17 Stunden Tennis am zweiten Nov.-Without-Top-Ten-Spieltag

Lang, lang ist`s her, dass bei einem Hallenturnier auf der Hobby-Tennis-Tour an einem Samstag derart intensiv und umfangreich Tennis gespielt wurde wie am gestrigen zweiten Spieltag beim 11. November-Without-Top-Ten-Turnier 2006. Und es war beim “Raster der Superlative” auch höchst notwendig, das Programm mit 12 Spielen entscheidend voranzutreiben. So konnte man am insgesamt 17 Stunden dauernden “Super-Saturday” u.a. das Hallen-Debüt von Robin Douglas bewundern, die Tour-Debüts der “Berner-Brothers” bestaunen, und schließlich machte sich an diesem Samstag noch ein Phänomen namens “Leichtsinn” breit, dem die Herren Alexander Szele und Armin Zadic zum Opfer fielen. Mehr zum zweiten Spieltag beim November-Without-Top-Ten im nachfolgenden Bericht von C.L

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Robin Douglas feiert Hallen-Premiere mit einem erfolgreichen Doppelschlag

Im Rahmen der Abendsession des zweiten Spieltages feierte Robin Douglas seine “Indoor-Premiere” auf der Hobby-Tennis-Tour. Und der 28jährige Deutsche tat dies mit einem Doppelschlag gegen Günter Zack & Michael Berger, und mit einer seiner Meinung nach “grundsoliden Leistung”. “Es war nichts spektakuläres, ich hatte aber auch kaum schwachen Phasen”, skizzierte Douglas seinen doppelten Samstag-Abend-Auftritt. Gegen Günter Zack reichte “seine soldie Vorstellung” sogar zu einem 6:2, 6:0, und als der Oktober-Without-Top-Ten-Sieger im Anschluss auch gegen August-Without-Top-Ten-Champion Michael Berger mit einem 6:0 ins erste Achtelfinale des letzten Without-Top-Ten-Saison-Bewerbes startete, schien sich die sprichwörtliche “deutsche Gründlichkeit” klar durchzusetzen. Dem Douglas-Sprint ins Viertelfinale schien nichts mehr im Wege zu stehen, als Michael Berger plötzlich mit einer Energieleistung einmal mehr eindrucksvoll bewies, warum sein Name bei den Vorschauen auf die kommende Saison gleich hinter den Granaten Nagl, Harbarth & Co, und in einem Atemzug mit Kova, Liu, Seemann, Douglas oder Ebner genannt wird. Der deutschen Gründlichkeit seines Gegners, setzte der 39jährige plötzlich “österreichische Maßarbeit” entgegen. Und die war vom aller Feinsten und vor allem Genauesten. Berger brachte fortan den Deutschen Favoriten mit seinem Winkelspiel schwerstens in Bedrängnis, setzte seine Schläge nahe an die Grundlinie des Gegners, holte sich so eine 4:0 Führung, und rang dabei seinem Gegenüber höchsten Respekt ab. “Ich habe heuer nur gegen zwei Spieler einen Satz verloren, wo ich ohne Chance war, und der Gegner alleine mit seinem Spiel die Entscheidung herbeigeführt hat. Das waren Harbarth, Seemann, und seit heute ist auch Berger dabei. Ich war komplett ohne Chance”, lobte ein beeindruckter Douglas. Am Ende setzte sich aber dennoch der Deutsche durch, weil er einerseits den müde gewordenen Konkurrenten mit “Stoppbällen en masse” clever bekämpfte, und Berger einmal mehr Opfer seiner mangelnden Fitness wurde. “Vielleicht sollte ich ein wenig abnehmen, dann könnte ich nächstes Jahr voll durchstarten”, meinte der 3fache Without-Top-Ten-Champ, der seinem Bezwinger aber auch höchstes Lob zu Teil werden ließ. “Robin ist nicht nur ein hervorragender Spieler, er ist auch ein echt fairer Sportsmann. Daher bin ich weder extrem verärgert noch enttäuscht über die Niederlage. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Ich habe gesehen, dass ich auch gegen Spieler wie Douglas mithalten und sogar einen Satz gewinnen kann”, resümierte ein zufriedener Berger. Robin Douglas steht derwel mit seinem 6. Einzelsieg in Serie als erster Viertelfinalist des November-Without-Top-Ten-Turniers fest, und rechnet dort mit einem Duell gegen Christoph Foitik. Zufrieden trotz Zweitrunden-Aus verabschiedete sich auch Günter Zack. “Die Leistung an den letzten zwei Tagen war echt gut. Schade nur, dass ich kein Freilos hatte, und mit dem gestrigen Sieg nicht ins Achtelfinale kam”.

