Der Name Scheller bürgt für Qualität auf der Tour

Zuletzt war er es der gemeint war, wenn der Name “Scheller” für positive Schlagzeilen sorgte und die Titelseite der Tour-Homepage zierte. Die Rede ist von Alexander Scheller, der in der verletzungsbedingten Abwesenheit von Namensvetter Gerald dafür Sorge trug, dass die “Marke Scheller” weiterhin für Qualität auf der Tour bürgte. Und auch nachdem Topstar Gerald Scheller am Sonntag Nachmittag mit einem beachtlichen Comeback aus dem Nichts wieder auftauchte, musste sich Februar-Second-Series-Champion Alex keineswegs aus dem Rampenlicht verabschieden. Im Gegenteil, bestätigte der 19jährige doch in seinem gestrigen Achtelfinale gegen Rene Karlik weiter seinen ungebremsten Aufwärtstrend auf der Tour. Ein Bericht von C.L

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Scheller mit Super-Fanclub weiter stark im Aufwind und bereits im Viertelfinale

Scheller-Festspiele am dritten Spieltag des März-Without-Top-Ten-Turniers 2007. Obwohl nicht verwandt, boten die Scheller`s am Sonntag Nachmittag ähnliches, höchst erfolgreiches Tennis. Der gigantischen Rückkehr-Performance von Gerald Scheller, stand auch Alexander in seinem zweiten Auftritt im Verlauf des dritten Without-Top-Ten-Saisonturniers um nichts nach. In Sachen “Fanclub” und Zuschauer-Interesse stellte er seinen berühmten Namensvetter auf der Tour sogar in den Schatten. Wieder einmal herrschte Ausnahme-Zustand auf den Spielerbänken bei einem Scheller-Match. Und der zahlreich erschienene Anhang wurde nicht enttäuscht, feierte Alex doch auch im dritten direkten Duell mit Rene Karlik einen ungefährdeten Sieg. Zweimal standen sich die beiden bisher auf der Tour gegenüber, bislang freilich höchstens auf Second-Series-Ebene. Das dritte Treffen, eine Stufe höher beim März-Without-Top-Ten nahm Scheller dann auch höchst konzentriert in Angriff. Immerhin war der 19jährige vom letzten Aufeinandertreffen her gewarnt, wo der Junior erst in drei Sätzen knapp die Oberhand behielt. Mit dieser Vorgabe und der bombasischen Unterstützung seiner Familie im Rücken, lief der Februar-Second-Series-Sieger dann zu einer starken Leistung auf. Technisch wie gewohnt auf hohem Niveau, dazu mit dem in den letzten Wochen gewonnenen Selbstvertrauen fixierte der Jungstar mit einem 6:2, 6:2 gegen einen glanzlos und in seinem 40. Karriere-Single matt agierenden Karlik seinen ersten Viertelfinaleinzug bei einem Without-Top-Ten-Turnier. “Ich habe sehr gut gespielt. Die Form passt, aber ich muss mich trotzdem gewaltig steigern wenn ich in der nächsten Runde eine Chance haben möchte. Ich war phasenweise zu unkonzentriert und habe zu viele Doppelfehler gemacht”, zeigte sich der 19jährige selbstkritisch. Begeistert zeigte er sich hingegen von der gewaltigen Unterstützung die ihn bei seinem Achtelfinal-Auftritt begleitete. “Natürlich war es zu Beginn ein bißchen schwer für mich. Immerhin sind sie wegen mir gekommen und sie haben im Internet von meinen tollen Leistungen gelesen. Dann will man was zeigen und das setzt dich schon unter Druck. Aber dann war es echt toll vor meiner Familie zu spielen. Als ich vor mehr als einem Jahr mit Tennis begonnen habe, und bei TK Eden Meisterschaft spielte, fiel mir unser Topspieler dort auf. Er hatte immer seinen Vater an der Seite, und er spielte seine großen Matches stets vor seiner Familie. Das habe ich mir seitdem auch gewünscht, und jetzt ist es wahr geworden” schwärmte der aufstrebende Junior, der am heutigen Abend im Kampf um einen Halbfinalplatz auf Tour-Debütant Matthias Emerschitz treffen wird.

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Raimund Aigner mit Doppelschlag im Viertelfinale

