Philipp Schneider muss weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten

Für den Ranglisten-Dritten Philipp Schneider läuft es auf Grand-Slam-Ebene weiter nicht nach Wunsch. Der 2fache Masterssieger aus Horn muss nach seinem überraschenden Viertelfinal-Aus beim 24. Sangenor-Mai-Grand-Slam-Turnier im UTC La Ville weiter auf seinen ersten Major-Titel warten, und beklagt bis dahin eine eher ernüchternde persönliche Grand-Slam-Bilanz. Zum bereits dritten Mal in Folge ist Schneider auf HTT-Grand-Slam-Ebene nicht über das Viertelfinale hinausgekommen, und nach seinem Zweitrunden-Aus bei den HTT-Australian-Open zu Beginn des Jahres, setzte es am Montag Abend mit der Viertelfinal-Niederlage gegen den HTT-French-Open-Champion von 2011 Victor Stabrawa den nächsten Dämpfer. Begleitet wird Stabrawa in die Vorschluss-Runde des zweiten Saison-Grand-Slam-Turniers von Titelverteidiger Peter Klager, vom an Nummer 3 gesetzten Martin Zehetner und vom weiter großartig aufspielenden Tour-Neuling Julian Heiter. Ein Bericht von C.L

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Philipp Schneider demontiert im Achtelfinal-Hit Jungstar Lukas Matic mit 6:0, 6:1

Das Favoritensterben bei den 24. HTT-French-Open hat auch am Montag Abend seine Fortsetzung erlebt. Und erwischt hat es am fünften Spieltag mit Philipp Schneider einen ganz prominenten Namen. Es war ein kurioses Aus und ein bizarrer Abend, den Philipp Schneider am gestrigen Turnier-Montag am Dr. Karl Waltl Weg erlebte. Der 35jährige durchlebte in nur drei Stunden alle Höhen und Tiefen, die der Sport so zu bieten hat. Zunächst demonstrierte der Ranglisten-Dritte im letzten Achtelfinale der heurigen HTT-French-Open seine ganz große Klasse. In nur 45 Minuten demontierte der Vorjahresfinalist vom UTC Waidhofen/Thaya den neuen Jungstar Lukas Matic mit 6:0, 6:1, und verblüffte die staunende Konkurrenz mit einer Tennis-Gala aller erster Güte. Man muss sich den genial anmutenden Schneider-Auftritt näher vor Augen führen, um zu sehen, was dem 35jährigen in diesem Achtelfinal-Hit geglückt war. Mit Matic hatte er immerhin jenen jungen Mann böse vorgeführt, der noch vor zwei Wochen im Achtelfinale des Mai-HTT-500-Turniers mit einer phantastischen Kostprobe seines außergewöhnlichen Talents im Circuit vorstellig wurde, und den späteren Turniersieger und heuer auf Sand noch unbesigten Philipp Schlaffer beherrscht hatte. 5:1 hatte Matic damals gegen Schlaffer im dritten Satz geführt und Szenenapplaus vom Publikum eingeheimst, ehe er sieben Matchbälle ausgelassen und die Partie noch knapp verloren hatte.

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Jungstar Lukas Matic bei seinem Grand-Slam-Debüt weit unter Wert geschlagen

Schon alleine darum hatte man sich wenige Stunden vor dem Achtelfinal-Schlager seitens des Veranstalters entschieden, das mit vielen Vorschusslorbeeren betraute Generationen-Treffen als Live-Match anzusetzen. Schlagerspiel war es dann auf dem Centercourt des UTC La Ville aber definitiv keines. In 85 ausgespielten Ballwechseln, demonstrierte Schneider wie erwähnt seine Klasse, während Matic praktisch alles schuldig blieb. Der 16jährige, der es eigentlich versteht, mit enormer Wucht und Präzision seine Matches zu gestalten, wurde von seinem routinierten Gegenüber mit exzellentem Winkelspiel quer über den Platz gehetzt, und offenbarte abseits seines unbestrittenen Könnens, durchaus noch taktische Mängel. Der Jungstar hatte offenbar keinen Matchplan bei der Hand, und lief konzeptlos schnurstracks in ein ganz bitteres Achtelfinal-Debakel. Die klare Niederlage nur auf den chaotischen Matic-Auftritt zu minimieren, wäre aber vorallem dem Sieger gegenüber ungerecht, denn Schneider spielte in der Tat zwei grandiose Sätze. Von Beginn weg schien der an Nummer 2 gesetzte Niederösterreicher hoch konzentriert und sichtlich bemüht, in Anbetracht der Tatsache im Anschluss auch noch Viertelfinale spielen zu müssen, die Partie kurz zu halten. Nach dem matten Vortages-Auftritt gegen Patric Weidinger war Schneider diesmal voll da, und er machte sich perfekt zu Nutze, dass Matic den kleinen gelben Filz mit Höchstgeschwindigkeit über das Netz donnerte. Rasantes Tempo, die Bälle in Hüfthöhe schlagen dürfend, das kam Schneider perfekt entgegen, und so war nach nur 45 Minuten “schluss mit lustig” für den von Insidern als Geheimfavorit gehandelten Matic.

