Wild nach epischer Tennisschlacht gegen Mayer im Semi der HTT-Finals

Shooting-Star Maximilian Wild ist am frühen Mittwoch Abend im Entscheidungsspiel am letzten Vorrundentag der Gruppe B nach einem als Tie-Break-Krimi inszenierten Kraftakt gegen Routinier Martin Mayer als Sieger hervorgegangen, und bei seiner Premiere auf Anhieb ins Semifinale der HTT-Tour-Finals 2018 im UTC La Ville eingezogen. Der an Nummer 2 gesetzte Jungstar rang in einer epischen Auseinandersetzung den HTT-Olympiasieger von 2014 Martin Mayer in atemberaubendem Stil mit 7:6, 7:6 nieder, und feierte mit seinem 49. Saisoneinzelsieg ein nach seinen zuletzt gezeigten Leistungen nicht mehr erwartetes Comeback im Kreis der besten HTT-Spieler. Zweiter Sieger eines epochalen Matches war aber Martin Mayer, der trotz Vorrunden-Aus ein starkes erstes Masters performte, und wesentlichen Anteil an einem Tennisabend hatte, der allen Beteiligten noch lange in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird. Aus dem UTC La Ville berichtet von den HTT-Tour-Finals für hobbytennistour.at C.L

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Hochspannung und Dramatik über 205 Ballwechsel lang

Nach über zwei Stunden Spielzeit zeigte die neue Anzeigetafel der HTT Tour Finals am Centercourt des UTC La Ville Zahlen und Ziffern an, die selbst Tennis-Laien offenbarten, dass hier am Centercourt eine höchst außergewöhnliche Begegnung im Gange ist. 7:6, 6:6, 9:9, es herrschte Hochspannung in der Halle, es brodelte am Court und unter den Zusehern, als sich Wild und Mayer in einer epischen Schlacht der Generationen einen spielerisch auf höchstem Niveau ablaufenden Infight lieferten. Mayer hatte im zweiten Satz eine Break beinhaltende 6:5 Führung, der 36jährige hatte zudem im zweiten Tie-Break dieser außergewöhnlichen Partie zwei Satzbälle, ehe Maxi Wild seine Mama im Zuschauerbereich, seine Freunde vor Ort und daheim am Live-Ticker von einer extremen nervlichen Anspannung befreite, und seinen dritten Matchball nach 2:10 Stunden Spielzeit und 205 ausgespielten Ballwechseln verwandelte.

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Erster Satz geht im Tie-Break nach 63 Minuten an Wild

Vorangegangen war diesem unfassbaren Finish eines epischen Entscheidungsspieles am Schlusstag der Vorundengruppe B eine Partie, die aufgrund des entscheidenden Charakters und der Wichtigkeit zunächst langsam in die Gänge kam. Beiden Spielern war die Nervosität aufgrund der Brisanz dieser Begegnung anzumerken, genauso freilich wie das Herzblut und Engagement, das beide Akteure vom ersten Ballwechsel an in diese Partie investierten. Mayer schwächelte in der Anfangsphase mit seiner Vorhand, Wild beim Aufschlag, Break und Re-Break waren die logische Konsequenz. Den ersten kleineren Vorsprung in diesem ersten Durchgang genoss Wild, der ein zweites Break mit durchgebrachtem Aufschlag zum 3:1 bestätigte, kurz darauf aber diesen Vorteil schon wieder aus der Hand gegeben hatte. Bei 4:4 holt sich Wild als Rückschläger ein umkämpftes und von Spiel- bzw. Breakbällen geprägtes Game zum 5:4, ehe er bei eigenem Aufschlag einen Satzball vergeigte, und das Match ein erstes Mal richtig Fahrt aufnahm, und epische Eigenschaften entwickelte. Mayer räumte bei der Abwehr des Satzballes seines Gegners mit letztem Einsatz ein am Ende des Courts stehendes Transparent ab, flog raus aus dem Court, putzte sich ab, und spielte fortan im Finish dieses ersten Satzes jene zweite Hauptrolle neben Wild, die nötig ist, um dem Publikum ein derart außergewöhnliches Match bieten zu können.

