Daniels dritter Streich

Titeltechnisch hat er jetzt sogar die absoluten Topstars der Hobby-Tennis-Tour abgehängt! Auch wenn er seinen fulminanten Titel-Hattrick auf niedrigerer Turnier-Ebene realisierte, so sind die drei Saisontitel des Daniel Elender doch äußerst bemerkenswert. Er ist der erste Spieler im Jahr 2012, der drei Turniersiege erringen konnte. Das Triple an prestigeträchtigen HTT-Erfolgen machte der 24jährige Mühlheimer am Mittwoch Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein am Centercourt des TC Top Serve perfekt. Der junge Oberösterreicher feierte nach einer Spielzeit von einer Stunde und sechsundvierzig Minuten einen hart umkämpften 6:4, 7:6 (7:1) Final-Erfolg über Alexander Barbunopulos, und hatte sich damit in die mit Namen wie Christoph Kramer, Christoph Straninger oder Philipp Mayer äußerst hochkarätig bestückte Siegerliste des Mai-HTT-150-Turniers eingetragen. Elender siegte damit erstmals im “großen Circuit” und außerhalb der Challenger-Tour, und er schraubte seine persönliche Final-Bilanz mit seinem dritten Endspiel-Erfolg in Serie auf 3:2. Für den Mühlheimer war es also der erste “größere Tour-Titel”, verbunden mit dem famosen Sprung unter die Top 20 der Hobby-Tennis-Tour-Rangliste. Doch das 25. Saisonfinale hatte eigentlich keinen Verlierer. Auch der ergebnistechnisch unterlegene Alexander Barbunopulos war ein “gefühlter Sieger” an diesem sonnigen Nachmittag des 9. Mai 2012. Ein Bericht von C.L

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Viertelfinalsieg über Rares Maftei als Initialzündung für Daniel Elender

Für großartige Jubelgestik angesichts eines ganz besonderen Triumphs fehlte ihm einfach die Kraft. Fast zwei Stunden in der prallen Simmeringer Nachmittags-Sonne, ein mehr als ambitionierter Gegner und die mentale Stress-Situation bei klarem Rückstand im zweiten Satz, Daniel Elenders körperlicher wie geistiger Kraftakt hatte seine Spuren hinterlassen. “Heute war ich schon verdammt müde, immerhin habe ich an diesem Wochenende acht Matches bestritten”, lächelte ein abgekämpfter Champion. Ein Sieger auf 150er-Ebene, der für viele HTT-Insider doch überraschend kam. Zwar galt der Innviertler – der heuer schon zwei Challenger-Turniere für sich entschied – als leiser Mitfavorit auf den Mai-HTT-150-Sieg, so richtig zugetraut hatte man Elender den großen Wurf an diesem Wochenende aber nicht. Immerhin kreuzte doch im Viertelfinale der rumänische HTT-150-König Rares Maftei im Raster die Wege des Daniel E., und vor dem hatte der 24jährige aus der 600 Seelen Gemeinde Mühlheim jede Menge Respekt. Als er den Karpaten-Server allerdings mit 6:2, 6:2 erstmals in seiner Karriere auf den Heimweg Richtung Hernals schickte, schien der Weg zum großen Traumziel “HTT-150-Titel” frei, und sowas wie eine Initialzündung ausgelöst zu sein. Elender brachte im Halbfinale gegen Clemens Wimmer beim Stand von 2:6, 4:5 und 0:30 die mentale Kraft für eine Wende auf, die er im dritten Satz dann auch mit einem körperlichen Kraftakt vollendete. Damit stand er zum insgesamt fünften Mal in seiner noch kurzen Karriere und zum dritten Mal in dieser Saison in einem Finale der Hobby-Tennis-Tour, und dort wartete mit Alexander Barbunopulos “nur” die Nummer 129 der HTT-Computer-Rangliste und damit ein vermeintlich leicht schlagbarer Gegner.

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Final-Debüt von Alexander Barbunopulos wird zum Match der vergebenen Chancen

