Manfred Buzek sieht im Exklusiv-Interview düstere Zeiten auf große HTT-Events zukommen

Sein 7:6, 3:6, 6:3 Erfolg in Runde 1 des Juni-Challenger-Turniers gegen Jänner-Future-Champion Martin Böö sorgte nicht unbedingt für die großen und fetten Schlagzeilen, und dennoch stand Vorjahresfinalist Manfred Buzek am Samstag Nachmittag für kurze Zeit im Blickpunkt des Geschehens. Der 31jährige vom TC Donaufeld, hier bei seinem zweiten Juni-Challenger-Antreten hinter Thomas Löffelmann als Nr. 2 gesetzt, ließ in einem Exklusiv-Interview mit spannenden Aussagen und einer düsteren Zukunfts-Vision für die Hobby-Tennis-Tour aufhorchen. Das gesamte Interview mit dem charismatischen und nicht unumstrittenen Wiener findest Du nochfolgend geführt von C.L

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HTT-Red.: Hallo Manfred! Gratulation zu Deinem Erstrundensieg über Martin Böö. Wie ist es aus Deiner Sicht heute gelaufen?

Buzek: Ich hatte eigentlich erwartet, dass Böö etwas schneller spielt. Bei seinem Match am Wasserpark vor einer Woche gegen Sascha Kobsik hatte Martin eine schnellere Kugel gespielt. Nach dem ersten Satz habe ich wieder einmal geglaubt, ich muss einen Gegner wegschießen, und habe mich schnell selbst “verschossen”. Im dritten Durchgang war ich 0:3 hinten, und habe dann mein Spiel umgestellt. Ich habe mittlerweile erkannt, dass Du den Spielwitz Deiner Gegner annehmen, und deren Spiel mitspielen musst, dann geht das alles gleich viel einfacher. Mir taugt das hier auf der Landstrasse, und mental bin ich hier sowieso so stark wie auf keinem anderen Platz.

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HTT-Red.: Warum fühlst Du dich ausgerechnet hier bei WAT Landstrasse so wohl?

Buzek: Naja das liegt vorallem einmal daran, dass ich hier viel besser den Ball sehe. Ich habe ja ein Problem mit meiner Sehkraft, und hier wo auf beiden Seiten des Platzes Planen hängen, ist der Kontrast zwischen Ball und Hintergrund für mich so gut wie nirgendwo anders. Ich fühle mich hier einfach sehr wohl, vielleicht auch wegen meiner Erfolge in der Vergangenheit. Hier ist es für mich immer gut gelaufen.

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HTT-Red.: Was sind Deine Ziele an diesem Wochenende beim Juni-Challenger-Turnier?

Buzek: Das ist außer Frage, es muss der Titel her. Ich habe sehr lange überlegt, ob ich hier mitspielen soll. Aber warum soll ich hier nicht mitspielen wenn ich startberechtigt bin! Außerdem musst Du so ein Turnier auch erst einmal gewinnen. Es ist ja nicht so, dass der Buzek vorbeikommt, und Hurra er gewinnt das Turnier. Man sieht ja jede Woche, wie schnell das gehen kann, so zum Beispiel auch bei mir in der dritten Quali-Runde bei den HTT-French-Open, als ich plötzlich gegen den Weidinger verloren habe. Man kann ganz schnell ins Trudeln geraten, und dann bist du weg. Und wenn es heute gegen den Martin Böö ein bißchen anders läuft und er ein wenig mehr Glück hat, dann bin ich in Runde 1 draußen. Also so leicht ist das nicht. Einfach als Favorit den Pokal mit nach Hause nehmen geht nicht.

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HTT-Red.: Du hast Dir so Deine Gedanken gemacht über die Hobby-Tennis-Tour in den oberen Sphären und gemeint, die HTT ist längst zu stark geworden! Wie meinst Du das konkret?

Buzek: Die Tour allgemein ist nicht zu stark, aber oben in den starken Klassen ist für uns Challenger-Akteure und echten Hobbyspieler das Niveau zu hoch. Mittlerweile habe ich bei solchen Turnieren absolut nichts mehr verloren. Ich lasse mich doch nicht in 20 Minuten vom Platz prügeln, das hat nichts mit einem Spass zu tun. Und das werden die anderen Challenger-Spieler irgendwann auch erkennen. Mir taugt das halt nicht mehr, wenn du drei Qualirunden spielen musst, und dann wartet im Hauptbewerb vielleicht wieder ein Challenger-Spieler der ausgeruht ins Turnier geht, und du eigentlich auch Chancen vom spielerischen Niveau hättest, den zu schlagen. Du bist aber “ausgelutscht” und der spielt voll frei und frisch auf. Das ist nicht mehr meines.

