Topfavorit Damian Roman verfehlt zweites Kitzbühel-Finale nach 2013

Im Endspiel der 4. Babolat-Kitzbühel-Trophy 2015 kommt es am Samstag (11 Uhr live auf www.hobbytennistour.at) zum Duell zwischen Vorjahresfinalist Martin Zehetner und HTT-Australian-Open-Champion Bernhard Scheidl. Zehetner blieb auch bei seinem vierten Auftritt im Rahmen des HTT-500-Turniers ohne Satzverlust, und beendete im Semifinale mit einem 6:4, 6:2 Erfolg über den Ellmauer Reinhard Told die Tiroler Hoffnungen auf den ersten Heimsieg überhaupt. Überraschend kommt derweil der Finaleinzug von Jänner-Grand-Slam-Sieger Berhard Scheidl, der nach total verkorkstem ersten Satz den höher eingeschätzten rumänischen Kitz-Champ von 2013 Damian Roman noch in die Schranken weisen konnte, und mit 1:6, 6:4, 6:1 den zweiten Finaleinzug seiner HTT-Karriere fixierte. Im Finale des gleichzeitig stattfindenden Kitz-Challengers duellieren sich Tour-Debütant Markus Kraml und der Wiener Felix Sagasser. Das Teenie-Endspiel am Grand Stand in Kitzbühel gibt es ab 9 Uhr live auf www.hobbytennistour.at. Ein Bericht von C.L

img_3860

Der Kitzbühel-Freitag als der traditionell emotionalste Tennis-Tag einer HTT-Saison

Der Freitag in Kitzbühel ist traditionell der wohl emotionalste Tag der Tenniswoche im Tiroler Unterland. An einem einzigen Tag werden Träume für siegreiche Hobbyspieler zur glamourösen Realität, auf der anderen Seite müssen sich die Verlierer mit den wohl bittersten Momenten ihrer Karriere auseinandersetzen. Warum das so ist? Nun, “Küchenmeister & Grand-Stand” heißen die Zauberworte, bzw gelten als die Zauberorte, an denen gewöhnliche Hobbyspieler niemals in ihrem Leben aufschlagen können, und die einmal im Jahr zur ganz großen Bühne für normalsterbliche Racket-Künstler avancieren. Auch gestern war wieder so ein spezieller Freitag, mit der gesamten Palette an “Jubel und Traurigkeit”, die so ein Tag der großen Entscheidungen in Kitzbühel mit sich bringt. Vielleicht war der Turnier-Freitag 2015 der härteste in der Geschichte dieses Events, zumal bei rekordverdächtigen 38 Grad und einer wilden Players-Night so mancher HTT-Star in die Knie gehen musste.

img_3595

HTT-Stars aus Oberösterreich verabschieden sich im Viertelfinale des HTT-500-Turniers in Kitzbühel ohne Satzgewinn

Die großen Verlierer des Viertelfinal-Tages bei der Babolat-Kitzbühel-Trophy waren ganz ohne Zweifel die HTT-Stars aus Oberösterreich, die bis hierher “mannschaftlich” den stärksten Eindruck hinterlassen hatten. Mit 7 Spielern standen die Mannen ob der Enns in den beiden Viertelfinali, den Sprung nach Kitzbühel auf die beiden Show-Courts schafften dann aber gerade einmal die Herren Christoph Fragner und Markus Kraml. Mit nur 18 gewonnenen Games und ohne Satzgewinn in den vier Viertelfinal-Begegnungen des HTT-500-Turniers, artete der Auftritt von Schmidhofer & Co sogar zum handfesten Debakel aus. Der in den Vorrunden recht überzeugend agierende Björn Eichinger ging gegen den topgesetzten rumänischen HTT-US-Open-Champion Damian Roman mit 2:6, 2:6 k.o, der frischgebackene +35 Staatsmeister Alexander Voura wurde von HTT-Australian-Open-Sieger Bernhard Scheidl regelrecht aus dem Bewerb “serviert”, Harald Fischer kam im Duell mit Martin Zehetner mit nur drei gewonnenen Games nicht über die Statistenrolle hinaus, und auch der comebackende Kitz-Finalist von 2012 Christian Schmidhofer war gegen Schneider-Bezwinger Reinhard Told ohne wirkliche Chance.

img_3644

Damian Roman verliert Kitzbühel-Semifinale gegen Bernhard Scheidl trotz fulminant gespieltem ersten Satz

