Douglas gewinnt deutsch-russisches Gipfeltreffen

Ein Deutscher sorgt wieder einmal für Aufsehen

Zwei Jahre nach Alfred Weinberg hat Deutschland wieder einen Beitrag zur Hobby-Tennis-Tour vorzuweisen, einen erfolgreichen noch dazu. Robin Douglas, in Wien lebender Deutscher hat am Samstag Vormittag im “internationalen” Finale des Oktober-Without-Top-Ten-Turniers den Russen Stanislav Perepelkin bezwungen, und damit seinen ersten Titel auf der Tour erobert. Das 77 Minuten dauernde Endspiel bei prächtigem Spätsommerwetter im Rückblick von C.L

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6. Oktober-Without-Top-Ten-Turnier verzeichnete neuen Teilnehmer-Rekord

Jetzt ist es also doch noch zu Ende gegangen das Oktober-Without-Top-Ten 2006. Das zur unendlichen Geschichte avancierte Turnier wurde zwar an fünf Spieltagen über die Bühne gebracht, bis der große Sieger aber den Pokal entgegen nehmen durfte, dauerte es unglaubliche neun Tage. Zunächst kam der Veranstalter den beiden Halbfinalisten Philipp Svatek und Stanislav Perepelkin mit einer fünftägigen Verschiebung entgegen, dann lieferten sich die beiden Drei-Satz-Spezialisten des Turniers auch noch einen beinahe drei Stunden dauernden Halbfinal-Marathon, der eine Verschiebung des Endspieles um einen weiteren Tag notwendig machte. Am Samstag war es dann aber endgültig so weit, betraten Robin Douglas und Stanislav Perepelkin den Centercourt zum großen Finale. Das am Ende zwei internationale Akteuere um den Titel spielten, war quasi die Krönung einer Veranstaltung, die in die Geschichtsbücher eingeht. Die sechste Ausgabe des Oktober-Without-Top-Ten-Turniers konnte mit 45 Spielern (davon 37 im Einzel) einen neuen Teilnehmerrekord für das letzte Outdoor-Without-Top-Ten des Jahres verzeichnen. Dazu bildete der eigentliche Saisonausklang auch den Rahmen für das 120. Sandplatz-Event der Tour-Geschichte.

Anfangsphase des Finales von großer Nervosität geprägt

Waren die 35 Matches im Verlauf des Turniers noch Werbung für die Hobby-Tennis-Tour, verkam ausgerechnet der finale Showdown zum enttäuschenden Schlussakt eines ansonsten starken Bewerbes. Sowohl dem Deutschen Robin Douglas als auch dem russischen Tour-Debütanten Stanislav Perepelkin war anzumerken, dass sie an diesem Samstag Vormittag ihre Final-Premiere ablieferten. Allgemeine Nervosität war spürbar, als sich die beiden internationalen Newcomer um exakt 11.53 Uhr den ersten Ballwechsel des 23. Saisonfinales lieferten. Eine Stunde und 17 Minuten später war die allgemeine Nervosität einer allgemeinen Enttäuschung gewichen. Und das war komischer Weise nicht die Schuld des Finalverlierers, sondern jene des Siegers. Denn während der unterlegene Perepelkin eine solide Vorstellung bot und genau das Tennis vorexerzierte um den Spielfluss des weit spielstärkeren Deutschen zu unterbinden, zeigte der siegreiche Deutsche eine traurige, beinahe armseelige “finale” Darbietung am Centercourt.

