Das Who is Who der Tour sorgt für einen Mini-Grand-Slam

Mit dem zweiten Super-4-Turnier des Jahres steht am Wochenende eines der absoluten Highlights der Sandplatz-Saison auf dem Programm. Zum bereits 12x geht es beim zweitgrößten Sandplatz-Turnier der Hobby-Tennis-Tour um 100 Champions-Race-Punkte, jede Menge Prestige und darum, den Ernstfall “Mai-Grand-Slam” zu testen. Bislang galt der Super-4-Klassiker also als die Generalprobe für die French Open der Hobby-Tennis-Tour schlechthin. Heuer sind bis zum Saison-Höhepunkt auf Asche noch drei Wochen hin, Grand-Slam-Feeling kommt beim Blick auf das Teilnehmerfeld aber allemal auf. Nicht weniger als neun Spieler aus den aktuellen Top Ten sind da, 16 der Top 20 und insgesamt 40 Spieler geben sich an diesem Mai-Weekend die Ehre. Das “Who is Who” der Tour sorgt also für einen “Mini-Grand-Slam”, der am Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen eröffnet wurde.

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Norbert Heuberger feiert mit Sieg im Eröffnungsspiel ein gelungenes Tour-Debüt

Der Auftakt zum Mai-Super-4-Turnier 2007 blieb dann knapp nach 15 Uhr den Herren Heinz Kahler und Norbert Heuberger vorbehalten. Das Eröfffnungsspiel zwischen dem aktuellen März-Super-4-Finalisten Heinz Kahler und dem Tour-Debütanten Norbert Heuberger am “Hinterhof” der Tennisanlage in der Leberstraße ausgetragen, hatte dann zwei tolle Überraschungen zu bieten. Die erste war der Platz selbst, der sich nach den Regenfällen der letzte Woche und den unermüdlichen Arbeiten des TC Top Serve-Teams in ungewohnt “hartem” Zustand präsentierte. “Ein Top-Court” lobte Heuberger, der mit einem deutlichen 6:3, 6:1 Erfolg über Kahler eine absolut gelungene Tour-Premiere hinlegte. Egal ob von der Grundlinie oder mit den vielen perfekt vorgetragenen Netz-Angriffen, Heuberger dominierte das Erstrunden-Duell nach Belieben. Zufrieden stellte sich der 36jährige dann auch seinem ersten Tour-Kurz-Interview. “Die Plätze hier sind phantastisch. Der Court war extrem hart, hatte wenig Sand drauf und war beinahe ein Hartplatz. Das ist mir natürlich entgegen gekommen”, freute sich Heuberger, der nun in der zweiten Hauptrunde auf den russischen April-Without-Top-Ten-Sieger Stanislav Perepelkin treffen wird. Reichlich Zeit für den morgigen Muttertag hat hingegen Honzo Kahler, der nach seinem Finaleinzug beim Hartplatz-Super-4-Saison-Auftakt in der Südstadt diesmal die Super-4-Realität hautnah zu spüren bekam. “Norbert hat teilweise perfektes Serve & Volley gespielt. Solche Gegner liegen mir eher weniger. Ich bin überzeugt, dass Heuberger hier noch die ein oder andere Runde gewinnen wird”, zog der 37jährige eine Abschluss-Bilanz.

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Jaswinder Saroy trotz dritter Erstrunden-Niederlage in Folge zufrieden

Den “Hartplatz” beim Sandplatz-Super-4-Turnier auf Court Nr. 5 nützten im Anschluss auch Michael Holzer und Jaswinder Saroy zu einem hoch interessanten Erstrunden-Match. Eineinhalb Stunden lang wehrte sich dabei der indische April-Second-Series-Doppel-Champion Jaswinder Saroy gegen die dritte Erstrunden-Niederlage in Folge, am Ende zwar vergeblich, insgesamt aber konnte der 29jährige mit seinem Auftritt zufrieden sein. “Heute war ich gar nicht weit weg. Es geht wieder aufwärts”, beurteilte der Asiate die 4:6, 6:7 Niederlage gegen Holzer, der sich mit seinem ersten Einzesieg auf Sand im Jahr 2007 für das Zweitrunden-Duell mit Titelverteidiger Christoph Wagner qualifizieren konnte.

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Emil Badinski deklassiert Christoph Kramer im einzigen Centercourt-Match des Tages

Nicht mehr im Turnier ist hingegen schon nach Tag 1 der April-GP-Semifinalist Christoph Kramer. Der 23jährige musste sich im einzigen Centercourt-Spiel des Tages dem bulgarischen Tour-Newcomer Emil Badinski glatt in zwei Sätzen geschlagen geben. Damit ist Kramer beim 4. Mai-Super-4-Start zum zweiten Mal, so wie übrigens auch im Vorjahr gleich im ersten Spiel gescheitert. Dabei sah es zunächst keineswegs nach einem Kantersieg des gebürtigen Bulgaren aus. Kramer trug wuchtiges, präzises Sandplatz-Tennis vor und beeindruckte damit auch seinen Gegner. “Kramer war ein viel schwierigerer Erstrundengegner als der bei meinem ersten Turnier vor zwei Wochen. Er hat extrem stark losgelegt. Da habe ich schon mit einem 1:6, 1:6 gerechnet”, meinte Badinski. Doch aus der gigantischen brillanten anfänglichen Sturm und Drang-Periode Kramers wurde mit dem kassierten Break zum 2:2 ein laues mattes Lüftchen das über den Centercourt wehte und den routiniert spielenden Badinski vor keinerlei Probleme mehr stellte. Der 36jährige kontrollierte taktisch klug die Partie, und schaffte damit so wie bei seinem Debüt vor zwei Wochen den Einzug in die zweite Hauptrunde. “Ich habe sehr sicher gespielt und mir gesagt du musst den Ball nur einmal mehr als der Gegner übers Netz bringen. Das hat schließlich zum Sieg gereicht”, analysierte Badinski, der nach der Absage von Marco Hejduk nun im Kampf um ein Achtelfinal-Ticket auf Franz Harbarth treffen wird. Für Christoph Kramer heißt es derweil volle Konzentration auf den Doppel-Bewerb, dem er sich nach seiner enttäuschenden Vorstellung im Einzel widmen kann. “Bis 2:2 habe ich echt stark gespielt. Meine Schläge sind gekommen, der Aufschlag war da und ich hatte ein gutes Gefühl. Doch auf einmal war mein Spiel komplett weg und ich habe keine Ahnung warum”, rätselte der 23jährige.

