Harbarth stoppt Erfolgs-Run von Shooting-Star Markus Seitner

Es war schon die Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour und der Titelverteidiger höchst persönlich notwendig, um am späten Montag Nachmittag dem sensationellen Erfolgs-Run von Shooting-Star Markus Seitner beim Juli-GP-Turnier ein Ende zu bereiten. Vorjahressieger Andreas Harbarth gewann den Halbfinal-Schlager am Centercourt gegen den Tour-Neuling mit 6:3, 7:6 und feierte bereits den siebenten Einzelsieg beim Juli-GP in Folge. Gesprächsthema Nummer 1 auf der Tennisanlage in der Leberstraße war aber trotz Niederlage Tour-Newcomer Markus Seitner. Das Salzburger Tennismärchen beim Juli-Grand-Prix ist zwar am Montag zu Ende gegangen, nicht aber ohne ein letztes spannendes vom 27jährigen geschriebenes Kapitel. Ein Bericht von C.L

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Harbarth feiert siebenten Einzelsieg beim Juli-GP in Folge

Er wird nicht den Funken einer Chance haben gegen Harbarth, so lautete der Grundtenor der meisten Juli-GP-Starter, die am Sonntag Abend gemeinsam einen Ausblick auf die beiden Vorschluss-Runden-Spiele wagten. Nach 80 hoch interessanten Minuten am Centercourt hatte Titelverteidiger Andreas Hararth zwar erwartungsgemäß den frech aufspielenden Neuling eliminiert, klar und deutlich fiel der siebente Juli-GP-Einzelsieg des Ranglisten-Ersten aber nicht aus. Im Gegenteil sogar, hatte Harbarth doch im zweiten Durchgang alle Hände voll zu tun, um den ersten Satzverlust im Verlauf des Turniers zu verhindern. Seitner kam in diesem zweiten Heat mit seinem spielerischen Leistungsvermögen und gepaart mit körperlichen Top-Voraussetzungen zu einer 4:3 Führung und am Ende nach Abwehr von zwei Matchbällen bei 4:5 in den dritten Tie-Break beim Juli-GP-Turnier. Dort konnte der Salzburger eine 5:4 Führung nicht nützen, ehe Harbarth den vierten Matchball zum Sieg verwandelte.

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Halbfinale verloren, Renommee gewonnen – Markus Seitner beim Juli-GP

Draußen auf den Zuseherrängen hätte man sich mit Ausnahme des Harbarth-Fanclubs wohl einen dritten Satz gewünscht, so sehenswert und großartig verkaufte sich Seitner im ersten Duell mit dem Topstar der Hobby-Tennis-Tour. Am Ende hatte er zwar das Halbfinale mit 3:6, 6:7 verloren, auf der anderen Seite aber viel Lob und Renommee gewonnen. “Seitner gehört in jedem Fall zu jener Gruppe an Spielern die hinter Harbarth, Wagner und Kiss zu sehen ist. Das sind ca. 20 Leute, die enorm stark, und vor allem gleich gut sind, wo die Tagesverfassung entscheidet und wo jeder jeden schlagen kann. Somit ist Seitner für mich auch ein echter Top-Ten-Kandidat”, lobte beispielsweise Hans Ebner. “Er spielt wirklich sehr stark, ein echter Gewinn für die Tour”, meinte auch Walter Posteiner. Nur der siegreiche Seitner-Bezwinger Andreas Harbarth wollte dem Debüt des 27jährigen Salzburgers nicht allzu große Bedeutung beimessen. “Er spielt sehr sicher und kann vielleicht einmal in die Top Ten kommen, aber ich bin weit von meiner besten Form entfernt, und wenn ich gute Phasen in diesem Match hatte, dann habe ich ihn abgeschossen”, so der Ranglisten-Leader.

