In 55 Minuten ins 2. Karriere-Finale

Hans Ebner mit 6:3, 6:3 über Ermin Dzafic weiter ohne Satzverlust auf dem Weg zum 1. Titelgewinn

Mit Hans Ebner steht der erste Finalist des Jänner-Without-Top-Ten-Turniers fest. Der 36jährige qualifizierte sich am Montag Abend mit einem 6:3, 6:3, Erfolg über Ermin Dzafic für sein 2. Karriere-Finale. Endspielgegner am Donnerstag Abend wird der Sieger der zweiten Halbfinalpartie zwischen Thomas Kölbl und Andreas Hradtezky sein. Damit steht seit Montag Abend auch fest, dass die Hobby-Tennis-Tour durch das Scheitern von Ermin Dzafic einen neuen Turniersieger bekommt, den übrigens Zweiundfünfzigsten der Geschichte.

Ebner mit unsicherer und fehlerhafter Anfangsphase

In einem flotten, abwechslungsreichen ersten Vorschlussrundenspiel des 5. Jänner-Without-Top-Ten-Bewerbes stand Turnierfavorit Hans Ebner diesmal vor größeren Problemen und wirkte erstmals im Verlauf des Turniers nicht so souverän wie bisher. Vor allem auch deshalb, weil auf der anderen Seite des Netzes mit Ermin Dzafic ein Akteur stand, der mit seiner Spielweise die bislang wie geschmiert laufende “Maschinerie Ebner” ins Stottern geraten ließ. Mit jeder Menge Slice, einer totalen Einsatzbereitschaft und einem äußerst variablen Tennis, verhinderte er jegliche Rhythmusbildung im Spiel seines Kontrahenten. Das Match startete mit einer wahren Breakorgie. Bis zum Stand von 3:2 gelang es keinem der beiden Halbfinal-Protagonisten sein Service durchzubringen. Dzafic punktete immer wieder über seinen wuchtigen und spektakulären Return, den er vor allem auf Ebners schwachen zweiten Aufschlag forcierte. Der Jänner-GP-Finalist wirkte in der Anfangsphase hingegen ungewohnt fehlerhaft. Sein Spiel stabilisierte sich erst mit dem eigenen – erstmals gewonnenen – Aufschlagspiel im 6 Game des ersten Satzes, das zum vorentscheidenden 4:2 führte. Die endgültige Entscheidung zugunsten Ebners im ersten Heat führte aber Dzafic selbst herbei, als er nach einer Reihe erfolgreicher Aufschlaggames beider Asse, beim Versuch gegen den Satzverlust zu servieren, kräftig patzte. 30:15 und eigener Aufschlag stehen zu Buche, als der 2fache Turniersieger mit 60 tragischen Sekunden den ersten Satz ausklingen ließ. Ein Doppelfehler, ein verunglückter Rückhand-Slice-Versuch, und eine mit vollem Risiko durchgezogene Vorhand ins Out, besiegelten nach exakt 25 Minuten die 1:0 Satzführung Ebners.

Dzafic bringt 13. Karriere-Semifinale kein Glück

Doch wer dachte, nun würde der Champions-Race-Fünfte locker und befreit aufspielen, und eine ähnliche Performance wie an den drei Spieltagen davor abrufen, der irrte. Im Gegenteil: Dzafic führte rasch mit 2:0, und wäre er in den insgesamt “55 semifinalen Minuten” nur ein wenig konstanter in sein Schlägen gewesen, dann hätte er in seinem 13. Karriere-Halbfinale durchaus die Chance auf sein insgesamt 6. Tour-Endspiel und auf sein erstes Finale seit Oktober 2000 gehabt. Doch Ebner konterte perfekt, hievte sich mit drei gewonnenen Games en suite zurück ins Match, und siegte am Ende auch im zweiten Durchgang mit 6:3. Danach überschütteten sich die beiden Kontrahenten mit Lob, ehe die intensive Analyse zum Spiel folgte.

“Ermin war mein bisher härtester Gegner im Verlauf dieses Turniers”

“Es war heute verdammt schwer gegen Ermin. Er war mein bisher mit Abstand schwerster Gegner im Verlauf des Turniers. Ich tue mir gegen Spieler wie ihn immer sehr schwer. Er variiert sein Spiel ständig, das macht es so schwierig. Er spielt einen hervorragenden Slice sowohl mit der Vorhand wie auch mit der Rückhand, sein Vorhandreturn ist mächtig und er kommt auch immer wieder ans Netz. Da bekommst du kaum Rhythmus. Es war aber insgesamt ein sehr gutes Match”, befand der 36jährige Niederösterreicher.

“Ebner kommt heuer sicher zum Masters”

Eine Ansicht, die auch der nicht unzufriedene Verlierer teilte. “Das stimmt, es war wirklich ein gutes Spiel. Ich bin mit meiner heutigen Leistung im Großen und Ganzen zufrieden. Es ist ein Aufwärtstrend zu spüren. Ich habe eigentlich auch Probleme mit Spielern wie Ebner, die sehr sicher agieren und kaum Fehler machen. Ich spiele viel lieber gegen die Powertypen die auch Fehler machen. Vor dem Match habe ich mir 7 Games zum Ziel gesetzt, so viele Games hatte Ebner bis zum Semifinale abgegeben. Leider habe ich diese Vorgabe nicht ganz erreicht, auch weil ich noch nicht ganz so konstant bin, und viele leichte Fehler vor allem Überkopf gemacht habe. Das verstehe ich überhaupt nicht. Das sind die leichtesten Bälle, da kann man fast nichts falsch machen, erst recht nicht bei meiner Größe. Aber wie gesagt, ich bin zufrieden mit dem heutigen Spiel, mehr war aus meiner Sicht nicht drinnen. Im Frühjahr werde ich mehr trainieren, dann bin ich mir sicher, dass ich noch stärker werde. Das ist auch notwendig, denn ich bin schlechter als früher und die Tour ist jetzt stärker als früher. Gratulation an Ebner, er kommt heuer sicher zum Masters, analysierte Dzafic.

Claus Lippert, 05.Februar 2006