Gelungene Generalprobe

Martin Kova bestätigt mit 2. Jänner-GP-Titel seine Favoritenrolle

Martin Kova scheint für das bevorstehende Jänner-Grand-Slam-Turnier gut gerüstet zu sein. Der 22jährige sicherte sich am Dienstag Abend erwartungsgemäß den Titel beim Jänner-GP und bestätigte damit eindrucksvoll die ihm vor dem Bewerb auferlegte Favoritenrolle. Im Endspiel gegen Sensationsmann Hans Ebner behielt Kova in 69 Minuten mit 6:2, 6:4 die Oberhand, und nahm anschließend die Gratulationen zu seinem zweiten Jänner-GP-Titel nach 2002 entgegen. Für den ersten Sieger der neuen Saison war es insgesamt Karriere-Titel Nummer 28 und sein 8. GP-Erfolg.

Nach 28 Minuten geht der erste Satz an den Favoriten

Es war zwar kein Finale, das die Besucher in der Halle vor Begeisterung von den Sitzen riss, andererseits mussten wir vor allem in jüngster Vergangenheit viel schlechtere Endspiele erleben. Kova eröffnete die Partie mit einem Break, das er mit souveränen Aufschlagspielen bis zur Satzmitte transportieren konnte. Das Re-Break zum 2:4 brachte den Außenseiter kurzfristig heran, ehe im siebenten und längsten Game des ersten Satz die Vorentscheidung fiel. Ebner ließ bei eigenem Aufschlag einen Spielball zum 3:4 ungenützt, und brachte sich mit einem Doppelfehler im entscheidenden Moment selbst ins Hintertreffen. Kova nahm das Geschenk zum 5:2 dankend an, und fixierte seinerseits nach exakt 28 Minuten den Gewinn des ersten Satzes. Mit einem Minimum an unerzwungenen Fehlern, einer äußerst konstanten Rückhand und einem brillanten Stopp als effektive Waffe für Punktgewinne, hatte Kova das Match und seinen Gegner fest im Griff.

Spielentscheidende Szene mit “Störball” zu Beginn des zweiten Satzes

Im zweiten Heat sollte Ebner plötzlich besser ins Spiel kommen. Speziell zu Beginn des Satzes ließ der 36jährige einige Male seine große Klasse aufblitzen, punktete mit seiner wuchtigen Vorhand, und brachte das längste Game des ersten Satzes mit eigenem Service ins Trockene. Minuten später schien der Niederösterreicher sogar in Richtung “Wende des Spieles” unterwegs zu sein, eröffneten ihm doch bei 0:40 gleich drei Breakchancen die Aussicht auf eine 2:0 Führung. Doch dann folgte mit dem 4. Punkt im 2. Game, die spielentscheidende Szene. Ein vom Nebenplatz heranfliegender “Störball” scheint den laufenden Ballwechsel zu unterbrechen, doch Ebner unterläßt “bewusst oder unbewusst” den Ruf nach einer Unterbrechung. Ein fataler Fehler wie sich herausstellen sollte, geht nämlich nicht nur das Game mit 5 Punkten in Folge an Kova, sondern insgesamt die nächsten 9 Punkte an den späteren Sieger. “Jetzt im nachhinein ist mir bewusst, dass ich den Ballwechsel unterbrechen hätte sollen. Ich selbst mag es aber auch nicht, wenn ein Spieler bei Störball zunächst einmal schaut was passiert und dann ruft. Mein Fehler, aber da kann man jetzt auch nichts machen”, analysierte Ebner die kuriose Situation. Statt einer beruhigenden 2:0 Führung lag Ebner nach dem “Zwischentief” plötzlich mit 1:3 zurück, und stand somit in den folgenden Games wieder heftig unter Druck.

Ebner wehrt 3 Matchbälle ab, ehe Kova nach 69 Minuten seinen 28. Karriere-Titel fixiert

In dieser Phase des Spieles zeigte der Tour-Debütant aber warum er es beim Saison-Eröffnungs-Turnier bis ins Endspiel schaffte. Ebner punktete an der Grundlinie, vollierte erfolgreich am Netz, und ging das Tempo seines Gegenübers voll mit. Der couragierte Auftritt wurde mit dem Break zum 3:3 belohnt, die Partie schien wieder offen. Postwendend musste der Tour-Neuliing seinen Aufschlag im siebenten Spiel des zweiten Satzes aber wieder abgeben, und schließlich beim Stand von 3:5 gegen den Matchverlust servieren. Das tat er mit Erfolg, wehrte mit Risikobereitschaft und genialen Bällen insgesamt 3 Matchbälle ab, ehe Kova nach exakt 69 Minuten mit einem seiner insgesamt 4 Service-Winnern den 4. Matchball verwandelte.

Kova für Jänner-Grand-Slam bereit und Ebner hatte beim Jänner-GP mächtig Spass

Mit dem 340. Match im 110. Turnier seiner Laufbahn zeigte sich der 4fache Mai-Grand-Slam-Sieger anschließend zufrieden. “Ich bin für das Jänner-Grand-Slam-Turnier bereit. Vor allem im 1. Satz habe ich sehr stark gespielt, speziell mit der Konstanz meiner Rückhand war ich zufrieden. Der 2. Satz, naja, der war ähnlich wie gestern, nicht berauschend aber es hat gereicht”. Während Kova also die “erfolgreiche Generalprobe” für das Hallen-Grand-Slam nicht zu Jubelstürmen hinriss, war dem Finalverlierer die Freude über das vergangene Wochenende anzumerken. “Ich bin höchst zufrieden. Mit dem Turnier insgesamt natürlich, aber auch mit dem heutigen Finalspiel. Ich war schon sehr müde, immerhin habe mich in den letzten 3 Tagen 5 Spiele absolviert, soviele wie im ganzen letzten Jahr nicht zusammen. Das Finale hat großen Spass gemacht, allerdings war ich vor allem im 2. Satz am Limit. Mehr geht im Moment bei mir nicht. Kova ist sicher zwei Klassen stärker als ich, ich bin mir sogar sicher, er hätte im Bedarfsfall noch zulegen können. Aber solche Spiele wie gegen ihn sind wichtig für mich. In einigen Phasen des Spieles, speziell bei den big points hätte ich vielleicht mehr rausholen können, aber meine Vorhand ist nicht immer so nach Wunsch gekommen. Insgesamt hat das Turnier aber jede Menge Spass gemacht”.

Claus Lippert, 16.Jänner 2006