Verwirrung um Ebner & Co im Mai-Second-Series-Raster

Die Verwirrung war groß, als viele Leser der Hobby-Tennis-Tour-Website am gestrigen Freitag den Raster zum 18. Saisonturnier anklickten. Ein Hans Ebner, ein Patrick Meinhart, ein Christoph Kramer, wirklich klingende Namen tummelten sich da zuhauf im Mai-Second-Series-Turnier. Der Hartplatz-Grand-Slam-Sieger aus der Südstadt, Mastersteilnehmer und der aktuelle Mai-First-Series-Champion in einem Raster mit Mersich & Co, da verstanden einige der Hobby-Tennis-Tour-Spieler die Welt nicht mehr. Zahlreiche SMS und Anrufe gingen daher beim Veranstalter ein. Die ganz schlauen Leser freilich, hatten schon beim näheren Blick auf den Wochenend-Raster des Rätsels Lösung parat. Denn wegen des mangelnden Interesses der Second-Series-Stars wurde die 2. Mai-Second-Series-Auflage kurzerhand zum 1. Juni-First-Series-Turnier umgewandelt. Ein Bericht von C.L

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Wie aus der Not mit nur 16 Second-Series-Spielern eine Tugend wurde

Schon im Rahmen des Mai-Super-4-Turniers am vergangenen Wochenende hatte der Veranstalter angekündigt. Wenn nicht mindestens 20 Second-Series-Spieler für die Mai-Auflage nennen, dann werden wir das Turnier in ein First-Series-Event umwandeln. Donnerstag knapp nach 20 Uhr war es dann soweit. Gerade einmal 16 klassische Second-Series-Spieler hatten ihr Kommen zugesagt, ein echte Bankrott-Erklärung für eine Turnierserie die extra für die weniger fortgeschrittenen Spieler eingeführt wurde. Damit war aber auch klar, dass die zweite Auflage des im Vorjahr erstmals ausgetragenen Mai-Second-Series-Turniers frühestens 2009 zur Austragung kommen wird, und Kramer & Co den 18. Saisonbewerb mit ihrer Anwesenheit aufpepen würden. Um den letzten getreuen Second-Series-Spielern aber nicht die Vorfreude auf deren Turnier zu rauben, suchte der Veranstalter nach einer entsprechenden Lösung und fand diese mit den zwei unterschiedlichen Rasterhälften. Aus der Not war plötzlich ein Tugend geboren, eine die den Second-Series-Spielern obendrein noch gut gefällt.

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Hobby-Tennis-Tour hat ab sofort ein Modell für schwächliche Second-Series-Bewerbe

Und so sieht diese neue Lösung des Second und First-Series-Problems aus. Die Second-Series-Spieler wurden allesamt in die obere Rasterhälfte gelost, die First-Series-Speler in das untere Tableau. Nach einer derzeit laufenden Abstimmung entscheiden die Second-Series-Spieler nun, ob sie das Mai-Second-Series-Turnier gesondert austragen wollen, oder im Rahmen des First-Series-Bewerbes mit den dort ausgeschriebenen Ranglistenpunkten mitwirken wollen. Aufgrund der Tatsache, ohnehin in der oberen Rasterhälfte sozusagen “unter sich zu sein”, bekommt der Sieger dieser oberen Rasterhälfte als First-Series-Finalist im Falle einer Finalniederlage auch einen Pokal. 7 von bislang 16 befragten Second-Series-Spielern befanden diese Idee für sehr gut. Und auch die First-Series-Starter finden diese Lösung toll. Damit scheint die Tour ein Modell zu besitzen, dass zukünftig immer zur Anwendung kommen könnte wenn die Second-Series-Stars sich in großer Anzahl eine künstlerische Pause leisten.

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Josef Winkler gewinnt als der motiviertere Spieler das Generations-Duell zur 1. Runde gegen Jakob Kerschenbauer deutlich in zwei Sätzen

