Traum-Debüt von Rafael Hagenhofer beim OTC Open Challenger

Der sensationelle Erfolgslauf des neuen weiblichen HTT-Stars Nathalie Gratzl ist ausgerechnet am gestrigen Feiertag im Endspiel des OTC Open Challengers zu Ende gegangen. Die 13jährige musste sich im Finale gegen Tour-Newcomer Rafael Hagenhofer in 1:25 Stunden Spielzeit mit 4:6, 1:6 geschlagen geben, und kassierte damit nach 9 Einzelsiegen auf HTT-Challenger-Ebene in Serie die erste Niederlage seit 19. Februar dieses Jahres. Auf der anderen Seite feierte Tour-Newcomer Rafael Hagenhofer ein HTT-Debüt nach Maß. Der 17jährige Österreicher mit spanischen Wurzeln hebelte bei seinem ersten Auftritt auf der HTT die gesamte Konkurrenz beim OTC Open Challenger mit defensiver Sandplatzkunst aus, und gab auf dem Weg zum Premieren-Titel in fünf Matches gerade einmal 13 Games ab. Das traumhaft gelungene Debüt Hagenhofers als 480. Turniersieger der HTT-Geschichte wurde mit 100 Euro Preisgeld, einem Gramm Gold, 75 Ranglistenpunkten und dem Sprung nahe ran an die Top 300 der HTT-Computer-Rangliste belohnt. Es berichtet vom Ober St. Veiter TC für hobbytennistour.at C.L

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Hagenhofer nervös beginnend, und Gratzl mit fulminanter Anfangsphase

Nach der Absage des OTC Open Masters Series 1000 Endspieles zwischen dem verletzten Florian Brunner und dem neuen Champion Luka Matic, lag der Fokus und das Interesse der HTT-Fangemeinde vor Ort mit einem Schlag auf einem Challenger-Finale und zwei jungen Persönlichkeiten, die ein entscheidendes Match in solch einer Atmosphäre bislang noch nie bestritten hatten. Besonders gehemmt und von Stimmung & Kulisse beeindruckt, zeigte sich zu Beginn des 79. Saisonfinales der spätere Sieger. Hagenhofer schien überfordert mit der Situation am Centercourt und einer wie erwartet aggressiv startenden Gegnerin. Die war aufgepusht und vollgepumpt mit Adrenalin von einem epochalen Erfolg im Semifinale am Tag zuvor gegen Lokal-Hero Waldemar Jud, und mit dem Selbstvertrauen von 9 Challenger-Einzelsiegen en suite fulminant in ihr zweites HTT-Karriere-Finale gestartet. Ein frühes Break zum 2:0 schien der 13jährigen vom TK Big Point Muckendorf zusätzliche Sicherheit zu verleihen, als sie im dritten Game bei eigenem Service und 40:30 nur einen Punkt vom 3:0 entfernt war. Womöglich wäre die Partie dann in eine andere Richtung gelaufen, doch Gratzl jagte eine Vorhand ins Aus, und wenig später kassierte sie mit ihrem ersten Doppelfehler das aus ihrer Sicht doch recht ärgerliche Re-Break.

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Hagenhofer holt im ersten Satz zwei Mal ein Break auf und gewinnt nach 46 Minuten mit 6:4

Hagenhofer hatte angeschrieben, bekam Ruhe in seinen ersten Auftritt am Centercourt, und begann fortan sein in den vergangenen Tagen immer wieder wirkungsvoll aufgezogenes und bei der Konkurrenz gefürchtetes Defensiv-Tennis aufzuziehen. Von seinem Kurs ließ sich der 17jährige HTT-Neuling auch nicht abbringen, als er abermals mit einem Break 2:4 in Rückstand geriet. Im Gegenteil: Hagenhofer verbiss sich in Spiel und Gegnerin, und machte mir vier Games in Serie die 1:0 Satzführung nach 46 gespielten Minuten klar. Dem ein oder anderen Fachmann auf der Terrasse war da wohl schon klar, dieses Match gewinnt der Power-Teenie aus Muckendorf nicht mehr. Es waren nicht die spielerischen Mittel die Gratzl an diesem Feiertags-Nachmittag fehlten, ganz im Gegenteil: Technisch war die Mai-Challenger-Championesse ihrem späteren Bewzinger turmhoch überlegen und durchaus befähigt auf das variantenreiche Spiel ihres Gegners zu reagieren. Nur taktisch hatte “Nathie” an diesem sonnigen Nachmittag am Jennerplatz hoch über Wien keinen Plan. Nicht mehr zu wissen, was sie in diesem auf eine Niederlage zusteuernden Finale tun könnte, war Gratzl in der Satzpause schon anzumerken.

