„Favoritensiege ohne Glanz“

Favoritensiege am 2. Spieltag beim März-Super-4-Turnier

Am zweiten Spieltag des März-Super-4-Turniers in der Südstadt sind die großen Überraschungen ausgeblieben. Bei guten, für die Jahreszeit beinahe exzellenten äußeren Bedingungen haben sich die Favoriten ohne zu glänzen durchgesetzt. Eine Zusammenfassung des Spieltages von C.L

Favoritenkreis größer als erwartet

Eines hat der Super-Samstag im Süden Niederösterreichs mit seinen 9 Spielen aber gezeigt. Der Favoritenkreis auf den Gewinn des ersten Super-4-Titel des Jahres ist größer als ursprünglich angenommen. Das liegt einerseits an dem laut allgemeinen Spielertenor langsamen Hartplatz, und zudem an der Tatsache, dass an diesem 2. Spieltag der Freiluft-Saison keiner der Akteure eine außergewöhnlich großartige Leistung ablieferte.

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Christoph Wagner weiter auf Kurs „Super-4-Hattrick“

Auch nicht Christoph Wagner, obwohl sich der 15jährige September-Grand-Slam-Sieger bei seinem ersten Antreten zumindest ergebnistechnisch klar in Szene setzen konnte. Die Nummer 1 des Turniers steuerte mit einem 6:0, 6:2 Erfolg im Achtelfinale über Werner Novak seinem Ziel „Super-4-Hattrick“ weiter entgegen. Mit dem 10. Einzelsieg bei Super-4-Turnieren in Serie qualifizierte sich Wagner wie schon bei seinem 1. März-Super-4-Antreten im Jahr 2004 für das Viertelfinale, wo er nun am Sonntag auf Christoph Kramer treffen wird. So richtig zufrieden zeigte sich der Jungstar nach seinem 110. Karriere-Match allerdings nicht. „Es ist eine Umstellungssache hier auf Hartplatz zu spielen. Allerdings ist der Court langsamer als ich dachte. Sogar die Teppichplätze im Tennispoint Vienna sind da schneller. Sonderlich gut habe ich nicht gespielt, wie gut ich wirklich drauf bin, vor allem auf Hartplatz werden erst die nächsten Runden zeigen. Speziell das Semifinale gegen Kova könnte interessant werden.

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Kova startet in seine 10. Freiluftsaison mit Mühe

Apropos Kova. Der 2fache März-Super-4-Sieger startete alles andere als überzeugend in seine 10. Freiluft-Saison auf der Tour. Der Jänner-Grand-Prix-Sieger musste in seiner Auftaktbegegnung mit Christoph Foitik Überstunden schieben um am Ende mit einem 2:6, 6:2, 6:3 Erfolg einem ähnlichen Schicksal wie bei seinem Antreten im Jahr 2004 zu entgehen, als er mit einer Erstrundenniederlage die Heimreise antreten musste. „Der Hartplatz ist gewöhnungsbedürftig, extrem langsam, ähnlich wie in Hainburg“, meinte Kova, der bei seinem 6. März-Super-4-Start die 5. Halbfinalteilnahme anstrebt. Einen zufriedenen Eindruck machte Christoph Foitik, der sich mit einer wirklich ansprechenden Leistung vom März-Super-4-Turnier verabschiedete, und dem Ranglisten-Dritten Martin Kova in drei Sätzen alles abverlangte. „Ich bin zufrieden, immerhin habe ich Kova diesmal schon einen Satz abgenommen. Leider bin ich im Verlauf des zweiten Satzes müde geworden. Mit dem Achtelfinale bei dieser Besetzung kann ich aber leben“, zog der Oktober-Without-Top-Ten-Champion eine erste Bilanz. Die liest sich vor allem ausgeglichen, holte der 27jährige doch eine Stunde vor dem Kova-Match einen souveränen Erstrundensieg über Nihad Berzengi. Der klare 6:2, 6:0 Erfolg beim 20. Karriere-Start über den Future-Tour-Spieler bedeutete den 6. Einzelsieg im Freien in Folge. „Es war nicht sehr schwer heute. Berzengi muss sich noch gewaltig steigern wenn er die Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour werden möchte“, meinte der Ranglisten-Zehnte in Anspielung auf das vor Kurzem veröffentlichte Berzengi-Interview.

