Martin Zehetner in Kitzbühel weiter eine Klasse für sich

Der unumschränkte König von Kitzbühel ist und bleibt Martin Zehetner. Der 35jährige Vorjahressieger vom TC Deutsch Wagram behielt am Samstag Nachmittag im Endspiel des HTT-500-Turniers Kitzbühel und in einer Neuauflage des letztjährigen HTT-Erste Bank Open 500 Finales gegen den rumänischen Ranglisten-Ersten Damian Roman nach 2:40 Stunden Spielzeit mit 6:3, 2:6, 7:5 die Oberhand, und verteidigte damit seinen Kitzbühel-Titel mit Erfolg. Nach zuletzt drei Niederlagen gegen Roman en suite, feierte der Ranglisten-Siebente aus Niederösterreich mit seinem 9. Kitzbühel-Einzelsieg in Folge den insgesamt fünften Turniersieg seiner HTT-Karriere. Und es war wohl der bislang schönste und wichtigste Tag im Tennisleben des Martin Z., zumal er seinen zweiten Kitzbühel-Titel in unfassbarem Ambiente fixieren durfte. In Österreichs schönstem Tennisstadion am Kapserfeld ging für den nunmehr einzigen zweifachen Kitz-Champ ein Bubentraum in Erfüllung, während sich Branchen-Primus Damian Roman nach einer vergebenen 5:3 Führung im entscheidenden dritten Durchgang und nach verpasstem 14. Karriere-Titel mit dem Umstand trösten musste, auch Teil eines geschichtsträchtigen Nachmittags gewesen zu sein. Ein Bericht von C.L

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Ein historischer Tennistag der auch die beiden routinierten Finalisten nicht kalt ließ

Der 23. Juli 2016 wird als historisches Datum in die Geschichte der Hobby-Tennis-Tour eingehen, und auch für den Tennis-Breitensport insgesamt als bemerkenswerter Tag in Erinnerung bleiben. Denn zum ersten Mal überhaupt, durften zwei Hobby-Tennisspieler einen ATP-Centercourt nicht nur betreten, sondern für ein ganzes Match lang auch bespielen. Selbst für zwei so routinierte “Mitte-Dreißiger” wie Martin Zehetner und Damian Roman, war der gestrige Finalsamstag im Tiroler Nobelort Kitzbühel ein außerordentliches und vorallem einzigartiges Erlebnis. Schon der Weg hin zum Tennisstadion durch das Gewühl von tausenden nach Hause strömenden Menschen, machte die Besonderheit des anstehenden Tennis-Nachmittages deutlich. Am “Center” angekommen, huschte auch noch der italienische Turniersieger Paolo Lorenzi vor die Linse der auf die Finalisten gerichteten HTT-Veranstalter-Kamera. Mit weichen Knien und zittrigen Armen betraten die beiden topgesetzten HTT-Stars dann um exakt 15:04 Uhr die größte Bühne, die HTT-Spieler jemals in der umfangreichen HTT-Ära betreten haben. Auf den steil aufragenden Rängen saßen immer noch einige Zuschauer des gerade zuvor zu Ende gegangenen ATP-Finales und warteten neugierig darauf, was denn die beiden sich einschlagenden Herren auf Österreichs größten Outdoor-Centercourt so treiben würden.

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Damian Roman lässt rasche 3:0 Führung nach beiderseitiger nervöser Startphase ungenützt

13 Minuten später war das große Final-Abenteuer aus der Taufe gehoben, und auch mit großem Glück angelaufen. Denn just als es zum ersten Aufschlag ging, begann es über der Gamsstadt leicht zu regnen. Doch der gestrenge und legendäre Platzwart Fritz Mitteregger – bestens informiert mit allen aktuellen Wetterdaten – gab grünes Licht für einen HTT-historischen Nachmittag. “Es wird nicht regnen, und wir müssen den Platz daher auch nicht abdecken”, ließ der seit 34 Jahren als Hüter der roten Asche am Kapserfeld berühmt gewordene Tiroler über Koordinator Gregor Fink ausrichten. Und damit war der Vorhang zu 160 phasenweise hochklassigen und kuriosen Minuten gefallen. Beide Spieler legten äußerst nervös los, angesichts der unfassbaren Eindrücke und Dimensionen die so ein riesiges Tennisstadon mit sich bringen, aber nur zu verständlich. Den besseren Start erwischte der Rangliste-Erste aus Negresti Oas, der rasch mit 3:0 davonzog, am Ende aus dieser frühen Führung aber kein Kapital schlagen konnte. Weil Zehetner ein sensationell anmutendes Zwischen-Furioso auf den Centercourt zauberte, und mit sechs Games in Folge die Weichen Richtung Titelverteidigung stellte. Statistisch betrachtet hatte der Ranglisten-Siebente mit der 1:0 Satzführung schon die Hand am riesigen Silber-Pott. Denn wer immmer in den vier bisherigen Duellen der beiden Ausnahmekönner den ersten Satz gewonnen hatte, ging auch als Sieger vom Platz.

