Harbarth läßt Legenden zittern

Andreas Harbarth gewinnt wie im Vorjahr das Februar-Super-4-Turnier

Mit einer weiteren eindrucksvollen Machtdemonstration hat Topstar Andreas Harbarth am Dienstag Abend seinen sensationellen Siegeszug auf der Hobby-Tennis-Tour fortgesetzt. Der 26jährige Ranglisten-Erste unterstrich im Finale des ersten Super-4-Saison-Events seine augenblickliche Ausnahmestellung im Circuit, und verteidigte mit einem klaren 6:3, 6:3 Erfolg über Mario Kiss seinen im Vorjahr erstmals gewonnenen Titel beim Februar-Super-4-Turnier. Mit seinem bereits 4. Saison-Triumph polierte der Neo-Schwechater auch seine diversen Erfolgsbilanzen weiter auf. Ein Bericht von C.L

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Mit 18:0 Siegen heuer noch ungeschlagen, dazu 430 Punkte im Champions-Race, die unglaubliche Performance des Andreas Harbarth zu Beginn der Saison 2010

Schon vor dem ersten Aufschlag zum 2. Februar-Super-4-Turnier 2010 fragte sich die Konkurrenz besorgt: Wer bitte schön soll denn diesen Andreas Harbarth schlagen? 5 Tage und 5 Matches später gab der Überflieger selbst die klare Antwort: Mit einem letztlich souverän eroberten 6:3, 6:3 Finalerfolg über seinen Dauer-Rivalen Mario Kiss festigte Harbarth nicht nur seinen Ruf, momentan unschlagbar zu sein, sondern auch seine imposanten Siegesserien, die von der aktuellen Hochform des Tour-Leaders zeugen. Beim Februar-Super-4-Turnier mit 9:0 Spielen unbesiegt, ist Harbarth auch in der bereits 7 Wochen alten Tennissaison 2010 noch ungeschlagen. 18:0 Einzelsiege, nur ein abgegebener Satz, vier Turniersiege und unglaubliche 430 Punkte im Champions-Race, die Performance die der 26jährige zu Saisonbeginn auf die Courts der Hobby-Tennis-Tour zaubert, sucht ihres gleichen. Kurz nach der Siegerehrung lief dem Veranstalter ein gewisser Martin Kova zufällig über den Weg, jener junge Mann, der mit 29 Turniersiegen “noch” der erfolgreichste unter den aktiven Tourspielern ist. Und auf die Bitte nach einer ersten Einschätzung was er zum Umstand sagt, wahrscheinlich bald als erfolgreichster aktiver Spieler abgelöst zu werden, lachte der 26jährige und konterte schlagfertig: “Warte nur ab, auch Deinen Rekord wird er irgendwann einmal brechen”. Und in der Tat, scheinen der Harbarth`schen Titel-Gier keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. Den aktuellen Tour-Stars lehrt der Ranglisten-Erste schon seit über dreieinhalb Jahren das Fürchten, doch jetzt scheint der Titel-Hamster nicht mal mehr vor den Legenden der Hobby-Tennis-Tour halt zu machen. Auch wenn es den längst nicht mehr aktiven einstigen Topstars vermutlich egal sein wird, doch bildlich gesprochen beginnt nun auch bei den Allzeit-Größen der Tour-Geschichte das große Zittern.

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Harbarth auf dem Weg zum erfolgreichsten aktiven Spieler der Hobby-Tennis-Tour

Der erste dieser in der “Hall of fame” für immer verewigten “All-time-Stars” die sich Harbarth zu Beginn des neuen Jahres vorgeknöpft hat, ist kein geringerer als der 5fache Masterssieger Christian Kainz. Vor 14 Tagen beim Februar-Grand-Prix-Turnier stellte der aktuelle Tour-Hero mit seinem Finalsieg über Fabian Mayrhuber die Marke des Christian Kainz mit 26 Karriere-Turniersiegen ein, womit er sich in der Ewigenbestenliste der erfolgreichsten Turniersieger der Geschichte auf den vierten Rang vorkämpfte. Zwei Wochen später hat der Branchen-Primus aus Schwechat mit dem 27. Titel seiner außergewöhnlichen Laufbahn Kainz auf Rang 5 verdrängt und bereits den nächsten Schritt in Richtung weiteres Karriere-Highlight gesetzt. Denn jetzt fehlen nur mehr 2 Turniersiege, um einerseits zum dritterfolgreichsten Tourspieler der Geschichte aufzuschließen, und andererseits selbst zum erfolgreichsten noch aktiven Akteur zu avancieren. Und wer zweifelt daran, angesichts der momentanen, beinahe schon erdrückenden Überlegenheit Harbarths. Auf ein Ende dieses gigantischen Sololaufs hoffte die Tour-Szene speziell im Halbfinale, wo der amtierende “French-Open-Champion der HTT” Alexander Geisler womöglich die Chance gehabt hätte, Harbarths Siegeslauf zu stoppen. Doch eine “Voltaren-Tablette” linderte nicht wie erhofft die Schmerzen im Schlagarm, sondern beleidigte den Magen des Tirolers. So ruhten die Hoffnungen plötzlich auf dem neuen AZ-Tennisclub-Star Mario Kiss, der im Februar-Super-4-Finale die Dominanz Harbarths brechen sollte. Es waren aber zugegbener Maßen extrem kleine Hoffnungen, die die Mitspieler in den 31jährigen Power-Server setzten. Kein Wunder, immerhin kassierte Kiss in den vergangenen drei Duellen mit Harbarth drei äußerst empfindliche und ergebnistechnisch höchst dramatisch ausfallende Pleiten. Und das alles innerhalb von nur eineinhalb Monaten. Wie schwierig muss es also für “Super-Mario” am Dienstag Abend gewesen sein, sich auf das erneute Duell mit dem Branchen-Besten entsprechend einzustellen. Und so war es im Finale aus Sicht des 3fachen Grand-Slam-Champions auch keine Frage des Könnens, sondern lediglich des Geistes, wie sich dieses erneute Treffen gestalten würde.