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Der 15jährige bot bei seinem Hartplatz-Debüt trotz der 4. Erstrunden-Niederlage in Serie eine brave Leistung. Mit einigen schönen Ballwechseln erntete Berzengi so manches anerkennende Kopfnicken von Zuseher Christoph Wagner. „Nihad hat sich wirklich stark verbessert in den letzten Monaten“ lobte der Ranglisten-Zweite. Und in der Tat präsentierte sich Berzengi an diesem 1. April des Jahres 2006 im Vergleich zu seinem Vorwochen-Auftritt bei den Future-Tour-Stars wie ausgewechselt. Ruhig, beinahe cool absolvierte er sein erstes Freiluft-Match im neuen Jahr. Kein Fluchen, kein Schläger werfen, mit einer ähnlichen Darbietung wäre Nihad am vergangenen Wochenende wohl als Masters-Sieger der Nachwuchs-Turnierserie vom Platz gegangen.

Wo sind die Jungen? Steven Raith hält an diesem Weekend die Junior-Fahnen hoch

Und Nihad war einer der wenigen Jungen, die den Kurztrip in die Südstadt auf sich genommen haben. Derzeit hat es fast ein wenig den Anschein, dass die „junge österreichische Welle“ auf der Tour verebbt. Wo sind sie die Schwings, Scharrachs, Breuers, Lohrs, Aubrams, Taders und wie sie alle heißen. War die Hobby-Tennis-Tour zuletzt noch als Treffpunkt der Jugend bekannt, von vielen Tennisclubs in Wien beneidet, zeigen an diesem ersten Outdoor-Weekend der Saison nur 4 Juniors des als beinahe unerschöpflich geltenden Tour-Reservoirs an Jugendspielern ihr Können. Neben Wagner und Berzengi ist Steven Raith einer aus dem Jugend-Quartett, der dieser Tage die Fahnen der Nachwuchs-Elite hoch hält. Und der 13jährige, dessen erster Auftritt nach fast 5 Monaten Tour-Pause mit Spannung erwartet wurde, enttäuschte nicht. Der September-Without-Top-Ten-Halbfinalist wusste beim ersten Tour-Start im neuen Jahr zu gefallen, und krönte sein Comeback mit einem glatten 6:1, 6:1 Erfolg über Günter Zack. Mit druckvollen Schlägen von der Grundlinie diktierte der U14-Star des TC Schmelz die Partie und hinterließ auch beim Gegner einen bleibenden Eindruck. „Was soll man da machen“, philosophierte Zack, der sich trotz des klaren Scheiterns nicht unzufrieden zeigte. „Ich habe noch nie auf einem Hartplatz gespielt. Phasenweise war ich ganz gut dabei. Im zweiten Satz hatte ich bei 1:0 die Chance auf das 2:0. Solche Möglichkeiten muss man halt nützen. Dann wäre Steven vielleicht nervös, und die Partie offener geworden. Aber meine Gratulation an Steven, er hat sehr gut gespielt“. Jetzt hat der Raith-Junior am Sonntag sogar die Chance, beim 30. Karriere-Turnierstart wie schon im letzten Jahr das Viertelfinale beim März-Super-4-Turnier zu erreichen. Notwendig wird dabei ein Sieg über November-Without-Top-Ten-Finalist Walter Posteiner sein, und Steven geht mit einer doppelten Portion Motivation in dieses Achtelfinal-Duell. Weil Papa Ronny die Auszahlung des Startgeld in bar als Belohung in Aussicht stellte, und „weil ich Posteiner schon einmal besiegt habe“, gibt sich der Jungstar optimistisch.