Der 18jährige Halbgrieche vom TC Terra Rossa war bis zum Viertelfinale eher unbeachtet durch das Tableau marschiert. Seine beiden klaren Auftaktsiege schrieben Experten und Mitspieler eher der günstigen Auslosung zu, erst im Viertelfinale wurde die Konkurrenz auf den sympathischen Junior aufmerksam. Da hatte Barbunopulos das am Sonntag Nachmittag beim Stand von 7:6, 2:5 wegen Regens unterbrochene Viertelfinal-Duell gegen Peter Baumann mit einem Husarenstück 24 Stunden später für sich entschieden. “5 Games in a row” bescherten dem Jungstar vom TC Terra Rossa den vielumjubelten Halbfinal-Einzug, wo er zum ganz großen Schlag ausholte. Den höher eingeschätzten Martin Thier mit all den körperlichen Problemen des langen Tennis-Wochenendes in drei Sätzen niedergerungen, damit hatte sich Barbunopulos nicht nur einen Namen in der Szene gemacht, sondern auch den Respekt seines Finalgegners sicher. Und nach langer Zeit bekam man auf 150er-Ebene wieder einmal ein Endspiel zu sehen, das von Beginn an unterhaltsam, attraktiv und sportlich hochstehend für Begeisterung im Publikum sorgte. Mitreißende Grundlinienduelle, unterbrochen von Stopps und gemixt mit Netzangriffen auf beiden Seiten, so entwickelte sich trotz 51 Minuten die dieser erste Satz dauerte, eine kurzweilige Partie. Zunächst dominierten die Aufschläger, und da vorallem Alexander Barbunopulos, der nicht nur seine Aufschlagspiele souverän über die Runden brachte, sondern dem auch das erste Break in diesem Finale gelang. Mit diesem Break zum 3:2 hatte man draußen neben dem Centercourt das Gefühl, dass sich der 18jährige in diesem ersten Heat einen entscheidenden Vorteil erspielt hätte. Doch das folgende sechste Game, in dem der Hellas-Star drei Chancen aufs 4:2 ungenützt ließ, wurde zur Symbolik für die gesamte Final-Premiere des Alexander B. Der 18jährige machte aus seinem Endspiel-Debüt ein Match der vergebenen Möglichkeiten. 5 Breaks aus 17 Break-Chancen, 5 gewonnene Aufschlagspiele aus 12 Chancen, insgesamt wies die Match-Statistik von hobbytennistour.at 29 Möglichkeiten auf einen Game-Gewinn für den Terra-Rossa-Jüngling aus. Das er letztlich nur ein Drittel dieser Chancen nützte, war mit ein Grund, warum es für den heiß ersehnten Traum vom ersten Tour-Titel nicht ganz reichte. Elender gelang das Re-Break zum 3:3, und auch wenn er in der Folge noch vier weitere Break-Möglichkeiten seines Gegners abzuwehren hatte, so hielt er schließlich doch seinen Aufschlag bis 5:4. Das war natürlich eine kleine Vorentscheidung, denn mit dem gewonnenen Aufschlagspiel zum 5:4 hatte Elender den ganzen Druck auf den Final-Rookie aus Hernals geschoben, und der hielt  – fast erwartungsgemäß – dieser Ausnahme-Situation nicht stand. Nach 51 Minuten war der erste Satz mit 4:6 verloren, der Kampfgeist des Alexander Barbunopulos aber keineswegs gebrochen.

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“Für einen 150er-Titel musst du schon verdammt gut drauf sein”

Die Steherqualitäten, das Kämpfen bis zum Umfallen, das leidenschaftliche Spiel mit umbändigen Siegeswillen, das scheinen die “Rothemden” aus der Hernalser Rosensteingasse nämlich alle samt injiziert zu haben. Barbunopulos legte ein tolles Comeback auf den Centercourt des TC Top Serve hin, führte 5:2 und schien souverän Kurs in Richtung Entscheidungssatz zu halten. Was dann kam, ist vielleicht mit “jugendlicher Unerfahrenheit” zu erklären, in jedem Fall ließ sich der 18jährige Final-Debütant die Butter vom Brot nehmen. Alex brachte kein einziges Aufschlagspiel mehr durch, und er patzte im Tie-Break des zweiten Satzes ganz gewaltig. Nur mehr ein Punkt zum 1:5 – durch einen Fehler seines Gegner – war dem 18jährigen gegönnt, ehe er um exakt 17:47 Uhr und nach 1:46 Stunden eine Vorhand ins Out jagte, und Daniel Elender so zum ersten Dreifach-Sieger der Saison 2012 kürte. “Ich freue mich sehr, dass ich jetzt auch einen 150er-Titel gewonnen habe. Challenger klingt halt in der Szene irgendwie “schwächer”, aber für einen 150er-Titel musst du schon verdammt gut drauf sein. Mit dem Sieg gegen Maftei hat alles begonnen. Danach habe ich auch an den Titel geglaubt. Mein Plan war es an diesem Wochenende mental stark zu sein, und es auch in jeder Situation zu bleiben. Es ist ja kein Zufall und auch nicht das erste Mal, dass ich auf der Hobby-Tennis-Tour einen 2:5 Rückstand aufgeholt habe. Auch heute bin ich total ruhig geblieben, obwohl ich teilweise im zweiten Satz einen echten Topfen zusammengespielt habe. Es war aber gar nicht so leicht heute im Finale. Ich musste mich seit dem Viertelfinale ständig umstellen. Gegen den Maftei spielst du irgendwo weit hinter der Grundlinie und schlägst die Bälle beinahe schon am Zaun, gegen den Wimmer spielst du drei Sätze lang im Kleinfeld, und dann kommt da im Finale plötzlich einer daher, der super Tennis spielt”, analysierte Elender, der es seit Jahresbeginn frisch weg von der Leber versteht, seine Turniere höchst erfolgreich zu gestalten. “Der Druck und die eigene Erwartung sind nach meinen beiden Challenger-Siegen weg. Ich muss nicht mehr gewinnen, ich habe meine beiden Titel schon in der Tasche, die kann mir niemand mehr wegnehmen. Da spielt es sich dann halt schon um vieles leichter”, gestand der 24jährige im Sieger-Interview. Einen weiteren Grund für seinen gigantischen Aufwärtstrend sieht Elender in seinem Tennisspiel an sich. “Ich bringe die Bälle jetzt viel konstanter ins Feld, ich weiß auch welche Bälle ich in einer gewissen Situation spielen muss, und wie ich meinem Gegner damit weh tun kann. Und ich habe von Außen bei meinen Matches keinen Druck mehr. Früher war bei meiner Ex-Trainerin – der ich im übrigen für Alles dankbar bin – zum Beispiel ein Vorhand-Slice verpönt und verboten. Ich spiele jetzt halt aber auch Bälle, bei denen ich mich wohl fühle, und wenn auch die ein oder andere Slice-Vorhand dabei ist. Ich freue mich wiegesagt riesig über diesen Erfolg. Es läuft wirkich verdammt gut, und das obwohl Sand früher nicht mehr Lieblingsbelag war. Ich bin der erste Spieler der Hobby-Tennis-Tour mit drei Turniersiegen im Jahr 2012, darauf bin ich schon stolz”, lächelte der neue Mai-HTT-150-Champion aus Mühlheim.

