Pröbstl & Meinhart sorgen für absolute Top-Sensation

Das April-Grand-Prix-Turnier 2006 hat seine absolute Top-Sensation. Jürgen Pröbstl und Patrick Meinhart sind am Sonntag Abend am Centercourt über sich hinausgewachsen und besiegten im Viertelfinale des Doppelbewerbes das hochfavorisierte Duo Thomas Valek & Roman Zimmermann mit 3:6, 7:5 und 10:5. Ein in desolatem Zustand befindliches Duo zweier Topstars gegen ein ambitioniert und leidenschaftlich agierendes Außenseiterpaar, so ist die wohl größte Sensation auf Doppelebene in der Tourgeschichte zu erklären. Der historische Sieg von Pröbstl und Meinhart als Doppel aus dem 6. Herrenteam des TC Schmelz gegen Valek & Zimmermann ist vielleicht sogar noch eine Stufe über die bislang größte Doppelsensation zu stellen, als die Tour-Twins Roland Madner & Stefan Baus beim Mai-Grand-Slam-Turnier 2004 auf der Schmelz Harald Selak & Jörg Söllner im Achtelfinale in drei Sätzen entzauberten. “Es ist ein wunderbarer Tag, ich hätte mir das nie erwartet und wäre auch mit ein paar gewonnenen Games zufrieden gewesen”, freute sich Pröbstl über seinen wohl bislang größten Karriere-Erfolg. Gleichzeitig mahnte der Niederösterreicher vor übertriebener Euphorie im Hinblick auf den weiteren Turnierverlauf. “Ich rechne fast mit Piatek & Krammer, und dieses Duo ist sehr stark. Da brauchen wir noch nicht über mögliche Ziele sprechen”, gab sich Pröbstl vorsichtig.

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Thomas Valek im Einzel weiter auf Erfolgskurs und mit seinem 75. Sieg im 100. Match

Im Einzelbewerb dagegen bleibt Thomas Valek bei seinem Comeback-Auftritt weiter auf Erfolgskurs. Der 32jährige feierte am Sonntag im Semifinale gegen seinen Freund Manfred Tinauer einen glatten 6:1, 6:2 Erfolg, und damit auch ein gelungenes Jubiläumsspiel. Valek qualifizierte sich nämlich ohne zu glänzen ausgerechnet im 100. Match seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere für sein erstes Finale seit September 2005 und sein 9. Endspiel insgesamt, wo er am Mittwoch um den ersten Freiluft-Titel seiner Laufbahn kämpfen wird. Glücklich und zufrieden präsentierte sich der 6fache Turniersieger aber auch nach seinem viertem Sieg beim April-GP-Turnier in Folge und seinem 75. Karriere-Einzelerfolg nicht. “Viel klappt in meinem Spiel zur Zeit nicht. Wenn ich mit dieser Leistung das Turnier gewinnen sollte, dann verstehe ich die Welt wirklich nicht mehr”. Jede Menge Spass hatte trotz der letztlich deutlichen Niederlage der ausgeschiedene Semifinalist Manfred Tinauer. “Ich habe heute vielleicht die Chance meines Lebens vergeben. Ich hatte viele Gelegenheiten gegen Valek an mehr Games zu kommen, aber leider habe ich die “bip points” nicht gemacht. Das war der Unterschied zu Tom. Trotzdem hat es großen Spass gemacht”, zeigte sich Tinauer zufrieden. Und auch seine erste Bilanz nach Ende des Turniers viel positiv aus. “Das Halbfinale ist ein großer Erfolg für mich. Noch wichtiger als das Semifinale ist für mich aber die Tatsache, dass ich schon wieder 4 Matches spielen, und dadurch neuerlich jede Menge Spielpraxis sammeln konnte”, meinte der Valek-Freund.

