Der neue Without-Top-Ten-Rekordsieger

Michael Berger gewinnt zum 2x nach 2005 das Juni-Without-Top-Ten-Turnier

Der Sieger des Juni-Without-Top-Ten-Turniers heißt wie im Jahr 2005 Michael Berger. Der 40jährige gewann am Dienstag Abend in der Neuauflage des August-Without-Top-Ten-Endspiels von 2006 gegen seinen “Lieblingsgegner” Philipp Svatek mit 6:4, 3:6, 6:2 und sicherte sich damit den 4. Turniersieg seiner Karriere. In einer Stunde 37 Minuten blieb Berger zudem auch im elften Juni-Without-Top-Ten-Einzel-Match in Folge siegreich, und im Head to Head mit Philipp Svatek erhöhte der Tour-Oldie mittlerweile bereits auf 5:0. Ein Bericht von C.L

Italien-Juli-Turniere_05_9259.jpg

Berger mit Finalauftritt unzufrieden, über Rekord-Titelgewinn aber erfreut

“Ich bin nicht gut drauf, genauso wie im Vorjahr beim August-Without-Top-Ten-Finale”, begründete der 2fache Juni-Without-Top-Ten-Champion sein bockiges Verhalten bei der obligaten Foto-Session während der Siegerehrung. Dabei hätte Michi Berger durchaus ein wenig freundlicher und relaxter den Abend in Mitten von Freunden und seiner beiden Neffen Christoph und Gerhard genießen können. Immerhin hatte das dritte Juni-Wochenende doch einiges an Superlative aus Sicht des 40jährigen zu bieten. Gegen Patrick Meinhart in Runde 1 feierte Berger seinen 40. Karriere-Einzelsieg, im Semifinale gegen Markus Altsinger bestritt er das 60. Match seiner Laufbahn, und am Finaltag gelang ihm mit dem 4. Titelgewinn die Krönung zum neuen Without-Top-Ten-König. 4 Without-Top-Ten-Turniere zu gewinnen, dieses Kunststück ist bislang noch keinem Spieler davor gelungen. Ein Umstand, der den neuen Without-Top-Ten-Rekordsieger dann auch ein wenig milde stimmte. “Dieses Finale war wieder so schlecht wie jenes Horror-Endspiel im letzten August zwischen dem Philipp und mir. Darum bin ich enttäuscht. Was mich aber wirklich sehr freut ist die Tatsache, als erster Spieler 4 Without-Top-Ten-Turniere gewonnen zu haben und nun Rekordsieger dieser Turnier-Serie zu sein”, meinte er im Small-Talk mit seinen Neffen.

Italien-Juli-Turniere_05_9262.jpg

Berger und Svatek übertreffen mit 118 Fehlern die Horror-Bilanz vom letzten August

Nun, so schlecht wie die Darbietung vor 10 Monaten im Finale des August-Without-Top-Ten-Turniers war die 5. Auflage des Without-Top-Ten-Klassikers zwischen Berger und Svatek am Dienstag Abend am Centercourt zwar nicht, von einem Klassespiel zu sprechen wäre allerdings höchst übertrieben. Wenn Berger & Svatek auf dem Tenniscourt die Klingen kreuzen, dann sollten Tennis-Feinschmecker eher wegschauen. Und so ganz unrecht hatte Berger mit seiner ersten Analyse in der er von einer ähnlichen Katastrophenpartie wie beim August-Without-Top-Ten-Finale sprach, gar nicht. Denn während Teile des Publikums am toll besuchten Centercourt ein gutes Match gesehen haben wollten, war Berger ob des Gebotenen neuerlich erschüttert. “Der Veranstalter muss ja Schmerzen in der Hand haben vom vielen Kreuzerl machen in unserer Fehler-Statistik”. Und siehe da, die Final-Statistik der Hobby-Tennis-Tour bestätigt den Berger-Verdacht, und bringt abermals ein Horror-Zahlenwerk ans Licht. Beim August-Without-Top-Ten-Final-Desaster vor 10 Monaten produzierten die beiden Tour-Stars zusammen 108 unerzwungene Fehler, am Dienstag Abend schafften “Michi & Philipp” eine nicht mehr für möglich gehaltene Steigerung ins Negative. 118 Mal landete der kleine gelbe Filzball dort, wo ihn Tennisspieler so gar nicht gerne sehen, nämlich im Out oder im Netz.