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Mayer und Wild mit heroischen Momenten im Tie-Break des zweiten Satzes

63 Minuten hatte der erste und im Tie-Break zugunsten Wilds entschiedene Satz gedauert, als sich Wild und Mayer gleich im Auftaktspiel des zweiten Satzes schon wieder 10 Minuten oder 16 Punkte lang duellierten, ehe Wild zum 1:0 vorgelegt hatte. Danach ging es quasi Kopf an Kopf in die an Spannung und Dramatik kaum zu überbietende Schlussphase, in der Mayer wie schon eingangs erwähnt das Break zum 6:5 gelang, der Routinier in der Folge aber nicht zum Satzausgleich ausservieren konnte. So kam es zum zweiten Tie-Break und einer legendären Entscheidung, über das man auf der HTT noch in Jahren reden wird. Das zwei Spieler mit Leib & Seele alles in ein entscheidendes Spiel werfen, ist noch nicht alleine der Punkt. Das sie aber in diesen prickelnden Spannungsmomenten in Kombination zur Leidenschaft auch noch ihr bestes Tennis abrufen können, das macht aus einem durchschnittlichen Allerwelts-Match dann jene heroischen Momente, die es nur bei den ganz großen Events und von den ganz großen Spielern zu sehen gibt. Satzbälle hin, Matchbälle her, am Ende hatte Wild nach 2:10 Stunden das bessere und viel umjubelte Ende für sich, und die Halbfinal-Quali in der Tasche.

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“Ein blöder Fehler zuviel, und das Match wäre in die andere Richtung gelaufen”

Wild hatte übrigens seinen 49. Einzelsieg in dieser Saison fixiert, und damit eine Marke aufgestellt, die über Jahrzehnte als unerreicht auf der HTT galt. Turnierdirektor Claus Lippert hatte einst 1999 mit 49 Siegen einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt, anno 2018 ist dieser Wert immer noch der drittbeste aller Zeiten hinter Damian Roman (61 Siege – 2016) und Lukas Prüger (50 Siege – 2018). “Ich fand die Partie bis auf den Anfang extrem geil. Ich bedanke mich hiermit auch beim Martin für ein saugeiles Match. Wir haben beide gekämpft, wir hatten beide extrem Spaß, und ich bin froh, dieses Spiel am Ende gewonnen zu haben”, meinte der 18jährige. “Es war immer knapp und ich habe um diesen Erfolg gezittert. Es hätte auch anders ausgehen können. Ein blöder Fehler, und das Spiel wäre in die andere Richtung gelaufen. Es war heute Adrenalin pur am Centercourt, sowas erlebt man nicht in jedem Match”, zeigte sich der Jungstar überwältigt. “Ich fühle mich am Platz jetzt wieder viel besser als noch vor einer Woche oder zu Beginn des Turniers. Da hat mir die Partie mit Mayer natürlich auch geholfen. Ich habe wieder meinen Touch und mein Gefühl, und darüber bin ich sehr froh. Das Semifinale bei diesem tollen Turnier erreicht zu haben, macht mich sehr glücklich”, strahlte der 18jährige.

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“An das Game bei 6:5 im zweiten Satz kann ich mich gar nicht mehr erinnern”

“Es war eine gute Partie, aber mit meiner Vorhand bin ich nicht ganz zufrieden. Da kann ich im Normalfall mehr. Vorallem zu Beginn habe ich über die Vorhand viele Fehler gemacht, und deshalb war ich danach auch nicht so aggressiv. Respekt vor dem Maxi. Er ist erst 18 Jahre alt, und wenn ich zurück denke als ich 18 Jahre alt war, dann hätte ich so eine Partie nicht derart über die Bühne gebracht wie er heute”, meinte der Unterlegene, der dann angesprochen zur superheißen Schlussphase meinte: “An das Game bei 6:5 kann ich mich gar nicht mehr erinneren, es war ein ewiges Auf und Ab. Im Tie-Break habe ich bei einem Satzball einen Return riskiert, man muss halt die Chancen nützen die man vorfindet, sonst gewinnt man so ein enges Match nicht”, betonte Mayer, der dann noch Stellung zu seinem Auftritt insgesamt bezog: “Es ist schade. Ich war einmal im dritten Satz und heute knapp dran, aber ich kann nicht unzufrieden sein, mit dem was ich hier erreicht habe. Natürlich hätte ich gerne am Freitag Semifinale gespielt, aber es ist wie es ist. Ich bin froh, dass ich dabei war. Die HTT Tour Finals sind ein Super-Event, und alleine schon dabei gewesen zu sein ist eine Super-Leistung für mich. Als älterer Spieler ist es nicht so einfach, mit den vielen jungen Assen Schritt zu halten. Man muss schon viel Zeit investieren, und man regeneriert auch nicht so schnell zwischen den Matches wie ein junger Spieler. Ich bin froh, es heuer zu den Finals geschafft zu haben, und ich weiß nicht ob ich das nochmals schaffen werde”, verabschiedete sich der HTT-Olympiasieger von 2014.

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