Kiss & Kramer in der Krise! Stoppen sie den freien Fall?

Tag 3 bei den Australian Open der Hobby-Tennis-Tour im UTC La Ville, und trotz der neuerlich mit Schlagerspielen und Top-Paarungen gespickten “Day Session”, stand zunächst noch einmal das unglaubliche Geschehen des Vorabends im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das Sensations-Aus in Runde 1 des an Nummer 5 gesetzt gewesenen Jänner-Grand-Slam-Siegers von 2008 Mario Kiss und der desaströse, im Debakel endende Mega-Flop von einem derzeit völlig von der Rolle agierenden Christoph Kramer, sorgten am Tag danach für massigst Gesprächsstoff und reichlich Diskussion unter der Kollegenschaft. Wie konnte ein dreifacher Major-Champion und allseits anerkannter Top-Ten-Mann gegen einen titellosen Underdog derart chancenlos unter die Räder kommen wie Kiss am Samstag Abend im Duell mit dem Zistersdorfer Stefan Loibl. Und was ist mit Christoph Kramer los, der die Night-Session des Super-Samstags bei seinem 10. Jänner-Grand-Slam-Karriere-Start und der dort erlittenen Demütigung durch Tirols Tour-Star Alexander Geisler wohl so schnell nicht vergessen wird. Die Konkurrenten staunten, rätselten und fanden selbst im regen Meinungs-Austausch untereinander nicht die passenden Antworten. Und die Betroffenen? Für die war die “Nacht danach” keine leichte. Kiss und Kramer machten sich aber mit einer recht konträren Herangehensweise an die Aufarbeitung des samstägigen Tennis-Horrors. Ein Bericht von C.L

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Wie Mario Kiss und Christoph Kramer den Horror-Samstag verarbeiteten

Die Gesichter fahl, die Blicke leer, das Lächeln gequält, so bekam man am späten Samstag Abend die beiden an und für sich immer gut gelaunten Top-Ten-Asse Mario Kiss und Christoph Kramer nach ihrem beiderseitigen sportlichen Auftakt-Crash in die neue Grand-Slam-Saison zu sehen. Kein Wunder, wog die Enttäuschung über zwei äußerst bitteren Erlebnisse wohl zentnerschwer. Kaum weniger leicht wird auch die mentale Aufarbeitung dieses Kolosses aus Frust und Ratlosigkeit gewesen sein, die Kiss und Kramer in der Nacht auf Sonntag vor sich hatten, und die sie auf unterschiedlichste Weise in Angriff nahmen. Der eine – Mario Kiss – durchwachte höchst introvertiert eine schlaflose Nacht mit trüben Gedanken, und sprach von der allergrößten Enttäuschung seines Tennislebens, während der andere – Christoph Kramer – zu einem Party-Marathon ansetzte. Indes fragt man sich in der Szene aber immer öfter, was mit den beiden Top-Ten-Stars los ist, und ob der Sturz ins bodenlose Niemandsland – speziell bei Kramer – überhaupt noch zu stoppen ist!

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Marios “Pleiten-Pech & Pannenserie” in beängstigender Regelmäßigkeit

Vier Jahre ist es am kommenden Dienstag her, als Mario Kiss im Endspiel des Jänner-Grand-Slam-Turniers 2008 zum ganz großen Helden und allseits gefeierten Triumphator avancierte. “Super-Mario” hatte im “Grande Finale” gegen den damaligen Ranglisten-Ersten Andreas Harbarth ein unglaubliches Match in 5 Sätzen für sich entschieden, und als bislang noch immer einziger Spieler der Open Ära das Kunststück vollbracht, einen 0:2 Satz-Rückstand noch in einen Erfolg umzuwandeln. Kiss war obenauf, ein Gewinner auf allen Linien und von Experten mit den Vorschusslorbeeren ausgestattet, in dieser 2008er-Saison den “Grand-Slam” – also den Sieg bei allen vier Major-Events innerhalb eines Jahres zu gewinnen. Was zwar nicht gelang, allerdings auch nichts an der Reputation des Power-Servers in Tour-Kreisen änderte. Zwei Jahre werden es im kommenden März sein, dass dieser Mario Kiss beim März-Super-4-Turnier im Tennispoint Südstadt seinen neunten und bislang letzten Turniersieg auf der Hobby-Tennis-Tour feiern konnte. Und seit damals läuft es eigentlich nicht mehr so rund, und vorallem so wie man es von einem Mario Kiss in Bestform vergangener Tage gewohnt war. Gelegentlich läßt Kiss bei Turnieren in den noch nicht entscheidenden Vorrunden sein famoses Können aufblitzen und gibt seinen Fans und sich selbst das Gefühl, wieder an glorreiche und vorallem erfolgreiche Zeiten anknüpfen zu können. Doch nüchtern betrachtet, reihten sich in der jüngeren Vergangenheit “Pleiten-Pech & Pannen” in beinahe beängstigender Regelmäßigkeit aneinander. Um in der Gegenwart bei den großen Turnieren – und die müssen nach wie vor der Anspruch des 33jährigen sein – Erfolg zu haben, müssen viele Komponenten zusammenstimmen, was bei Kiss seit März 2010 nie der Fall war. Durfte sich der 9fache Titelträger einmal über eine Zuversicht spendende Hochform freuen, kam ihm der Verletzungsteufel dazwischen, erfreute sich Kiss bester Gesundheit, fehlte wieder die passende Form. Beispiele gefällig! Beim Masters 2010 demolierte Kiss in Topform agierend seine Gruppengegner, ehe er auf dem Weg zum Titel von einer schweren Grippe- und Angina-Erkrankung gestoppt wurde. Dann war da ja auch noch der vorjährige Alptraum im Wimbledon der HTT, wo die Titelträume Marios im Achtelfinale gegen Michael Kunz wie Seifenblasen zerplatzten. Ein Ausrutscher auf dem Grün des Wasserparks, ein falscher Schritt mit fatalen Folgen, und Kiss war mit einem Bändereinriss wieder einmal zum Paradebeispiel eines Pechvogels bei Großereignissen avanciert. Noch in bester und frischer Erinnerung haben wir das Masters 2011, wo Kiss im vergangenen November auf seinem Lieblingsbelag die ersten beiden Vorrunden-Matches in unnachahmlicher Art dominierte, ehe ihm abermals ein grippaler Infekt einen Strich durch die Rechnung machte.

