Noah Deron prolongiert französische Vorherrschaft in der Stadthalle

Jungstar Noah Deron aus der Talenteschmiede des CTP Pötzleinsdorf hat im Endspiel des HTT-Erste Bank Open Challenger-Turniers 2015 in der Wiener Stadthalle für den zweiten französischen Teenager-Erfolg in Serie gesorgt. Der 15jährige zwang im Junior-Finale am B-Court der Wiener Stadthalle den noch zwei Jahre jüngeren Bernhard Hauer in 1:11 Stunden Spielzeit mit 4:6, 6:0, 6:1 in die Knie, und prolongierte nach dem Vorjahres-Triumph von Nils Klermund die kurios und gleichzeitig beeindruckend wirkende Vorherrschaft der “Grande Nation” beim HTT-Erste Bank Open Challenger. Während Frankreichs charismatische und extrovertierte Nummer 2 zum strahlenden Helden avancierte und seinen bislang größten Karriere-Erfolg ausgiebig zelebrierte, ging für Bernhard Hauer ausgerechnet im wichtigsten Match seines noch so jungen Tennislebens eine grandiose und 10 Einzelerfolge umfassende Siegesserie zu Ende. Die Story zum HTT-Erste Bank Open-Challenger-Finale mit einem ganz besonderen Highlight von C.L

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Tränen ohne Ende – Bernhard Hauer trauert Sieg beim Erste-Bank-Open-Challenger nach

Es waren ganz bittere Tränen, die unmittelbar nach Spielende über die Wangen des Bernhard Hauer flossen. Tränen, für die sich der 13jährige am B-Court der Wiener Stadthalle nicht zu schämen brauchte, und Tränen auch, die dokumentierten, wie wichtig dieser so ATP-nahe Auftritt für die Jungs tatsächlich war. “Seit zwei Wochen gibt es zu Hause kein anderes Gesprächsthema mehr”, wusste Mama Hauer im Vorfeld dieses HTT-Erste Bank Open Challenger-Finales zu erzählen. Man kann sich daher nur schwerlich vorstellen, was sich im Kopf des Bernhard Hauer nach der Niederlage in jenem Match abgespielt haben mag, das er nur zu gerne gewonnen hätte. Ein Bubentraum ist wohl am Samstag den 24. Oktober 2015 um exakt 13:19 Uhr geplatzt, als Hauer mit einem ins Netz gejagten Return ein letztlich 146 Ballwechsel umfassendes Match verloren hatte. Unter seinem Handtuch vergraben trauerte der September-Challenger-Champion der riesigen Chance nach, sich mit seinem 11. Sieg in Serie zum Stadthallen-Sieger zu küren.

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Bernhard Hauer zeigt mit gewonnenem ersten Satz wozu er fähig ist, und wie die Nummer 8 der Welt David Ferrer einem HTT-Challenger-Finale eine extraordinäre Note verlieh

Und diese Chancen waren durchaus gegeben, wie Hauer im ersten Satz eindrucksvoll zeigte. Der 13jährige vom Heeres TC hatte viel schneller die Anfangsnervosität abgelegt als sein französischer Widerpart, der ungestüm agierte, und in der Startphase gleich zweimal bei eigenem Aufschlag schwächelte. Eines dieser beiden Breaks holte sich Deron beim Stand von 2:5 zurück, ehe der junge Franzose mit eigenem Aufschlag einen weiteren Satzball seines Gegenübers abwehren und auf 4:5 verkürzen konnte. Was in den folgenden Minuten am B-Court der Wiener Stadthalle folgte, werden Hauer und Deron wohl ihr ganzes Tennisleben lang nicht mehr vergessen. Der führende 13jährige war in den Minuten nach der 5:4 Führung nicht etwa damit beschäftigt, den ersten Satz auszuservieren, nein er schloss Bekanntschaft mit der Nummer 8 der Tenniswelt und der Nummer 1 der Erste Bank Open David Ferrer. Der spanische ATP-Star bereitete sich für seinen semifinalen Auftritt gegen den französischen Publikumsliebling Gael Monfils vor, und stand plötzlich – wie von der Turnierleitung im Vorfeld angekündigt – mit seinem Coach auf dem Platz. Es war ein ganz sympathischer Auftritt des spanischen Dauerläufers, der bei den anwesenden Zuschauern einen wohlwollenden und bleibenden Eindruck hinterließ, und dem Challenger-Finale einen extraordinären Flair bescherte. Der große ATP-Star schüttelte den beiden HTT-Jungstars die Hand, gratulierte ihnen zur Leistung im ersten Satz, und ehe er sich für seine rund 25minütige Trainings-Session bereit machte, war auch schon das totale Foto-Shooting in Gange.

