Trio mit Titelchancen

Ein Szenario mit Seltenheitswert hat der letzte Spieltag beim März-Super-4-Turnier 2006 zu bieten. Drei Spieler können sich am Finaltag des ersten Super-4-Bewerbes der Saison noch Hoffnung auf die 100 Champions-Race-Punkte machen. Und mit Christoph Wagner, Hans Ebner oder Ermin Dzafic erhält das März-Super-4-Turnier zudem auch einen neuen Sieger. Als Draufgabe matchen sich Wagner und Ebner auch noch um die Führung im Champions-Race. Eine kleine Vorschau von C.L.

Der Topfavorit

September-Grand-Slam-Sieger Christoph Wagner steht vor dem nächsten Meilenstein seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere. Der 15jährige geht am frühen Nachmittag als großer Favorit ins sein 7. Karriere-Endspiel. Auch wenn sich der Ranglisten-Zweite im bisherigen Turnierverlauf alles andere als “Hartplatz-Spezialist” entpuppte, scheint er seinen ersten Saisontitel zumindest auf dem Papier nur abholen zu müssen. “Er hat sich auch bei diesem Turnier nicht mit dem Hartplatz anfreunden können, und sein Spiel ist auch nicht unbedingt für diesen Belag prädestiniert, aber er hat mittlerweile allgemein eine gewisse Klasse erreicht, wodurch sein Finaleinzug erklärbar ist”, meint etwa der 21fache Hartplatz-Turniersieger Claus Lippert. Und neben der unbestrittenen spielerischen Klasse des Jungstars spricht auch noch der Faktor Motivation klar für einen möglichen Turniererfolg Wagners. Denn Christoph könnte sich mit einem Erfolg tatsächlich den dritten Super-4-Titel in Serie sichern. Seit 11 Einzelspielen ist er auf Super-4-Ebene unbesiegt, mit dem 12. würde er das Dutzend voll machen, und sich als insgesamt erst dritter Spieler der Tour-Gechichte den “Super-4-Hattrick” sichern. Mit dem möglichen 3. Super-4-Titel seiner Laufbahn würde der 15jährige auch in der Ewigenbestenliste der Super-4-Champions auf Rang 5 vorrücken und zum ebenfalls mit 3 Titeln platzierten 5fachen Masterssieger Christian Kainz aufschließen. Der Junior könnte außerdem seinen 65. Einzelsieg auf der Tour einfahren, und mit seinem 4. Karriere-Turniersieg die Erfolgsbilanzen von Thomas Baumgartner und Gerald Müllner einstellen.

Der Geheimfavorit

Nach knapp drei Monaten Ranglistenzugehörigkeit debattiert längst niemand mehr über die Art und Weise wie Hans Ebner Tennis spielt, und erst recht nicht mehr darüber, ob der Niederösterreicher in die Top Ten vorstoßen wird. Nein, dieser 8. April 2006 könnte aus seiner Sicht ein “tour-historischer” Tag werden, nämlich dann, wenn er mit einem möglichen Titelgewinn nach nur drei Monaten zur Nummer 1 im Champions-Race avancieren könnte. So weit ist der 36jährige aber noch lange nicht. Vor einem möglichen finalen Showdown mit Christoph Wagner muss der Korneuburger Tour-Newcomer noch in die Semifinal-Verlängerung gegen Ermin Dzafic. Die Neuauflage des Jänner-Without-Top-Ten-Halbfinales musste am vergangenen Montag beim Stand von 6:3, 6:7, 0:0, aus Sicht Ebners wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Ob es tatsächlich die hereinbrechende Dämmerung war, die den Ebner-Motor erstmals so richtig ins Stottern brachte, oder ob der Jänner-Without-Top-Ten-Champion tatsächlich in ein kleines Formtief geschlittert ist, wird die Fortsetzung des Halbfinales ab 13 Uhr zeigen. Ebner ist auf jeden Fall höchst motiviert, gilt es doch einerseits die durch das frühe Aus von Liu sich abermals bietende Gelegenheit eines weiten Vorstoßes im Raster zu nützen, und andererseits seine tolle “Final-Serie” auszubauen. Immerhin könnte Ebner im 5. Saisonbewerb zum 4x das Finale erreichen. Und sollte er in der Vorschlussrunde auch im 2. Duell mit Dzafic erfolgreich bleiben, dann kann man auch vom Endspiel einiges erwarten, würde es dann nämlich wie schon erwähnt um die Nummer 1 im Champions-Race gehen.

Der Außenseiter

Rückblick ins Jahr 2000. Beim März-Super-4-Turnier in Hainburg erwischt Ermin Dzafic ein Horrorlos. Der amtierende Masterssieger Christian Kainz wird ihm zum Auftakt zugelost, ein Kurztripp ins östliche Niederösterreich schien sich abzuzeichnen. Doch er löste diese scheinbar unlösbare Aufgabe, letztlich sogar souverän. 7:6, 6:3, der Auftakt eines Siegeslaufes, der erst im Finale gegen den späteren Sieger Claus Lippert mit 3:6, 3:6 endete. Mit einem ähnlichen Szenario wäre der im letzten Jahr auf die Tour zurück gekehrte Dzafic heute Nachmittag wohl sehr zufrieden. Und der erfolgreiche Kraftakt im Finish des zweiten Satzes beim am letzten Montag wegen Dunkelheit abgebrochenen Semifinales gegen Ebner, läßt dem mittlerweile wieder bis auf Platz 32 im Entry-Ranking vorgestoßenen Ermin alle Chancen auf sein erstes Finale seit April 2000 und eben auf die Wiederholung seines glanzvollen März-Super-4-Auftritts von vor 6 Jahren. Wie auch immer der heutige Nachmittag für Dzafic enden wird, ein Platz unter den besten zehn Spielern der laufenden Saison in der Champions-Race-Wertung sollte sich in jedem Fall ausgehen.

Claus Lippert, 8.April 2006