Heuberger gewinnt Duell der Final-Debütanten

Heuberger mit 3 Titeln in 6 Tagen der Mann der Stunde auf der Hobby-Tennis-Tour

Der Mann der Stunde auf der Hobby-Tennis-Tour heißt Norbert Heuberger. Der 37jährige feierte am Mittwoch Nachmittag seinen dritten Turniersieg binnen 6 Tagen, gewann dabei im Endspiel des 10. Juli-Without-Top-Ten-Turniers das Duell der Final-Debütanten gegen Clemens Schober mit 6:0, 6:3, und krönte mit seinem ersten Einzel-Titel auf der Tour das bislang beste Tennis-Wochenende seines Lebens. Ein Bericht von C.L

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Nur durch Zufall kam Norbert Heuberger im Mai zur Hobby-Tennis-Tour

Nihad Berzengi als Juni-Second-Series-Champion der dem Veranstalter zufällig auf der Strasse über den Weg gelaufen ist, Markus Posteiner Mai-Second-Series-Triumphator der als Ersatzmann in letzter Sekunde für den beim September-GP-Turnier ausgefallenen Thomas Nemetz eingesprungen war, die Titelträger der letzten Wochen und Monate haben rund um ihre Tour-Debüts höchst kuriose Geschichten und Zufälle zu bieten. So auch Norbert Heuberger, der als 68. Turniersieger der Tour-Geschichte zu Siegerehren kam. Am Nachmittag des 5. Mai dieses Jahres stand der frischgebackene “Rasen-Grand-Slam-Champion im Doppel” am Rande der Tenniscourts in der Leberstraße und beobachtete den Meisterschaftsauftritt seines Sohnes Robert gegen Florian Suschitzky. Und der in seiner Funktion als sportlicher Leiter des TC Top Servce ebenfalls die Meisterschaftspartie zwischen Top Serve Schmelz IV und SK Handelsministerium beobachtende Tour-Veranstalter kam mit Heuberger ins Gespräch. Die Tour-Idee und ein Blick auf die Homepage haben den 37jährigen sofort fasziniert, und die Hobby-Tennis-Tour-Karriere der Norbert H. war schon am Wochenende darauf gestartet. “Dabei war das echter Zufall. Erstens das der Claus vor Ort war, und zweitens das mein Sohn heuer überhaupt Meisterschaft spielt”, zeigte sich Heuberger erfreut.

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Mit 40 Champions-Race-Punkten kann Heuberger jetzt öffentlich vom Masters reden

Zwei Monate und 5 Turniere später ist Newcomer Heuberger bereits in den Siegerlisten der Tour angekommen. Wofür andere Jahre brauchen, wovon viele Spieler Ewigkeiten lang träumen, realisierte der 37jährige am vergangenen Sommer-Wochenende. Mit zwei Doppel-Titeln und dem Premieren-Erfolg im Single hat sich Heuberger in kürzester Zeit in der Szene etabliert und sich einen Namen gemacht. Beim Juli-Without-Top-Ten-Turnier tat er dies am bislang eindrucksvollsten, holte er doch ohne Satzverlust den Titel und 40 wichtige Punkte für das Champions-Race, womit er nunmehr auch öffentlich vom Traum einer Masters-Teilnahme reden kann.

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Schober völlig von der Rolle, so ist Satz 1 nach nur 18 Minuten vorbei

“Dieses Match heute noch gewinnen, dann habe ich mein Ziel erreicht”, machte sich Heuberger unmittelbar vor dem sechsten Saison-Finale auf Without-Top-Ten-Ebene “heiß” für das Duell mit Clemens Schober. Der wiederum machte sich zum Einspielen für sein Final-Debüt vor seinem riesigen Fan-Block bereit. Eltern, Freunde, dazu die Familie seiner Freundin, an mangelnder Unterstützung konnte es nicht liegen, dass die Endspiel-Premiere des 25jährigen gehörig daneben gegangen ist. Hätte Heuberger gegen Ende des zweiten Satzes nicht ein ernsthaftes Motivationsproblem bekommen, das zur Folge hatte, dass Schober zumindest ergebnistechnisch mit einem blauen Auge davonkam, wäre der unterlegene Final-Neuling trotz Debakel in die Geschichte eingegangen. Kaum ein Endspiel-Verlierer hätte so wenige unforced errors von der Grundlinie gemacht wie Schober. Der 25jährige kam über weite Strecken des Matches aufgrund der Überlegenheit seines Gegners nicht einmal dazu Fehler zu machen. Selbst den hypernverösen Beginn Heubergers konnte Schober nicht nützen. Im ersten Aufschlagspiel des späteren Siegers, mit drei Doppelfehlern durchzogen, findet Clemens zwei Breakchancen vor, ohne eine davon wahrzunehmen. Der Anfang vom Ende bereits, weil sich der im Verlauf des Turniers so großartig spielende Schober an diesem Tag auch beim Aufschlag in einer unglaublichen Unform präsentierte. Nur 33 Prozent erster Aufschläge im Feld, gar nur 26 Prozent Punkte nach dem ersten Service, sind in einem Finale und noch dazu gegen einen Rückschläger wie Heuberger klar zu wenig. So konnte sich ein solide aber keineswegs brillant aufspielender Norbert sogar noch den Luxus von drei weiteren Doppelfehlern leisten, ehe er nach nur 18 Minuten mit einem Vorhand-Winner den ersten Satzball zum 6:0 verwandelt.