Italien-Juli-Turniere_05_9219.jpg

Berger feiert ersten Saison-Titel nach höhepunktloser Finalvorstellung

Am Ende aber musste auch aus der Fehler-Lawine ein Spieler als Sieger hervorgehen. Und das war schließllich nicht ganz unerwartet Michael Berger. Das Gefühl von Enttäuschung und Unzufriedenheit war also trotz Rekord-Triumph auf Without-Top-Ten-Ebene berechtigt, und so fällt wohl auch die Anaylse zum Spielverlauf des zweiten Juni-Without-Top-Ten-Final-Erfolges von Berger zwiespältig aus. Denn der eigentlich “große Erfolg”, speziell weil er Without-Top-Ten-Rekord bedeutete, war einer den Berger nicht in seiner unnachahmlichen Art unter Dach und Fach gebracht hatte. Es war keines seiner sehenswerten und von Kampf und Willensstärke geprägten Husarenstücke, sondern ein Erfolg – so waren sich die meisten Zuseher am Centercourt einig – den ihm Widersacher Philipp Svatek zugespielt hatte. Das der 26jährige nicht unbedingt der “Mental-Kaiser” auf der Tour ist, bestätigte Philipp mit einer indiskutablen Leistung in der Final-Entscheidung. Davor plätscherte das 20. Saison-Finale höhepunktlos durch den Abend. Svatek konnte einen sensationellen Start in sein viertes Karriere-Finale mit einem frühen Break nicht nützen, brachte sich mit einem katastrophalen dritten Game um eine mögliche vorentscheidende 3:0 Führung, um im Anschluss in 34 Minuten Satz 1 mit 4:6 abzugeben.

Italien-Juli-Turniere_05_9237.jpg

Svatek nach Satzausgleich und Break zu Beginn des 3. Satzes auf der Siegerstraße

Im zweiten Durchgang gelingt Svatek neuerlich ein Break zur 3:1 Führung, doch der sichtlich müde und langsam agierende Berger kommt mit einem Break seinerseits zum 3:4 zurück in den Satz. Dennoch kann sich Svatek nach weiteren 31 Minuten über den Satzausgleich freuen, und Minuten später scheint der 26jährige endlich “das Schreckgespenst Berger” überwinden zu können. Der Juli-Without-Top-Ten-Sieger von 2005 führt mit einem raschen Break 1:0 und hat bei eigenem Aufschlag plötzlich Spielball zum 2:0. Große Zuversicht herrschte daher auch im Publikum, das mehrheitlich im Lager von Philipp Svatek stand. Sogar auf der Esoterik-Welle wurde gearbeitet, um Jungpapa Philipp zum ersten Erfolg über Berger zu verhelfen. Die Zuversicht der Zuseher war aber weniger auf die Svatek-Chancen zum 2:0 zurückzuführen, sondern beruhten auf der erbärmlichen Körpersprache seines Gegners. Das Berger oftmals über den Platz schleicht wie ein tagelang Verirrter in der Wüste ohne Wasser ist bekannt, auch dass er diese Masche absichtlich zur Täuschung der Gegner aufführt. Doch nach vier Spieltagen mit fünf Matches war der 40jährige am Dienstag Abend wirklich nicht mehr “frisch” wie noch beispielsweise im Erstrundenschlager gegen Patrick Meinhart. Umso sicherer waren sich die Svartek-Fans auf der Terrasse vor dem Centralcourt, und umso unglaublicher war am Ende, dass Svatek den angeschlagenen Gegner auch beim fünften Versuch nicht schlagen konnte. Und das obwohl Berger zum Gewinn des dritten Satzes so gut wie gar nichts selbst beitrug. Drei “lächerliche” direkte Punkte steuerte der spätere Sieger zum vierten Karriere-Tirumph bei, den Rest erledigte Svatek mit besagter Fehler-Lawine.

