Gernot Brunner eilt mit Kantersieg zu seinem zweiten HTT-Karriere-Titel

Gernot Brunner hat am Dienstag Abend in höchst souveräner Manier seinen ersten Titel außerhalb der HTT-Challenger-Tour gewonnen. Der als Nummer 4 gesetzte Ollersdorfer düpierte im Endspiel des 7. März-HTT-150-Turniers einen desaströs auftretenden Christoph Kramer, und eroberte in nur 61 Minuten mit einem glasklaren 6:0, 6:3 den insgesamt zweiten Turniersieg seiner Laufbahn. Der 26jährige Niederösterreicher prolongierte zudem den aktuell anhaltenden und unheimlich anmutenden Erfolgsrun hungriger HTT-Underdogs, und fixierte im 17. Saisonturnier bereits den 11. Turniersieg eines Spielers mit Ranking jenseits der Top 100. Zudem gab es den beinahe schon obligaten “HTT-Rekord zur Woche” zu bestaunen, stürmte doch mit Gernot Brunner im 17. Saisonturnier bereits der 17. verschiedene Spieler zu Titelehren. Ein Bericht von C.L

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Die neue Leistungs-Dichte: Gernot Brunner als 17. Sieger im 17. Saisonturnier

Vor fast drei Jahren war es, als der Oberösterreicher Daniel Elender im 17. Saisonturnier 2012 beim April-Challenger in der Südstadt die finale Auseinandersetzung mit Clemens Wimmer gewann, und als erster Spieler im Jahr 2012 einen zweiten Saisontitel sein Eigen nennen konnte. Damit hatte er einen neuen famosen Rekord festgemacht und gleichzeitig eine imposante Serie von 16 Turnieren zu Saisonbeginn mit 16 verschiedenen Siegern beendet. Seit Dienstag Abend ist diese Bestmake passe! Gernot Brunner hat es im 17. Saisonturnier 2014 als 17. verschiedener Spieler zum Titelgewinn gebracht, und damit die unglaubliche Leistungsdichte der Hobby-Tennis-Tour anno 2015 dokumentiert. War es für den Circuit der letzte Beweis schlechthin, dass die Ausgeglichenheit im Tour-Zirkus ungeahnte Ausmaße erreicht hat, war es für Gernot Brunner persönlich, sein bislang größter Karriere-Erfolg und das Einlösen eines Versprechens, das er im November letzten Jahres nach seinem Challenger-Tour-Final-Auftritt abgegeben hatte.

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Brunner mit nur 17 abgegebenen Games, Kramer mit debakulöser Vorstellung

Und dieses Versprechen (ich hole einen 150er-Titel) löste der 26jährige aus Ollersdorf in granz großem und höchst beeindruckendem Stil ein. Insgesamt blieb Brunner in seinen fünf Matches bis zum Titelgewinn ohne Satzverlust und überließ der teils überforderten Konkurrenz ganze 17 Games. Souverän gestaltete der Niederösterreicher auch seinen finalen Auftritt, in dem er einen debakulösen Finalgegner speziell im ersten Satz vorführte, und auch statistisch betrachtet mit zwei Drittel aller zu gewinnenden Punkte für klarste Verhältnisse sorgte. Im ersten Satz konnte einem der schwerstens überforderte Christoph Kramer fast schon ein wenig leid tun. Der 32jährige Leopoldsdorfer war mit so großen Erwartungen in dieses für ihn ganz spezielle Finale gegangen. Kramer bestritt sein 24. Karriere-Endspiel, in dem er Titel Nr. 12 gewinnen wollte, mit dem er wiederum in die Top Ten der ewigen Bestenliste aller Turniersieger der HTT-Geschichte einziehen hätte können. Zudem war es der finale Auftritt Kramers in seinem Jubiläums-Turnier. 280ster Turnierstart, kein anderer Spieler in der 25jährigen HTT-Historie hat mehr Turnierteilnahmen auf seinem Konto! 280. Turnierstarts, ein unglaubliche Zahl, die allerhöchsten Respekt verlangt. Doch die Routinie aus diesen 280. Turnierstarts mit 563 Single-Auftritten nützte Kramer an diesem Abend des 17. März herzlich wenig. Vorallem im ersten Satz wirkte der Niederösterreicher unbeholfen, und lieferte mit die wohl schlechteste Leistung seiner seit 1997 andauernden Karriere ab.

