Novum in 19 Jahren Hobby-Tennis-Tour – 4 Spiele im

Viertelfinale des Mai-First-Series-Turniers enden mit walk over

Nur ein Spieler wird am morgigen Dienstag Titel und Pokal beim 1. Mai-First-Series-Turnier 2008 gewinnen können, ungeschlagen werden hingegen nicht weniger als 5 Teilnehmer den 16. Saisonbewerb der Hobby-Tennis-Tour beenden. Ein Novum in der 19jährigen Tour-Geschichte mit vier nicht ausgetragenen Viertelfinalspielen macht es möglich, dass die Herrschaften Rebecca Riemer, Markus Sellmeister, Michael Karner und Ewald Derflinger mit dem Status “ungeschlagen” in die nächstjährige Auflage des Mai-First-Series-Turniers starten könnten. Ein Bericht von C.L

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Ronald Raith nach Absage von Ewald Derflinger erstmals seit Jänner 2005 wieder in einem Semifinale

Eine Kurzmitteilung von Ewald Derflinger heute Mittag um 12:34 Uhr machte den totalen Viertelfinal-Crash also perfekt. Wie schon berichtet plagen den 26jährigen Neuling seit gestern heftige Halsschmerzen, die ein Antreten im Viertelfinale gegen Ronald Raith unmöglich machen. So darf sich am heutigen späten Nachmittag der Berzengi-Bezwinger auf sein erstes Tour-Semifinale seit Jänner 2005 freuen, wo er im Halbfinale beim Jänner-Grand-Slam-Turnier Franz Kastler klar in zwei Sätzen unterlag. Christian Leiner wird diesmal sein Gegner im Kampf um den Finaleinzug beim Mai-First-Series-Turnier sein, jener Mann den Raith damals bei seinem letzten Halbfinaleinzug in Runde 1 mit 7:6 im dritten Satz niedergekämpft hatte. Hier beim vierten Sandplatzturnier der Saison präsentierte sich Leiner bei seinem Comeback (erster Start seit August vorigen Jahres) aber in prächtiger Spiellaune und erreichte die Vorschlussrunde ohne Satzverlust. Am stärksten dabei sein Auftritt Im Achtelfinale gegen Walter Posteiner, den Leiner am Centercourt bei noch herrlichem Sonnenschein für sich entschied. Posteiner hielt dabei die Partie lange Zeit offen, wurde aber im Finish Opfer seines mangelnden Spielpraxis. Dafür glänzte der Senior-Posti wieder einmal mit einer spektakulären Show-Einlage und der Zertrümmerung eines seiner Rackets.

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Sellmeister schießt den Vogel ab – Nach Triumph über Valek gibt der Jänner-Second-Series-Sieger nach falscher Einschätzung der Wetterlage sein Viertelfinale w.o

Den Vogel zum dritten Mai-First-Series-Spieltag schoss aber Markus Sellmeister ab. Der 27jährige Wiener Neudorfer sorgte mit einem 6:1, 6:2 Erfolg im Achtelfinale über Titel-Mitfavorit Thomas Valek für die ganz große Sensation und prolongierte damit eindrucksvoll den Aufwärtstrend der letzten Wochen. Knapp bevor der große Regen kam, brachte der Jänner-Second-Series-Champion seinen höchst überraschenden Sieg unter Dach und Fach, und dennoch machte das Nass von oben dem Niederösterreicher einen gewaltigen Strich durch seine persönliche Erfolgsrechnung. Und die lautete nach seinen Siegen über die höher eingeschätzten Sterzl und Valek längst nicht mehr 1+1=Viertelfinale, sondern 2+3=Titelgewinn. Doch so gut Sellmeister derzeit auch spielt und vor allem kämpft, so schlecht scheint der 27jährige abseits der Courts organisiert. Wenig Zeit haben die meisten der vielen Tourspieler, umso gefragter ist ein präzises Zeit-Management, eines das Sellmeister dringend nötig hat. Private Termine machten den Wiener Neudorfer schon nach seinem Überraschungserfolg unruhig. Und so war Sellmeister wohl der einzige Spieler, dem der heftige Regen über Simmering gelegen kam. Mit einem freudigen Lächeln nahm er die unter Wasser stehenden Courts in Augenschein, und verabschiedete sich als einziger aller Spieler mit der Feststellung “hier wird heute sicher nicht mehr Tennis gespielt”. Und schon saß der Valek-Bezwinger in seinem “Mini” Richtung heimwärts, während die Konkurrenz sich mit Karten spielen und einem zweiständigen Fußball-Match die Zeit auf der Anlage vertrieb. Der Spaßfaktor war hoch, und so verging die Regenunterbrechung wie im Flug. Wer zuletzt lacht, lacht am besten, und so war der einzige Strahlemann knapp nach 14 Uhr am Abend womöglich der einzige Mai-First-Series-Akteur, dem das Lachen so richtig vergangen sein wird.

