Juni-Grand-Prix kommt am 2. Spieltag so richtig in Fahrt

Kaiserwetter über Simmering, spannende Matches und weitere Überraschungen. Das Juni-Grand-Prix-Turnier 2006 ist am zweiten Spieltag so richtig in Schwung gekommen. Viel Sonne und das Thermometer knapp an der 30 Grad Marke ließen richtiges Sommerfeeling aufkommen. Dazu ein sensationell besuchter Centercourt und als Krönung des Tages auch noch der Aufstieg der TC Schmelz Damen in die Landesliga A. Ein Bericht vom Super-Samstag von C.L

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Wagner mit Doppelpack und angezogener Handbremse zum 11. Einzelsieg auf Sand in Folge

Mit einem “Doppelpack” hat sich der Ranglisten-Erste Christoph Wagner am Samstag für die Runde der letzten Acht beim Juni-GP-Turnier qualifiziert. Der 15jährige eröffnete den Spieltag am Centercourt mit einem Zweisatzerfolg über Alexander Udovc. Ein über weite Strecken offener erster Satz wurde erst im Finish entschieden, als der Außenseiter bei 4:5 mit eigenem Aufschlag eine 30:0 Führung ungenützt ließ und das satzentscheidende Break kassierte. Davor war Udovc das sensationelle Tempo des Mai-Super-4-Siegers mitgegangen, ehe ihm im zweiten Satz die Auswirkungen einer eben erst überstandenen Angina-Erkrankung zu schaffen machten. “Ich bin gegen Ende des Spieles doch recht müde geworden. Insgesamt bin ich mit meiner heutigen Vorstellung aber sehr zufrieden”, stellte Udovc fest. Knapp 8 Stunden später beendete Wagner auch das Tagesgeschehen am Centercourt mit seinem Achtelfinal-Auftritt gegen November-Without-Top-Ten-Finalist Walter Posteiner. Der 6:2, 6:4 Sieg des mit einer verletzten Zehe agierenden Jungstars, bedeutete nicht nur den Einzug ins Viertelfinale, sondern auch den 11. Einzelerfolg auf Sand in Serie. “Ich bin sicher nicht in Höchstform, aber in Anbetracht der Tatsache, dass mich mein nächster Gegner beobachtet hat, konnte ich nicht alles zeigen”, meinte Wagner.

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Kunz weiter als Favoriten-Schreck unterwegs

Beim erwähnten Zaungast des achtelfinalen Wagner-Auftritts handelte es sich um Tour-Neuling Michael Kunz. Der 35jährige aus Deutsch Wagram avanciert weiter zum Favoritenschreck des Juni-GP-Turniers. Nachdem der Niederösterreicher am Freitag Martin Kova aus dem Turnier verabschiedete, setzte sich der Tour-Newcomer auch im Achtelfinalschlager gegen Mai-Grand-Slam-Finalist Hans Ebner durch. Das mit Spannung erwartete “Slice-Duell” am Centercourt stand zunächst ganz klar im Zeichen des Neulings. Kunz kontrollierte die Partie mit dem Jänner-Without-Top-Ten-Sieger und hatte nur gegen Ende des Spieles eine kritische Phase zu überstehen. Bei 5:4 und dem Versuch auf das Match zu servieren, sah sich der 193cm-Hüne plötzlich mit zwei Doppelfehlern und einem 0:30 Rückstand konfrontiert. Doch in dieser heiklen Phase servierte der Kova-Bezwinger wie so oft in diesem Spiel extrem genau an die Linien, und sparte letztlich mit 6:2 und 6:4 einen dritten Satz ein. “Das war knapp am Ende. Die Hitze war enorm und sehr anstrengend. Ich wollte unbedingt einen dritten Satz vermeiden. Den hätte ich nicht sehr gerne gespielt. Ebner`s Spiel ist sehr gefährlich, man muss ständig aufpassen”. Lob und Anerkennung für den Favoriten-Killer kam auch vom Besiegten. “Kunz hat sehr stark gespielt und verdient gewonnen. Er hat vor allem in den entscheidenden Situationen extrem genau serviert. Wann immer ich eine Führung hatte, knallten seine Aufschläge an die Linie. Es hat trotz Niederlage sehr viel Spass gemacht gegen Kunz zu spielen. Am Ende wäre vielleicht sogar noch was möglich gewesen. Aber wir werden hoffentlich noch einmal eine Revanche spielen”, zeigte sich der Champions-Race-Zweite zufrieden.

