Schwächelndes Gesetzten-Quartett beim März-Challenger in der Südstadt

Das mit großen Vorschusslorbeeren in den HTT-März-Challenger gestartete “Gesetzten-Quartett” mit den Herren “Clemens Wimmer, Andreas Tolunay, Daniel Elender und Thomas Pratsch” hat sich am ersten Sonntag der Outdoor-Saison 2012 in alles anderer als großartiger Spiellaune präsentiert, und nur mit äußerster Mühe und riesigem Glück einen blamablen Totalausfall vermieden. Nach den drei Vorrunden-Tagen im Tennispoint Südstadt, haben die vier mit Freilos ausgestatteten Titel-Aspiranten, mit Clemens Wimmer (Nr. 1) und Daniel Elender (Nr. 3) gerade einmal zwei der Ihren ins Semifinale des 17. Saison-Turniers gebracht. Nachdem der 3fache Challenger-Champion Clemens Wimmer schon am Samstag Nachmittag im Achtelfinale gegen Patrick Jud beim Stand von 2:6, 0:4 nur haarscharf einem frühzeitigen Achtelfinal-Aus entging, bekleckerten sich auch die drei restlichen Gesetzten am gestrigen Sonntag nicht gerade mit Ruhm. So kam beispielsweise Jänner-Challenger-Sieger Daniel Elender nach einem 4:6, 2:5 Rückstand gegen Asiens Nr. 1 Yunes Amiri noch einmal mit einem blauen Auge davon, und ins Semifinale weiter. Die Vorschluss-Runde beim 5. März-Challenger-Turnier 2012 haben hingegen der an Nummer 2 gereihte Andreas Tolunay und die Nummer 4 des Turniers Thomas Pratsch verpasst. Ebenfalls nicht mehr mit von der Partie ist Russlands Nummer 1 Stanislav Perepelkin, der mit einer knappen Dreisatz-Niederlage im Achtelfinale die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung vorzeitig begraben musste. Damit gelang es bislang heuer auch im 13. Anlauf noch keinem Spieler der Hobby-Tennis-Tour, einen im Vorjahr errungenen Titel mit Erfolg zu wiederholen. Eine andere Serie könnte hingegen am Dienstag zu Ende gehen. Sollte der Oberösterreicher Daniel Elender auch seine beiden ausstehenden Matches beim März-Challenger gewinnen, dann wäre er nach 16 verschiedenen Siegern in bisher 16 ausgetragenen Saisonturnieren, der erste Spieler, der im Jahr 2012 einen zweiten Tour-Titel errungen hätte. Ein Bericht von C.L

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Andreas Tolunay mit unnötiger Auftaktpleite zum Start in die Freiluftsaison 2012, während Reinhard Paizoni über sein zweites Saison-Semifinale jubelt