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HTT-Red.: Hast Du Lösungsvorschläge, wie man Challenger-Spieler bei den großen Turnieren behandeln sollte?

Buzek: Also für mich wäre gescheiter, wenn du drei Quali-Runden spielst, und alle Challenger-Spieler wie ein Löffelmann, Kobsik, Baumann und wie sie alle heißen dort in der Quali einlaufen müssen. Und dann im Hauptbewerb hast Du einen Kracher, das wäre viel gescheiter.

HTT-Red.: Plädierst Du damit für ein allgemeines Wildcard-Verbot für Challenger-Spieler bei den großen Turnieren?

Buzek: Nein plädieren nicht, aber ich bin mir halt sicher, dass ich einer von den realistischen Spielern im Challenger-Bereich bin. Ich will da jetzt keine Namen nennen, aber es gibt gewisse Leute die wissen wovon ich spreche, und die glauben auch bei den großen Turnieren geht schon was. Aber im Endeffekt ist es wurscht ob das ein Buzek oder Kobsik ist, wir haben dort absolut nichts verloren. Das ist die Devise. Wir haben absolut in einem Hauptbewerb bei einem Grand-Slam-Turnier nichts verloren. Du kannst vielleicht einmal Losglück haben, mit einem Hobiger oder so, wo du mitspielen kannst, aber wenn wir uns ehrlich sind, ist das eine ganz andere Liga. Es sollte eigentlich Startverbot für uns gelten. (Buzek mit einem ironischen Schluss-Satz und einem lauten Lachen)

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HTT-Red: Du hast heute auch schon anklingen lassen, dass Du davon ausgehst, dass der Hobby-Tennis-Tour aus diesem Grund auch die Spieler abhanden kommen werden. Kannst Du das konkretisieren?

Buzek: Ich bin überzeugt davon, dass es bereits in ein paar Monaten so weit sein wird, dass die Schwächeren die absolut chancenlos sind, ihre Nennung für große Turniere nicht mehr abgeben werden. Es sind zwar jetzt wieder viele Neue dazugekommen, aber man sieht andersrum ja, dass sich viele Challenger-Spieler einen Start bei einem 500er, oder 1000er-Turnier gar nicht mehr antun wollen, weil dort eh nichts zu holen ist. Da geht es gar nicht darum, dass du Pokale sammelst, aber es bringt ja gar nichts wenn du auf den Platz gehst und gegen den Vukicevic spielst, du nach 25 Mnuten wieder fertig bist und im Endeffekt keine Kugel gesehen hast. Wenn die guten Spieler dich ein bißchen mitspielen lassen ist es ok, aber so wie es der Mathias Wagner unlängst gesagt hat, dass sich die Topstars in den Vorrunden so wenig wie möglich auf dem Platz aufhalten wollen, um gegen uns Kräfte zu sparen für die Matches die dann wirklich wichtig sind. Und das macht dann auch keinen Spaß, wenn Du hörst von den wichtigen Partien und du weist schon, dass dein Spiel eines der unwichtigen ist.

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HTT-Red.: Soll es daher Deiner Meinung nach ein Startverbot für Future- und Challenger-Spieler bei den großen Turneiren geben?

Buzek: Starverbot kann man nicht sagen. Es soll jeder spielen was er spielen will. aber ich kann nur von mir aus sagen, dass ich da oben bei den großen Turnieren niemandem im Weg stehen will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wenn ich heute auf den Platz gehe und gegen einen Klager spiele, er eine Freude mit so einem Match hat. Die haben doch keinen Spaß, wenn sie sich ein oder zwei Runden mit Leuten wie mir oder dem Klapil aufhalten müssen. Vorallem finde ich es traurig, wenn die Topspieler mit uns als Gegner in den ersten zwei Runden wie eine Art Freilos haben. Diese Leute schauen sich den Raster an, und gehen es einmal richtig locker in den Startrunden an. Das soll doch so nicht sein. Das ist genau das, was ich bemängle. der Topstar muss genauso flippen wenn er am Donnerstag Abend die Auslosung anschaut, wie wir Challenger-Spieler bei unseren Turnieren. Bei den Topspielern muss das genauso sein. Es kann nicht angehen, dass die Asse einmal zwei drei Runden locker aufspielen gegen uns von da unten. Die haben in der ersten Runde Vollgas zu geben und nicht auf Hurra und Theater zu spielen.