Titelverteidiger Philipp Schneider scheitert in Tour-Finals-Vorrunde

Der diesmal nicht in Topform agierende 2fache HTT-Tour-Finals-Champion und Titelverteidiger Philipp Schneider ist nicht ganz unerwartet in der Vorrunde der 26. Auflage der HTT-Tour-Finals 2015 im UTC La Ville auf der Strecke geblieben. Der 35jährige Niederösterreicher verlor am Montag Abend das entscheidende letzte Gruppen-Match gegen HTT-Wimbledon-Finalist Christoph Beutler nach erschreckend schwacher Leistung in nur 63 Minuten mit 4:6, 1:6, und blieb damit auch im dritten direkten Duell mit Beutler sieglos. Schneider hätte als erster Spieler der Geschichte das HTT-Saisonfinale drei Mal in Folge gewinnen können. Ein Bericht von C.L

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Philipp Schneider scheitert am Versuch, als erster Spieler der Geschichte die HTT-Tour-Finals drei Mal in Serie zu gewinnen

Der Traum vom historischen und bislang unerreichten “Masters-Hattrick” ist für Philipp Schneider seit Montag Abend 20:26 Uhr ausgeträumt. Der gebürtige Horner wurde im letzten und entscheidenden Vorrunden-Match von HTT-Wimbledon-Finalist Christoph Beutler düpiert, und scheiterte mit nur einem Sieg über Bernhard Scheidl erstmals in seiner Karriere bereits in der Gruppenphase seines persönlichen Lieblingsturniers. Im Vorfeld des Saisonfinales der Top 8 HTT-Spieler kränklich, während des Events spielschwach, so rückte der Traum des 35jährigen vom historischen Titel-Hattrick von Beginn an in weite Ferne. Christoph Beutler wiederum fixierte im “Alles oder Nichts Duell” mit dem 13fachen HTT-Turniersieger mit einer wahren Glanzleistung den angepeilten Halbfinal-Einzug bei seinem Tour-Finals-Debüt, wo er übrigens auf den serbischen Überraschungsmann Nenad Sarcevic treffen wird.

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Schneider mit furioser Startphase in seinem 130. HTT-Karriere-Match

Dabei lief zunächst alles nach Papierform. Der Ranglisten-Zweite Philipp Schneider hatte einen furiosen Start in sein 130. Karriere-Match hingelegt, zu Null den Aufschlag seines Gegners zum 2:0 durchbrochen und sogar einen Spielball zum möglichen 3:0 am Schläger. Schneider bewahrte trotz rasch kassiertem Re-Break zum 1:2 Ruhe, und nahm Beutler zum 4:2 nochmals das Service ab. Da dachte man draußen in der Schneider-Box und im Publikum schon, dass der alte “Masters-Fuchs” im alles entscheidenden Moment wieder zur Stelle wäre, und er sich halt irgendwie trotz ungünstiger Rahmenbedingungen ins Semifinale “schummeln” würde. Doch das irgendwie “drüber-retten” ging sich an diesem Abend des 1. Dezember nicht aus, weil Schneider von einer akuten Aufschlag-Schwäche befallen schien, und Beutler auf der anderen Seite des Netzes einen ungewohnt konzentrierten Eindruck machte. Und diese beiden Komponenten entschieden dann zunächst einmal den ersten Satz. Schneider kassierte “ohne Aufschlag” prompt das Re-Break zum 3:4, bevor Beutler im achten, umkämpftesten und intensivsten Game dieses Matches sein neues Selbstverständnis eindrucksvoll darstellte. In einer Situation mit sieben ausgelassenen Spielbällen – zwei davon mit Doppelfehlern – wäre Beutler noch am Tag zuvor in Selbstmitleid und lautstarken verbalen Ergüssen versunken, nicht aber am gestrigen Abend, wo Beutler fokussiert wie noch nie, die brenzligen Momente meisterhaft überstand. Der 31jährige wurde mit dem Gamegewinn zum 4:4 belohnt, holte gegen einen auf der Vorhand mittlerweile total floppenden Schneider das nächste Break zum 5:4, und servierte in der Folge nach nur 36 Minuten den ersten Satz zum 6:4 aus.

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Der “neue Christoph Beutler” und wie der zweite Satz zum “Schwanengesang” für den HTT-Tour-Finals-Dominator der beiden vergangenen Jahre wurde