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Kova gewinnt kraftraubenden Sandplatz-Krimi gegen Hans Ebner

Während sich am Centercourt also Thomas Valek im Einzel für das Finale qualifizierte und im Doppel blamierte, zogen derweil auf Court Nr. 11 unbeachtet vom Publikum Martin Kova und Hans Ebner eine große Sandplatz-Show ab. Im Stile von zwei echten Sandplatzspezialisten lieferten sie sich einen beinharten von der Grundlinie ausgeführten Schlagabtausch, der insgesamt mehr als zweieinhalb Stunden dauerte, und so richtig an die Kraftreserven der beiden Kontrahenten ging. Ebner erwischte einen Traumstart in dieses von vielen Tourinsidern mit Spannung erwartete Viertelfinalduell. Mit 6:0 zerlegte er einen überraschten Jänner-GP-Sieger, der allerdings wie gewohnt zurückfightete und auch zurück schlug. Mit 6:3 im zweiten Satz hievte sich der Vorjahresfinalist in einen dritten entscheidenden Satz, der schließlich zum atemberaubenden Krimi mit einem “finale furioso” wurde. Erst im Tie-Break gelang es Kova, den unermüdlichen rackernden und pausenlos Druck ausübenden Korneuburger in die Schranken zu weisen. Allerdings profitierte Kova im Finish auch von zahlreichen Fehlern seines Gegners. Speziell am Netz offenbarten sich die Schwächen Ebners, der im Tie-Break gleich drei leichte Volleys verschlug. Damit endete für den in wenigen Tagen 37 Jahre alt werdenden Niederösterreicher ausgerechnet bei seinem Sand-Debüt die famose Serie der Finalteilnahmen. Zuletzt stand Ebner nämlich drei Mal in Folge im Endspiel, in dieser Saison insgesamt sogar schon 4 Mal. “Ich bin leider konditionell zu schwach. Ich baue nach einer Stunde körperlich rapide ab. Ich hoffe meine Topform im August erreicht zu haben”, sagte Ebner in einer ersten Stellungnahme. Für Kova, der nach Spielschluß mit einem durchnäßten Shirt und müden Beinen erleichtert die Anlage verließ, war es beim 8. April-GP-Start bereits die 7. Halbfinalteilnahme, womit der bei diesem Turnier topgesetzte Ranglistendritte weiter vom 1. April-GP-Titel träumen kann.

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Christian “Doppelpack” Schindler steht zweimal im Viertelfinale beim April-GP 06

Der Vorschlußrundengegner von Martin Kova wird übrigens am Montag Nachmittag im letzten Viertelfinale zwischen Roman Ainberger und Christian Schindler ermittelt. Letztgenannter sorgte am Sonntag Nachmittag nach einer Regenpause im am Samstag ebenfalls wegen Regens abgerbochenen letzten ausständigen Achtelfinale für einen souveränen 6:1, 6:3 Erfolg über Claus Kiendler. Damit steht der “Lange” wie im Jahr 2002 unter den letzten Acht des April-GP-Turniers. Gleich im Anschluss setzte der 23jährige an der Seite seines Freundes Christoph Kramer noch einen drauf, und gewann das Doppelachtelfinale gegen das Mixed-Duo Jelena Trifunovic und Nihad Berzengi mit 7:5 und 7:6. Dabei lagen die beiden Aufschlagriesen nach einem klassischen Fehlstart rasch mit 1:5 zurück, doch mit sechs Game en suite, sicherten sie sich doch noch den Eröffnungssatz. Nachdem Schindler und Kramer das Spiel im zweiten Heat zu kontrollieren schienen und mit 5:2 souverän dem frühzeitigen Matchgewinn entgegen steuerten, setzten plötzlich Trifunovic und Berzengi zur phänomenalen Aufholjagd an. Doch mehr als sich ins Tie-Break zu retten, gelang der jugendlichen Mixed-Kombination nicht. Dort behielten die beiden arrivierten Tour-Stars knapp vor Einbruch der Dunkelheit die Oberhand. “Ein Wahnsinn, den Kramer darf man nie abschreiben. Der braucht immer so eine halbe Stunde, ehe er auf Touren kommt. Aber dann ist sein Spiel sehr gefährlich” analysierte der unterlegene Berzengi. Ebenfalls für das Viertelfinale im Doppel qualifizierten sich Günther Glatzl und “Einspringer” Matthias Lohr. Der Future-Tour-Star sprang kurzfristig für den vor dem Regen flüchtenden Steven Raith ein, und ersetzte seinen U14-Kollegen nahtlos. Das Exoten-Duo Jaswinder Saroy und Christian Mersich wurde in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:1 geschlagen.

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Claus Lippert, 8.Mai 2006