Ebenfalls zum Duell um einen Platz in der Vorschluss-Runde treffen sich am Abend Raimund Aigner und Markus Schiller. Nach dem eher durchwachsenen Start in die neue Saison mit drei Erstrunden-Niederlagen bei fünf Turnierteilnahmen, feierte Aigner am Sonntag Nachmittag bei seinem 10. Turnierstart auf der Tour mit einem Doppelschlag ohne Satzverlust seinen ersten Viertelfinaleinzug im Jahr 2007, wo er nun gegen Markus Schiller um das erste Halbfinale seit dem November-GP-Turnier vor knapp vier Monaten kämpft. Der 22jährige blieb in seinen Duellen mit den beiden Tour-Routiniers Adrian Tismanariu und Andreas Hradtzeky nicht nur ohne Satzverlust, sondern mit Ausnahme von Kleinigkeiten auch äußerst souverän und ungefährdet. Den von Freitag Abend auf Sonntag Mittag verlegten Erstrundenschlager mit dem rumänischen Hallen-Super-4-Champion von 1998 Adrian Tismanariu beherrschte Aigner über weite Strecken, ehe er im zweiten Satz mit einem Tie-Break knapp die Auftakthürde überspringen konnte. “Ich habe ganz schlecht gespielt heute, viele Doppelfehler und wenige Asse gemacht”, resümmierte Februar-GP-Viertelfinalist Adrian Tismanariu. Das der Sonntag als Spieltag nicht unbedingt zu Aigners Lieblingsterminen zählt, zeigte auch der erste Satz im Achtelfinale gegen Komarov-Bezwinger Andreas Hradtezky. Der Traiskirchner spielte beherztes, mit Druck vorgetragenes Tennis und drängte sein 22jähriges Gegenüber an den Rand des Satzverlustes. Diese Gefahr konnte Aigner freilich abwenden, und mit dem knapp gewonnenen ersten Durchgang, hatte Raimund auch schon die Weichen in Richtung Aufstieg gestellt. Weil Hradtezky körperlich am Ende war, und der Weg zu einem etwaigen Dreisatz-Erfolg auf mentaler Ebene dem 29jährigen viel zu weit erschien. “Nachdem ich den ersten Satz verloren hatte, habe ich das Match quasi abgeschenkt. Ich war konditionell nicht mehr in der Lage entscheidend zuzusetzen”, gab der Niederösterreich ohne Ausreden zu. “Obwohl ich am Sonntag nie gut spiele und ich auch von gestern Abend noch ziemlich müde war, freue ich mich über den Aufstieg”, erklärte der Sieger.

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Schiller mit Sicherheits-Taktik erfolgreich und Posteiner mit “walk over”

Gegner im Kampf um das Halbfinal-Ticket welches zum Duell mit Gerald Scheller berechtigen würde, wird am Abend wie erwähnt Markus Schiller sein. Der 32jährige wurde am Sonntag Nachmittag einmal mehr seinem Ruf als zäher Kämpfer gerecht. Dem spielerisch höher eingeschätzten Markus Posteiner trotzte Schiller einen äußerst harten, eineinhalb Stunden dauernden Kampf ab, ehe dieser beim Stand von 7:5, 2:5 entnervt aufgab. Während der spätere Sieger seine geplante Taktik voll durchzog, und Posteiner kompromißlos mit hohen Bällen beschäftigte und ihn zum Angriff und zum vermehrten produzieren von Eigenfehlern verleitete, lief der Posteiner-Junior blindlinks in sein Verderben. “Das ist nicht mein Spiel”, suchte Markus eine Entschuldigung für seine enttäuschende Vorstellung. Ein Racket kaputt, die große durchaus mögliche Chance auf das Viertelfinale ausgelassen, stürmte der 20jährige am Ende entnervt vom Platz. Die Runde der letzten Acht schon vor Augen, vergaß Posteiner auf das Wesentliche, nämlich Tennis zu spielen. Markus wollte das Aus aber auch durch andere Gründe bestätigt wissen. “Das Game vor meiner Aufgabe war das entscheidende warum ich aufgehört habe. Da waren ein paar knappe Bälle die ich persönlich gut gesehen habe, die mir Markus aber “out” gegeben hat. Das wäre nämlich das Re-Break zum 3:4 gewesen und dann wäre mit meinem Aufschlag wieder alles in der Reihe gewesen. So hat mir das Match keinen Spass mehr gemacht”, grantelte Posteiner. Dafür scheint Tour-Neuling Markus Schiller zur echten Überraschung des März-Without-Top-Ten-Turniers avanciert zu sein. Der 32jährige nützte die nicht allzu strenge Auslosung perfekt zu seinem bislang größten Karriere-Erfolg auf der Hobby-Tennis-Tour. Mit Sicherheitstennis stemmte er sich bislang höchst erfolgreich gegen die wild attackierende Gegnerschaft bei diesem Turnier. Und der Ex-Footballer will auch im Viertelfinale gegen Raimund Aigner ein “gewichtiges” Wörtchen um den Aufstieg mitreden. “Ich werde wieder mit Sicherheitstennis versuchen zum Erfolg zu kommen. Aber natürlich wird das gegen Aigner ungleich schwerer als in den Runden davor. Eigentlich will ich gar nicht so auf Sicherheit spielen, aber wenn es die Gegner nicht wollen, dann bleibe ich vorerst dabei”, legte Schiller die Marschrichtung für das Viertelfinale gegen Aigner fest. Und auch insgesamt zog der 32jährige eine positive März-Without-Top-Ten-Zwischenbilanz. “Ich bin sehr zufrieden, habe hier längst alles erreicht was ich mir vorgenommen habe. Ich mache Super-Punkte hier, vielleicht gehen sich sogar schon jetzt die Top 100 aus. Im Match gegen Aigner habe ich nichts mehr zu verlieren. Was jetzt noch kommt ist reine Zugabe”, strahlte Schiller.

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Claus Lippert, 11. März 2007