Challenger-Star Manfred Buzek schrammt knapp an Mega-Sensation vorbei

Kinder wie die Zeit vergeht! Es ist kaum zu glauben, aber bereits in drei Wochen findet beim TC Top Serve in Wien-Simmering das große “Finale der heurigen Freiluft-Saison” mit einem Turnier der Masters-Series, einem 150er-Event und dem Doppel-Masters statt. Schon sieben Tage später erfolgt im UTC La Ville der Auftakt in die Hallensaison 2012/2013, und das alles nachdem die Stars der Hobby-Tennis-Tour noch vor wenigen Tagen bei 30 Grad und mehr in einem heißen Sommer-Finish schwitzten. Bevor der Tour-Zirkus aber unter die Dächer des UTC La Ville am Altmannsdorfer Ast übersiedelt, steht an diesem dritten September-Wochenende ein Turnier-Programm an, das im Vorfeld eher unspektakulär den Tour-Kalender zierte, sich mit einem “Super-Angebot” aber zu einem ganz speziellen mauserte. Ein Bewerb der HTT-Future-Tour, ein 150er-Event und ein Turnier der 500er-Serie in Linz, kein Aufreger-Weekend im mit Highlights vollgepackten Kalender der Hobby-Tennis-Tour! Zumindest dachte man so, bis ein von Tour-Veranstalter Claus Lippert modelliertes Angebot für ein Turnier-Wochenende der Superlative sorgte. 61 Spieler haben für insgesamt 88 Nennungen gesorgt, und halten die Turnierleitung mit 102 zu absolvierenden Matches ganz ordentlich auf Trab! Ein Bericht von C.L

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Dauerregen der letzten Tage hat Verhältnisse für anstehendes Tennis-Weekend der Superlative entscheidend verändert

Dieses dritte September-Wochenende ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes im Tennisjahr 2012. Zwei Premieren-Veranstaltungen stehen mit dem September-Future-Turnier und dem kurzfristig nach Wien geholten September-HTT-500-Oberösterreich-Event neben der 5. Ausgabe des September-HTT-150-Turniers auf dem Programm. Und obendrein wird am kommenden Sonntag auch endlich der diesjährige “US-Open-Champion der HTT” zwischen Masterssieger Lukas Planteu und Tour-Rekord-Starter Christoph Kramer ermittelt. Hat auf den Hartcourts des Tennispoint Südstadt das jähe Sommerende keinerlei Auswirkungen auf die Verhältnisse, so haben sich auf der roten Asche in der Simmeringer Leberstraße die Bedingungen in den vergangenen beiden trüben, feuchten und kalten Tagen drastisch verändert. Hat der Engländer Adam Goodsell am Dienstag Nachmittag noch bei hochsommerlichen 30 Grad und auf pfeilschnellen Sandplätzen den ersten britischen Tour-Titel der Open Ära eingefahren, fanden die Asse der HTT keine 72 Stunden später ganz andere Verhältnisse beim TC Top Serve vor. Der anhaltende Regen der letzten 48 Stunden hat die Courts des Simmeringer Traditionsvereins extrem “verlangsamt”, womit auch die Karten um den 61. Saisontitel neu gemischt wurden. Wenn das nicht genau die Wunschbedingungen des Ranglisten-Ersten Franz Mayrhuber sind!

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Retter in der Not – Walter Kreilinger bringt “heiße Babolat-Fracht” in Windeseile von Linz nach Wien

Der 47jährige und an Nummer 1 gesetzte August-Masters-Series-Sieger brauste im Eilzugstempo über Auftaktgegner Thomas Pratsch hinweg, und qualifizierte sich mit einem 6:0, 6:1 Erfolg für sein 150. Karriere-Match, das er im Viertelfinale gegen den Sieger der Partie Stefan Loibl gegen Philipp Mayer bestreiten wird. Doch nicht die Nummer 1 des Hobby-Tennis-Tour-Zirkus, und auch nicht der am Eröffnungstag im Publikum weilende Ranglisten-Zweite Mario Kiss waren die wichtigsten Männer des gestrigen Eröffnungstages! Nein das war mit Sicherheit der Oberösterreicher Walter Kreilinger, der am späten Nachmittag für die eifrigst herbei gesehnte wöchentliche Babolat-Ball-Lieferung sorgte. Extra in Linz beim ASKÖ-Auhof abgeholt, chauffierte der Papa von Olympiasiegerin Ines Kreilinger die heiße Fracht mit einem 170er-Schnitt über die A1 in Richtung Bundeshauptstadt! Als knapp nach 17 Uhr ein dunkelblauer Audi A6 mit Braunauer Kennzeichen die Einfahrt des TC Top Serve passierte, und Walter Kreilinger mit drei Kisten Babolat Team ausstieg, war das Monster-Weekend zumindest aus “filziger Sicht” gerettet.

