Verhindert Regen das heutige Juli-Without-Top-Ten-Finale?

Mit dem Endspiel zwischen Jänner-Second-Series-Sieger Markus Sellmeister und Tour-Neuling Roland Mayerhofer soll am heutigen Abend das 11. Juli-Without-Top-Ten-Turnier 2008 zu Ende gehen. “Soll”, denn prognostizierter Regen könnte den finalen Abschluss des kleinsten und schlechtest besetzten Bewerbs der Hobby-Tennis-Tour seit September 2006 vorerst verhindern. Davor plätscherte das Mini-Turnier auch am zweiten Spieltag ohne große Höhepunkte dahin. Ein Bericht von C.L

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Auftritt von Harbarth-sen. als sportlicher Höhepunkt eines enttäuschenden Tages

Das der comebackende Tour-Oldie Franz Harbarth bei seinem ersten Tour-Antreten im Jahr 2008 Jänner-Without-Top-Ten-Sieger Markus Altsinger lange Zeit “alt” aussehen ließ, war schon so ziemlich der sportliche Höhepunkt des zweiten Spieltages beim 11. Juli-Without-Top-Ten-Turnier am gestrigen Sonntag beim TC Top Serve. Das sagt wohl alles über ein mehr als enttäuschendes Tagesgeschehen aus, bei dem Altsinger, Berger & Co unter Normalform dahintümpelten, und Turnierfavorit Roland Mayerhofer “solo in einer eigenen Liga spielend” über dem Rest schwebte. Für Experten und Insider steht damit bereits vor dem abschließenden Finale fest. Den Titelgewinn Mayerhofers am Montag Abend kann nur die drohende Schlechtwetter-Front verhindern.

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Sellmeister trotz starker Leistung und Statistik im Finale ohne Chance?

Geht man nach der Statistik, dann müsste eigentlich Markus Sellmeister am heutigen Abend die Trophäe für den Titelgewinn beim Juli-Without-Top-Ten-Turnier in Empfang nehmen können. Der 27jährige Wiener Neudorfer geht mit einer makellosen Final-Bilanz in sein viertes Karriere-Endspiel. Wann immer der Linkshänder in einem Tourfinale stand, ging er auch als Sieger vom Platz. Doch jede Serie geht einmal zu Ende, und die von Sellmeister mit Sicherheit im Endspiel des Juli-Without-Top-Ten-Turniers 2008, sind sich seine Spielerkollegen auf der Tour einig. Immerhin wartet dort ja Roland Mayerhofer. Dabei hat der junge Niederösterreicher zumindest ergebnistechnisch ein durchaus sehenswertes Turnier-Wochenende abgeliefert. Ohne Satzverlust kippte “Markus” u.a immerhin so renomierte Spieler wie Stefan Rieger oder den Rekordsieger der Without-Top-Ten-Serie Michael Berger aus dem Bewerb. Mit solidem Sandplatztennis, stark auf den Beinen und dem Schuss Gefährlichkeit durch seinen Linkshänder-Status, spielte sich Sellmeister in sein zweites Saisonfinale.

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Berger gegen Sellmeister- ein halbfinales Duell aus der Psycho-Kiste

Doch Sellmeister-Siege haben immer öfter auch einen bitteren Beigeschmack, zumindest wenn die unterlegene Konkurrenz danach zum Interview bei Tour-Verantalter Claus Lippert schreitet. Die Liste seiner verärgert zurückbleibenden Gegner ist länger als jene seiner Erfolge. Versucht der 27jährige mit voller Absicht Unruhe und Emotionen in seine Matches zu bringen? “Ist das eine Masche, seine Taktik oder hat er psychisches Problem”, fragte sich auch Michael Berger nach dem gestrigen Semifinale. Der 4fache Without-Top-Ten-Sieger war noch lange nach seinem 76. Karriere-Match verstört. Einerseits weil der 41jährige mit einer äußerst matten Vorstellung in eine unnötige Niederlage schlitterte, und andererseits über das Verhalten seines Bezwingers. Denn noch nie in seiner dreieinhalb jährigen Tour-Laufbahn wurde Berger derart “psychologisch abgefrühstückt” wie am gestrigen Sonntag von Markus Sellmeister. Der 27jährige entzauberte Berger mit einem “tiefen Griff in die Psycho-Kiste”. Mit heftigen Rückenschmerzen hoffte der Wiener Neudorfer auf eine Verlegung des Halbfinales auf Montag. “Von Rückenschmerzen war während der ganzen Partie nichts zu merken, nicht ein einziges Mal griff er sich vor Schmerzen an den Rücken”, fühlte sich Berger ein wenig auf den Arm genommen. 4:3 führte der Routinier, eine Führung die er sich hart und schwer erarbeitet hatte. “Der Markus hat sehr sicher gespielt, und ich bin erst nach 5 Games wirklich draufgekommen, dass er Linkshänder ist. Außerdem hatte er solange ich führte ständig seinen Mund offen. Sein permanentes Anzweifeln von Spielständen und Entscheidungen war ich bisher auf der Tour nicht gewöhnt. Ich spiele jetzt seit vielen Jahren auf der Tour, habe schon an die 100 verschiedene Gegner gehabt, aber sowas ist mir noch nie untergekommen. Dabei hatte ich am Anfang das Gefühl, der Sellmeister sei ein netter Bursche, und dann das. Erstmals in meiner Tour-Karriere habe ich deshalb nach dem Match das Shahehands verweigert. Er soll nachdenken warum, wenn er das überhaupt kann”. Pure Enttäuschung also bei Berger, der aber auch nicht mit Selbstkritik sparte. “Einmal abgesehen von den unschönen Dingen auf dem Platz muss ich schon auch sagen, dass ich speziell im zweiten Satz eine ganz schlechte Leistung gezeigt habe. Im Viertelfinale gegen die Manuela Heuberger habe ich in 9 Games 5 Fehler gemacht, im Match gegen Sellmeister an die 50. Das sagt ohnehin alles”, so der 41jährige.

