Schneider in tiefer Krise, Jovanovic als erster Spieler im Semifinale

Serbiens Jungstar Gabriel Jovanovic ist bei der 27. Auflage der HTT-Tour-Finals als erster Spieler ins Semifinale eingezogen. Der an Nummer 8 gesetzte HTT-US-Open-Champion stürmte nach seinem eher mühevollen Auftaktsieg über Titelverteidiger Damian Roman im zweiten Vorrunden-Match am Dienstag Abend gegen Serve & Volley König Bernhard Scheidl zu einem 6:2, 7:5 Erfolg und damit bei seinem HTT-Tour-Finals-Debüt auf Anhieb in die Vorschlussrunde. Derweil wahrte auch Vorjahressieger Damian Roman mit seinem 60. Saison-Einzelerfolg und einem 6:1, 6:2 Kantersieg über den 2fachen Masterssieger Philipp Schneider seine Chance, zum dritten Mal in Folge das Halbfinale beim großen Saisonfinale der Top 8 im UTC La Ville zu erreichen. Ein Bericht von C.L

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Jovanovic nach Sieg über Scheidl weiterhin ungeschlagen auf der HTT

HTT-US-Open-Sieger und Erste Bank Open-Champion Gabriel Jovanovic ist bei seinem Premieren-Auftritt im Rahmen der HTT-Tour-Finals – zumindest sportlich betrachtet – weiter eindrucksvoll unterwegs, und nach seinem in 89 Minuten errungenen Zweisatzsieg über Bernhard Scheidl weiter auf der Tour ungeschlagen. In einer Neuauflage des heurigen HTT-US-Open-Finales, lieferte der 18jährige eine neuerliche Kostprobe seines großartigen Könnens ab, und fixierte mit einem 6:2, 7:5 Erfolg über Scheidl vorzeitig den Einzug ins Semifinale des letzten HTT-Saisonevents. Im exakt 33 Minuten dauernden ersten Satz hatte Jovanovic das Geschehen am Centercourt des UTC La Ville mit einer Ausnahme stets im Griff. Das früh kassierte Break zum 1:2 schien Bernhard Scheidl im berühmt berüchtigten siebenten Game auszubügeln, als er gegen den bis dahin souverän servierenden Jovanovic zwei Break-Chancen vorfand, und eigentlich sogar schon auf 3:4 verkürzt hatte. “Eigentlich” deshalb, weil sich Scheidl aufgrund vehementer Proteste von Außen und auf Intervention seines Gegners dazu überreden ließ, einen Out gegebenen zweiten Aufschlag als “in”zu revidieren. Nach einer kurzen aber heftigen Diskussion lag Scheidl plötzlich 2:5 zurück, das zweite kassierte Break zum Satzverlust war nur die logische Folge seiner verlorenen Konzentration.

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Scheidl brilliert im 100. Match seiner HTT-Karriere mit grandioser Volley-Kunst

Dennoch war der Serve & Volley Spezialist vom Neusiedler See jener Mann, der dieses erste Single des vierten Spieltages bei den HTT-Tour-Finals zu einem richtig sehenswerten machte. Denn im 100. Single-Match seiner HTT-Karriere, spielte sich Scheidl vorallem im zweiten Satz einen wahren und vom Publikum immer wieder mit Szenenapplaus bedachten Angriffsrausch. Scheidl zelebrierte immer wieder phantastisch zu bestaunendes Offensiv-Tennis, beeindruckte Zuschauer und Konkurrenten gleicher Maßen mit unfassbarer Genialität beim Volley, und begeisterte mit “Touch ohne Ende” selbst seinen unterkühlt wirkenden jungen Gegner. Der 31jährige war wirklich nahe dran am Satzausgleich, zumal er nicht nur 5:3 führte, sondern zuvor sogar schon zwei Chancen zu einer 4:1 Führung mit zwei beinhaltenden Breaks hatte. Im Finish aber wurde deutlich, dass man sich gegen Jovanovic nicht den Hauch einer Unsicherheit oder gar eine Auszeit nehmen kann. Die letzten beiden Aufschlagspiele des HTT-Australian-Open-Champions dokumentierten deutlich, dass Scheidl praktisch über die gesamte Machdauer auf seinem höchsten Niveau hätte agieren müssen, um Jovanovic in die Knie zu zwingen. Der erhöhte in der Schwächephase seines Gegners ganz einfach noch einmal den Druck, und machte mit zwei Breaks am Stück den zweiten Vorrundenssieg samt gebuchtem Halbfinal-Ticket klar.