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Reinhard Hos verdirbt Papousek das Jubiläum – Niederlage zum 100er

Einen wie im Vorfeld schon erwartet harten und ausgeglichenen Kampf brachte die Erstrunden-Partie zwischen Reinhard Hos und Michael Papousek. Über eineinhalb Stunden wogte das Duell zwischen dem Super-Aufschläger Hos und dem Vorhandmonster Papousek hin und her, ehe Reinhard im 30. Karriere-Match mit 5:7, 7:5 und 6:2 die Oberhand behielt und sich für das Achtelfinale qualifizierte. Ein vom Wind und vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägtes Spiel hatte am Ende mit Hos auch den glücklicheren Spieler als Sieger, waren sich die beiden Kontrahenten einig. „Natürlich bin ich mit dem Aufstieg zufrieden, aber ein glanzvoller Sieg war es wieder nicht. Ich möchte meine Punkte „schießen“, und das ist gegen einen Gegner wie Papousek extrem schwer. Er kann das Tempo immer steigern, von da her muss man aufpassen“, meinte Hos. Nach langer Zeit war auch Michael Papousek wieder einmal mit einem Spiel zufrieden, auch wenn das Ergebnis wie zuletzt immer negativ ausfiel. „Schön langsam geht es wieder aufwärts. Im ersten Satz war meine Leistung heute schon ganz in Ordnung auch wenn ich noch immer viel zu viele Fehler mache. Der Wind war extrem störend. Ich bin froh, dass es mir gesundheitlich wieder besser gegangen ist. Am Schluss hatte ich zwar wieder Probleme mit der Luft, im Vergleich zu den letzten Spielen in der Halle war es hier aberr deutlich besser. Die Meisterschaft kann beginnen. Wenn ich körperlich und gesundheitlich fit bin, mache ich mir um gute Ergebnisse keine Sorgen. Spielerisch habe ich es noch immer drauf“, befand der Mister Vorhand trotz seiner 5. Erstrundenniederlage in Serie. Sein letzter Einzelsieg datiert vom 24. September des Vorjahres. „Ich weiß, dass mein letzter Erfolg schon einige Zeit zurück liegt, aber auf Sand bin ich sicher bald zurück. Ich habe vollstes Vertrauen in mein Tennis. Die Ranglisten interessieren mich nicht, ich will nur mein bestes Tennis spielen, dann kann ich auch einen Nagl schlagen“, gab sich Papousek angriffslustig. Trotz erneuter Niederlage gab es für „Michl“ trotzdem etwas zu feiern. Als 24. Spieler der Tour-Geschichte zog der 36jährige mit seinem 100. Einzelspiel in den Club jener Spieler ein, die 100 oder mehr Matches im Verlauf ihrer Tour-Karriere bestritten haben.

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Hans Ebner holt sich Schlager des Tages gegen Philipp Svatek

Einen ebenfalls engen Spielverlauf hatte man auch für die Paarungen Ebner-Svatek und Raith-Dzafic erwartet. Doch beide Partien endeten überraschend deutlich. Hans Ebner, heuer schon dreifacher Finalist auf der Hobby-Tennis-Tour und Sieger des Jänner-Without-Top-Ten-Turniers sorgte im Schlager des Tages gegen Juli-Without-Top-Ten-Champion Philipp Svatek recht rasch für klare Verhältnisse. Dem vehement von der Grundlinie aus angreifenden Svatek begegnete der Korneuburger Tour-Neuling mit bekannt sicherer Spielweise. „Wir haben beide von der Grundlinie aus unser Spiel gemacht. Ein Treffen von zwei richtigen Hartplatzspielern war es nicht. Immer wenn einer von uns am Netz auftauchte, kam der Fehler“, blickte Ebner auf sein Freiluft-Debüt zurück. Ein Blick zurück, den auch ein ziemlich enttäuschter Ebner-Gegner machte. „Eigentlich spiele ich sehr gerne auf Hartplatz. Dieser Bodenbelag kommt mir normal sehr entgegen, aber heute hat absolut nichts funktioniert. Ich kann mir diese Leistung nicht erklären. Der Wind war zwar manchmal wirklich ein Spielverderber, aber darauf möchte ich mich nicht ausreden. Auch nicht auf die Krankheit vor mehr als einer Woche. Schade, aber jetzt kommen endlich die Sandplatzturniere“, riskierte Philipp einen optimistischen Blick in die Zukunft.