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“Hatte horrende Schmerzen im Rücken und muss normal den Berger 6:0, 6:0 schlagen”

Es hat den Anschein, als ob dem Rekord-Without-Top-Ten-Sieger ein bißchen der Biss fehlt, die Motivation abhanden gekommen ist. “Ja das mag sein, und ich bin auch körperlich einfach nicht in der Verfassung, um ein Turnier gewinnen zu können”. Zudem wollte Berger auch spielerische Defizite bei sich selbst ausgemacht haben. “Der Sellmeister hat sehr sicher gespielt, ich fand einfach kein Rezept gegen ihn. Ich bin spielerisch limitiert. Ich habe nicht so den Touch in der Hand. Mir fehlt ein guter Volley und ich sollte auch einmal einen Stoppball spielen”, übte der Routinier heftige Eigenkritik, während Markus Sellmeister den vierten Finaleinzug seiner Karriere so kommentierte: “Ich hatte horrende Schmerzen im Rücken, aber trotzdem muss ich den Berger normal mit 6:0, 6:0 abziehen. Ich habe in dieser Partie trotz Schmerzen noch einmal alles in kämpferischer Hinsicht herausgeholt. Darum war ich auch während des Matches ein bißchen lauter. Denn nur so kann ich in meinen Spielen das Optimum herausholen”.

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Roland Mayerhofer zieht ohne Satzverlust in sein erstes Tour-Endspiel ein

Ebenfalls ohne Satzverlust und beinahe erwartungsgemäß hat sich auch Tour-Newcomer Roland Mayerhofer für das Finale des 11. Juli-Without-Top-Ten-Turniers qualifiziert. Im Gegensatz zu Sellmeister zog der 29jährige ruhig und ohne Aufregungen jedoch nicht minder spektakulär in sein erstes Tour-Endspiel ein. Mayerhofer ließ im Semifinale gegen Markus Altsinger ausschließlich sein Tennis-Racket für sich sprechen. Ein äußerst imposanter Auftritt war die Folge, in dem man eindrucksvoll einen künftigen Top-Ten-Spieler mit dem Potential für “die großen Turniere” zu sehen bekam. Spielstark und symphatisch, ruhig, zurückhaltend und schon nach nur zwei Turnierstarts als eine echte mit riesigem Respekt betrachtete Persönlichkeit herangewachsen, so präsentierte sich der Wiener bei seinem zweiten Tour-Antreten. Mayerhofer demonstrierte in den beiden Juli-Without-Top-Ten-Tagen seine große Klasse, speziel im halbfinalen Duell mit Markus Altsinger. Dort trotzte der Neuling nicht nur dem Spiel des Jänner-Without-Top-Ten-Siegers, sondern auch Wind und Wetter. Bei leichtem Regen finalisierte der 29jährige mit 6:1, 6:2 seinen Weg ins Finale, und zeigte sich danach durchaus zufrieden. “Es war zwar heute ein eher feuchtes Windspiel, aber ich bin im Großen und Ganzen mit meinem Tennis sehr zufrieden. Ich glaube sogar fast, dass mir der Regen entgegen gekommen ist. Ich habe sehr viel Slice gespielt und die Bälle sind fast nicht mehr aufgesprungen. Zudem habe ich sicher weniger Eigenfehler als in den beiden Partien vom Samstag gemacht”, so Mayerhofer. Mit dem Kampfsieg im Viertelfinale über Franz Harbarth im Gepäck, musste sich Markus Altsinger hingegen nach dem klaren Aus in der Vorschluss-Runde verabschieden. Der Ottakringer führte die widrigen Wetterverhältnisse ins Treffen, sparte aber auch nicht mit Selbstkritik. “Ich habe mich zwar gegenüber dem Match gegen den Franz Harbarth gesteigert, aber von meinem besten Tennis war ich doch sehr weit entfernt. Das geht noch viel besser, da ist noch sehr viel drinnen. Wie es ohne dem Regen ausgegangen wäre kann ich nicht sagen, nur war im Match gegen den Roland sicher mehr drinnen als das Ergebnis jetzt letztlich ausdrückt”, so Altsinger.

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Claus Lippert, 14. Juli 2008