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Franz Graffelner bringt die “Berner-Brothers” auf die Tour

Für die meiste Resonanz des zweiten Spieltages sorgte aber das Tour-Debüt der “Berner-Brothers”. Auf Engagement des ehemaligen Top-Ten-Spielers Franz Graffelner feierten “Roland und Michael” am Samstag Nachmittag ihre vielbeachtete Premiere auf der Tour. Und der erste Auftritt des Duos aus Niederösterreich lief vielversprechend an. Vorallem jener von Roland, dem jüngeren der Berner-Brüder, der sich mit einer ausgeglichenen Bilanz auf der Tour einführte. Einem problemlosen 6:1, 6:4 Debüt-Erfolg über Indiens Jaswinder Saroy, folgte in der zweiten Hauptrunde ein 2:6, 1:6 gegen Christoph Foitik. Beide Spiele des 20jährigen sollte man nicht überbewerten, doch der erste Kontakt mit der Tour-Szene läßt für die Zukunft einiges erwarten. Sowohl gegen Saroy als auch gegen Foitik fiel Roland mit einer sensationellen Beinarbeit und einer gewaltigen Grundschnelligkeit auf. Sein Aufschlag, wann immer er funktionierte, schlug mit einer extremen Wucht und Präzision im Feld der beeindruckten Gegner ein, und das sein Spiel als Linkshänder eine extra Portion Gefährlichkeit in sich birgt, versteht sich von selbst. So erdrückte er im ersten Satz seines Startspieles einen überforderten und weit unter seinem Niveau spielenden Saroy, ehe er sich im zweiten Heat eine künstlerische Pause gönnte. Die hätte der Asiate beinahe zum Satzausgleich genützt, doch Roland wehrte die drohende Gefahr mit seinen zuvor erwähnten Stärken souverän ab. Im Zweitrundenspiel mit Foitik landete der Niederösterreicher mit einigen Einstand-Games zwar Teilerfolge, die 2:6, 1:6 Niederlage war für Roland aber nicht abwendbar. “Das macht gar nichts, einmal gewinnt man, einmal verliert man”, zeigte sich der 20jährige nicht unzufrieden. Ganz anders als Jaswinder Saroy, der mit falschen Ambitionen zu seinem Erstrundenmatch mit Roland Berner antrat. “Ich war der Meinung, dass dieses Turnier als erstes in die Champions-Race-Wertung 2007 kommt. Das schien mir logisch, nachdem am vorigen Wochenende mit dem Masters doch eigentlich der Saisonabschluss war. Als mir der Veranstalter mitteilte, dass wir noch für das Race 2006 punkten, fehlte mit voll die Motivation. Da hätte ich gar nicht mitgespielt”, meinte der Asiate. Enttäuscht ist auch das Schlagwort für den zweiten “Berner-Bruder” Michael. Der 22jährige musste sich in knapp einer Stunde gegen Clemens Schober mit 1:6, 0:6 empfindlichst geschlagen geben. Vom Start weg höchst ungeduldig, setzte Michael seine druckvollen Grundschläge überall hin, nur nicht ins Feld seines Gegners. So musste sich der schon in kurzer Zeit als “Bringer-König” einen Namen machender Schober nur auf die unzähligen sogenannten “unforced errors” warten, um nach exakt 59 Minuten über den Aufstieg ins Achtelfinale jubeln zu können. “Die Leistung war ok, aber natürlich hat Michael extrem viele Fehler gemacht. Aber man hat gesehen, dass er sehr gute Schläge drauf hat, und mit mehr Konstanz sehr gefährlich werden wird”, urteilte Schober, der im Achtelfinale nun auf Nihad Berzengi treffen wird. “Es ist heute ganz einfach gar nichts gegangen. Am Anfang waren viele Bälle sehr knapp out, da hat nicht viel gefehlt. Wenn so der erste Satz recht schnell verloren ist, wird es im zweiten natürlich doppelt schwer. Nervös war ich nicht, heute war eben einfach nicht mein Tag. Aber ich komme auf jeden Fall wieder, denn so kann man sich ja nicht von der Tour verabschieden”, analysierte der ältere Berner-Debütant.