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Topgesetzter Markus Hobiger zum 150er-Auftakt mit “Beinahe-Pleite” gegen Challenger-Spieler Manfred Buzek

Sportlich machte am gestrigen Eröffnungstag wieder einmal Markus Hobiger von sich reden. Der 35jährige ist – ob er will oder nicht – einfach nicht in Form. Das bestätigte nicht nur das glasklare 2:6, 3:6 zum Auftakt des September-HTT-500-Turniers Oberösterreich, sondern noch viel mehr ein fast peinlicher Stotterstart im 150er-Bewerb, wo er sich topgesetzt gegen Challenger-Spieler Manfred Buzek vom WTC zu einem 6:4, 6:3 mühte. Ehe der Guntramsdorfer in Runde 1 des 5. September-HTT-150-Turniers aber eine Totalpleite abgewendet hatte, musste er doch einige fast pleitöse Momente überstehen. Da führte der unroutinierte Challenger-Gegner im ersten Satz 4:1, auch im zweiten Heat kämpfte ein tapferer Gegner mit einer 3:2 Führung, ehe Hobiger im 275. Single-Match seiner Karriere die dringend nötige Schadensbegrenzung in Form eines wenig spektakulären Achtelfinal-Aufstiegs gelungen war. “Du führtst 4:1 gegen einen der Turnierfavoriten! Weißt du was da plötzlich alles in deinem Kopf umgeht”, fragte der Unterlegene beim abschließenden Interview. Ebenfalls bereits im Achtelfinale des 289. Sandplatz-Events der Open Ära stehen Wolfgang Tschanett (Nr. 3 des Turniers), Peter Baumann (4) und der Mödlinger Robert Rother, der für die ganz große Überraschung des Nachmittags sorgte.

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Robert Rother liefert mit Dreisatzsieg über Tour-Oldie Karl Ader die Erstrunden-Sensation beim 5. September-HTT-150-Turnier

Der 43jährige Niederösterreicher setzte in Runde 1 des September-HTT-150-Turniers quasi zu einer fast punktgenauen Revanche gegen Tour-Oldie Karl Ader an. Vor exakt einem Jahr bei der letztjährigen vierten Ausgabe des September-HTT-150-Turniers, wurde Rother im Achtelfinale vom Donaufelder Urgestein geradezu vorgeführt. Der 68jährige deklassierte Rother damals auf seinem Weg ins Finale mit 6:2, 6:0, was sollte angesichts dieser deutlichen Fakten also aus Sicht Aders vor dem zweiten direkten Duell schiefgehen, zumal der sympathische und allseits beliebte Super-Oldboy unmittelbar zuvor die Quali zum September-HTT-500-Oberösterreich gegen den Afghanen Yunes Amiri in drei Sätzen packte. Doch eine Woche vor seinem Heimturnier beim TC Donaufeld patzte “Karl der Große”, zumindest wenn man sein Erstrunden-Aus rein ergebnistechnisch betrachtet. Risikiert man freilich einen genaueren und intensiveren Blick auf Court Nr. 3 des TC Top Serve, dann bekam man den vielleicht besten Robert Rother aller Zeiten zu sehen. Der 43jährige traf selten bis noch nie den kleinen gelben Filz mit einer derartigen Effizienz und Präzision, wie an jenem Nachmittag des 14. September 2012. “Ich habe den Robert noch nie so spielen gesehen wie heute, das ist mir fast ein Rätsel”, stotterte Ader, der obendrein auch noch die Chance verpasste, die durch den Finaleinzug 2011 eroberten 90 Ranglistenpunkte aus dem Vorjahr zu verteidigen. “Macht nichts, ich habe heuer ohnehin die schnellsten 90 Punkte aller Zeiten gewonnen”, lachte der 69jährige und bezog sich dabei auf die vor 14 Tagen erlittene und gerade einmal 38 Minuten dauernde “US-Open-Auftaktpleite” gegen Manuel Trost, die immerhin mit 90 Punkten dotiert war. Kurios auch das Statement von Sieger Robert Rother, der seine Leistung nicht als die beste der Karriere einschätzen wollte. “Ich habe irgendwann einmal 0:6, 0:6 verloren, gegen einen Spieler der damals die Tour anführte”, sprach Rother in Rätseln. Die Auflösung: Am 24. Mai 2008 setzte es für “Robsch” eine 0:6, 0:6 Abfuhr im Achtelfinale des Mai-Grand-Prix-Turniers gegen den damaligen Branchen-Primus Andreas Harbarth.