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“Kalimera Alex Barbunopulos” – Zungenbrecher – Schwiegermuttertraum – und Entdeckung des bisherigen Tennisjahres

Daniel Elender hat mit seinen drei Saisonerfolgen also seinen Platz in der heurigen äußerst bunt und abwechslungsreich verlaufenden HTT-Szene gefunden, die große Entdeckung des Mai-HTT-150-Turniers oder vielleicht sogar der bisherigen Saison ist aber ohne Zweifel Alexander Barbunopulos. Eigentlich passt der Jungstar vom TC Terra Rossa ja gar nicht in die von “Mayers, Bauers und Hofers” namentlich dominierte österreichische Turnierserie. “Barbunopulos”, das klingt wie eine der 6000 griechischen Urlaubsinseln im Mittelmeer, doch den exotischen Namen wird man sich merken müssen. Der Papa ein Grieche, die Mutter ein Ungarin, haben sich Alexanders Eltern beim Studium in Wien kennengelernt und den Sohnemann am 21. Juli 1993 in Österreichs Bundeshauptstadt zur Welt gebracht. “”Kalimera”, hier ist Alex Barbunopulos, eines der unzähligen Talente aus der schier unerschöpflichen Talenteschmiede der Tennisschule Hinterkörner. Mit 10 Jahren hatten Freunde und Familie den Junior auf den Geschmack gebracht. In einem Sommer-Tennis-Camp auf der Postsportanlage bei Daniela Hinterkörner sprang der Funke letztlich über. Klein-Alex war von der Faszination Tennis angesteckt, und spielt seither mit seiner Trainerin Dani Hinterkörner zumindest einmal fix pro Woche. Die ehemalige Staatsligaspielerin lehrte den jungen Mann wie man Vorhand und Rückhand schlägt, und damit war es naheliegend, dass Alexander auch dem TC Terra Rosssa beitrat. Dort verbringt der 18jährige viele viele Stunden seiner Freizeit, um Freunde zu treffen und seinem liebsten Hobby nachzugehen. Was den Jungstar vom TC Terra Rossa aber so besonders macht, sind neben seinen Tennisfähigkeiten, vorallem seine Art und Ausstrahlung. Wenn Alex einen Raum betritt, dann geht sprichwörtlich die Sonne auf. Stets gut gelaunt, immer ein Lächeln auf den Lippen, zuvorkommend und einfach richtig sympathisch, Barbu ist wohl der Traum aller Schwiegermütter.