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Douglas gewinnt ersten Satz nach einer Break-Orgie

Das Match begann mit einer Breakorgie die Perepelkin trotz 40:15 Führung im ersten Satz einleitete. Fünf Breaks in den ersten sechs Aufschlagspielen, fünf Breaks auch von insgesamt neun im gesamten Spiel zeugen von der erwähnten Anfangsnervosität der beiden Akteure. Als erster der beiden Finalisten brachte Douglas sein Service zum 3:1 durch, Minuten später fehlten ihm bei 4:1 und 30:30 nur zwei Punkte zum vorentscheidenden 5:1. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Aus der von vielen auch im Vorfeld prognostizierten One-Man-Show des Deutschen wurde urplötzlich ein spannender, enger erster Finalsatz. Das notwendige Re-Break zum 2:4 geschafft, erhöhte Perepelin im folgenden Game mit einem souverän zu Null gewonnenen Aufschlagspiel zum 3:4 weiter den Druck auf Douglas. Und der 28jährige zeigte Wirkung, kassierte trotz Spielball zum 5:3 ein weiteres Break und sah sich kurze Zeit später bei 4:5 und 15:30 sogar dem drohenden Satzverlust gegenüber. Zwei Punkte fehlten dem unauffällig aber konstant agierenden Perepelkin zum Gewinn des ersten Durchgangs, der schließlich nach genau 42 Minuten aber doch an den favorisierten Deutschen ging.

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Douglas gewinnt Finale trotz 31 unerzwungener Fehler von der Grundlinie

Trotz 21 sogenannter “unforced errors” von der Grundlinie und einer grottenschlechten Leistung war Satz 1 also gewonnen, die auffällige Verkrampfung beim 28jährigen löste dieser Etappensieg aber auch zu Beginn des zweiten Satzes nicht. Der war im Gegensatz zu Heat Nr. 1 vorerst von starken Aufschlagleistungen der beiden Spieler geprägt. Im längsten Game des Finales wehrte Perepelkin zwei Breakchancen ab, ehe er mit 1:0 in Führung ging. Die Entscheidung in diesem 6. Oktober-Without-Top-Ten-Finale fiel dann im fünften Game mit dem ersten Break im zweiten Satz. Douglas nützte eine zu kurz geratene Rückhand seines Gegners, um seinerseits mit einem seiner insgesamt neun Vorhandwinnern zu punkten. Danach ging bei Perepelkin nichts mehr, blieb der Deutsche bei eigenem Aufschlag ungefährdet, ehe er mit einem Service-Winner gleich seinen ersten Matchball verwandeln konnte.

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Siegreicher Deutscher sagt Topstars der Tour für 2007 den Kampf an

“Ich bin mit meiner heutigen Leistung natürlich total unzufrieden. Es war ein sehr fehlerhaftes Spiel von meiner Seite. Ich weiß nicht was los war heute, vielleicht hat mich auch ein wenig die Nagelbettentzündung gehandicapt. Mit dem Turnier insgesamt gesehen bin ich aber doch sehr glücklich. Immerhin habe ich im Verlauf des Turniers einen Michael Kunz geschlagen, und außerdem wollte ich unbedingt noch einen Titel in dieser Saison holen. Das war mein letzter Einsatz für heuer, aber ich freue mich schon sehr auf das kommende Jahr. Dann möchte ich auf den dritten Platz in der Rangliste losgehen. Wagner und Harbarth werden für mich wohl nicht erreichbar sein”, philosophierte der Deutsche.

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Perepelkin mit Finalleistung und Turnierabschneiden sehr zufrieden

Eine äußerst positive Bilanz nach seinem ersten Antreten auf der Hobby-Tennis-Tour konnte auch Stanislav Perepelkin ziehen. “Ich bin sehr zufrieden mit meinem Abschneiden. Heute war nicht mehr drinnen. Douglas ist ein sehr starker Spieler, das habe ich schon in einem Doppel von ihm gesehen. Im ersten Satz war das Spiel noch offen, danach habe ich wieder ein Problem mit den Bällen bekommen. Wie ich schon nach dem Semifinale gesagt habe, bin ich sehr sensibel was die Qualität der Bälle angeht. Auch heute war im zweiten Satz wieder dieses Gefühl der weicher werdenen Bälle. Aber nach allen zwei, drei Games neue Bälle zu nehmen geht im Hobbybereich eben nicht”, analysierte der 23jährige Newcomer aus Moskau.

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Claus Lippert, 16. Oktober 2006