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Frühes Aus von Markus Altsinger

Eine weitere Überraschung setzte es am Nachmittag im Achtelfinal-Treffen zwischen Markus Altsinger und Christoph Kramer. Das erste Duell der beiden Akteure auf Tour-Ebene brachte nach interessanten und teilweise auch recht hochklassigen eineinhalb Stunden einen Zweisatz-Erfolg für Kramer. Der 23jährige wirkte hoch konzentriert, und nach der Halbfinalniederlage beim Juni-Without-Top-Ten-Turnier gegen Christian Schindler auch voll fokussiert auf ein versöhnliches Resultat. Zusätzlich profitierte der Simmeringer auch vom Pech seines Gegners, der während der Achtelfinal-Begegnung gleich zwei Racktes verbrauchte. Das 3:6, 5:7 Aus führte der Ottakringer aber ausschließlich auf sein Pech mit den Rackets zurück. “Es lag nur an den beiden kaputten Schlägern, denn ich habe wirklich gut gespielt. Ich kann mir keine Vorwürfe in spielerischer Hinsicht machen. Ich ärgere mich weniger über das Ergebnis als über die Tatsache, dass ich meine Schläger unter der Woche nicht zum Bespannen gebracht habe”. Ein wenig wirkte der rasche Auftakt-Ausrutscher Altsingers aber auch ein bißchen “hausgemacht”. Überheblich scheint der falsche Ausdruck, aber ein wenig unterschätzt dürfte der 18jährige die Situation in seiner Rasterhälfte doch haben. “Die Auslosung ist super. Wenn ich hier nicht ins Finale komme, dann höre ich auf Tennis zu sielen. Ich muss fast ins Endspiel kommen”, philosophierte der Vorjahres-Halbfinalist. Knappe 90 Minuten später war davon keine Rede mehr. Jetzt kann oder muss sich Altsinger auf das Doppel mit Jaswinder Saroy konzentrieren.

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Super-Comeback von Urach und “Hausfrauentennis” von Hos

Ein phantastisches Comeback feierte am Samstag Nachmittag auch Florian Urach. Der einstige Jungstar der Tour und Mai-Grand-Slam-Champion von 2002 steht nach zwei unterschiedlichen Spielen wie bei seinem letzten Auftritt im Jahr 2003 im Viertelfinale des Juni-GP-Turniers. Der 6fache Turniersieger kämpfte zunächst April-Without-Top-Ten-Finalist Reinhard Hos in drei Sätzen nieder. Auf seinem über zweieinhalb Stunden dauernden Weg in die zweite Runde verbrauchte “Flo” jede Menge Nerven und zwei Rackets. Ähnlich wie Altsinger und zufälliger Weise auch auf Court Nr. 8, ging zunächst bei seinem Standart-Racket das Griffende ab, ehe wenig später die Saite bei einem geborgten Racket den Geist aufgab. Das am Ende ein 3:6, 6:3, 7:6 Arbeitssieg herausschaute, löste beim bekannt introvertierten Urach zwar wie erwartet keine Jubelstürme aus, dennoch zeigte sich der ehemalige Topstar der Tour mit seinem Comeback zufrieden. “Wenn man bedenkt, wie lange ich nicht mehr gespielt habe, und drei verschiedene Schläger in diesem Match spielen musste, dann war die Leistung schon in Ordnung”. Mehr war Urach nicht zu entlocken. Gesprächiger war da schon der unterlegene Gegner, der seinen knappen Erstrunden-Ausrutscher wie folgt kommentierte. “Mich ärgert vor allem, dass ich mit meinem Hausfrauentennis gegen so gute Leute wie Urach bis zum Ende mithalten konnte. Wenn ich mit diesem Tennis klar verlieren würde, dann hätte es vermutlich ein Ende mit dem Hausfrauenspiel”, machte Hos seinem Ärger Luft. Der wurde aber ungleich größer, als der 43jährige einen Blick auf den Turnierraster riskierte. “Ich will gar nicht mehr darübr nachdenken”, meinte Reinhard, der nun an der Seite von Tochter Jeannine auf einen Finalplatz im Doppel losgehen wird.

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5. Auftaktsieg von Jaswinder Saroy in Serie

Das erste Antreten im Einzel nach seinem Tour-Rücktritt im September 2003 krönte Florian Urach dann mit seinem Viertelfinaleinzug. Fixieren konnte er diesen mit einem 6:1, 6:1 Kantersieg über Indiens Jaswinder Saroy. Der Asiate klagte nach seinem Marathonsieg in Runde 1 über Bernd Ruiss über Schmerzen, verursacht durch Blasen an den Füßen. “Eigentlich wollte ich schon aufgeben, aber der Veranstalter hat mich zum Weiterspielen überredet”. Im Freien scheint sich Saroy nach einer mäßigen Hallensaison wieder konsolidiert zu haben. Zum 5x in Folge überstand der Inder die erste Runde, nur beim Sandplatzauftakt beim April-Without-Top-Ten-Turnier setzte es ein Aus in Runde 1. Diesmal hatte Saroy aber hart zu kämpfen, ehe er nach 160 Minuten Bernd Ruiss mit 7:5, 3:6 und 6:3 niedergerungen hatte. “Lose mir nie wieder den Jaswinder zu. Das ist der reine Wahnsinn. Da kommt ja überhaupt nichts von der anderen Seite. Ich brauche Gegner die Druck machen, dann tue ich mir auch leichter” seufzte Ruiss nach der großen vergebenen Chance auf seinen ersten Einzelsieg auf der Tour.