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Vom Football zum Tennis und direkt ins Juli-GP-Halbfinale

Für die Tour ging am Montag Abend also das Salzburger Tennismärchen mit der Halbfinal-Niederlage des Markus Seitner zu Ende, für den 27jährigen selbst endete an diesem Wochenende aber vorallem das Abenteuer “Rückkehr auf den Tennisplatz”, das er spannend und freudig empfand. Seitner ist ein absoluter Quereinsteiger, wie zuletzt schon Markus Schiller und Heinz Kahler vom American Football kommend, im Gegensatz zu den beiden anderen Ex-Footballern aber ehemaliger Tennisspieler. “Ich habe in meiner Jugend viel Tennis gespielt, den Sport ordentlich erlernt, aber dann bin ich auch wegen meiner Freunde zum American Football gekommen”, schildert der 27jährige. So bleib er vorerst dem Sport mit dem “Eierlaberl” treu, der ihn bis nach Deutschland in die 2. Liga führte. Doch die vielen erlittenen Verletzungen und die Liebe zu den kleinen gelben Filzkugeln sorgten für ein Umdenken beim seit drei Jahren in Wien lebenden Markus. Der Neo-Wiener, “ich bin ein Großstadtmensch und mir gefällt Wien ganz hervorragend” plante sein Tennis-Comeback, setzte sich vor das Internet und fand die Hobby-Tennis-Tour. “Tennis war mir immer schon lieber als American Football und die Tour mit den vielen Turnieren gefällt mir ausgezeichnet”, begründete der 27jährige seine Wahl. Den Premieren-Auftritt beim Juli-GP mit dem Einzug ins Halbfinale beurteilte Seitner naturgemäß positiv, die Analyse zum Duell mit Harbarth fiel freilich recht kritisch aus. “Auf der Rückhand war ich heute sehr wackelig. Ich war auch sehr müde, bin gestern am Abend nach dem Viertelfinale schon “herghängt”, hatte Schmerzen im Oberarm und Blasen an den Handflächen. Es war auch von den Bedingungen ganz anders als am Sonntag. Durch den Regen am Vormittag war der Platz sehr langsam und die Bälle extrem schwer. Dadurch war es enorm schwierig richtig Druck zu machen. Ich wusste auch oft nicht was ich spielen soll. Da fehlt mir noch die Matchpraxis. Aber das wird jetzt von Woche zu Woche und von Spiel zu Spiel besser”, bilanzierte der Salzburger.

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Hans Ebner steht nach 60. Karriere-Einzelsieg im Finale des Juli-GP-Turniers

Beinahe im Schatten des großartigen Seitner-Auftritts, standen sich zur selben Zeit Hans Ebner und Walter Posteiner im Kampf um den zweiten Finalplatz beim Juli-Grand-Prix-Turnier gegenüber. Auch in diesem zweiten Vorschluss-Runden-Duell setzte sich am Ende der Favorit durch, mit 6:0, 6:3 noch dazu recht deutlich. Für Ebner war der Erfolg am frühen Montag Abend zudem ein ganz spezieller. Beim 25. Turnierstart seit seinem Debüt im Jänner vorigen Jahres, feierte der 37jährige Korneuburger bereits den 60. Einzelsieg seiner Laufbahn. Im ersten Satz dominierte der Niederösterreicher Match und Gegner nach Belieben, nach nur 15 Minuten war der Auftakt-Durchgang auch schon wieder vorbei. “Ich habe unheimlich schlecht gespielt, ich glaube ich habe höchstens zwei Punkte in diesem ersten Satz gemacht”, sah Posteiner den verkorksten Startsatz mit Humor. In Durchgang 2 hatte sich der Marathon-Mann des Sonntags aber endlich wieder auf seine Stärken besonnen, rackerte in gewohnt kampfstarker Manier hinter der Grundlinie und brachte so auch eine gewisse spielerische Note ins Match. Ebner wurde in viele ansprechende Ballwechsel verwickelt, der dritte Sieg im dritten Duell mit Posteiner war aber dennoch niemals in Gefahr. “Es war heute einfach nicht mehr drinnen. Ich war gar nicht so müde vom gestrigen Tag, sondern einfach spielerisch nicht stark genug. Der Hans hat aber auch wirklich super gespielt”, resümierte der 41jährige. Die Bestätigung der Posteiner-Meinung folgte prompt. “Mir läuft es schon das ganze Wochenende hervorragend. Ich habe die letzten Matches allesamt gut gespielt. Und 35 Punkte habe ich im Champions-Race auch schon aufgeholt”, freute sich Ebner.

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Claus Lippert, 31. Juli 2007