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In nur 28 Minuten gewinnt Harbarth gegen Kiss den siebenten Satz in Folge

Es sollte alles anders werden als bei den vergangenen drei Duellen im Tennispoint Vienna. Kiss hatte nach seinem überzeugenden Semifinal-Auftritt gegen Victor Stabrawa Zuversicht geschöpft und das nötige Feeling gefunden, und auch Harbarth warnte unmittelbar vor Finalbeginn: “Das wird heute eine enge Kiste”. Das neue Selbstbewusstsein von Mario Kiss äußerte sich anfangs gleich einmal mit der Aufschlag-Wahl, mit der er Harbarth überraschte. “Zuletzt hat er immer mich beginnen lassen zu servieren”, zeigte sich der spätere Sieger verblüfft. Doch der vermeintliche Vorteil, er war keiner! Weil Kiss mit einem Doppelfehler startete, und gleich im Eröffnungsgame zu Null das Break kassierte. Damit wurden auch die von Kiss im Vorfeld geäußerten Hoffnungen, “vorne weg spielen zu können”, gleich im Auftaktspiel enttäuscht. Nachdem Harbarth im folgenden Game bei eigenem Aufschlag eine Breakchance abwehrte und auf 2:0 stellte, wurden bei Spielern und Zusehern schlimme Befürchtungen wachgerufen, dass Kiss direkt und auf schnellstem Weg einem neuerlichen Debakel entgegen steuert. Ganz so heftig wurde es dann zwar nicht, dennoch lief der insgesamt achte Vergleich der beiden Tour-Topstars für Kiss nicht wie gewünscht. Der 31jährige gefiel sich am Centercourt des TPV vor den Augen der im Publikum sitzenden Thomas Valek und Fabian Mayrhuber als Chancen-Vernebler der hartnäckigsten Art. Es waren viele leichtfertig vergebene Möglichkeiten, die Kiss an diesem Dienstag Abend im Februar-Super-4-Finale ausließ. Zum Beispiel im sechsten Game, als er zwei Break-Möglichkeiten zum 3:3 beinahe fahrlässig mit leichten Fehlern an der Grundlinie verjuxte. Symptomatisch für das nachlässige agieren war eine Szene beim Stand von 3:5, als Kiss beim Versuch einen kinderleichten Smash zu versenken, ein Luftloch schlug. Die Strafe für all diese leichtfertig verursachten Fehler folgte auf den Fuß. Nach nur 28 Minuten hatte Harbarth seinen ersten Satzball, und diesen mit einem gegückten Lob-Versuch erfolgreich verwandelt.

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Nach 1:08 Stunden hat Harbarth auch das vierte Saisonduell mit Kiss klar gewonnen