Modus und Regulativ einmal besprochen, konnte knapp vor 16 Uhr wieder der Sport das Kommando übernehmen. Den 1. Spieltag eröffneten dann Josef Winkler und Jakob Kerschenbauer, ein Duell der Generationen das nach knapp eineinhalb Stunden mit einem 6:4, 6:2 Erfolg des Oldies endete. Winkler kehrte dabei nach fast drei monatiger Tennispause mit einer überzeugenden Vorstellung auf die Tour zurück, während Kerschenbauer nach seinem Semifinal-Einzug beim April-Second-Series-Turnier weiter auf seinen ersten Einzelsieg warten muss. Bei herrlichem Sonnenschein war Winkler am 5er-Court des TC Top Serve nicht unbedingt der bessere Spieler, auf jeden Fall aber jener Akteur, dem man mehr Spaß am Tennis ansehen konnte. Wie schon bei seinem letzten Tourstart – übrigens beim Februar-First-Series-Turnier – konnte Winkler ins Achtelfinale einziehen, und danach ein positives Resümee ziehen. “Das war heute mein erstes Spiel nach mehr als 6 Wochen Pause. Man darf nicht unzufrieden sein, denn ich hätte nicht geglaubt hier gewinnen zu können. Außerdem plagt mich eine Verkühlung die mir gar nicht taugt”. Während sich Winkler nach dem Auftaktsieg ein kühles Bier in der Mai-Sonne gönnte, saß der unterlegene TC Top Serve Jungstar mit hängendem Kopf auf den Centercourt-Rängen. “Die Niederlage ärgert mich gar nicht so, sondern die Leistung die ich heute gezeigt habe”, formulierte Jakob seinen Unmut. Allerdings ist die motivationsbedingte Krise im Kerschenbauer-Lager auch ein wenig hausgemacht. Die Laufleistung des 15jährigen ließ ganz einfach extrem zu wünschen übrig. Ist es mangelnder Wille sich entsprechend zu bewegen, ist Jakob körperlich nicht in der Lage? Wie auch immer, die beste Technik ist ohne Wert, wenn die Beinarbeit dazu fehlt. Womit letztlich auch die doch recht deutliche Niederlage des ältesten Kerschenbauer-Sohnes erklärbar ist.

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Gestresster Sellmeister muss sich zum Auftakt Hüseyin Tüfekci geschlagen geben

“Es muss bei jedem Turnier in Zukunft eine Setzliste geben”, mit dieser Forderung wurde Jänner-Second-Series-Sieger Markus Sellmeister zuletzt häufig beim Veranstalter vorstellig. So auch an diesem Wochenende, wo ihm zum Auftakt der türkische Mai-Super-4-Viertelfinalist Hüseyin Tüfekci als unüberwindbare Hürde erschien. Das Sellmeister so nebenbei wieder einmal von Termin zu Termin hetzte, machte die Sache für den 27jährigen Niederösterreicher nicht leichter. Dazu schien der Wiener Neudorfer im Duell mit Tüfekci alles andere als selbstbewußt. Der Glaube an sich selbst, sonst als große Stärke Sellmeisters zu erwähnen, er war in diesem Auftaktduell nicht vorhanden. Stattdessen gefiel sich der Jänner-Second-Series-Champ diesmal in der Rolle des Wahrsagers. “Ich werde heute gegen den Tüfekci verlieren”, prophezeigte Markus. Nach knapp mehr als einer Stunde war Sellmeisters Vorhersage mit 3:6, 2:5, w.o. zwar Realität geworden, aber nicht wirklich als echtes Kunststück zu feiern. Mit mangelnder Einstellung stand Sellmeister gegen den türkischen Newcomer bald auf verlorenem Posten. Wo waren die leidenschaftlichen Szenen, mit denen er vor 14 Tagen Thomas Valek deklassierte, oder in der Vorwoche Bernhard Nagl im ersten Satz zur Verzweiflung brachte? Tüfekci freilich war es egal, er konnte sich so wie vor einer Woche beim Mai-Super-4-Turnier problemlos für das Achtelfinale qualifizieren.

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Roman Riegler – Der nächste erfolgreiche Tour-Debütant aus Oberösterreich

Kein Turnierwochenende derzeit ohne siegreiche Tour-Premiere. Den Debütantenerfolg zum Tag lieferte diesmal ein junger Mann namens Roman Riegler. Der 25jährige zeigte zum Start seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere eine starke Vorstellung mit noch besserem Resultat. Mit 6:2, 6:0 fiel Rieglers Erfolg über Alexander Szele auch der Höhe nach verdient aus. Weil der Februar-Second-Series-Finalist mit einer desolaten Vorstellung die Auftaktpartie seines Jubiläumsauftritts bestritt, und auf der anderen Seite der Neuling nach einer unsicheren Anfangsphase wirklich gefälliges Tennis zur Schau stellte. Druckvoll bei seinen Schlägen von der Grundlinie, aggressiv beim Return, so war Riegler recht bald dem nervösen Start entflohen und zu einer letztlich souveränen Debüt-Vorstellung enteilt. “Ich bin sehr überrascht, dass es in meinem ersten Match so gut gegangen ist. Teilweise war ich aber mit meinem Spiel nicht zufrieden. Speziell im ersten Satz war unser Match nicht sonderlich attraktiv, sondern eher ein Kampf wer als erster Spieler den Fehler macht. Hätte der Alex mehr dagegen gehalten, hätte ich vermutlich einen Knacks bekommen. Aber ich war voll motiviert, bin deshalb sogar trotz meiner Verkühlung an den Start gegangen”, strahlte der gebürtige Linzer. “Es hat mich heute nicht gefreut. Ich war nicht motiviert und zu faul mich zu bewegen. Es macht auch nicht wirklich viel Spaß wenn nichts geht. Ich habe gegen den Roman teilweise nicht gespielt, sondern nur zugeschaut”, zeigte sich der 25jährige nach verlorenem Erstrundenmatch beim 70. Turnierstart seiner Karriere selbstkritisch.