Italien-Juli-Turniere_05_9232.jpg

Mental-Wrack Svatek rast ohne Aufschlag und ohne Nerven in Final-Niederlage

Die Entscheidung, das waren sich auch alle Beteiligten am Centercourt sicher, fiel im zweiten Game des dritten Satzes. Svatek führte wie erwähnt 1:0, als er zunächst den ersten Spielball zum möglichen 2:0 mit einer am Netz hängenbleibenden longline geschlagenen Rückhand vergibt. Doch Svatek bekommt noch eine zweite Chance, nachdem Berger einen seiner insgesamt 44 “unforced errors” begleitet von einem “Wahnsinn was ich heute hier wieder spiele” in die Landschaft setzt. Doch der nicht verwandelte Spielball Nr. 2 bricht Svatek endgültig “das Genick”. Einen gelungenen Svatek-Angriff kontert Berger ungewollt mit einem für seinen Gegner unerreichbaren Netzroller, der bei Svatek die “Dämme brechen läßt” und dem körperlich wenig fit aussehenden Berger neue Kräfte injiziert. Kopfschütteln bei Svatek, und ein entsetzter Aufschrei bei den Fans, die soeben den Anfang vom Ende und vom Untergang des Philipp S. miterlebt hatten. Der jagte auf den unglücklichen Netzroller einen Doppelfehler und eine voll mit Zorn und Ärger erfüllte Vorhand an die “Almdudler-Plane” am Centercourt hinterher. Danach raste der 26jährige mit Riesenschritten in Richtung Debakel. Keine Nerven, keine Taktik und keinen Aufschlag, und so war um exakt 20:35 Uhr symptomatisch, dass Svatek ausgerechnet mit seinem zwölften und letzten Doppelfehler das Match beendete.

Italien-Juli-Turniere_05_9239.jpg

“Ich bin glücklich der erste Spieler mit 4 Without-Top-Ten-Turniersiegen zu sein”

“Es ist unglaublich. Jetzt habe ich schon zum fünften Mal gegen Berger verloren. Ich weiß nicht warum ich im dritten Satz derart schlecht gespielt habe. Die Rückhand hat mich leider heute komplett im Stich gelassen, und der Aufschlag im dritten Satz war auch nicht mehr vorhanden. Beim Netzroller im zweiten Game war sicherlich sehr viel Pech für mich dabei, danach habe ich immer das Netzband beobachtet”, zeigte Svatek nach seiner fünften Niederlage gegen Berger enttäuscht. Auf der anderen Seite feierte derweil der neue Champion im Kreise seiner Familie und Freunden den vierten Without-Top-Ten-Titel, nicht aber ohne kritische Bemerkungen los zu werden. “Der Veranstalter hätte eigentlich gleich die Statistik vom August-Without-Top-Ten-Finale abschreiben können, so viele Fehler haben wir beide gemacht. Ich muss auch sagen, dass ich heute nicht mehr so fit war, um hier ein großes Match machen zu können. Man darf nicht vergessen, dass ich 40 Jahre alt bin, und körperlich sicher Nachteile im Vergleich zur Konkurrenz habe. Außerdem war es halt doch schon das fünfte Match in vier Tagen, da ist die Müdigkeit erklärbar. Mein Glück war, dass ab dem Semifinale erst am Abend gespielt wurde. Die Hitze am Wochenende bei den Spielen untertags war teilweise nämlich echt mörderisch. Ich bin aber glücklich, der erste Spieler mit vier Without-Top-Ten-Erfolgen zu sein, und ich bin stolz an diesem Wochenende nacheinander Spieler wie Patrick Meinhart, Christoph Kramer, Markus Altsinger und Philipp Svatek geschlagen zu haben”, strahlte der Champion.

Italien-Juli-Turniere_05_9224.jpg

Michael Berger der Mann mit dem Fabel für runde Zahlen

Berger ist der zweite Spieler nach Michael Schremmer (2003, 2004), der das Juni-Without-Top-Ten-Turnier mehr als einmal gewinnen konnte. Der Oldboy ist seit 11 Matches bei diesem Turnier ungeschlagen, und er feierte seinen vierten Finalsieg in Serie. Und glaubt man der Tour-Statistik, dann kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass Berger im kommenden Jahr auch das April-Grand-Prix-Turnier 2008 gewinnen wird. Wie das? Nun, der korpulente 40iger scheint ein Fabel für runde Zahlen zu haben. Im August 2005 holte er sich beim August-Without-Top-Ten mit seinem Titelgewinn den Sieg beim 100. Sandplatz-Turnier der Geschichte. Die erfolgreiche Titelverteidigung im Vorjahr schaffte Berger mit dem Sieg beim 115. Sandplatz-Turnier, und den Rekord-Titel am letzten Dienstag realisierte der neue Rekord-Without-Top-Ten-Champion beim 130. Sandplatz-Event. Das 145. Aschen-Turnier ist…., richtig das April-GP-Turnier 2008. Wett-Quoten auf den “gewichtigen Without-Top-Ten-König” als April-GP-Sieger 08 werden nicht angenommen.

Italien-Juli-Turniere_05_9246.jpg

Claus Lippert, 21 .Juni 2007