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Warum brach Hauers Spiel nach gewonnenem erst Satz komplett auseinander?

Das eben Erlebte verarbeitet, dazu der extrem knappe Spielstand von 5:4, bewies Hauer zu Beginn der Fortsetzung seine mentale Stärke. Der Junior brachte sein Aufschlagspiel mit einer Leichtigkeit zur 1:0 Satzführung durch, und schien unaufhaltsam in Richtung Karriere-Titel Nr. 2 zu marschieren. Umso erstaunlicher und auch fragwürdiger ist es daher, warum Hauers Spiel mit dem eigentlich vorhanden sein müssenden Rückenwind nach dem Gewinn des ersten Satzes derart nachhaltig auseinanderbrechen konnte. In nur 18 – aus Sicht Hauers – extrem trostlosen Minuten, hatte Noah Deron mit 6:0 den Satzausgleich fixiert, und dabei auch ein statistisches Debakel bei seinem Gegner erzeugt. Ganze 9 Punkte konnte Hauer im gesamten zweiten Satz verbuchen, und auch über die diversen Aufschlag-Quoten breitet man am besten den Mantel des Schweigens.

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Auch Durchgang 3 verläuft wie auf einer schiefen Ebene in Richtung Noah Deron

Kaum besser verlief aus Sicht Hauers dann der alles entscheidende dritte Durchgang am B-Court der Wiener Stadthalle. Deron hatte längst jenes Selbstvertrauen aufgebaut, mit dem er sein explosives Power-Tennis aufzuziehen im Stande ist. Wie auf einer schiefen Ebene lief die Partie nun in Richtung Deron, der dem total verunsicherten und völlig von der Rolle agierenden Hauer eine Lehrstunde in Sachen Tennis erteilte. Wie in Trance schüttelte Frankreichs neuer Jungstar nun die Punktschläge aus dem Ärmel, während Hauer wie gelähmt über den Court trottete. Kurz keimte noch einmal Hoffnung im Hauer-Clan auf, als der Junior nach acht in Serie verlorenen Games endlich wieder ein Spiel holte, und per Break auf 1:2 verkürzte. Damit war die Partie wieder “on serve”, Hauer aber letztlich nicht “ready” für die große Aufholjagd und ein erfolgreiches Finish. Einen Spielball zum 2:2 ausgelassen, das Break zum 1:3 schließlich mit einem Doppelfehler selbst verschuldet, ebnete Hauer seinem Gegner den Weg zum Titelgewinn. Und Deron ließ sich nicht lange bitten, fackelte auch nicht mehr lange herum, und fixierte in nur 14 weiteren Minuten den größten Erfolg seiner Karriere.

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Deron ein verdienter Stadthallen-Challenger-Sieger, der in fünf seiner sechs Matches über die volle Distanz von 3 Sätzen musste

34 Winner hatte Noah Deron am Ende im Feld seines Gegners platziert, seine unforced errors im Vergleich zu Hauer in halbwegs erträglichen Grenzen gehalten, und so am Ende nicht unverdient den Titel beim HTT-Erste Bank Open Challenger gewonnen. Verdient war der Sieg auch deshalb, weil sich der 15jährige Franzose im Verlauf des Turniers nicht nur als spielstark, sondern auch als kampfkräftig und mental hervorragend agierender Jugendlicher präsentierte. In nicht weniger als fünf seiner sechs Auftritte im Rahmen der mit 88 Spielern besetzten 2. Auflage des HTT-Erste Bank Open Challengers musste Deron über die volle Distanz von drei Sätzen gehen, wobei er mehrmals am Rande des Ausscheidens stand. In Runde 1 gegen Oliver Fischer vom TC Donaufeld rettete sich Deron via Tie-Break des dritten Satzes in die nächste Runde, wo Serbiens Jungstar David Antic beinahe zum Stolperstein geworden wäre. Im Achtelfinale hatte Michael Kunz nach gewonnenem ersten Satz gegen Deron alle Trümpfe zum Sieg in der Hand, und auch im Viertelfinale mühte sich Frankreichs Jungstar gegen einen aufopfernd kämpfenden Thomas Löffelmann in drei Sätzen weiter. Einmal ging es locker in “zwei”, doch selbst der halbfinale Fight mit Bringerkönig Vahe Malkyan war kein Selbstläufer und im Tie-Break des zweiten Satzes nahe dran an einer Verlängerung.

