Niederösterreicher unter sich

Thomas Kölbl nach Halbfinalsieg im ersten Endspiel seiner Tour-Karriere

Thomas Kölbl steht erstmals in seiner Karriere im Endspiel eines Hobby-Tennis-Turniers. Der 34jährige sicherte sich am Mittwoch Abend im Duell mit seinem niederösterreichischen Landsmann Andreas Hradtezky den zweiten Finalplatz beim Jänner-Without-Top-Ten-Turnier. Im Endspiel wird er nach dem 6:3, 6:3 Halbfinalsieg mit Hans Ebner auf einen weiteren Niederösterreicher treffen.

Andreas Hradtezky scheitert zum 3x im Halbfinale beim Jänner-Without-Top-Ten-Turnier und zum 3x in einem Duell mit Kölbl

Die “3” war am Mittwoch Abend nicht die Glückszahl von Andreas Hradtezky. Der 28jährige Traiskirchner, zuletzt bis auf Rang 69 der Entry-List abgerutscht, hat auch im dritten Anlauf das Halbfinale beim Jänner-Without-Top-Ten-Turnier nicht überstanden. Für den Rekordteilnehmer dieser Veranstaltung kam wie schon in den Jahren 2003 und 2004 das Aus in der Vorschluss-Runde, diesmal gegen seinen Angstgegner Thomas Kölbl. Zum 3x standen sich die beiden Niederösterreicher auf der Tour gegenüber, und zum 3x endete die sportliche Auseinandersetzung mit einer Niederlage für Hradtezky. Zum 3x musste er den Court auch ohne Satzverlust verlassen, ein Faktum, das Andreas schon am Sonntag nach dem Viertelfinale vorausgesehen hatte. “Kölbl liegt mir überhaupt nicht, da hatte ich noch nie den Funken einer Chance”.

Kölbl gewinnt Startsatz ohne Höhepunkte, wobei ihm ein Break genügt

“Gesagt – getan” – der Kramer-Bezwinger präsentierte sich in seinem 6. Karriere-Semifinale beim Versuch erstmals in ein Finale einzuziehen, derart schwach, dass er tatsächlich ohne Chance war. Ein insgesamt extrem mäßiges Finale begann mit einem an Höhepunkten armen ersten Satz und mit einem für Hradtezky vorentscheidenden ersten Game. Kölbl servierte, stand bei 15:40 gleich zum Auftakt unter Zugzwang, meisterte die einzige brenzlige Situation bei eigenem Aufschlag im gesamten Match aber letztlich doch. “Das war der Knackpunkt in meinem Spiel. Die beiden Breakchancen nicht genutzt, und ab diesem Zeitpunkt war ich total verunsichert. Dann ging nichts mehr”, erläuterte der Verlierer die aus seiner Sicht spielentscheidende Situation. Trotz erschreckend schwacher Darbietung hielt sich Hradtezky zumindest mit dem Aufschlag lange Zeit im Rennen um den Finalaufstieg, und das obwohl auch sein bester Schlag nicht die gewohnte Härte, Präzision und Konstanz hatte. So kam es dann auch, dass ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit bei eigenem Aufschlag zum einzigen Break des ersten Satzes führte. Für Kölbl genug, um das Game zum 4:2 zu machen, und den Satz nach 27 Minuten mit 6:3 für sich zu entscheiden.

Kölbl holt ohne Aufschlagverlust auch den zweiten Satz

Der zweite Durchgang hatte zwar 8 Minuten mehr Tennis und diesmal zwei Breaks (zum 2:1 bzw. 6:3) zu bieten, das ohnehin schon enttäuschende Niveau sank aber weiter. Hradtezky gelang rein gar nichts mehr, wirkte in seinen Grundschlägen verunsichert und mit Fortdauer des Spieles auch zusehends grantiger. Kaum ein Return fand ins Feld des Gegners, und die wenigen technisch sauber geschlagenen Bälle blieben am Netzband hängen. Auf der anderen Seite hatte auch Kölbl in seinem Spiel eine “breite Streuung” was die Einschlagziele seiner Bälle betraf. Doch den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Finalaufstieg und Halbfinal-Aus machte an diesem Abend der Aufschlag aus. Kölbl servierte in den “halbfinalen 60 Minuten” konstant und ohne Aufschlagverlust, was ihm schließlich trotz “matter Leistung” den Sieg brachte. Den zweiten Matchball “verwandelte” Hradtezky mit einem seiner unzähligen leichten Vorhandfehler für ihn, ehe er sich über seinen ersten Karriere-Finaleinzug so richtig freuen konnte.

“Tom” nur mit Aufschlag zufrieden

“Ich bin happy erstmals in einem Finale zu sein. Es war kein gutes Match, auch von meiner Seite nicht. Aber zumindest mein Aufschlag hat heute nach Wunsch funktioniert. Ich habe Probleme im Spielaufbau, wenn von der anderen Seite des Platzes langsame Bälle daher kommen. Mir war gar nicht bewußt, dass ich schon zweimal gegen Andreas gewonnen habe. Hätte ich das vor dem Spiel gewußt, dann wäre ich lockerer in die Partie gegangen. Jetzt stehe ich im Endspiel und dort werde ich einfach drauf los spielen”, meinte Thomas.

“Katastrophe, Frechheit” Hradtezky über Halbfinalleistung sauer, für die Zukunft aber optimistisch

“Eine Katastrophe” schimpfte er während des Spieles, und als “eine Frechheit” bezeichnete der Verlierer seine Performance im Halbfinale nach dem Match. “Ich hatte regelrecht Angst beim Schlagen, ich bin schlecht zum Ball gestanden, die Griffhaltung war falsch, es ging heute einfach alles daneben. Das erste Game mit den beiden vergebenen Breakchancen war die Entscheidung. Dann habe ich wieder begonnen, zuviel nachzudenken. Gegen Kramer im Halbfinale lief alles noch so gut. Da war ich krank, habe nicht lange überlegt und eine gute Partie gespielt. Heute gegen Kölbl war wieder alles anders. Ich habe gespürt, wie mein Schlagarm richtig gehend steif wurde, und danach habe ich mich nicht mehr getraut, voll durchzuziehen. Mit war aber schon vor dem Match klar, dass es gegen Kölbl sehr sehr schwer wird. Sein Spiel liegt mir überhaupt nicht, wie auch die Statistik beweist. Ich bin aber trotzdem zuversichtlich, dass es jetzt weiter aufwärts geht. Das Halbfinale hier war ein erster Schritt. Ich bin überzeugt, dass mir heuer noch der Knopf aufgehen wird. Ich weiß, dass mehr in mir steckt, und ich denke es schon sehr bald beweisen zu können”, erklärte Hradtezky.

Claus Lippert, 05.Februar 2006