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Hradtezky-Comeback nach acht Monaten Tour-Pause mit Kantersieg über Rother

Auf den Tag genau vor acht Monaten stand Andreas Hradtezky letztmals auf dem Court im Rahmen eines Hobby-Tennis-Tour-Bewerbs. Am 16. September 2007 unterlag er im Viertelfinale des September-Second-Series-Turniers David Hühne aus Deutschland mit 3:6 und 2:6. Dann folgte eine verletzungsbedingte Pause samt komplett versäumter Hallensaison, ehe der Traiskirchner am gestrigen Freitag sein Comeback feierte. Ein zumindest vom Resultat her sensationelles noch dazu. Mit einem 6:1, 6:1 Erfolg über Robert Rother kehrte der 31jährige ergebnistechnisch eindrucksvoll in den Circuit zurück. Richtig zufrieden war der Niederösterreicher nach seinem Kantersieg allerdings nicht. “Ein Wahnsinn wie viele Fehler ich gemacht habe”. Noch weit mehr sogenannte unforced errors fabrizierte sogar Hradtezkys Gegner, und so war auch nicht weiter verwunderlich, dass Robert Rother seinen Auftritt als Katastrophe bezeichnete. “Gestern im Training ist es noch so gut gelaufen, und heute diese Leistung. Das war einfach nur katastrophal. Da muss ich mir sogar überlegen, ob ich mit Tennis nicht überhaupt aufhöre. Denn so macht das auch keinen Spaß mehr. Da gehe ich lieber wandern”, grollte Robert.

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Christian Brix wartet nach 3:6, 1:6 gegen Christoph Foitik weiter auf ersten Einzelsieg im Freien

Mit einem überraschend deutlichen 6:3, 6:1 Erfolg von Christoph Foitik über November-Second-Series-Finalist Christian Brix endete schließlich noch das letzte Erstrundenmatch des Eröffnungstages. Gewohnt laufstark und sicher von der Grundlinie spielte Foitik einmal mehr seine Stärken aus, während ein leicht kränklicher Christian Brix speziell im zweiten Satz nicht entsprechend zusetzen konnte um dem Erstrundenschlagerspiel des Tages eine entsprechende Wende geben zu können. Dabei war die deutsche Nummer 3 der Hobby-Tennis-Tour für viele Tour-Insider als großer Favorit in das Match mit dem Oktober-Without-Top-Ten-Sieger von 2005 gestartet. Eine Rolle in der sich Brix aber scheinbar nicht wohl fühlte, und die ihm auch beim Sandplatz-Debüt 2008 nicht den erhofften ersten Einzelsieg im Freien brachte. Sehnsüchtig vermissen Brix-Fans und er selbst wohl die Indoor-Zeiten, in denen der 43jährige mit vorzüglichen Leistungen auftrumpfte und als der Sympathikus in Erscheinung trat. Das die entsprechenden Ergebnisse unter freiem Himmel bislang ausblieben, führen viele Brix-Kenner auch auf dessen fehlende Lockerheit zurück. In der Halle agierte Christian mit der puren Freude und der gewissen Coolness, während er bei seinen Outdoor-Auftritten vorerst verkrampft auf der Jagd nach dem ersten Saison-Einzelsieg ist. “Ich bin ein wenig krank. Ich will das nicht als Ausrede gelten lassen, zumal der Foitik gut gespielt hat und sehr stark gelaufen ist. Ich habe die Partie vielleicht auch nicht 100%ig ernst genommen”, zog Brix eine erste Bilanz. “Der Aufschlag muss noch besser werden, ansonsten bin ich mit meiner heutigen Leistung nicht unzufrieden”, erklärte Foitik der im Achtelfinale auf den Gewinner der Partie Berzengi gegen Scharbl treffen wird.

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Claus Lippert, 17. Mai 2008