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Damian Roman mit Satzausgleich und Martin Zehetner dreht im Finish einen 3:5 Rückstand

Allerdings hatte in der Folge zunächst Damian Roman das Geschehen am Centercourt beherrscht. Der 34jährige, der heuer als erster Spieler seit dem legendären Bernhard Nagl im Jahr 2005 das Kunststück vollbrachte, die HTT-French-Open und HTT-Wimbledon in einer Saison zu gewinnen, fand sich mit Fortdauer der Partie zunehmend besser mit den “besonderen” Bedingungen zurecht, und kam mit 6:2 souverän und beeindruckend zum höchst verdienten Satzausgleich. In der Entscheidung, die bis 2:2 ohne Break verlief, gab es dann ein im Krimi endendes kurioses “Up & Down”, das zunächst Damian Roman als möglichen neuerlichen Kitzbühel-Sieger nach 2013 sah. Zehetner hatte das vermeintlich entscheidende Break zum 3:5 kassiert, und damit schien der Ranglisten-Erste aus Rumänien dem nächsten prestigeträchtigen Titelgewinn nach den HTT-US-Open, dem Stadthallen-Triumph bei den HTT-Erste Bank Open 500, seinem Masterssieg bei den HTT-Tour-Finals und dem zuletzt eroberten Major-Double bei den HTT-French-Open und HTT-Wimbledon entgegen zu streben. In der Box des 13fachen HTT-Titelträgers regierten Zuverscht und Euphorie, doch am Ende stand die Gallionsfigur der Top Players Academie sportlich betrachtet mit leeren Händen da. Zehetner demonstrierte im Finish unbändigen Siegeswillen, wollte unbedingt den zweiten Silber-Pott in Folge mit nach Hause nehmen und seine an der Querseite des Centercourts sitzende Entourage nicht enttäuschen. Vier Games in Folge holte Zehetner am Weg zu seinem zweiten Kitzbühel- und fünften HTT-Titel, und das obwohl die Mission Titelverteidigung im Viertelfinale fast zu scheitern drohte. Da mühte sich der 35jährige zu einem äußerst umkämpften Dreisatzerfolg über Tour-Newcomer Michael Rohrböck, und profitierte dann auch noch vom Freitags-Regen, der über die Alpen-Metropole zog.

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Turniersieger Martin Zehetner bejubelt coolstes Tenniserlebnis ever und der HTT-Veranstalter hat neue Ziele

“Danke für das coolste Tenniserlebnis das ich je hatte. Das wird man nicht mehr steigern können”, äußerste sich der alte und neue Kitzbühel-Champion in einem kurzen Statement weit nach Spielende, und sprach damit wohl allen Beteiligten aus der Seele. Unfassbar wie die Turniermacher rund um Alexander Antonitsch die 5. Auflage der Babolat-Kitzbühel-Trophy noch einmal in eine völlig neue Dimension hievten. Im großen und schmucken Kitzbüheler Tennisstadion aufschlagen zu dürfen, war nochmals eine ganz andere Kragenweite als am Grand-Stand und am Küchenmeister, wo die Kitzbühel-Helden der Vergangenheit geboren wurden. Als nach 2:40 Stunden Spielzeit und bangen Schlussminuten – eine Regenfront näherte sich gefährlich der Anlage – die Siegerehrung über die Bühne gegangen war, ging auch dem HTT-Veranstalter das Herz auf. “Das war ein historischer Nachmittag für die Hobby-Tennis-Tour und wir haben Bilder die in die Breitensport-Tenniswelt Österreichs hinausgehen werden, die unbezahlbar sind und große Werbung für das Projekt HTT darstellen”. Und der zuletzt nach Zielen suchende HTT-Boss fand am Ende auch noch eine Aufgabe für die Zukunft. “Wir müssen versuchen, noch mehr Zuchauer für so ein Finale zu gewinnen. Und ich habe da auch schon ein Idee, die ich Alexander Antonitsch zutragen werde”.

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