Durchgang 2 wurde dann zum “Schwanengesang” jenes Mannes, der die letzten beiden Jahre “HTT-Tour-Finals” dominiert hatte. Schneiders Arbeitsnachweis in Satz Nummer 2 liest sich wie eine Horror-Geschichte. Der Ranglisten-Zweite brachte nicht ein einziges Aufschlagspiel durch, und “glänzte” bei zu vernachlässigenden fünf erzielten Winnern mit unfassbaren 22 unerzwungenen Fehlern. Und das wohlgemerkt bei nur 48 ausgespielten Punkten in diesem zweiten Satz, der mit 1:6 die entgültige Entthronung des HTT-Tour-Finals-Champions von 2013 und 2014 brachte. Das Ergebnis nur auf den Pleiten-Auftritt von Philipp Schneider zu reduzieren, wäre aber dem Sieger gegenüber höchst unfair und würde dessen Leistung überhaupt nicht gerecht werden. Das war schon eine bemerkenswerte Vorstellung von Beutler, der spielerisch überzeugte, vorallem aber mental glänzte. Jetzt werden Kritiker rufen, “ok was ist so mental stark daran, wenn der Gegner einen rabenschwarzen Tag erwischt und der zweite Satz Einbahnstraßen-Tennis bietet”. Es geht aber viel eher um den ersten Satz, und der hatte doch einige – wie auch oben beschriebene – Phasen, in denen Schneider das Match in seine Richtung hätte wenden können. Genau in diesen Momenten demonstrierte der “neue Beutler” aber mit höchster Konzentration und “geschlossener Klappe” was er mit dem nötigen Fokus auf die Sache zu leisten im Stande ist.

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“Ich bin stolz in dieser schwierigen Gruppe den Aufstieg ins Semifinale geschafft zu haben”

Das sah der siegreiche HTT-Wimbledon-Finalist dann auch bei der Pressekonferenz ähnlich: “Ich war noch nie so fokussiert wie heute. Im ersten Satz habe ich noch ein paar Fehler gemacht, da ist der Philipp auch gut reingekommen in die Partie. Da wir uns aber gegenseitig die Aufschläge abgenommen haben, war weder das Break zum 0:2 und auch nicht jenes zum 2:4 wirklich schlimm. Nach dem ersten Satz hat es mir der Philipp mit vielen Fehlern teilweise schon richtig leicht gemacht. Ich habe einfach versucht mein Spiel weiter zu spielen, unnnötiges Risiko zu vermeiden und eine gute Länge zu spielen, was mir auch ganz gut gelungen ist”, so Beutler, der im Head to Head nun 3:0 führt, und darin keinen Zufall sieht. “Ich glaube schon, dass mir Schneiders Spiel nicht ungelegen kommt. Wenn ich ihn auf der Vorhand halten kann dann weiß ich, dass er mir die Bälle nicht um die Ohren schießen kann. Vielleicht hat er auch schon ein bißchen ein Trauma von mir”, lächelte Beutler, der dann noch einen Ausblick auf das Semifinale wagte: “Ich bin zunächst einmal stolz in dieser schwierigen Gruppe mit lauter ausgezeichneten Spielern den Aufstieg geschafft zu haben. Gegen den Nenad Sarcevic habe ich schon zwei Mal gespielt, einmal in zwei und einmal in drei Sätzen gewonnen. Auf diesem Belag hätte ich mir nicht gedacht, dass sich der Nenad so gut schlägt, von dem her habe ich jetzt sicher mehr Bedenken als vor dem Turnier. Ich werde dieses Match nicht auf die leichte Schulter nehmen, und hoffe ähnlich wie heute gegen den Schneider mein Spiel zeigen zu können”, so der 31ährige von der Marswiese.

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“Es war das logische Ende eines verkorksten Turniers”

Der HTT-Tour-Finals-Dominator der vergangenen beide Jahre ist nach einer brutal mäßigen Vorstellung entthront, und dementsprechend bitter war natürlich auch der Gang zur Pressekonferenz im HTT-Media-Center im UTC La Ville. Wie wichtig diese Partie im Vorfeld war, zeigte auch der Umstand, dass Edel-Fan David Obererlacher zur Untersützung angereist war. Es half alles nichts, und das hatte laut Schneider folgende Gründe: “Nicht nur die heutige Leistung ist schwer enttäuschend für mich. Heute war irgendwie das logische Ende eines Turniers, in dem ich von Anfang an nicht gut gespielt habe, und in das ich nie wirklich reingefunden habe. Natürlich bin ich enttäuscht, aber es kommt nicht ganz überraschend. Schade trotzdem das es jetzt vorbei ist, ich hätte gehofft, mich noch irgendwie ins Halbfinale schwitzen zu können. Es war aber wiegesagt das logische Ende dieses Turniers für mich”. Schneider trauerte dann in der Match-Analyse der Anfangsphase nach. “Da hätte ich vielleicht meine Chancen konsequenter nützen müssen. Vielleicht wäre die Partie dann anders verlaufen. Beutler hat aber heute nicht viel falsch gemacht, taktisch sehr gut gespielt und hat dann auch die wichtigen Punkte gut gespielt”, so der 35jährige, der jetzt seinem Bezwinger auch den Titel zutraut. “Das kann er schaffen, und ich hätte gar nichts dagegen, gegen den neuen HTT-Tour-Finals-Champion verloren zu haben”, lächelte der Ranglisten-Zweite zum Abschluss der Pressekonferenz.