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Thomas Valek nach 1:6, 2:6 gegen Sellmeister mit dem absoluten Karriere-Tiefpunkt

Denn knapp vor 17 Uhr ging es in der Leberstraße tatsächlich mit Tennis weiter, legten Kramer & Co die Karten aus der Hand und griffen wieder zu den geliebten Rackets. Kramer freilich nur mehr zu einem Training mit Peter Wenitzky, weil – eh schon wissen – Markus Sellmeister längst daheim auf der Couch einen Abend mit Freunden genoß. Keine Freude mit Sellmeisters Alleingang hatte auch sein Doppelpartner Alexander Sterzl. Am Vortag verhalf ihm Sellmeister mit einem Doppelsieg über das Duo Raith-Scharbl noch aus der persönlichen Krise, 24 Stunden später hatte Markus für weitere Höhenflüge seines Partner aber nichts mehr übrig. Sterzl saß derweil daheim und ärgerte sich wohl grün und blau über das leichtfertige Abschenken eines Doppelbewerbes, in dem praktisch noch alles möglich war. Mit dem Doppelbewerb aus der Krise, das gelang am Samstag wie gesagt Alexander Sterzl, und ähnliches könnte dieser Tage auch Thomas Valek gelingen, wenngleich selbst ein Doppeltitel des einstigen Hallenkönigs nicht über die desaströse Form des 34jährigen hinwegtäuschen würde. Thomas Valek in einem First-Series-Turnier, vor einigen Jahren unvorstellbar und selbst am Tag nach der Auslosung so manchem Teilnehmer nicht ganz geheuer. Doch mittlerweile hat sich der 7fache Turniersieger mit seiner hartnäckigen Formkrise mitten hinein in die einstige Without-Top-Ten-Szene katapultiert. Die Niederlage gegen einen stark kämpfenden Markus Sellmeister war dann am gestrigen Sonntag der absolute Tiefpunkt der Valekschen Tour-Karriere. Mit 1:6, 2:6 fiel das einstige Tour-Kaliber nicht nur im Achtelfinale aus dem Bewerb, sondern auch schwer geschlagen aus allen Wolken. “Ich bin derart schlecht drauf, einfach unglaublich”, schimpfte Valek.

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Christoph Kramer auf internationalem Streifzug durch das Mai-First-Series-Turnier

Ein anderer der Tour-Evergreens aus vergangenen Zeiten blüht dagegen derzeit regelrecht auf. Christoph Kramer schwimmt im Augenblick auf einer Welle des Erfolges, und er steht bereits zum vierten Mal in dieser Saison in einem Tour-Halbfinale. Diesmal zog der 25jährige auf einem “internationalen” Streifzug und ohne Satzverlust in die Vorschluss-Runde ein. Nach seinem Auftaktsieg über den Deutschen David Hühne, bei dem Kramer übrigens sein 200. Karriere-Single bestritt, warf er am Sonntag auch den russichen April-Without-Top-Ten-Sieger von 2007 Stanislav Perepelkin aus dem Turnier. Mit 6:4, 6:2 noch dazu recht deutlich, kam “Stani” doch am Tag davor noch zu einem prestigeträchtigen Zweisatz-Erfolg über Without-Top-Ten-Rekordsieger Michael Berger. “Wenn ich so sicher und konstant spiele wie heute, dann kann ich dieses Turnier gewinnen”, meinte der Mann aus Moskau unmittelbar nach seinem Erstrundenerfolg über Berger selbstbewusst. Doch 24 Stunden später hatte es die russische Gummiwand mit einem Mann zu tun bekommen, der ehrgeizig wie nie seine 12. Saison auf der Tour bestreitet. Als Höhepunkt fehlt Kramer wie allseits bekannt, nur mehr der erste Karriere-Titel. Beim 101. Turnier könnte es so weit sein. Die Betonung liegt freilich auf könnte, denn zu oft schon sind dem 25jährigen in den entscheidenden Schlussphasen eines Turniers die Nerven durchgegangen. So auch vor einer Woche beim April-GP-Turnier, wo Kramer gegen den Slowaken Michal Chudy eine 6:4, 5:2 Führung nicht zum Finaleinzug nützen konnte. Kein Wunder daher auch, dass man sich im Lager des 25jährigen diesmal extrem bescheiden und zurückhaltend gibt. “F I N A L E – F I N A L E” Sprechchöre waren gestern selbst vom im Publikum sitzenden Bernhard Nagl nicht zu hören.

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Josef Scharbl steht im zweiten Semifinale seiner Tour-Karriere

Kramers Gegner im Semifinale wird übrigens Josef Scharbl sein. Der Doppel-Masterssieger von 2006 gewann am Sonntag Nachmittag das Centercourt-Duell gegen Terra-Rossa-Jungstar Renee Glatzl mit 7:5, 6:0 und durfte sich nach der verletzungsbedingten Aufgabe von Rebecca Riemer über das zweite Semifnale seiner Karriere freuen. Glücklich zeigte sich am Abend des dritten Mai-First-Series-Spieltages auch erwähnte Rebecca Riemer. Die 18jährige Tennis-Barbie verabschiedete sich zwar mit starken Schmerzen im Schlagarm von ihrem ersten Tour-Auftritt, am Ende aber mit einem Viertelfinaleinzug doch mehr als zufrieden. Denn nach ihrem schlagzeilenträchtigen Auftakterfolg über Jessica Glatzl, behielt die Newcomerin auch im achtelfinalen Geschlechter-Duell mit dem Schweizer Future-Tour-Star Horst Gfeller die Oberhand. Mit 6:3, 6:3 verhinderte Riemer den ersten eidgenössischen Viertelfinaleinzug der Geschichte, und feierte ihrerseits ihren zweiten Tour-Einzelsieg in Folge. “Jetzt kann ich aber nicht mehr weiterspielen. Ich habe höllische Schmerzen in der Hand”, erklärte die 18jährige, die nach sechs Jahren Tennis-Pause ein sensationelles Tour-Debüt beim Mai-First-Series-Turnier feierte.

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Claus Lippert, 5. Mai 2008