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Meinhart prolongiert Krise der “Selak-Boys” und Kova mit seinem 270. Einzelsieg

Rätsel geben derzeit aber auch die beiden von Coach Harald Selak trainierten Jungstars der Hobby-Tennis-Tour Nihad Berzengi und Patrick Meinhart auf. Während Berzengi am Vortag im Mai-Second-Series-Finale gegen Markus Posteiner wenig ruhmreich agierte, blamierte sich am Freitag Nachmittag auch der zweifache Saisonsieger Patrick Meinhart mit einem 1:6, 0:6 Debakel zum Auftakt des Mai-Super-4-Turniers. Das mit dem zweifachen Mai-Super-4-Champion Martin Kova (Sieger 2000 und 2004) ein äußerst unangenehmer Gegner vorallem auf Sand wartete war klar, auch das man gegen den 15fachen Sandplatz-Turniersieger verlieren kann. Doch die Art und Weise wie der 16jährige Top-Ten-Star im Duell mit dem namhaften Gegner beinahe sang- und klanglos unterging, war schon fast beängstigend. Zwei tolle Games zu Beginn des Spieles, wo Kova mit dem Junior seine liebe Not hatte, blieben als magere Ausbeute seines dritten Mai-Super-4-Starts. Dabei ist der Sandplatz-Klassiker im Mai für Meinhart ein ganz besonderes Turnier. Vor zwei Jahren feierte der damals 14jährige beim Mai-Super-4-Turnier sein Tour-Debüt, überstand die erste Runde mit einem knappen Dreisatzsieg über Jörg Söllner, ehe Tashi Liu eine Runde später das Meinhart-Debüt mit einer Doppel-Null brutal beendete. Und auch im Vorjahr überstand Patrick die erste Hürde, bevor er in Runde 2 seinen Bezwinger in Markus Altsinger fand. Heuer ging der Februar-Without-Top-Ten-Sieger also erstmals leer aus, ein Umstand der den 16jährigen nachdenklich macht. “Vor einer Woche geht die Rückhand nicht, heute klappt kein einziger Vorhandschlag. Im Moment treffe ich überhaupt keinen Ball. Ich weiß nicht wirklich was los ist im Augenblick. Ich habe zwar derzeit auch kein Glück bei den Auslosungen, aber das erklärt wohl nicht meine schwachen Leistungen. Wenn ich in der Setzliste der Top 8 für das Mai-Grand-Slam-Turnier bleiben möchte, dann muss ich jetzt wohl das Mai-Grand-Prix spielen und endlich auch mal wieder was gewinnen”, zeigte sich der 16jährige aber weiter motiviert. Als erster Achtelfinalist des Mai-Super-4-Turniers steht hingegen Martin Kova fest, und der 24jährige feierte diesen mit seinem 270. Karriere-Einzelsieg. “Jetzt bin ich schon weiter als vor einem Jahr, wo ich gegen Stoyanov in Runde 1 ausgeschieden bin”, scherzte der 4fache Mai-Grand-Slam-Sieger.

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Kerschenbauer gewinnt “Invaliden-Duell” gegen Gruna

Im “Invaliden-Duell” des Tages sicherte sich schließlich noch Richard Kerschenbauer mit einem 7:5, 4:0, w.o. Erfolg über Helmut Gruna den Aufstieg in die zweite Runde des Mai-Super-4-Turniers. Der 48jährige mit Beschwerden im Oberschenkel, gegen den weiter mit akuten Rückenschmerzen spielenden Helmut Gruna, ein Orthopäde hätte die reinste Freude mit den beiden Super-4-Patienten gehabt. Weniger lustig war das Match wohl für die beiden Aktiven, die sich im Finish des zweiten Satzes eher im Wettstreit “wer gibt früher auf” als “wer zieht in die zweite Runde ein” befanden. Als sich der Kerschenbauer-Oldie bereits mit dem Gedanken der Aufgabe angefreundet hatte, erschien aber plötzlich sein Gegner am Netz, um dem Duell der “Angeschlagenen” ein Ende zu machen. “Ich war knapp daran aufzugeben. Ich habe mir wahrscheinlich den Oberschenkel gezerrt. Das Match selbst war furchtbar. Zum Glück hat der Helmut noch furchtbarer gespielt als ich. Hoffentlich bin ich morgen gegen Berzengi halbwegs fit, sonst macht ein Antreten keinen Sinn”, erklärte der Kerschenbauer-Senior.

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Claus Lippert, 11. Mai 2007