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Das offene Bekenntnis des Mario K. und wie Christoph Kramer seinen Jänner-Grand-Slam-Frust abbaute

Mittlerweile hat sich der Abwärts-Strudel in dem sich Kiss befindet wohl auch schon zu einer Kopfsache ausgeweitet. So denken zumindest viele seiner Mitspieler, die vorallem am vorgestrigen Samstag Abend dem ehemaligen Ranglisten-Ersten über den Weg liefen. “Ich kenne den Mario jetzt schon sehr sehr lange, aber ich habe ihn noch nie so enttäuscht gesehen wie am Samstag”, meinte Franz Mayrhuber. Und der scheint ihn wirklich zu kennen, wie man aus Marios offenen Bekenntnissen zur “Nacht danach” entnehmen kann. “Ich spiele jetzt schon ewig Tennis, aber so enttäuscht wie gestern war ich noch nie in meinem Tennisleben. Ich war nicht so enttäuscht nach meinem Pech beim Masters 2010 oder der Verletzung in Wimbledon, aber die gestrige Niederlage gegen Loibl hat mich ungemein beschäftigt. Ich bin sehr lange wachgelegen”, gestand Kiss am Tag danach. Und während der 33jährige mit trüben Gedanken schlaflos die Nacht “durchwachte”, war seinem Leidensgenossen Christoph Kramer eher zum Nacht “durchmachen”. Der 29jährige lenkte sich mit einem Party-Marathon von seiner aktuellen Mega-Krise ab. Mit drei seiner Tour-Kollegen ging es auf, in eine Nacht voller “Feiern & Spaß”. Von Spaß am Tenniscourt kann bei Kramer aber seit einigen Wochen nicht mehr die Rede sein! Der 29jährige ist nicht nur in eine sportliche Krise geraten, sondern er kämpft auch offen mit einem extrem akuten Motivationsproblem. Was bei unfassbaren 232. Karriere-Turnierteilnahmen auf der HTT nicht verwunderlich wäre, für Kenner und Freunde des 29jährigen aber ein echtes Alarmzeichen darstellt. Denn Tennisturniere spielen und sich auf der Hobby-Tennis-Tour zur anerkannten Fixgröße empor gearbeitet zu haben, ist für Kramer ein Stück seines Lebens. Doch kann Kramer den freien Fall ins sportliche Nirvana überhaupt noch stoppen?

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“Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau”

Rückblick in den Mai 2008! Nach 11 Jahren Tourzugehörigkeit und 100 erfolglosen Versuchen, feierte Christoph Kramer beim Mai-First-Series-Turnier seinen allerersten Turniersieg und schrieb eines der unglaublichsten Kapitel der Tour-Geschichte. Warum es so lange dauerte, bzw. warum es ausgerechnet im Mai 2008 mit dem Premieren-Titel klappte war ein offenes Geheimnis! Der damals 25jährige war seit wenigen Monaten frisch verliebt und neu liiert, und hatte mit Tennis-Beau Rebecca Riemer jenen Rückhalt gefunden, der dem als “flügge” bekannten Lebemann in den Jahren davor fehlte. Getreu dem Motto “hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau”, schwang sich Kramer in den Jahren darauf und gestützt auf eine bedingungslos hinter ihm und seinem Hobby stehende Partnerin zu ungeahnten und niemals erwarteten sportlichen Höhenflügen empor. 8 Tourtitel konnte sich der Leopoldsdorfer seit Mai 2008 sichern, vier Mal in Folge qualifizierte er sich für das Doppel-Masters, drei Mal in Serie für das Single-Masters und mit insgesamt 128 in Serie gespielten Turnieren hievte sich Kramer in wohl kaum mehr überbietbare statistische Sphären. Doch mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Kein Geheimnis im Circuit ist, dass sich die Wege von Kramer und seiner Freundin Ende letzten Jahres getrennt haben! Und seither läuft Kramer auch dem Erfolg wieder hinterher. Man sieht also wieder einmal, wie wichtig ein perfektes harmonisches Umfeld selbst für scheinbar bedeutungslosen Hobbysport ist.

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