Start in die Hallensaison 2006/07 trotz Kaiserwetter

Eigentlich ist es schwer vorstellbar, dass am heutigen Nationalfeiertag das erste Hallenturnier der neuen Wintersaison auf dem Programm steht. Bei prognostiziertem Kaiserwetter mit Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad freundet sich so mancher Tennisspieler nur schwer mit dem Gedanken der Hallenübersiedlung an. Dennoch ist es am Donnerstag ab 13 uhr soweit, wird die Hallensaison 2006/07 traditioneller Weise mit dem Oktober-Grand-Prix-Turnier eröffnet. Eine Vorschau auf die Drei-Stern-GP-Veranstaltung von C.L

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Oktober-GP in 15 Jahren mit vielen “Up and downs”

Schon zum 15. Mal wird das Saison-Opening in der Halle mit dem Oktober-GP-Turnier gefeiert. Der traditionelle Wintersaison-Auftakt war in den letzten Jahren aber nicht immer der Hallenklassiker, den man sich für eine Saisoneröffnung wünschen würde. Wann immer der Drei-Stern-GP-Hit auf dem Programm stand, gab es für den Veranstalter stets eine Überraschung. In einem wahren Auf und Ab, zwischen Jubel und Tristesse wandelte das Oktober-Grand-Prix-Turnier in den letzten Jahren auch schon mal am Abgrund vorbei. Eine klare Positionierung zum Top-Event ist deshalb nie gelungen, obgleich der Hallen-Auftakt in der Baumgasse eigentlich als solcher gelten müsste. 2003 nach einer sensationellen Freiluftsaison herrscht Ende Oktober Endzeitstimmung auf der Tour. Gerade einmal 12 Spieler finden den Weg zum ersten Hallenturnier. System und Tourkalender werden hinterfragt, während einstweilen Liu & Co mit großartigen Leistungen das Minifeld vergessen machen. Ein Jahr später ist davon keine Rede mehr. Mit 32 Spielern feiert das Oktober-GP-Turnier Teilnehmerrekord und mit Sören Forster einen neuen Sieger und Star. Eine konstante Größe in der Serie der Hallenbewerbe wird das Turnier aber nicht. 365 Tage nach dem Super-Turnier des Jahres 2004, steckt die Veranstaltung wieder in der Krise. Nur 18 Nennungen, dazu eine krankheitsbedingte Absage, das Oktober-GP avanciert zu einem der kleinsten Turniere der Tour im Jahr 2005 überhaupt. Den insgesamt enttäuschenden Eindruck kann auch die Galavorstellung von Gerald Scheller am Court nicht verhindern.

Mit 34 Spielern feiert das Oktober-GP-Turnier neuen Teilnehmerrekord

Nach dem Gesetz der Serie sollte 2006 wieder ein besseres Jahr für das Oktober-GP-Turnier werden, und tatsächlich steht der Tour ein phantastischer Start in die Hallensaison bevor. Mit 34 Spielern gibt es ein neues Rekordnennergebnis zu feiern. Noch imposanter als der neue Teilnehmerrekord ist aber die Tatsache, dass das Oktober-GP auch qualitativ hochkarätig besetzt ist. Mehr als die Hälfte des Feldes, nämlich gleich 18 Spieler stehen unter den Top 30 der aktuellen Entry-List. Mit 5 Mann aus den Top Ten zeigte sich auch Veranstalter Claus Lippert hoch zufrieden. Ein Mitgrund für den abermals bemerkenswerten Raster ist ohne Zweifel auch der nach wie vor offene und anstehende Kampf um die Masters-Startplätze. Das Race zum Saisonabschluss-Turnier der besten acht Spieler der Hobby-Tennis-Tour tritt mit dem Start in die Hallensaison in seine entscheidende Phase.

Ermin Dzafic geht mit 63 Punkten Vorsprung im Race in die Hallensaison

Die besten Karten auf ein Ticket beim Masters hat im Moment Ermin Dzafic. Der Juni-Without-Top-Ten-Sieger kommt mit einem komfortablen 63 Punkte umfassenden Polster zum Oktober-GP-Turnier. War sein Fokus zuletzt darauf gerichtet, den zur Masters-Qualifikation notwendigen achten Platz zu verteidigen, könnte sich für Dzafic an diesem Wochenende eine neue Perspektive auftun. Weil der vor ihm platzierte Oktober-GP-Sieger von 2003 Tashi Liu durch Abwesenheit glänzt, könnte sich für Ermin in seinem “Kampf allein gegen die Verfolger” eine neue Hintertür Richtung Masters geöffnet haben. Kurios beim Start des Juni-Without-Top-Ten-Champions ist weiters noch die Tatsache, dass er in seiner neunten Hobby-Tennis-Tour-Saison erstmals zum Oktober-GP-Turnier kommt.