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Vom “no-name” zum Hellas-Star mit Zukunftspotential

Sportlich fiel Barbunopulos auf der Hobby-Tennis-Tour erstmals im Sommer 2009 auf. Bei seinem Heimturnier ging das damals 16jährige Bürscherl als “Zungenbrecher” mit wildem Haarwuchs und einer unkontrollierten Vorhand in der ersten Quali-Runde gegen Future-Tour-Masterssieger Stephan Kallab schwer k.o. “Ich habe mich selbst aus dem Turnier geschossen”, philosophierte der Junior damals. Schon wenige Monate später im Oktober, feierte Alex dann aber seinen ersten Einzelsieg auf der Tour. Gegen die Tauschmann-Brüder überstand Barbunopulos nicht nur die Quali, sondern auch seine erste Hauptrunde, das Achtelfinale war ein richter geiler Erfolg für den “No-Name” mit dem speziellen Namen. Danach folgten gelegentliche “Geplänkel”, und zwar immer dann wenn der Tour-Zirkus bei seinem Heimverein in Hernals zu Gast war. So richtig durchgestartet ist Barbunopulos allerdings erst heuer. Für Furore sorgte der Halbgrieche in Runde 1 des Februar-HTT-500-Turniers, wo er als Nummer 302 der Rangliste gegen Deutschlands Nummer 1 David Hühne im ersten Satz eine 4:0 Führung herausgespielt hatte. Für einen historischen Erfolg reichte es an diesem Wochenende damals im Februar aber nicht, weil Alex beim gleichzeitig stattfindenden Challenger-Turnier die große Chance im Viertelfinale vergab, als Nr. 302 der HTT, Turniersieger mit dem schlechtesten Ranking der Geschichte zu werden. Beim März-HTT-500-Turnier ließ der Hellas-Star abermals aufhorchen, zog bis ins Viertelfinale ein, und freute sich über seinen bislang größten Karriere-Erfolg. Tja, und dann kam eben besagtes Mai-HTT-150-Weekend, das endgültig zum großen Durchbruch des Alexander B. führte. Der 18jährige verfügt über einen präzisen und wuchtigen ersten Aufschlag, einer druckvollen und jederzeit einsetzbaren Vorhand, und er kann auch seine Rückhand höchst variabel einsetzen. Woran es vielleicht noch mangelt, ist die Coolness in engen Situation, die man mit smarten 18 Jahren und 10 Karriere-Einsätzen aber auch noch nicht haben muss. Fazit: Sollte der Jungstar in den nächsten Jahren einen ähnlichen Fortschritt machen wie bisher, dann kann es gut sein, dass die “griechischen Götter” einen neuen “Tennis-Halbgott in rot-weiss” in den Olymp aufnehmen müssen.

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“Ich habe bei meinen Breakchancen einfach unklug gespielt”

Davor gab der noch 18jährige seine erste Final-Pressekonferenz, und die absolvierte er als gar nicht angenehme Aufgabe nach einer Niederlage mit größter Bravour. “Natürlich bin ich jetzt sehr enttäuscht. Ich hätte auch in zwei Sätzen gewinnen können, die Chancen waren eindeutig da. Im ersten Satz habe ich meine vielen Breakmöglichkeiten nicht genützt, und im zweiten Satz konnte ich das 5:2 einfach nicht zumachen. Das war richtig bitter. Die Enttäuschung ist wie schon gesagt riesig, weil es mein erstes Finale war. Daher ist das im Moment eine blöde Sache, weil ich so eine große Chance auf einen 150er-Titel wahrscheinlich in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht mehr vorfinden werde. Ich habe bei meinen vielen Breakchancen einfach unklug gespielt, und nicht das nötige Mittelmaß gefunden. Entweder habe ich gezögert, oder ich bin voll auf den Ball draufgegangen. Ich hätte ein bißchen geduldiger sein müssen. Trotzdem bin ich mit dem Turnier insgesamt sehr zufrieden. Vorallem mit dem Semifinale gegen Martin Thier, das war schon eine richtig starke Leistung von mir. Gratulation auch an den Sieger, der Daniel hat im Finale super gespielt”. Und da war sie wieder, die sympathische Art, die diesen Alexander Barbnunopulos in jeder Lebenslage auszeichnet.

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Das Mai-HTT-150-Finale in der totalen Statistik

Mai-HTT-150-Final-Statistik

Daniel ELENDER

Alexander BARBUNOPULOS

Fehler an der Grundlinie 32 54
Fehler am Netz 6 4
Doppelfehler 8 6
Asse 1 0
Service-Winner 7 5
Return 0 5
Vorhand-Winner 5 11
Rückhand-Winner 6 1
Volley 4 2
Smash 0 1
Lob 0 1
Stopp 1 0
Passierball-Vorhand 0 2
Passierball-Rückhand 2 3
Punkte durch gegnerische Fehler 64 46
Punkte selbst erzielt 26 31
Punkte insgesamt 90 77
1. Aufschlag in Prozent 52,3 % 61,5 %
2. Aufschlag in Prozent 80,5 % 81,3 %
Punkte nach dem ersten Aufschlag in Prozent 64,4 % 51,0 %
Breakchancen 10 17
Breaks 6 5

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