Am dritten Spieltag des März-Super-4-Turniers hat es die erste ganz große Sensation gegeben. Titelverteidiger Tashi Liu hat sich nach katastrophaler Vorstellung gleich in seinem Auftaktspiel verabschiedet. Der Asiate unterlag in einer schwachen Partie dem Zimmermann-Bezwinger Alexander Udovc in drei Sätzen.Der 2fache März-Super-4-Sieger präsentierte sich in einem erbärmlichen Zustand und prolongierte seine eklatante Formkrise auch beim ersten Freiluft-Turnier der Saison. Der im Vorfeld von vielen Mitspielern als Topfavorit gehandelte 28jährige konnte zwar noch Satz 1 für sich entschieden, spielerische Glanzpunkte in diesem Startsatz seiner 168. Karriere-Partie vermochte er ab auch da nicht zu setzen. Nachdem Udovc den Satzausgleich schaffte, dominierte der Außenseiter vor den Augen seines Vaters die Partie fortan nach Belieben. Bis zum Stand von 5:2 im entscheidenden dritten Durchgang, ehe dem 22jährigen die Nerven einen Strich durch die Rechnung zu machen drohten. Ein Zitterspiel folgte, in dessen Verlauf Udovc nicht wenigr als drei Matchbälle vergab. Einen “leichten Smash” vernebelt, einen Volley neben die Linie gesetzt und zum Drüberstreuen einen Doppelfehler produziert, Papa Udovc als Coach fungierend hatte längst seinen Platz am Rande des Courts geräumt. “Da kann ich nicht mehr zuschauen” seufzte er beim Stand von 5:5. Liu rettete sich ins Tie-Break, das vorerst von einer Mini-Break-Serie geprägt war. Als Liu als erster Spieler in diesem Tie-Break sein Service halten konnte, sah doch noch alles nach einem knappen und glücklichen Erfolg des Favoriten aus. Doch der Vorjahressieger war in dieser entscheidenden Phase nicht in der Lage, sein schwächelndes Gegenüber k.o zu setzen. Bezeichnender Weise mit einem Doppelfehler beendete Liu die Partie für seinen Gegner. “Schwach, einfach nur sehr schwach. Ich habe noch nie in meinem Leben so schlecht gespielt. Frage mich nicht warum, ich habe keine Ahnung”, zeigte sich der Asiate nach seiner desatrösen Leistung deprimiert und ratlos. Wie er den bislang wohl größten Erfolg seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere mit einer derart schwachen Leistung einfahren konnte, das wird Udovc wohl noch länger ein Rätsel bleiben. “Es war eine ganz schlechte Partie von beiden Seiten. Eine 5:2 Führung und knapp vor dem Sieg zu stehen, diese Situation hatte ich schon einmal. Es war nicht leicht, aber Gott sei Dank hat es mit dem Sieg doch noch geklappt”, meinte der Liu-Bezwinger. Für die Nummer 46 zahlt sich der Erfolg über den Titelverteidiger voll aus. “Speziell in der Entry-List werde ich jetzt wohl einen größeren Sprung nach vorne machen”, freute sich Alex. Für Liu bleibt nur der Blick in die Zukunft. “Ich hoffe die Anlage in der Leberstraße sperrt bald auf. Ich brauche Training, sehr viel Training sogar”. Einziger positiver Aspekt der heutigen Auftakt-Niederlage beim März-Super-4-Turnier (übrigens der Zweiten nach 2003) ist ein Blick auf die Statistik.Turniersieg 2002, Auftaktniederlage 2003, Titel 2005, Startpleite 2006, wonach er bei seinem nächsten Antreten wieder gewinnen sollte.

Claus Lippert, 2.April 2006