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Udovc und Svatek als erster Verfolger von Dzafic im Kampf um die Mastersplätze

Die Dzafic-Jäger sind “hungrig und vor allem vollzählig” beim Hallenauftakt in der Baumgasse angetreten. Erster Verfolger ist Alexander Udovc, der so wie Dzafic erstmals beim Oktober-GP aufschlägt, und für den eine Masters-Quali doppelt wichtig wäre. Im nächsten Jahr wird sich der 23jährige nämlich beruflich in China aufhalten, womit ein Mastersstart ausgeschlossen scheint. Die Möglichkeit erstmals Mastersluft zu schnuppern hat auch Philipp Svatek noch nicht aufgegeben. Ein Ergebnis wie im Vorjahr, wo der 25jährige das Finale erreichte, wird aber von Nöten sein, wenn er seine Chancen auf eine Teilnahme beim Showdown der Top 8 Mitte November wahren möchte. Svatek ist zudem hoch motiviert, brennt förmlich auf seinen Einsatz. “Schade das ich erst am Freitag dran komme, ich will unbedingt schon spielen”, meinte der Juli-Without-Top-Ten-Sieger von 2005 am Donnerstag.

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Christoph Kramer will bei seinem 6. Oktober-GP-Start aus der Krise

Für die Herren dahinter wird es verdammt schwierig, sich in den noch ausstehenden drei Hallenturnieren für das Masters zu qualifizieren. Nicht nur das der Punkterückstand doch schon recht beträchtlich ist, haben die Herrschaften Nihad Berzengi, Christoph Kramer und Johann Krammer auch nicht gerade leichte Auftaktgegner am Mittwoch Abend zugelost bekommen. Nihad Berzengi wird gegen Christoph Foitik schon über seine Grenzen hinaus wachsen müssen, wenn er die Auftakthürde mit dem zweifachen Oktober-GP-Viertelfinalisten überstehen möchte. Einer Steigerung bedarf es auch im Spiel des Christoph Kramer, der im Eröffnungsmatch des Tages gegen Alexander Udovc ein direktes Duell zweier Masters-Kandidaten auszutragen hat. Ob das Oktober-GP dabei ein guter Boden für Kramer ist, wird sich zeigen. Bereits zum 6x kommt der 23jährige zum Hallenauftakt, und in seinen Anfängen lieferte der Champions-Race-Dreizehnte nicht nur tolle Ergebnisse, sondern auch so manch bravouröses Husarenstück. Dem Semifinaleinzug 1999 ging ein vielbeachteter Achtelfinalerfolg über den damaligen Topstar Christian Kainz bevor. Im Jahr darauf stand Kramer neuerlich im Halbfinale, ehe er 2001 im Viertelfinale scheitert. Auf dem Weg dorthin, schaltete der damals 18jährige aber immerhin Tashi Liu aus. Danach war beim Oktober-GP-Turnier für den “Langen” nichts mehr zu holen. 2002 und 2004 war jeweils in Runde 1 Endstation. Und auch in jüngster Vergangenheit hat sich der Juni-GP-Finalist nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Viermal in Serie ging er zuletzt als Erstrundenverlierer vom Platz. Ein Erfolg über Udovc würde nicht nur diese Negativserie beenden und seine zugegeben kleinen Masterschancen intakt halten, sondern Kramer würde den 75. Karriere-Einzelsieg auf der Tour feiern. Mit seinem 73. Turnierstart ist er heute übrigens auch die Nr. 6 der Ewigenbestenliste jener Spieler mit den meisten Turnierteilnahmen.