Mit dem siebenten Satzgewinn gegen Kiss in Folge, schien das Februar-Super-4-Finale zu Gunsten Harbarths entschieden. Ein wenig Hoffnung auf Wende keimte im dritten Game des zweiten Durchgangs auf, als Harbarth mit seinem ersten Doppelfehler erstmals ein Break kassierte und so seinem Gegner ein wenig unter die Arme griff. Das Kiss bei weitem nicht in Hochform ist, zeigte der Umstand, dass er die kurze Schwächeperiode Harbarths nicht ausnützen konnte. Für einen Kiss in Bestform, gewaltig servierend und von der Grundlinie Druck machend, hätte einst so ein Break schon zum Satzgewinn gereicht. Nicht aber anno 2010, und schon gar nicht gegen einen Gegner, der ihm zuletzt drei Mal ganz brutal die Grenzen aufzeigte. Statt in Richtung Durchgang 3 zu steuern, schwächelte Mario in dieser Phase mit gleich drei in Folge verlorenen Games. 6:3, 4:2, die Partie war wohl gelaufen, doch das nun erwartet große Harbarth-Furioso im Finish dieses Endspiels blieb aus. Zu Null musste er zum zweiten Mal in diesem Spiel seinen Aufschlag zum 3:4 abgeben, und auch in der Folge bettelte der 26jährige Ausnahmekönner förmlich um den dritten Satz. Das Niveau war längst drastisch abgefallen, als die beiden Topstars zum Finish ansetzten. Kiss gefiel sich neuerlich in der Rolle des Chancen-Todes, vergeigte zwei Spielbälle zum 4:4 und versenkte dazu gleich zwei Doppelfehler im Feld des Gegners zum entscheidenden 3:5. Weitere zwei Breakchancen zum 4:5 ließ “Mario” ungenützt, ehe Harbarth nach exakt 1:08 Stunden seinen ersten Matchball verwandelte.

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“Ein Wahnsinnslauf ohne Training und mit 7kg zuviel auf den Rippen”

“Jetzt geht es in die verdienten Ferien”, war Harbarths erste Reaktion nach seinem 27. Karriere-Erfolg. “Die letzten zwei Partien waren ein Zeichen das ich aufhören muss. Jetzt reißt es nämlich langsam ab. Das heute war meine schlechteste Partie von den vieren gegen den Mario Kiss. Sogar die mit Abstand schlechteste. Das Ergebnis fiel diesmal nämlich deutlicher aus als es wirklich war. Aber ich bin natürlich sehr zufrieden. Es ist ein Wahnsinnslauf der mir derzeit gelingt. Und es kommt alles überraschend für mich. Ohne Training und mit 7 kg zuviel auf den Rippen, was willst du mehr. Derzeit geht mir einfach alles auf, es läuft perfekt”, jubilierte der siegreiche Ranglisten-Erste nach dem 6. Super-4-Turniersieg seiner Karriere und seinem 16. Titelgewinn in der Halle. Damit ist der 26jährige auch in diesen Wertungen der Ewigen-Bestenliste weiter gewaltig auf dem Vormarsch. Auf Super-4-Ebene liegen nur Claus Lippert (12 Super-4-Titel) und Christoph Wagner (7 Super-4-Titel) vor ihm. Und in Sachen Turniersiege in der Halle, steht Harbarth ganz dicht davor, der Erfolgreichste überhaupt zu werden. Mit seinem 16. Indoor-Titel fehlt nur mehr ein voller Erfolg auf Hallenkönig Christian Kainz, der in seiner bemerkswerten Laufbahn 17 Hallentitel erobern konnte. Indes verfolgt Harbarth aber auch noch ein ganz persönliches Ziel auf der Tour. “Ich möchte der erste Spieler sein, der schon im Juni die Masters-Qualifikation fix in der Tasche hat”, so der 2fache Februar-Super-4-Sieger, der sich bis zum März-Super-4-Turnier in der Südstadt verabschiedete.

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Kiss trotz Niederlage nicht unzufrieden und auf dem Sprung zurück unter die Top Ten

Gar nicht so großartig enttäuscht zeigte sich dann auch der unterlegene Februar-Super-4-Finalist Mario Kiss. “In erster Linie bin ich froh, dass es heute nicht wieder so eine Abfuhr wurde wie in den letzten Partien. Und mit dem Umstand, hier ins Finale gekommen zu sein, bin ich auch zufrieden. Allerdings ärgere ich mich nach dem Spielverlauf ein bißchen. Denn heute war um einiges mehr drinnen. Ich habe die Bälle besser getroffen als zuletzt, und der Andi hat zwar schon gut gespielt, aber nicht so stark wie er es im Moment könnte. Mit etwas mehr Cleverness hätte ich diesmal auch gewinnen können. Ich bin jetzt nicht so traurig, viel eher weiß ich, dass es wieder aufwärts geht”, resümierte der 31jährige, der zumindest auf dem Papier ab sofort erster Verfolger von Andreas Harbarth sein wird. Denn Kiss übernimmt mit seinem Finaleinzug Rang 2 im Champions-Race und auch im Entry-Ranking wird Mario mit den gewonnenen Finalpunkten einen riesigen Sprung bis knapp an die oder sogar knapp unter die Top Ten schaffen. “Zum Glück, denn am Wochenende habe ich mein aktuelles Entry-Ranking entdeckt. Und Platz 25, das geht gar nicht. Unglaublich welche Leute da teilweise vor mir platziert sind”, beklagte sich Kiss mit einem Lächeln.

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Claus Lippert, 24. Februar 2010