Dzafic schlägt Raith sen. und feiert am Sonntag seinen 90. Tour-Einsatz

Einen erschreckend schwachen Auftritt hatte am Samstag Nachmittag auch Ronald Raith. Der Vorjahres-Viertelfinalist wollte beim 35. Karriere-Start den 35. Einzelsieg einfahren, doch mit Ausnahme eines Zwischenhochs Mitte des zweiten Satzes, präsentierte sich Ronny weit von seiner Bestform. Mit Wehmut erinnert man sich an seine genialen und von unbändiger Kampfkraft geprägten Auftritte in der Vergangenheit. Seitdem der Routinier sein Tennis auf Power umgestellt hat, bleiben die Erfolge aus. „Es läuft zwar im Moment überhaupt nichts zusammen, aber ich will mein Tennis nicht wieder umstellen“, rechtfertigte er seinen neuen Stil. Unverändert in stilistischer und kämpferischer Art agiert derweil Ermin Dzafic, der sich im 89. Match seiner Laufbahn gegen Raith souverän durchsetzte. Der 6:1, 6:4 Erfolg bescherte ihm nicht nur das Achtelfinal-Ticket, sondern auch einen weiteren, nämlichen seinen 90. Karriere-Auftritt im morgigen Achtelfinale gegen Reinhard Hos. Und wer weiß, vielleicht schafft Ermin wie schon bei seinem 1. März-Super-4-Antreten im Jahr 2000 den Einzug ins Finale.

Kramer nach 8 Jahren Pause wieder im Viertelfinale des März-Super-4-Turniers

Im Viertelfinale steht nach dem 2. Spieltag auch Christoph Kramer. Zum 2x nach 1998 steht der 21jähige unter den letzten Acht des März-Super-4-Turniers. Der „Lange“ schlug in seinem 125. Karriere-Match den Niederösterreicher Bernhard Wittholm mit 6:3 und 6:4. „Es war echt lässig hier zu spielen. Das Wetter war ein Traum, und der Platz taugt mir auch“. Ebenfalls mit den Platzverhältnissen zufrieden zeigte sich der Achtelfinal-Verlierer. „Der Belag ist ok. Im Match gegen Kramer war viel mehr drinnen. Ich war sogar schon in Führung. Leider bin ich dann umgeknöchelt, genau mit jenem Bein das ich mir zuletzt schon verletzt habe“, analysierte der für den TC Baden spielenden „Bernie“, der auch im dritten Antreten im Jahr 2006 nicht enttäuschte und abermals die 1. Runde souverän überstand. Diesmal setzte er sich im NÖ-Derby gegen Jürgen Pröbstl durch, der die 1:6, 4:6 Niederlage aber aus einem anderen Gesichtspunkt betrachtete und daher positiv bewertete. Die Verletzung scheint ausgeheilt, der Belastungstest unter Wettkampfbedingungen geglückt. „Ich bin froh darüber, auch wenn der Hartplatz vielleicht nicht der richtige Ort für mein Comeback war“, äußerte sich der Mannschaftsführer des TC Schmelz zufrieden.

Novak stellt mit 10. Auftaktniederlage in Folge seinen eigenen Negativ-Rekord ein

Mit der 10. Auftaktpleite in Serie muss sich Werner Novak in die dreiwöchige Tour-Pause bis zum ersten Sandplatz-Turnier der Saison begeben. Dem 0:6, 2:6 Aus gegen den Ranglisten-Zweiten Christoph Wagner, konnte Werner aber auch einen positiven Aspekt abgewinnen. „So schlecht habe ich heute gar nicht gespielt, und jetzt naht endlich die Sandplatzsaison. Dort habe ich mir in der Vergangenheit immer viel leichter getan. Ich bin sicher es wird auch diesmal so sein. Ich freue mich schon darauf“.

Claus Lippert, 01.April 2006