HTT-US-Open-Sieger Patrick Wiesmühler verpasst Semifinale bei den HTT-Tour-Finals

Mit WAT Landstrasse-Jungstar Kevin Köck hat der jüngste Spieler im Feld der 28. HTT-Tour-Finals 2017 auch am Mittwoch Abend in seinem dritten und letzten Vorrundenmatch zumindest ergebnistechnisch seine aktuelle und mittlerweile fast schon sensationelle Hochform im letzten Drittel der Saison unter Beweis gestellt. Der 19jährige ließ im alles entscheidenen Aufstiegs-Duell um einen Platz im Semifinale dem amtierenden HTT-US-Open-Sieger Patrick Wiesmühler keine Chance, und buchte bei seinem Masters-Debüt mit einem in exakt 70 Minuten errungenen 6:3, 6:4 Erfolg auf Anhieb einen Platz unter den Top 4 beim großen Saisonfinale der HTT am Altmannsdorfer Ast. Köck jubelte über den 60. Einzelsieg seiner Karriere, und prolongierte seine 2017er-Spätform mit dem bereits sechsten Semifinal-Einzug in Serie, während Wiesmühler mit starken Schulterschmerzen und einer mehr als bescheidenen Vorstellung sein zweites HTT-Tour-Finals-Halbfinale nach 2012 verpasste. Ein Bericht von C.L

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Nach nur 5 Minuten führte Köck bereits 3:0, ehe das Unheil seinen Lauf nahm

Aus dem mit großer Spannung und noch größer Erwartungshaltung über die Bühne gegangenen “Aufstiegs-Schlager” der Gruppe B zwischen HTT-US-Open-Sieger Patrick Wiesmühler und November-Masters-Series-1000-Champion Kevin Köck ist am frühen Mittwoch Abend am Centercourt des UTC La Ville ein echter Rohrkrepierer geworden. Zwei absolute HTT-Hochkaräter verstanden es nicht, das zahlreich erschienene Publikum in der Halle zu begeistern und Werbung für den Tennissport auf Österreichs größter Breitensport-Tennisserie zu machen. Das hatte mehrere Gründe: Zunächst einmal nahm Kevin Köck mit einem beinahe überfallsartigen Start der Partie jeglichen Spannungsmoment. Köck überfuhr Wiesmühler im wahrsten Sinne des Wortes mit seiner Dynamik und Präzision, und schien den HTT-US-Open-Gewinner zu erdrücken. In nur 5 Minuten hatte der 19jährige den 10fachen HTT-Titelträger und HTT-Olympiasieger von 2011 mit 12:2 Punkten auf ein Häufchen Elend zusammengeschossen, und Kurs in Richtung “schnellstem Masters-Single” der Geschichte aufgenommen, ehe das Unheil der bislang schwächsten Vorrunden-Partie bei den heurigen Tour-Finals ihren Anfang nahm. Köck hatte bei Aufschlag seines Gegners bereits wieder zwei Breakbälle zum 4:0 vor der Brust, als er ein bißchen leichtfertig begann, den völlig von der Rolle agierenden Ranglisten-Dritten ins Spiel zurück zu holen. Schlampige Returns, weniger Bewegung und vorallem im Kopf blockiert, gegen einen scheinbar angeschlagenen Gegner weiter 100 Prozent geben zu müssen, überließ er Wiesmühler das erste Game, und damit sowas wie einen kleinen Strohhalm für den Team-Donaufeld-Star, der in der Folge seinem Gegenüber auch visuell mit zwei kalten Wasserflaschen auf der Schulter seine Unpässlichkeit präsentierte.

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Zweiter Durchgang als trauriges Schauspiel am Centercourt des UTC La Ville

Zumindest auf seinen Aufschlag konnte sich Köck in dieser Phase aber noch verlassen, denn nach drei Service-Games zur zwischenzeitlichen 4:1 Führung hatte der Saison-Shootingstar aus der Baumgasse gerade einmal einen einzigen Punkt abgegben. Als er auch zu Null das Break zum 5:1 mitnahm, dachten alle in der Halle an einen Köck’schen Kantersieg oder als Szenarie Nr. 2 an eine Aufgabe des gehandicapten Gegners. Doch beides trat nicht ein. Weil Wiesmühler als großer Sportsmann auf der einzigartigen Bühne “HTT-Tour-Finals” tapfer weiterkämpfte, und Köck immer irritierter über den Court lief. Am Ende benötigte der Jungstar sogar die Mithilfe Wiesmühlers, der bei 3:5 noch eine Break-Möglichkeit zum 4:5 vorfand. Nicht auszudenken aus der Sicht Köcks, was dann möglicher Weise noch am Centercourt geschehen wäre. Schlimm genug was man sich als Zuschauer dann im zweiten Heat ansehen musste. Das Niveau mittlerweile unterirdisch, schlitterten Köck und Wiesmühler mit einem wirklich unansehnlichen Schauspiel durch den zweiten Satz, in dem Wiesmühler sogar mit “Break vor” 3:1 in Front lag.  Alle Beteiligten in der Halle am Dr. Karl Waltl Weg waren um exakt 20:40 Uhr schließlich froh, als Wiesmühler mit den letzten drei seiner insgesamt 36 unforced error diesem Unspiel ein Ende setzte. Damit hatte der 24jährige aber sogar zwei Fehler von der Grundlinie weniger zu Buche stehen als Köck, der gleich 38 Mal in Summe an diesem Abend patzte, ehe er im dritten Saisonduell mit Wiesmühler zum zweiten Mal die Oberhand behalten hatte, und mit 6:3, 6:4 der Einzug ins Semifinale der HTT-Tour-Finals fixiert war.