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Noah Deron mit dem Feeling eines ATP-Superstars

Mit gewonnenem Finale war der “Erlebnistag Erste Bank Open” für Deron aber noch nicht beendet. Siegerehrung am B-Court, erste Interviews und ein Warte-Marathon für die Präsentation am großen Centercourt folgten. Und es wurde ein langer Samstag-Nachmittag, an dem Deron einen kleinen Einblick bekam, wie es sich als ATP-Superstar anfühlen könnte. Denn mit der riesigen Trophäe in der Hand, war Noah fortan der ganz große Star in der Wiener Stadthalle. Beim Gang durch das proppevolle Foyer der Stadthalle waren alle Augen auf ihn und seinen Mega-Pokal gerichtet. Kleine Kinder baten um Autogramme, und Moderator Lukas Schweighofer auch noch zum Gespräch in der großen Stadthalle am Centercourt vor 7000 Zuschauern lud, hatte Noahs Tennistag den abschließenden Höhepunkt erreicht. Gleich danach ging es zum Flughafen und ab in den wohlverdienten Türkei-Urlaub, den der stolze Papa extra für den Sohnemann um einen Tag verschob.

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“Das ist der wichtigste Erfolg meiner Karriere”

“Natürlich freue ich mich, weil es schon etwas ganz besonderes ist, hier in der Stadthalle zu spielen. Nicht jeder hat nämlich die Chance, hier einmal aufzuschlagen. Die Freude ist natürlich auch deshalb so groß, weil ich dieses Finale noch gewinnen konnte obwohl der erste Satz verloren ging. Da war ich sehr verzweifelt mit meinem Spiel. Insgesamt war es aber ein Match mit sehr vielen Emotionen, ganz einfach weil es hier ein besonderer Ort ist”, strahlte der Klermund-Nachfolger. Angesprochen auf die Nervosität, antwortete Deron: “Also die Nervosität begann bei mir ca. 20 Minuten vor Spielbeginn. Da habe ich Musik gehört, und so bin ich wieder lockerer geworden. Als ich dann den Platz betrat und die Linienrichter und Ballkinder sah, war ich wieder brutal nervös. Auch den ganzen ersten Satz lang habe ich mich irgendwie komisch gefühlt”. Am Ende aber reichte es zum Sieg, und darüber freute sich der französische Jungstar extrem. “Das ist ganz sicher mein bislang größter Erfolg. Ich habe noch nie so ein großes Turnier mit einem so starken Teilnehmerfeld gewonnen. Ich hätte im Vorfeld nie gedacht, dass ich dieses Turnier gewinnen könnte. Es ist ganz klar der wichtigste Titel meiner bisherigen Tenniskarriere”, so Deron, der dann auch noch das Phänomen der französischen Erfolgswelle beim HTT-Erste Bank Open Challenger mit einem Lächeln zu erklären versuchte. “Das ist sicher kein Zufall, das ist der französische Flair den man als Franzose beim Tennis beigebracht bekommt. Nein Spaß, das ist einfach Zufall, es hätte ganz leicht sein können, dass der Nils im letzten Jahr oder ich heuer ein Match verlieren. Von daher war einfach extrem viel Zufall dabei, dass zwei Franzosen hintereinander dieses Turnier gewonnen haben. Aber das ist natürlich was Schönes für Frankreich”, lachte ein schelmisch grinsender Champion.

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Trauriger Bernhard Hauer im Interview

Derweil waren die Tränen im Gesicht des so großartig spielenden und immer sympatisch wirkenden Bernhard Hauer noch nicht ganz abgetrocknet, als er sich trotz der schweren Stunde zum Interview bei hobbytennistour.at stellte. “Diese Niederlage ist sehr sehr bitter für mich, vorallem weil ich den ersten Satz noch gewonnen habe. Ich habe eigentlich zu Beginn recht gut gespielt, fast mein bestes Tennis und ich habe alles gegeben. Leider sind mir dann ein paar Fehler unterlaufen, und einige Kleingkeiten haben nicht gepasst wie beispielsweise meine Beinarbeit. Der Gegner war aber auch sehr stark, und man muss ihm zu seinem Sieg gratuieren”, zeigte Hauer auch in der vielleicht bittersten Stunde seiner HTT-Karriere echte Größe.

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