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Ein großartiges Match mit zwei Siegern, und warum Mario Pritz zum großen Star des Eröffnungstages avancierte

Für “das Spiel” des ersten Wettkampftages beim September-HTT-150-Turnier sorgten aber der an Nummer 3 gesetzte Peter Baumann und WTC-Star Mario Pritz. Zweieinhalb Stunden aufopfernden Kampfes auf beiden Seiten, dazu jede Menge spektakulärer Ballwechsel und sechs abgewhrte Matchbälle bekam das begeisterte Publikum am Centercourt des TC Top Serve zu sehen. Am Ende hatte der dramatische Turnier-Auftakt dann sogar zwei Sieger, obwohl Baumann mit 6:4, 3:6, 6:4 die Oberhand behielt und im Achtelfinale am Sonntag nun auf Ader-Bezwinger Robert Rother treffen wird. Baumann genoss seinen Triumph in vollen Zügen, und dennoch mit der ihm eigenen sympathischen Zurückhaltung, während der Unterlegene in den Momenten der Niederlage zum großen Star des Nachmittags avancierte. Der 43jährige erntete riesiges Pauschal-Lob, und das nicht nur wegen seines sehenswerten Schlagabtausches, den er seinem Gegner zuvor 150 Minuten lang lieferte. Nein es ist die unglaubliche und berührende Geschichte rund um den gewichtigen Tour-Star, die Gegner und Beobachter immer wieder zu allergrößter Bewunderung veranlaßt. Eine Krankengeschichte, die keinen kalt läßt, und mit Folgen daraus, die wohl für die meisten Mitmenschen mit dem Ende jeglicher sportlicher Betätigung verbunden wäre. In den nächsten Tagen veröffentlicht hobbytennistour.at die ganze Story rund um “Super-Mario” Pritz, mit einem berührenden Interview. Ohne daher großartig was vorwegzunehmen, aber dieser “ganze Kerl” hatte im Oktober 2010 die Diagnose Darmkrebs zu schlucken, mit einer fatal ausfallenden Operation im Anschluss. Zwei Jahre später “rackert Pritzi” so, als ob nie was wirklich “Einschneidendes” in seinem Leben geschehen wäre. Selbst der am Nebenplatz spielende Ranglisten-Erste Franz Mayrhuber wurde am Freitag Nachmittag beim WTC-Star mit Komplimenten vorstellig. “Das hat mich am meisten gefreut, das sogar die Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour zu mir kommt, und mir seine Anerkennung mitteilt”, schwärmte Pritz am Abend.

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“Die Enttäuschung ist riesig groß”

“Willst jetzt wirklich einen Einblick in mein Seelenleben haben”, fragte er Interviewer Claus Lippert! “Ich bin gerade so leer im Kopf, die Enttäuschung wiegt richtig groß. Ich denke, ich hätte den Sieg aufgrund meiner kämpferischen Leistung verdient gehabt. Aber beim Peter musste du halt jeden Punkt zwei Mal machen. Ich kann mir nichts vorwerfen. Gratulation an meinen Gegner”, gab sich Pritz fair, und das Wort weiter an seinen Bezwinger. “Mein größter Respekt vor dem Mario und seiner Leistung. Er hat phantastische Bälle gespielt, einen davon sogar beim Matchball, als er den Ball durch die Beine schlug. Er hätte den Aufstieg wirklich verdient, ich kann nur zu seiner Vorstellung gratulieren”, so der 49jährige. Übrigens: Beim September-HTT-150-Turnier ist auch die Quali am Freitag Nachmittag angelaufen. Blagoje Dogandzic fertigte Tour-Newcomer Erich Hutter mit 6:2, 6:3 ab, und darf sich nun am Sonntag mit dem Tschechen Ondrej Dostal messen. Souverän den Hauptbewerb hat auch Günther Leitner erreicht. Das 6:0, 6:0 am Centercourt des TC Top Serve gegen Manfred Ader brachte dem Wahl-Niederösterreicher ein Ticket für das Erstrunden-Duell mit Olympiasieger Philipp Mayer.