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Schneider vs. Stabrawa und wie verrückt der Tennissport manchmal sein kann

Der 16jährige verließ sein Grand-Slam-Debüt unbemerkt durch die Hintertüre, während Schneider mit seinem 12. Sieg in Serie sein erstes Kräftemessen mit dem ehemaligen HTT-Sandplatzkönig Victor Stabrawa in Angriff nahm. Und dort im Viertelfinal-Duell mit Stabrawa – der im Achtelfinale zwei Stunden zuvor Serbiens Jungstar Nemanja Dejanovic ausgeschlatet hatte – machte Schneider vorerst dort weiter, wo er gegen Matic aufgehört hatte. Der 35jährige steuerte mit Riesenschritten und gewaltiger Tennis-Performance auf das Semifinale zu, schien auch Sandplatz-Arbeiter Stabrawa aus dessen Titelhoffnungen zu schießen, und stand bei 6:1, 4:1, mit einer 1:0 Satzführung und zwei Breaks in der Hinterhand quasi mit einem Bein unter den Top 4 des größten Sandplatz-Turniers der Stadt. Doch was dann kam, offenbarte einmal mehr, wie verrückt und speziell der Tennissport ist. Der gut zwei Meter hinter der Grundlinie über die rote Asche hetzende Stabrawa, versorgte den 2fachen Masters-Champion fortan mit noch “höherer Topspin-Kunst”, und begann eine nie und nimmer für möglich gehaltene Aufholjagd. Schneider haderte mit einer zweistelligen und höchst ärgerlichen Anzahl an für ihn negativ ausfallenden Netzrollern, vorallem aber fand der 35jährige kein probates Mittel mehr, die verhältnismäßig langsamen aber extrem hoch abspringenden Bälle seines Gegners entsprechend zu kontern. Dabei hätte bei 4:1 wohl ein einziges Game gereicht, um den Druck auf sein Gegenüber gewaltig zu erhöhen. Da hätte der HTT-French-Open-Sieger von 2011 dann jeweils gegen den Matchverlust “serviert oder retourniert”, und da spielt es sich dann ja bekanntlich nicht mehr so leicht. Doch dazu kam es nicht! Stabrawa holte aus dem folgenden Dutzend an Games 11:1 Spiele, und fixierte einen vielumjubelten 3:6, 6:4, 6:1 Erfolg.

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Die Stimmen zum Viertelfinal-Duell “Schneider-Stabrawa”

“Ich habe eigentlich mit der richtig Taktik begonnen, dann aber unverständlicher Weise versucht, mit Schneider mitzuspielen. Und ganz ehrlich: Da habe ich keine Chance gegen ihn. Zum Glück habe ich dann noch rechtzeitig mein Spiel wieder umgestellt, und jetzt freue ich mich natürlich riesig, hier das Semifinale erreicht zu haben”, strahlte Stabrawa, der zum dritten Mal nach 2011 und 2014 die Vorschluss-Runde der HTT-French-Open erreichte. “Natürlich bin ich auch enttäuscht, hier das Semifinale verpasst zu haben. Aber ich bin vorallem konsterniert über den Matchverlauf. Wie ich ein 6:1, 4:1 und damit ein Match das ich klar beherrscht habe noch aus der Hand geben konnte, das ist richtig bitter. Mir war klar, dass mich gegen den Victor Stabrawa ein ganz schwieriges und vorallem komplett anderes Spiel als gegen Matic erwarten würde, und ich habe bis 6:1, 4:1 eigentlich alles richtig gemacht. Dann sind Dinge passiert, die man so nicht erklären kann. Auf einmal begleitet mich eine unglaubliche Pechserie mit Netzrollern, und so ist der zweite Satz plötzlich enger geworden. Und zudem ist Stabrawa dann sicherer geworden, und ich konnte mich überhaupt nicht mehr auf die hoch wegspringenden Bälle einstellen”, so der 35jährige Niederösterreicher im anschließenden Interview. Und gut möglich ist jetzt auch, dass mit dem Ausscheiden Schneiders die Konkurrenz ein wenig aufgeatmet hat. Ein galaktisch spielender Schneider mit zwei Kantersiegen über Matic und Schneider- die lange Zeit im Bereich des Möglichen lagen – da wäre der 2fache Masterssieger mit Selbstvertrauen vollgepumpt und mit breiter Brust ein heißer Kandidat für seinen ersten Grand-Slam-Triumph gewesen. So heißt es für Schneider in Sachen Premieren-Grand-Slam-Titel aber weiter “BITTE WARTEN”

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