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Rafael Hagenhofer tritt mit 6:1 im zweiten Satz die Nachfolge des italienischen Vorjahressiegers Luca Vanella als OTC Open Challenger Sieger an

Was immer die 13jährige in der Folge auch unternahm, egal wie hammerhart und druckvoll sie ihr Gegenüber über den Platz hetzte, egal wie präszise sie die Bälle in die Winkel des Platzes setzte, der kleine gelbe Filz kam immer und immer wieder über das Netz zurückgefolgen. Das kam Gratzl wohl “spanisch” vor! Nein Spaß beiseite: Der 17jährige mit spanischen Wurzeln hatte sich längst an der Grundlinie eingegroovt, und schnell wieder das erste Break im Auftaktgame fixiert. Gratzls Konter in Form des Re-Breaks war das letzte Aufbäumen der 13jährigen – zumindest ergebnistechnisch. Ab und an, ließ Gratzl noch ihr großes Können aufblitzen, unterstützt vom Publikum das einen dritten Satz sehen wollte, sorgte sie noch für das ein oder andere Highlight, doch insgesamt war die mental längst geschlagene 13jährige nur mehr Zaungast der großen finalen Show des Rafael Hagenhofer am Centercourt des Ober St. Veiter Tennisclubs. Der HTT-Newcomer holte die letzten fünf Games in Serie, und stand um punkt 17:02 Uhr nach einem verschlagenen Vorhandball seiner Gegnerin als neuer OTC Open Challenger-Sieger und Nachfolger des italienischen Vorjahressiegers Luca Vanella fest.

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“Ich hatte einen klaren Spielplan, aber anfangs machten mir die Nerven einen Strich durch die Rechnung”

Sehr zur Begeisterung seiner Familie, die mit “ihrem” 480. Turniersieger der HTT Open Ära jubelte und die von OTC-Mitglied Werner Lesjak vorgenommene Siegerehrung am Centercourt sichtlich genoss. “Ich freue mich extrem über diesen Erfolg. Im Finale heute habe ich erstmals gemerkt, wie nervös ich eigentlich vor so vielen Zuschauern war. Ich habe mich dann aber sehr schnell auf die Sache fokussiert, und das hat dann den Erfolg gebracht. Ich wusste schon vor dem Finale, dass mir eine schwere Partie bevorsteht, weil ich ja auch meinen Bruder gegen Gratzl spielen sah. Ich hatte auch von Beginn weg einen klaren Spielplan, nur haben mir anfangs die Nerven einen Streich gespielt. Da unterliefen mir ganz viele unforced errors. Ich war mir auch nie sicher, dass ich dieses Finale gewinne, weil Nathalie auch im Semifinale einen Satzrückstand aufgeholt hatte”, so der frischgebackene Sieger, der sich sehr zufrieden mit seinem HTT-Debüt zeigte. “Es war toporganisiert, die Anlage des OTC ist der Wahnsinn, die Plätze waren großartig und alle meine Gegner äußerst fair. Mit diesem Titel bin ich jetzt sehr ehrgeizig. ‘Ich werde hart trainieren, und auch wenn es fünf oder sieben Jahre dauern sollte, möchte ich einmal ein HTT Masters Series 1000 Turnier gewinnen”, meinte Hagenhofer, während die sonst so lustige und aufgeweckte Nathalie Gratzl diesmal recht rasch die Anlage verließ. Sie wäre erst die dritte Dame der Geschichte gewesen, die zwei HTT-Titel innerhalb einer Saison gewonnen hätte. Kleines Trostpflaster: 50 Euro Preisgeld und der erstmalige Einzug in die Top 300 der HTT-Computer-Rangliste.

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