“Es wäre eine echte Katastrophe und eine ganz schwere Enttäuschung”, wenn ich hier beim März-Challenger-Turnier vor dem Finale verlieren würde”, ließ Terra-Rossa-Jungstar Andreas Tolunay im Vorfeld des Outdoor-Saison-Openings ausrichten. So gesehen war die am gestrigen Sonntag doch recht unerwartet erlittene Achtelfinal-Schmach gegen Pichler-Bezwinger Reinhard Paizoni ein zentnerschwerer Keulenschlag auf das Haupt des 19jährigen Hernalsers. Angetreten war die Nummer 22 der HTT-Computer-Rangliste eigentlich mit dem Ziel, im ersten Saisonmatch unter freiem Himmel den 50. Einzelsieg seiner Karriere einzufahren, und in der Folge mit dem dritten Turniersieg auf der Challenger-Tour einen positiven Auftakt in die neue Freiluft-Saison feiern zu können. Zudem kam der charismatische Junior mit dem Erfolgserlebnis eines vor einer Woche errreichten März-HTT-150-Semifinales an den Stadtrand von Wien, und auch seine bisherige Bilanz auf den beiden Plexipave-Courts in Maria Enzersdorf war durchaus vielversprechend. Von den “US Open der HTT” im letzten Jahr einmal abgesehen, musste sich Tolunay noch nie bei einem der kleineren Hartplatz-Turniere im Circuit in Runde 1 verabschieden. Da kam ihm der heuer bislang noch notorisch erfolglose Reinhard Paizoni im sonntägigen Achtelfinal-Schlager zudem gerade recht. Bei sechs seiner diesjährigen sieben Turnierstarts floppte Paizoni in Runde 1, zuletzt setzte es für den 31jährigen sogar vier Erstrunden-Pleiten in Folge, und auch im Vorjahr musste sich der Meisterschaftsspieler vom TC Top Serve beim März-Challenger gleich zum Auftakt einem gewissen Manuel Mazurkiewicz geschlagen geben. Die beinahe logische Konsequenz schien, dass sich Tolunay mit einem 6:0 gewonnenen Startsatz in eine ausgezeichnete Position hievte, wie im Vorjahr das Viertelfinale des ersten Freiluft-Challengers zu erreichen. Selbst den mit 4:6 abgegebenen zweiten Satz, handelten Tour-Insider maximal als “kleinen Schönheitsfehler” ab, zumal sich der 19jährige in der Entscheidung mit einer sicheren 4:2 Führung auf Aufstiegskurs befand. Mit eigenem Aufschlag und einer 40:15 Führung schickte sich der Terra-Rossa-Jüngling an, auch im zweiten direkten Duell mit Paizoni die Oberhand zu behalten. Doch es sollte wie so oft in letzter Zeit auf der HTT ganz anders kommen! Mit den windigen äußeren Verhältnissen hatte der 19jährige eigentlich das ganze Match über so seine Probleme, in der spannenden Schlussphase aber stand Tolunay mit dem Wind “dem himmlischen Kind” permanent auf Kriegsfuß. Total verunsichert, wohin die steife Brise aus West bis Nordwest seine Angriffsversuche blasen würde, machte der Exzentriker Fehler um Fehler, und ermöglichte so seinem Gegenüber den Einzug ins Viertelfinale. “Am Anfang habe ich noch sehr locker gespielt, am Ende war das nur mehr ein fürchterlicher Krampf. Ich habe einfach nichts mehr getroffen. Ich hatte regelrecht Angst vor jedem Ball”, erklärte Tolunay seine unerwartet zustande gekommene 6:0, 4:6, 4:6 Niederlage zum Auftakt der Freiluft-Saison 2012. Paizoni hingegen legte mit dem neu gewonnenen Selbstvertrauen noch ein drittes Mal an diesem Wochenende “ergebnistechnisch” nach, und freute sich nach einem ungefährdet errungenen 6:0, 6:1 über Serbiens Miroslav Jelic über den zweiten Halbfinaleinzug in dieser Saison.

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Perepelkins Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung beim März-Challenger enden im Achtelfinale gegen Asiens Nr. 1 Yunes Amiri