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Damian Roman wahrt mit Kantersieg über kriselnden Philipp Schneider die Chance auf sein drittes Masters-Semifinale in Serie

Ein ganz besonderes Match gab es dann noch in der Night-Session des vierten Spieltages bei den HTT-Tour-Finals 2016 im UTC La Ville zu sehen. Die Masterssieger der vergangenen beiden Jahre im Duell, und beide obendrein noch richtig unter Zugzwang, nachdem sie ihre Auftakt-Auftritte verhaut hatten. Doch aus dem mit großer Spannung erwarteten “Endspiel der blauen Gruppe” wurde recht rasch ein einseitiger, spannungsloser und eher langweiliger Dienstag Abend am Altmannsdorfer Ast. Das hatte zwei Gründe, und lag zum einen an der Topform und der atemberaubend anzusehenden Sicherheit, mit der Damian Roman aktuell seine Matches auf der Hobby-Tennis-Tour bestreitet. Und dann war da auch noch die beinahe schon bemitleidenswerte Performance jenes Mannes, der dieses Turnier in den Jahren 2013 und 2014 beherrscht und mit dem Titelgewinn beendet hatte. Doch von dieser strahlenden Figur Philipp Schneider und dem Mythos der rund um seine Person beim Masters ausging, ist anno 2016 nichts mehr übrig geblieben. Schneider schlich im neunten direkten Duell mit dem aktuellen HTT-Branchen-Primus mit der Körpersprache eines geprügelten Hundes über den Centercourt, und schlitterte in nur 66 Minuten und nach 42 ungezwungenen Fehlern in ein ganz ganz bitteres Debakel. Da ging es am Ende nicht einmal mehr darum, dass Schneider zum zweiten Mal in Serie das Masters-Semifinale verpasste, auch nicht darum, dass er seine drei letzten Matches im Rahmen der HTT-Tour-Finals verbockte, sondern vielmehr darum, dass der 36jährige Niederösterreicher spielerisch komplett von der Rolle agierte. Wenn nicht einmal mehr Schneiders Paradeschlag die Rückhand funktioniert, dann schrillen nicht nur beim ehemaligen Ranglisten-Ersten alle Alarmglocken.

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Damian Roman mit Saison-Einzelsieg Nr. 60, und Schneider vor ganz schwierigem Gang im letzten Vorrunden-Match gegen neuen HTT-Jungstar

Die Demontage des Ranglisten-Dritten im Duell der beiden 16fachen Turniersieger war traurig anzusehen, und etwas, was Schneider so in der Art und Weise nicht verdient hat. Doch bist Du im Konzert der absolut besten Hobby-Spieler dieses Landes nicht in der entsprechenden Verfassung, dann sind sportliche Prügel  beinahe schon angesagtes Programm. 1:6, 2:6, viel näher muss man auf das Match der beiden HTT-Topstars gar nicht eingehen. Nur soviel: Damian Roman feierte im 70. Saisonspiel seinen bereits 60. Sieg, und baute seinen eigenen Rekord weiter in gigantischer Form aus. Während sich Rumäniens Topstar in einem “Finale” gegen Bernhard Scheidl nun um den zweiten Aufstiegsplatz ins Semifinale matchen kann, steht Schneider am Donnerstag Abend noch ein richtig schwieriger Gang ins Haus. Dann nämlich muss der gebürtige Horner gegen den auf der HTT noch ungeschlagenen Gabriel Jovanovic ran, und es bleibt zu befürchten, dass dieser letzte Schneider-Auftritt im Rahmen der heurigen Tour-Finale ganz böse enden könnte.

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