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Windisch im Viertelfinale und Karlik scheitert an einbrechender Dämmerung

Einen Lauf hat hingegen derzeit Thomas Windisch. Nach seinem Sieg am Vortag über den mazedonischen Neueinsteiger Vladimir Popovski behielt “Tom” auch im achtelfinalen Wettlauf gegen die Dunkelheit die Oberhand, und qualifizierte sich mit einem 6:3, 3:6, 6:4 über Rene Karlik wie schon vor einer Woche beim Juni-Without-Top-Ten-Turnier für das Viertelfinale. “Ich bin noch nicht zufrieden. Ich mache noch viele Fehler, aber immerhin hat es trotzdem zum Sieg und Aufstieg gereicht”, analysierte Windisch. Sauer war hingegen Rene Karlik, der nach seinem 6:3, 6:7, 6:3 Erstrundensieg über Renee Glatzl, am späten Abend zum Abschluss des Tages beinahe noch eine zweite Dreisatz-Schlacht für sich entschieden hätte. Doch die anbrechende Dämmerung machte ihm einen Strich durch die Rechnung. “Ich habe nicht mehr sehr viel gesehen. Wäre es noch 10 Minuten länger hell gewesen, dann hätte ich die Partie mit Sicherheit gewonnen. Leider habe ich erst später erfahren, dass ich auch einen Abbruch wegen Dunkelheit verlangen hätte können. Macht nichts, ich bin mit meinem zweiten Turnier dennoch zufrieden”, urteilte der Kramer-Freund. Trost war dem 21jährigen aber auch der Erfolg im Doppel an der Seite von Michael Holzer. Gemeinsam mit dem 25jährigen blieb Karlik gegen Günther und Jessica Glatzl mit zweimal 7:5 erfolgreich.

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Glatzl-Clan mit Triple-k.o

Apropos Glatzls. Der Tennisclan erlitt im Einzel ein “Triple-K.o”, und auch im Doppel ging die Glatzl-Familie leer aus. Günther blieb im Centercourt-Duell mit Mai-Grand-Slam-Finalist Hans Ebner nur ein Ehrengame. Achtungserfolge erzielten hingegen die Kids der tennisbegeisterten Sippe. Renee verlor wie schon erwähnt nur knapp und unglücklich in drei Sätzen, und Schwester Jessica holte bei ihrem ersten Antreten auf der großen Tour immerhin drei Games gegen Johann Krammer. Die Challenger-Queen der Future-Tour wirkte im Duell mit dem ältesten Turnierteilnehmer aber gehemmt und nervös, verteilte ihre eigentlich gewohnt harten Rückhandschüsse diesmal nur zögerlich und vor allem in die Platzmitte des Gegners. So verlebte Krammer nach einem harten Arbeitstag einen geruhsamen Abend auf dem Tennisplatz. Während der Super-Oldie also einen angenehmen Sommerabend genießen konnte, musste sein Doppelpartner Robert Piatek einen schweißtreibenden kräfteraubenden Marathon gegen Florian Dinter hinter sich bringen. Ein Unterfangen, das freilich noch nicht realisiert ist. Denn der polnische Routinier und sein Herausforderer einigten sich beim Stand von 6:3, 3:6 und 4:3 für Piatek auf einen Spielabbruch wegen Dunkelheit. Sonntag ab 16 Uhr wird die Partie mit Aufschlag Dinter fortgesetzt.

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Meinhart gewinnt Jugend-Derby gegen Berzengi in drei Sätzen

Einen interessanten Schlagabtausch lieferten sich am Samstag Nachmittag auch die beiden jugendlichen Überraschungssieger des Vortages, nämlich Nihad Berzengi und Patrick Meinhart. Das emotionale und prestigeträchtige Jugend-Derby um einen Platz im Viertelfinale des Juni-GP-Turniers brachte am Ende den zweiten Sieg des Patrick M. im zweiten Duell mit Berzengi. Das von Außen als Quali für zukünftige Meisterschaftsspiele hochstilisierte Treffen der beiden 16jährigen, wurde zu einer recht flotten und ansehnlichen Achtelfinalpartie. Meinhart erwischte mit 6:4 den besseren Start, Berzengi konterte grausam und unbarmherzig hart mit 6:0, ehe im entscheidenden Schlußdurchgang wieder Meinhart das bessere Ende für sich hatte und mit 6:2 das Ticket für das Viertelfinal-Duell mit Christoph Kramer löste. Zufrieden konnten nach Spielende freilich beide Akteure sein. Auch Berzengi, der nach einer internen Kopfwäsche und einer Nachdenkpause auf Meisterschaftsebene wieder ansteigende Form zeigt.

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Claus Lippert, 18.Juni 2006