Damit standen drei der vier nach Tirol angereisten Top-Ten-Stars der Hobby-Tennis-Tour im Semifinale, das am späten Freitag-Nachmittag bei abermals hochsommerlichen Bedingungen über die Bühne ging. Zunächst endete am Court “Küchenmeister” etwas überraschend der Erfolgsrun des an Nummer 1 gesetzten Damian Roman. Der 33jährige aus Negresti Oas war scheinbar gerade rechtzeitig vor Kitzbühel in Bestform, und mit insgesamt 7 Siegen ohne Satzverlust in die Gamsstadt gekommen. Das Wiedersehen mit der ATP-Anlage endete allerdings ohne Happy End, obwohl der 2fache HTT-US-Open-Champion einen höchst imposanten Auftakt in das semifinale Duell mit einem zu Beginn völlig überforderten Bernhard Scheidl hinlegte. Die rote Asche am “Küchenmeister” brannte, als der Ranglisten-Zweite eine 5:0 Führung aus dem Handgelenk zauberte, und im Eilzugstempo Richtung zweites Kitzbühel-Finale nach 2013 steuerte. Scheidl hatte in diesen Momenten nur den unangenehmen Gedanken einer totalen Pleite im Kopf. Kein Wunder, wer will schon eine Null kassieren, und das obendrein vor zahlreichem Publikum am Küchenmeister-Court. “In dieser Phase war ich völlig ohne Chance und ziemlich verzweifelt. Ich habe nur gehofft, in diesem Match zumindest ein Game zu gewinnen”, lächelte der Serve & Volley-König aus Neusiedl nach seinem Erfolg.

img_3639

img_3641

Bernhard Scheidl mit sensationeller Aufholjagd auf dem Weg in sein zweites HTT-Karriere-Finale

Dieses erste Game gelang Scheidl zum 1:5, und war im ersten Satz nicht mehr als Ergebnis-Kosmetik. Im zweiten Satz hielt Scheidl dann aber besser mit, und nützte im Vergleich zu seinem Gegenüber die “big points” besser und effizienter. Roman wiederum ging mit seinen Groß-Chancen geradezu fahrlässig um, und so holte sich Scheidl den zweiten Satz mit 6:4. Was dann folgte, fällt wieder einmal in die Kategorie “wie verrückt ist dieser Tennissport eigentlich wirklich”. Im ersten Satz komplett abgemeldet, im zweiten Durchgang vielleicht der glücklichere Spieler, hatte Scheidl im alles entscheidenden dritten Heat schließlich jenen “Flow” den es bedarf, um großé Matches zu gewinnen. Damian Roman hingegen hatte den Zugriff auf ein scheinbar gewonnenes Spiel komplett verloren, und gegen einen permanent “Serve & Volley” spielenden Gegner wie Scheidl ist es dann doppelt schwer, irgendwie den nötigen Rhythmus zu bekommen. Ein 1:6 war die logische Konsequenz, und für den von seinen beiden Fans Lukas Göschl und Patrick Cassidy frenetisch angefeuerten Scheidl das völlig unerwartete Final-Ticket für den Kitzbühel-Klassiker am Fuße des Hahnenkamms. “Ich bin total happy über meinen Finaleinzug. Nie und nimmer hätte ich damit gerechnet. Allerdings bin ich körperlich ziemlich erledigt”, klagte der HTT-Australian-Open-Champion am späten Abend in einem HTT-Interview.

img_3677

img_3819

Martin Zehetner stoppt im Kitzbühel-Semifinale die Euphorie um den Helden aus dem Sölllandl