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Bei 6:0, 3:0 kommt Norbert Heuberger die Motivation abhanden

Weitere 5 Minuten später führte Heuberger auch im zweiten Satz schon wieder mit 2:0 und bei eigenem Aufschlag 30:0, neben dem spielerischen Debakel drohte Schober auch die in Spielerkreisen gefürchtete “Brille” mit 0:6, 0:6. Tour-Veranstalter Claus Lippert war bereits damit beschäftigt, die Match-Statistik zu analysieren, die zu diesem Zeitpunkt wohl für ein Novum gesorgt hätte. Nur 6 unerzwungene Fehler wies die Schober`sche Fehler-Bilanz auf. Noch nie wäre ein Finalverlierer mit so wenigen Fehlern vom Platz gegangen, allerdings wäre er auch der erste Spieler der Geschichte gewesen, der in einem Finale keinen einzigen direkten und selbst erzielten Punkt gemacht hätte. Blitzblank die “Kreuzerl-Liste” des Veranstalters, was beweist, das Schober in dieser Phase des Spieles nur Statist war. Ab der Breakchance Schobers im ersten Satz zum möglichen 1:4 bis zum 2:0, 30:0 im zweiten Heat spielten die beiden Finalisten 18 Punkte aus, wovon 17 an den späteren Sieger gingen. Kein Wunder also, dass Heuberger plötzlich die Motivation abhanden kam. Und just zu diesem Zeitpunkt bei 2:0, 30:0 gelang Schober auch der erste direkte selbst erzielte Punkt. Ein Stoppball zum 15:30 weckt einerseits das Publikum das mit Applaus den Premieren-Punkt Schobers feiert, und andererseits ein wenig die augenscheinliche Verkrampfung beim 25jährigen. Sekunden später bekommt er durch einen weiteren Doppelfehler Heubergers sogar die Chance zum Re-Break, doch wie bei allen “big points” davor bleibt Clemens nur zweiter Sieger. Nicht unverdient sogar, schickte er sich doch in keiner Phase des zweiten Satzes an, dem Spiel mit mehr Risiko eine Wende zu geben. Selbst auf die durch zwei Doppelfehler Heubergers “geschenkten Breakchancen” bleibt Schober inaktiv. So kann man kein Match auf der Tour gewinnen, erst recht kein Finale. Wenn gar nichts läuft, hätte er zur Vermeidung des Debakels zumindest bei den wenigen Chancen auf Game-Gewinne das Risiko erhöhen können. Doch Schober blieb stur und destruktiv in der Defensive, sodass die Initivative und Wende hin zu einem zumindest “anständigen Resultat” sein Gegenüber in die Hand nehmen musste.

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Clemens Schober kann im 2. Satz auch zwei Chancen zum 4:4 nicht nützen

