt und bis zum 2:3 nicht eine einzige Break-Möglichkeit. Das sollte sich dann aber ändern, gelingt dem 2fachen Grand-Prix-Sieger doch mit dem ersten Break zum 3:3 die Wende. Bis 5:4 geht es schließlich wieder mit dem Aufschlag, ehe Müller mit einem zweiten Break auf 6:4 stellen kann und so nach weiteren 44 Minuten den Satzausgleich erzwingen konnte. Das Spiel war mittlerweile nicht nur flott, sondern auch durch herrliche Punktschläge auf beiden Seiten zu einem attraktiven Schlagabtausch avanciert. Und auch Spannung war garantiert, als sich die beiden Entry-List-Führenden im dritten und entscheidenden Satz duellierten. Zu Gunsten Harbarths entwickelte sich dieses Endspiel dann im fünften Game beim Stand von 2:2. Müller servierte, führte 40:30, rückte ans Netz vor und knallte dort den letzten von vier Smashversuchen ins Out. Nach zwei abgewehrten Breakbällen im selben Game, bekommt “Tom” noch einen zweiten Spielball zum 3:2, rutscht dabei allerdings aus und muss eine Vorhand seines Gegners zum Einstand tatenlos passieren lassen. Mit einem Doppelfehler gibt er schließlich seinen Aufschlag zum 2:3 ab, womit die Entscheidung gefallen war. Schweren Schrittes versuchte ein müder Thomas Müller inzwischen seinem 13 Jahre jüngeren Gegner im Finsih Paroli zu bieten, vergeblich wie sich wenig später herausstellen sollte. Harbarth sicherte sich mit einem weiteren Break eine 5:2 Führung, und verwandelte mit einem wuchtigen Service-Winner am Ende den dritten Matchball zum 6:4, 4:6 und 6:2 Erfolg.

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“Was ist das für ein Pokal? Habe ich vielleicht hier ein Grand-Slam-Turnier gewonnen?”

Mit einer herrlichen Trophäe für einen ganz Großen auf der Hobby-Tennis-Tour ging dann der finale Abend beim 3. März-Grand-Prix-Turnier 2009 zu Ende. “Habe ich ein Grand-Slam-Turnier hier gewonnen”, fragte sich Harbarth angesichts des riesigen Pokals, den er glücklich lächelnd in die Kamera des Veranstalters stemmte. “Es war ein sehr schönes Turnier mit lauter guten Gegnern. Leider habe ich heute im Finale schlecht gespielt und mich auch sehr schlecht bewegt. Es war auch gar nicht so leicht nach dem gestrigen Abend. Das Match gegen den Branislav Grznar war im Kopf für mich schon so was wie das gewonnene Finale. Und das Spiel gegen den Tom wurde deshalb noch knapp, weil ich nach dem Aufschlag-Game zum 5:4 plötzlich nicht mehr wusste, wie ich servieren soll. Im zweiten Satz war ich dann auch noch zu passiv, und der Thomas hat dann auch die Bälle gut getroffen”, analysierte der nunmehr 2fache März-GP-Champion.

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“Nach dem 2:2 im dritten Satz war bei mir der Ofen aus”

“Der erste Satz war insgesamt sehr fehlerbehaftet, der zweite Durchgang aus meiner Sicht sehr gut. Im dritten Satz war nach dem 2:2 bei mir ein bißchen der Ofen aus. Aber mit dem Finaleinzug bin ich sehr zufrieden, das war das erste anständige Resultat in dieser Saison”, resümierte Müller. Der 38jährige spielte an diesem Wochenende übrigens sein 20. Karriere-Turnier und im Semifinale gegen Stefan Schaaf sein 60. Single-Match auf der Hobby-Tennis-Tour

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Claus Lippert, 18. März 2009