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Michael Kunz – der große Favorit in Spielerkreisen für die Hallensaison 2006/07

125 Punkte Rückstand, das ist die Hypothek, die Michael Kunz in den kommenden drei Wochen gegen den momentan achtplatzierten Ermin Dzafic gut zu machen hat. Das wird selbst für den zweifachen Without-Top-Ten-Saisonsieger keine leichte Aufgabe und wohl nur mit einer Siegesserie machbar sein. Doch wenn man einem Spieler dieses Husarenstück zutraut, dann dem langen Niederösterreicher. In Insiderkreisen der Tour wird Kunz als ganz großer Favorit für die Hallenturnierserie gehandelt. Sein Aufschlag, sein Super-Slice scheinen geradezu perferkt geschaffen für das Spiel in der Halle zu sein. Das Fragezeichen beim 35jährigen wird aber sein, ob er die Berg- und Talfahrt der letzten Wochen beenden kann, und nur noch in Richtung Höhenflug ansetzen wird. Dem September-Without-Top-Ten-Titel folgte die Viertelfinalpleite beim September-GP, das enttäuschende Abschneiden beim Oktober-Without-Top-Ten, wurde dann wieder vom Gewinn des Doppel-Masters-Titel überstrahlt. Ein “Up and down” in diesem Ausmaß kann sich Kunz in den nächsten Wochen aber mit Sicherheit nicht leisten.

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Bernhard Nagl seit 10 Spielen in der Halle ungeschlagen

Mit Michael Kunz können wir auch den Bogen von den Masters-Kandidaten hin zu den Turnierfavoriten spannen. Kein einziger aktueller Oktober-GP-Sieger der letzten 10 Jahre ist am Start, denoch kann man davon ausgehen, dass ein absoluter Topmann am Dienstag Abend den Pokal und 60 Punkte für das Champions-Race in Empfang nehmen wird. Angeführt wird das Feld von zweifachen Saison-Grand-Slam-Sieger Bernhard Nagl. Der Mödlinger kommt erstmals nach 2004 wieder zum Oktober-GP-Turnier, wo er damals gegen den späteren Turniersieger Sören Forster im Halbfinale den Kürzeren zog. “Bernie” ist seit 10 Spielen auf den Hallencourts des Tennispoint ungeschlagen, und feiert dieser Tage eine ganze Reihe interessanter Jubiläen. Im 20. Turnier, will er im 85. Karriere-Match seinen 75. Einzelsieg einfahren, wenn am Ende der 10. Titel seiner Laufbahn herausschauen würde, wäre das umso schöner für den 28jährigen.

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Von Ebner bis Vytisk – die Herausforderer von Bernhard Nagl

Erster Herausforderer zumindest auf dem Papier scheint die Nummer 3 der Tour Hans Ebner zu sein. Der 36jährige brillierte zuletzt im Endspiel des September-GP-Turniers gegen Andreas Harbarth, und kommt mit einer imposanten Hallenbilanz zu seiner Oktober-GP-Premiere. Bei vier Starts in der Halle stand der Korneuburger gleich dreimal zumindest im Finale. Mit einem ansprechenden Ergebnis will Jänner-Grand-Slam-Halbfinalist Markus Altsinger seinen Mastersstartplatz absichern, und mit Spannung wird auch der Comeback-Auftritt von Roman Ainberger erwartet. Der 3fache Oktober-GP-Sieger (1995, 1996, 1997) ist bei dieser Veranstaltung überhaupt noch ungeschlagen und steht zudem vor seinem 50. Turnierstart. Gelingt ihm Karriere-Titel Nr. 20, wäre das die absolute Krönung seines Comebacks. Wie bei Ainberger gibt es auch mit Martin Vytisk erstmals seit dem 4. Juni 2006 ein Wiedersehen. 2004 war der Niederösterreicher schon einmal mit von der Partie, gegen Rainer Pfeffer im Viertelfinale aber chancenlos.

Was haben die Neuen drauf?

Christian Leiner und Herbert Stegmüller sind beide zum 4x beim Oktober-GP im Einsatz, mit Spannung blickt die Tour aber auch auf die Auftritte von Christian Weiss und Stanislav Perepelkin. Was haben der WAT Landstrasse Topstar und der Oktober-Without-Top-Ten-Finalist in der Halle drauf. Das wird auch die Frage bei den beiden Newcomern der Tour Raimund Aigner und Matthias Fink sein. Fragen über Fragen, die Antworten bekommst Du wie immer täglich frisch und topaktuell auf dieser Seite. Viel Spaß beim Auftakt in die Hallensaison und beim nachlesen des Turniergeschehens auf unsere Website wünscht C.L

Claus Lippert, 26. Oktober 2006