Während Damian Roman also sein zweites Kitzbühel-Finale knapp verpasste, erfüllte sich Martin Zehetner den erneuten Traum, am Grand Stand spielen zu dürfen, und womöglich auch erstmals die Babolat-Kitzbühel-Trophäe mit nach Hause zu nehmen. Der 34jährige vom TC Deutsch Wagram ist bislang in dieser Turnier-Woche am besten mit den erschwerten Bedingungen wie Hitze und Höhenlage zurecht gekommen, und daher nicht unverdient ins Endspiel des bereits 72. Saisonturniers eingezogen. Der Vorjahresfinalist hatte am frühen Abend direkt nach dem Almagro-Auftritt im Doppel das große Vergnügen am Grand-Stand aufspielen zu dürfen, und “datete” dort jenen Mann, der am Vorabend im Tennisclub Going mit einer grandiosen Leistung und vor vollem Haus den semifinalen Einzug der Top 4 verhinderte, und den 2fachen Masterssieger Philipp Schneider aus seinen ganz persönlichen Kitzbühel-Träumen riss. Reinhard Told war dieser Tage der große gefeierte Tennisheld des “Sölllandls”, und die personifizierte Hoffnung der “Alpen-Server” auf den ersten Heimsieg eines Tirolers beim HTT-Turnier in Kitzbühel. Roman Burtscher aus Innsbruck-Igls war 2013 bis ins Endspiel vorgestoßen, dort aber an einem entfesselten Damian Roman gescheitert, und auch für Told war am Freitag Abend am Grand Stand letztlich Endstation. Der 41jährige aus Ellmau unterlag Zehetner mit 4:6, 2:6, und musste womöglich auch den gewaltigen Anstrengungen der letzten 24 Stunden Tribut zollen. Nach engem ersten Satz, den Told knapp mit 4:6 verlor, fehlte es dem Tiroler im zweiten Heat ganz offensichtlich an der nötigen Substanz, um dem Semifinal-Gipfel noch eine entscheidende Wende geben zu können. Zehetner erreichte am Ende sein 6. Karriere-Endspiel, und zeigte sich vor dem finalen Showdown in der Gamsstadt erfreut über den Ausgang des anderen Semifinales. “Ich bin nicht unfroh über den Sieg von Bernhard Scheidl, gegen den ich ganz sicher lieber spiele als gegen Damian Roman. Mir ist aber auch bewusst, dass ich dieses Match noch lange nicht gewonnen habe. Das wird ganz schwierig”, so der Ranglisten-Fünfte aus Niederösterreich.

img_3746

img_3952

“Tu Felix Sagasser” stürmt nach Kantersieg über Andreas Weber ins “Teenie-Finale” des HTT-Kitzbühel-Challengers

Während im Kitzbühel-HTT-500-Turnier scheinbar jede Menge Routine und Erfahrung notwendig waren, um sich für das Endspiel zu qualifizieren, erwartet uns im Challenger-Bewerb ein reines “Tennie-Duell”. Felix Sagasser, zarte 17 Jährchen jung, und der erst 15jährige Markus Kraml bestreiten am Samstag früh morgens ihr wohl bislang wichtigstes Karriere-Match. Sagasser, der in Runde 1 beinahe an Lokalmatador Martin Gritsch gescheitert wäre, steht 24 Stunden später und nach einem echten Gewaltakt am vierten Spieltag im “Finale seiner Träume”. Im Vorschluss-Runden-Match profitierte “Tu Felix Sagasser” aber ehrlicher Weise auch von einem matten Andreas Weber, der sich mit einer wahnwitzigen Turnierplanung selbst ins Aus manövrierte, in ein komplett unnötiges darf durchaus erwähnt werden. Es ist schade, wie sich manche Spieler mit verfehlter Planung selbst um die Früchte ihrer Arbeit bringen. Weber war aber nicht alleine mit einer total in die Hose gegangenen Turnierplanung für die hochsommerliche Kitzbühel-Woche unterwegs. Aber das ist ein anderes Thema! Fakt ist hingegen, dass Weber am Grand Stand kraftlos über die rote Asche stolperte, und sich mit 2:6, 0:6 zudem auch noch brutal hoch im Semifinale verabschieden musste.

img_3938

img_3917

 

Enttäuschend, zumindest was das Ergebnis betrifft, verlief derweil auch das zweite Semifinale im Challenger-Bewerb, wo sich die beiden letzten Helden der starken Oberösterreich-Fraktion gegenüberstanden. Es wurde vor den Augen der zahlreichen OÖ-Fans eine recht einseitige Angelegenheit. Markus Kraml, ein 15jähriger Newcomer aus Herzogsdorf nahe Linz, hatte im halbfinalen OÖ-Derby nicht mehr zu tun, als seine Nerven im Zaum zu halten, und Fragner mal “machen zu lassen”. Und zwar massigst Fehler, die am Ende in ein trostloses 1:6, 0:6 Desaster führten. Fragner war physisch und psychisch nicht in der Lage, im bislang wichtigsten Match seines Tennislebens an die notwendigen Grenzen zu gehen. Weil er diese am Vorabend bei der megageilen Players-Night schon überschritten hatte. Dazu die brütende Hitze, da waren die Fragner-Tanks recht rasch leer. Kraml hingegen profitierte wohl auch von seiner Jugend, und spielte eine solide Partie ganz sicher nach Hause. Jetzt steht mit Herzogsdorf ein ganzer Ort hinter dem Tour-Neuling, der im Finale die Hoffnungen Oberösterreichs auf einen Kitzbühel-Titel 2015 trägt.

img_3882