Im Kampf um einen Platz im Endspiel des 585. Turniers der Open Ära bekommt es Paizoni nun mit Daniel Elender zu tun, der sein erstes Freiluft-Wochenende mit einem grundverschieden verlaufenden, letztlich aber siegreichen Doppelpack hinter sich brachte. Der 24jährige ließ zunächst im Achtelfinale Michlits-Bezwinger Christian Förster keine Chance, und schickte den Parndorfer mit 6:1, 6:3 in eine mehrwöchige Tourpause. Der letztlich doch recht deutliche Erfolg in diesem Achtelfinale war am Ende des Tages vielleicht ein mitentscheidender Faktor, dass sich der Oberösterreicher im viertelfinalen Duell mit Asiens Nummer 1 Yunes Amiri ins Semifinale rettete. Weil der kleine Afghane zur selben Zeit einen intensiven und kraftraubenden Dreisatz-Auftritt zu absolvieren hatte, ehe er die Hoffnungen und Träume einer erfolgreichen Titelverteidigung von Russlands Vorjahressieger Stanislav Perepelkin zerstört hatte. 3:6, 6:4, 6:4 hatte sich Amiri im “russisch-afghanischen Wettstreit” durchgesetzt, damit womöglich das Quentchen mehr an Energie verbraucht als Elender, und eine enttäuschte russische Nummer 1 zurückgelassen. “Ich verstehe immer noch nicht, was da eben passiert ist”, stammelte der 28jährige Moskowiter unmittelbar nach Spielende. “Das ist höchst ärgerlich. Ich hatte diese Partie eigentlich immer unter Kontrolle, und dann macht mein Gegner sowohl in Satz 2 als auch in Durchgang 3 auf einmal blitzschnell die Punkte und die Breaks”, so der entthronte März-Challenger-Champion von 2011. Zwei Mal war “Stani” in diesen erwähnten Szenen mit 3:1 in Front gelegen und souverän in Richtung Saisonsieg Nr. 6 unterwegs. Doch mit dem verlorenen zweiten Heat hatte der Russe erstmals in seiner Karriere einen Satz beim März-Challenger-Turnier abgegeben, nach 2:04 Stunden und dem erfolglos bestrittenen dritten Satz knapp nach 12:30 Uhr hatte Perepelkin sich die erste Saison-Niederlage 2012 zugezogen, und obendrein den 70. Einzelsieg seiner so erfolgreichen und seit Oktober 2006 währenden Laufbahn verfehlt. “Es ist schon verdammt schwer geworden, auf der Hobby-Tennis-Tour einen Titel erfolgreich zu verteidigen. Gratulation an meinen Gegner, er hat sich im richtigen Moment gefangen, und sich richtig gut ins Match zurückgekämpft. Das hätte ich so nicht erwartet”, analysierte der 28jährige.

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Daniel Elender holt im Viertelfinale ein 4:6, 2:5 auf, und peilt gegen Reinhard Paizoni den Finaleinzug an

Zurück zu Yunes Amiri und Daniel Elender, die sich am frühen Nachmittag um einen Platz im Halbfinale des März-Challenger-Turniers duellierten. 6:4, und 5:2 führte Asiens Topspieler, ehe sich Elender bei der eigenen Ehre packte, und eine – letztlich erfolgreiche – Aufholjagd beschloss. “Bei 4:6, 2:4 dachte ich mir, das kann es jetzt nicht sein. Bei 2:5 war mir bewusst, Fehler darfst du dir jetzt keinen mehr erlauben”, hatte der 24jährige später leicht lachen. Gegen Christian Förster den allerersten Hartplatz-Einzelsieg seiner Laufbahn gefeiert, gegen Yunes Amiri zum 35. Mal in seiner Karriere siegreich geblieben, ist mit dem Oberösterreicher nun auch für den restlichen Verlauf dieses Turniers im Tennispoint Südstadt zu rechnen. Dessen ist sich auch sein nächster Gegner, Reinhard Paizoni bewusst. Schneller als gedacht, bekommt der 31jährige gegen Elender die Chance auf Revanche, kommt es doch zum zweiten direkten Duell der beiden Challenger-Stars binnen einer Woche. In Runde 1 des letztwöchigen März-HTT-150-Turniers siegte Elender mit 6:2, 7:5, und auch für die heutige Neuauflage ist der Oberösterreicher klarer Favorit.