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Zadic und Szele vergeigen scheinbar gewonnene Erstrundenspiele

Klar geführt, den Gegner unterschätzt, sich selbst vielleicht ein wenig überschätzt, und die eigene Leistung auf Sparflamme gedreht, um am Ende eine sicher gewonnen gegluabtes Match zu verlieren, unter diesem Motto standen die beiden Erstrunden-Auftritte der Herren Szele und Zadic. 6:1 führte Armin Zadic im Erstrundenschlagerspiel des Tages am Centercourt gegen Raimund Aigner, als der Olympia-Zweite beim Seitenwechsel seinen auf der Bank sitzenden Coach Thomas Pauer von der Leichtigkeit der Aufgabe unterrichtete. Eine Szene, die der Trainer mit Kopfschütteln zur Kenntnis nahm, weil er einerseits seinen Gegner von früheren Spielen auf der Tennisanlage Faradaygasse kannte, und dessen Können auch im ersten Satz zu Gesicht bekam. Der Zadic-Leichtsinn wurde prompt mit dem Satzausgleich bestraft, ehe sich die beiden Tourstars im dritten Satz einen sehenswerten Schlagabtausch mit einem spannenden Tie-Break als Höhepunkt lieferten. Davor verwandelte Zadic einen 2:4 Rückstand in einen 5:4 Vorsprung, vergab andererseits bei 6:5 drei Matchbälle, einen davon sogar leichtfertig wie sein Trainer im Anschluss bemerkte. Am Ende blieb der November-GP-Semifinalist Aigner gegen den Olympia-Silbermedaillengewinner Zadic mit 7:5 im Tie-Break erfolgreich, womit für Armin wie im letzten Jahr in Runde 1 Endstation war. “Es war ein Sch….spiel” widersprach Zadic seinem Coach, der eigentlich seinem Schützling ein gutes Match attestierte. “Ich bin extrem müde, habe gestern 8 Stunden Fußball gespielt. Nach dem ersten Satz hätte ich nicht mehr gedacht, dass ich in diesem Spiel zurückkommen kann”, zeigte sich Aigner nach seiner geglückten Aufholjagd erleichtert. Ähnlich wie Zadic erging es Stunden später in einer Partie zur Abend-Session auch Alexander Szele. Zwar führte der nur 4:0 gegen einen bis dahin zugegeben recht fehlerhaft agierenden Jürgen Thomann, doch der Endeffekt blieb der selbe wie im zuvor geschilderten Match. Szele wurde nachlässig, während Thomann angefeuert und unterstützt von seinem Doppelpartner Hannes Gellner sich in eine intensiv geführte Erstrundenpartie stürzte. Mit Leidenschaft und Einsatzbereitschaft stemmte sich Thomann der an diesem Tag großartig funktionierenden Szele-Vorhand, dem alles dominierenden Schlag in der Anfangsphase dieses Spieles entgegen. “Ich habe bei 0:4 meine Taktik geändert, überlegt was ich tun kann und beschlossen, Szele fortan laufen zu lassen. Das Konzept ist voll aufgegangen”, freute sich Thomann, während der Besiegte andere Ursachen für die Niederlage nach klarer Führung fand. “Thomann hat mir plötzlich konstant auf die Rückhand gespielt. Das ist meine schwache Seite, und das hat er perfekt ausgenützt. Natürlich hat er mich viel laufen lassen, aber das hat mir nichts gemacht. Ich hätte noch zwei Stunden spielen können. Ärgerlich ist nur, dass ich eine 4:0 Führung leichtfertig aus der Hand gegeben habe. Die Vorhand hat heute perfekt geklappt, und mein Ziel – das habe ich schon vor dem Turnier gesagt – bleibt das November-Second-Series am kommenden Wochenende”, meinte Szele.

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Macheev und Gellner nach mühevollen Dreisatzsiegen im Achtelfinale