Heuberger hatte scheinbar ein Einsehen mit dem nervös und schlecht spielenden Gegner, als er bei 3:0 und zwei weiteren Breakchancen mit vier Fehlern von der Grundlinie in Serie, Schober zum “Anschreiben auf die imaginäre Anzeigetafel” verhilft. “Mir ist derart die Motviation in dieser Phase abhanden gekommen, dass plötzlich absolut nichts mehr ging”, resümierte Norbert hinterher. Was die Hobby-Tennis-Tour-Final-Statisitik auch bestätigt. Bis 6:0, 4:1 beging Heuberger ganze 5 unerzwungene Fehler von der Grundlinie, vier Games später nach dem Shakehands hatte er diese Bilanz auf 21 Fehler ausgebaut. Heuberger wurde lässig, schlampig und faul, was der endlich halbwegs “tennisspielende” Clemens mit einem zu Null gewonnenen Aufschlagspiel und dem einzigen gelungenen Break zum 3:4 Anschluss nützen kann. Plötzlich war Schober aus dem Nichts zurück im Spiel um den Titel, was auch so etwas wie ein wenig Hoffnung im Schober-Lager aufkommen ließ. Das längste Aufschlagspiel des Matches stand an, in dem Schober bei eigenem Service und 40:15 wieder einmal “risikolos” an der Grundlinie verharrend darauf wartete, dass sein Gegner ihm unnnehmbare Geschosse ins Feld setzt. So kam es dann auch, gelang Heuberger das letztlich entscheidende Break, ehe er souverän zum Titelgewinn aufschlug. Matchball Nummer 1 bleibt mit einer wuchtigen Vorhand noch am Netzband hängen, Matchball Nummer 2 fliegt als einer der insgesamt 17 für Schober unnehmbaren Service-Winner um 18:10 Uhr und nach exakt 50 Minuten Spielzeit zum Titelgewinn übers Netz.

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Final-Novum: Keine Freude mit Staubfänger – Heuberger gibt Siegespokal zurück

Ein schwaches Endspiel nach einem enttäuschenden Turnier war zu Ende, brachte mit Heuberger den 68. Turniersieger der Geschichte, und zum Abschluss noch ein weiteres Novum. Mit dem Siegespokal ließ sich Norbert zwar noch ablichten, mit nach Hause wollte er ihn aber nicht nehmen. So bat er den Veranstalter nicht böse zu sein, und die Trophäe zurückzunehmen. “Das hat nichts mit dem Turnier oder meiner Leistung zu tun. Nur meine Frau hat keine Freude mit diesem Staubfänger”, erklärte Norbert, der danach ein höchst positives Juli-Without-Top-Ten-Resümee zog. “Ich freue mich sehr über diesem Titel. Es war ein tolles Wochenende. Heute wollte ich unbedingt gewinnen um mein Ziel mit den drei Turniererfolgen zu realisieren. Es war im Finale gegen Schober sehr schwer für mich. Bei 6:0, 3:0 habe ich voll die Motivation verloren. Da hat mir der Clemens schon fast ein wenig Leid getan. Danach bin ich aus dem Spiel gekommen, habe viele Fehler gemacht. Die Beinarbeit hat auch nicht mehr gestimmt. Trotzdem bin ich mit dem Turnier insgesamt natürlich hoch zufrieden. Ich habe gute Leute geschlagen und in allen meinen Matches einen tollen ersten Satz gemacht. Da habe ich immer sehr gut gespielt. Gegen Altsinger in der ersten Runde hatte ich ein ungutes Gefühl, doch jetzt bin ich wohl der Angstgegner vom Markus”, freute sich der neue Champion. Und mit den 40 Punkten für das Champions-Race avancierte Norbert über Nacht auch zu einem ernsthaften Anwärter auf einen Masters-Startplatz. “Ich werde es natürlich versuchen, würde sehr gerne Masters spielen. Aber wenn ich es nicht schaffen sollte, geht die Welt auch nicht unter. Da erreiche ich das Masters eben im nächsten Jahr. Heuer will ich aber auf alle Fälle das Doppel-Masters erreichen, und dort will ich nicht nur teilnehmen, sondern auch gewinnen. Im Einzel-Masters könnte ich die guten Spieler ja höchstens ärgern”, gibt sich der 37jährige zuversichtlich und kämpferisch zugleich.

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Nach Final-Premiere: Clemens Schober enttäuscht, Fanclub zufrieden

Ruhig aber keineswegs Weltuntergangsstimmung so präsentierte sich die Schober-Box, wo die Leistung von Clemens gelobt, und der eigene Schützling aufgemuntert wurde. “Ein Finale zu erreichen ist super, das Match war gar nicht so schlecht, er hat ein Super-Turnier gemacht und der Gegner war auch sehr stark”, war man sich im Lager des unterlegenen Finalisten einig. Und Schober selbst zeigte sich wenig gesprächig, zurückgezogen mit einem “weißen Spritzer” wohl froh das es vorbei war. “Ich habe einfach ganz schlecht gespielt, mein erstes Finale ist voll daneben gegangen. Gratulaion an den Sieger. Norbert war ein ganz starker Gegner. Er hat hervorragend gespielt”, verabschiedete sich der 25jährige.

Claus Lippert, 26.Juli 2007