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Clemens Wimmer in zwei Sätzen weiter, und Sascha Kobsik mit tollen Aussichten auf eine erfolgreiche HTT-Karriere

Einen glanzlosen und das Semifinal-Ticket bringenden 6:3, 6:3 Erfolg feierte am Sonntag Vormittag der an Nummer 1 gesetzte Clemens Wimmer. Der 30jährige Blondschopf hatte am Centercourt das Vergnügen, sich mit Tour-Neuling Sascha Kobsik zu duellieren, und dabei vermeintlich die einfachste Viertelfinal-Aufgabe aller Titel-Favoriten vorgefunden. Doch weit gefehlt, der Underdog aus Wien, im Computer gerade einmal als Nummer 323 geführt, präsentierte sich als kampfkräftiger Widerpart, der keinesfalls gewillt war, sich so ohne weiteres vom topgesetzten März-Challenger-Star schlagen zu lassen. Natürlich hatte Wimmer am Schluss nach 86 gespielten Minuten das bessere Ende für sich, doch der Kobsik-Auftritt – obwohl spielerisch gar nicht wirklich überzeugend ausgefallen – macht Lust auf mehr. Dem Newcomer ist in den kommenden Monaten einiges zuzutrauen, zumal er über Fähigkeiten und Eigenschaften besitzt, die auf Future- und Challenger-Ebene Erfolgsgaranten sein könnten. Kobsik ist ein echter Fighter, einer der sich enthusiastisch und voll auf die Sache fokussiert, dem Projekt Hobby-Tennis-Tour stellen möchte. Sascha ist keiner der unangenehmen Situationen ausweicht, sich vielmehr den Herausforderungen stellt, und doch bei aller Begeisterung die Szenerie nicht überbewertet. “Wie es kommt so kommt es eben, egal ob ich gewinne oder verliere, der Spaß muss im Vordergrund stehen, lautet die Maxime des Wieners. So feierte Kobsik am Freitag in Runde 1 des März-Challenger-Turniers seinen ersten Karriere-Einzelsieg, und so verkaufte sich der Tour-Neuling auch am gestrigen Sonntag im Viertelfinale gegen Clemens Wimmer äußerst prächtig. Und dabei ist Sascha spielerisch noch gar nicht annähernd dort, wo er selbst sich sieht, und wohin ihn ein motivert beschrittener Weg letztlich auch führen wird. Ob der 30jährige diese Fakten und mehr als prächtigen Zukunftsaussichten in den ersten Augenblicken der Niederlage realisierte, ist fraglich. Spätestens zu Hause angekommen, hatte er aber schon wieder neuen Mut gefasst. Mit seinem Debüt auf Masters-Series-1000-Ebene will Kobsik einen nächsten Schritt setzen, und auch den aus seiner Sicht verpatzten viertelfinalen Challenger-Auftritt vergessen machen. “Ich bin voll angefressen auf mich selbst. Das war ja kein Tennis heute. Ohne abschätzig klingen zu wollen, aber der Gegner war absolut zu knacken. Ich habe einfach viel zu verkrampft gespielt. So kenne ich mich eigentlich gar nicht. Das Semifinale war drinnen, nur halt nicht mit meinem heutigen Tennis. Vielleicht war ich auch so unsicher, weil das alles auf der Tour noch so frisch für mich ist”, zog Kobsik eine erste Bilanz.

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Markus Eichleter mit Selbstvertrauen und Selbstverständlichkeit im ersten Semifinale seiner Karriere

Der Halbfinalgegner des topgesetzten Clemens Wimmer heißt übrigens Markus Eichleter. Der 37jährige Kärntner reiste mit enorm viel Selbstvertrauen in die Südstadt an, und schlug seine Gegner mit einer Selbstverständlichkeit aus dem Feld, die man beim Karawanken-Server in dieser Art und Weise noch nie sah, und die obendrein für das “‘Unternehmen Premieren-Titel” einiges erwarten läßt. Der Linkshänder steht erstmals in seiner Karriere in einem HTT-Semifinale, und das höchst verdient. Sowohl Alexander Rosen – der sich gestern Vormittag zunächst in einem Tie-Break-Krimi gegen Indiens Jaswinder Saroy durchsetzte – als auch der an Nummer 4 gesetzte Ferrari-Bezwinger Thomas Pratsch konnten den hoch motivierten Kärntner bei seinem Erfolgsrun nicht stoppen.

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