Jeweils in drei Sätzen haben sich auch Hannes Gellner und Robert Macheev für das Achtelfinale qualifiziert. Macheev, dieses Wochenende als einziger der zuletzt so stark und massiv aufgetreten Russen-Connection im Einsatz, prolongierte mit einem 7:5, 1:6, 6:0 Erfolg über Peter Golzar seine Topbilanz, wonach er bei allen seinen bisherigen vier Hallenstarts immer die erste Runde überstand. Heute schaffte er dies mit einem sicheren, stilistisch sauberen aber wenig druckvollen Spiel gegen Golzar, der nach exakt zwei Stunden Spielzeit mit einem breiten Lächeln und dem Abziehbesen in der Hand gute Miene zum bösen Spiel machte. Natürlich war er nicht zufrieden mit einer selbst praktizierten Spielweise, die man bei ihm zuletzt gar nicht mehr gesehen hatte. “Ich bin enttäuscht, ich bin mit dem drucklosen Spiel von Robert überhaupt nicht zu Rande gekommen. Aber da muss ich mich an der Nase nehmen, man muss auch solche Spielweisen lernen und solche Matches gewinnen”, ärgerte sich Golzar. “Peter hat phasenweise sehr stark gespielt, aber ich bin froh meinen Rekord verteidigt zu haben. Hoffentlich habe ich jetzt erstmals im Achtelfinale auch eine Chance”, strahlte hingegen Macheev. Einen Arbeitssieg in drei Sätzen, noch dazu mit einer leichten Verkühlung und Halsschmerzen vollbrachte am Samstag Abend auch Hannes Gellner. Der am Vortag 37 Jahre alt gewordene Routinier, verpatzte damit seinem erstmals seit Februar 2004 wieder auf der Tour aufschlagenden Gegenüber dessen Tour-Rückkehr. Die Rede ist von Andreas Stockerer I, der sein Comeback mit einem starken ersten Satz verheißungsvoll anlaufen ließ, am Ende aber Opfer seiner mangelnden Spielpraxis wurde. “Ich muss schleunigst an meiner Vorhand arbeiten. Das war eine ganz schlechte Leistung von mir, aber so viel konnte man nach meiner langen Abwesenheit auch nicht erwarten”, zog “Stocki” eine realistische Bilanz seiner Tour-Rückkehr.

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Kramer startet souverän in sein 75. Karriere-Turnier

Imposant fiel der Erstrundenauftritt von November-Without-Top-Ten-Rekord-Teilnehmer Christoph Kramer aus. Sein 7. Auftritt insgesamt, und sein erster bei der 2006er-Ausgabe gegen Suschitzky-Bezwinger Markus Posteiner zeigte, dass mit dem 23jährigen Aufschlagriesen an diesem Wochenende in Sachen Turniersieg zu rechnen sein wird. Kramer diktierte das Geschehen im Eröffnungsspiel des Tages am Centercourt nach Belieben und vor allem mit seinem wuchtigen Service. Mit 6:1, 6:0 entledigte sich der 7fache November-Without-Top-Ten-Teilnehmer souveränst einem abermals couragiert kämpfenden Jung-Posteiner, um nun Im Achtelfinale am Sonntag gegen Mario Eberhard im 75. Karriere-Turnier das 150. Single-Match seiner Laufbahn zu bestreiten und zu feiern.

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Holzer mit der Beinahe-Sensation in Runde 2

Einen starken Eindruck beim zweiten Hallenstart seiner Karriere hinterließ am Samstag Nachmittag auch Michael Holzer. Der Juni-Second-Series-Finalist überzeugte nicht nur beim Kantersieg in Runde 1 gegen Herbert Stegmüller, sondern er forderte im darauffolgenden Match gegen Michael Berger einen der erklärten Turnierfavoriten voll. 7:5, 2:0 führte Holzer im “Michi-Derby” gegen einen hektischen und gegen die Uhr spielenden Berger. Der präsentierte sich nach einer gelungenen Anfangsphase samt deutlicher Führung von seiner “schlechtesten Seite”, und musste zur Überraschung aller Anwesenden den ersten Satz mit 5:7 abgeben. Die Sensation schien bei einer 2:0 Führung Holzers im zweiten Durchgang ihren Lauf zu nehmen, ehe Berger mit einem fulminaten Finish und 12 in Serie gewonnenen Games die Blamage abwenden und sich für den achtelfinalen Showdown mit Robin Douglas qualifizieren konnte. “Es ist nach der 2:0 Führung auf einmal alles wie weg gewesen. Ich habe keine Ahnung warum , aber bis dahin war ich sehr gut drauf. Jetzt kommt nächste Woche der Angriff auf das Second-Series, wo er auch Herbert Stegmüller wieder treffen wird, der sich mit dem Sager des Tages von seinem 66. Karriere-Turnier und mit der vierten Erstrundenniederlage in Folge verabschiedete. “Ich bin nächste Woche wieder dabei. Die Tour ist genau das, was ich jeden Samstag Vormittag brauche. Nein im Ernst, das Spiel mit Holzer war super. Das ist ein Tennisspieler. Links und rechts, statt vor und zurück. Es hat Spass gemacht. Leider hatte ich Probleme mit meinen Augentropfen, aber es ging insgesamt besser als erwartet”, erklärte Stegmüller nach seinem bereits vierten November-Without-Top-Ten-Antreten.

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Claus Lippert, 26. November 2006