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Kevin Köck: “Ab 3:0 habe ich begonnen, alle Schläge zu verzittern”

“Natürlich freue ich mich gewonnen zu haben, aber auf der anderen Seite bin ich natürlich darüber frustriert, dass das heute ein komplett schlechtes Spiel von uns beiden war. Und das obwohl wir uns beide auf dieses Spiel gefreut haben. Es ist dann aber nicht zu diesem lustigen, schönen und guten Match gekommen”, stellte Köck richtiger Weise fest. “Dabei habe ich gut angefangen, aber ich habe dann in den ersten paar Games gemerkt, dass der Patrick sehr schlecht spielt und das hat mich dann irgendwie rausgebracht. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich habe keine Erklärung. Auf einmal bei 3:0 habe ich begonnen, alle Schläge zu verzittern und die Vorhand auch nicht mit gewohntem Druck und Leichtigkeit zu spielen. Dadurch hat auch mein Aufschlag gelitten, und im Endeffekt hat das komplette Spiel auch mit der Bewegung trauriger Weise nicht mehr funktioniert”, bilanzierte Köck, der nun ein semifinales Duell mit Lukas Prüger in Griffweite hat. “Grundsätzlich würde ich mich auf ein geiles Match freuen und ich hoffe wir können das Ergebnis vom Finale beim November-Masters-Series-1000-Turnier wiederholen. Ich werde so reingehen wie gegen den Patrick, ob Sieg  oder Niederlage ist zweitrangig. Im Vordergrund steht der Spaß und ich hoffe das wir beide auf hohem Niveau spielen und ein gutes Match bieten können”, so der 19jährige, der mit dem Semifinaleinzug beim Debüt schon Großes erreicht hat. “Ich bin froh im Halbfinale zu stehen, aber ich habe die Top 4 vorher nicht als Ziel ausgegeben. Ich habe von Spiel zu Spiel geschaut, versucht meine Leistung abzurufen, und mehr nicht”, erklärte der WAT Landstrasse-Star zum Abschluss der PK.

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Patrick Wiesmühler: “Es war wohl ein Spiel das nicht anzuschauen war”

Zunächst wurde HTT-US-Open-Sieger Patrick Wiesmühler zu Beginn seiner PK auf seine “Wehwehchen” angesprochen: “Körperlich behindert hat mich mein Schädel und meine Schulter die komplett im “Or…” ist. Die geht jetzt gar nicht mehr. Wenn man sieht, dass ich im gesamten Turnier kein einziges Ass serviert habe, und  grob geschätzt 15 Doppelfehler in drei Matches gemacht habe, die ich sonst viellecht über eine ganze Saison serviere, dann ist es darauf zurückzuführen, dass mit meiner Schulter alles in den “Or…” gegangen ist. Das zipft mich gerade voll an, weil ich habe die Schulter auftrainiert, es hat funktioniert, und jetzt ist das Theater mit der Schulter wieder da. Bei so einer lässigen Veranstaltung wie dem Masters gebe ich nicht w.o, und so ist es halt passiert, dass ich den Kevin in diesem Match runtergezogen habe. Es war wohl ein Spiel, das nicht anzuschauen war”, meinte ein sichtlich enttäuschter Patrick Wiesmühler, der seine Saisonbilanz dann noch wie folgt analysierte: “Es hat ganz gut angefangen mit dem Semifinale bei den HTT-Australian Open wo ich eigentlich nach einem halben Jahr Tennispause gar nicht damit gerechnet hatte. Ab Anfang Juli habe ich dann solide und gut zu spielen begonnen, und dadurch gute Ergebnisse wie den Heimsieg beim August-Masters-Series-1000-Turnier auf Donaufeld gefeiert. Der HTT-US-Open-Titel war natürlich mein Höhepunkt. Hinten raus habe ich mehr trainiert und dadurch fehlt mir derzeit einfach die Matchpraxis. Ich hätte so wie der Vladi wahrscheinlich noch ein Vorbereitungsturnier spielen sollen, um noch ein paar Matches vor den “Finals” zu bekommen. Aber ich habe mich anders entschieden, weil ich bewusst die Schulter schonen wollte”, so der 24jährige Team Donaufeld-Star zum Abschluss seiner letzten PK im Rahmen der heurigen HTT-Tour-Finals im UTC La Ville.

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