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Kramer zieht sich mit starkem Zwischenspurt zu Beginn des zweiten Satzes aus der Affäre, muss sich letztlich aber doch deutlichst geschlagen geben

Es war beinahe schon “schinant”, was der Sieger von 11 HTT-Turnieren im ersten Satz des vermeintlich letzten Hallen-Matches der Indoor-Saison 2014/2015 ablieferte. Kurzum: In 21 Minuten gelang es Kramer nicht, ein einziges Game für sich zu entscheiden, er produzierte 17 höchst ärgerliche und unerzwungene Fehler, und er stand am Ende dieses grottenschlechten ersten Durchgangs mit blamablen 7 Pünktchen auf der Habenseite da. Kramers erstes Finale seit April 2014 schien im totalen Debakel zu enden, als sich der 26jährige zumindest anständig aus der Affäre zog, und im zweiten Satz nach neuerlichem 0:1 Rückstand wenigstens seine kämpferischen Qualitäten unter Beweis stellte. Sinnbildlich dafür stand das zweite Game, das alleine 14 Minuten dauerte und 8 Mal über Einstand ging, und alles zu bieten hatte, was ein spannenden Duell gewöhnlich mit sich bringt. Brunner hatte 5 Break-Chancen ausgelassen, ehe Kramer seinen sechsten Spielball endlich zum ersten Game-Gewinn genützt hatte. Und dieses gewonnene Marathon-Game hatte zumindest kurzfristig “psychische” Auswirkungen auf die beiden Final-Protagonisten. Kramer witterte Morgenluft, legte mit seinem ersten gelungenen Break und einem zu Null eroberten Aufschlagspiel einen starken Zwischenspurt zum 3:1 ein, während Brunner nachdenklich und vorallem fehlerhafter wurde. Zum Glück für Brunner stand auf der anderen Seite des Netzes aber ein Gegner, der an diesem Abend vorallem physisch nicht in der Lage war, dem Match eine nachhaltige Wende zu geben. Trotz 3:1 Führung und dem mentalen Vorteil, stolperte Kramer in der Folge mit lahmen Beinen in das finale Debakel. Nur mehr 4 Punkte sollten an Kramer gehen, der die letzten 5 Games allesamt abgeben musste, und am Ende mit der bitteren Erkenntnis eines 0:6, 3:6 Debakels zum Netz in Richtung Shakehands marschierte.

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Die Stimmen zum 17. Saisonfinale:

Der 295. Karriere-Einzelsieg blieb Christoph Kramer also verwehrt, und die Gründe dafür erläuterte der 32jährige bei der anschließenden Pressekonferenz: “Meine Leistung heute war mit Sicherheit die schwächste im ganzen Turnier. Überhaupt der erste Satz war ganz schlimm, da war ich scheinbar noch in der Garderobe. Im zweiten Satz bis 3:1 ist es halbwegs gegangen, danach lief es aber wie im ersten Durchgang. Die Gründe lagen sicherlich an den Umständen rund um dieses Turnier. Die späte Ansetzung und meine Arbeitszeiten passen nicht zusammen. Ich habe mich schon gewundert, warum ich bis zum Finale so konstant gespielt habe”, konstatierte der unterlegene Finalist. Verbesserungspotentail sieht Kramer vorallem im körperlichen Bereich. “Auf jeden Fall muss ich einmal meine Fitness verbessern. Zwei Mal in der Woche trainieren und regelmäßig Turniere spielen, damit werde ich sicher wieder eine bessere Beinarbeit bekommen und spritziger in die Matches gehen können”, so der 32jährige Leopoldsdorfer, der ein kleines persönliches Ziel verfolgt. “Ich will mich in der Zukunft in den Top 100 halten”, so der Jubilar, der zum Schluss auch noch zu seinem 280. Turnierstart Stellung bezog. “280 Turniere ist eine Wahnsinnszahl. Ich bin sehr stolz darauf und kann es eigentlich gar nicht glauben, dass ich tatsächlich 280 Turniere auf der Hobby-Tennis-Tour gespielt habe. Das muss mir erst einmal wer nachmachen! Schade halt, dass ich heute nicht gewinnen konnte, das wäre schon ein schönes Jubiläum gewesen”, so Kramer. Und Brunner ergänzte: “Bis zum Halbfinale war meine Leistung sehr ok, im Finale habe auch ich ein eher bescheidenes Niveau an den Tag gelegt. Das Turnier war auch nicht so gut besetzt wie das letzte “150er”, aber grundsätzlich bin ich schon ein wenig stolz, nach dem November-Challenger jetzt auch ein 150er-Turnier gewonnen zu haben. An dieser Stelle möchte ich gleich eine Kampfansage an die 250er-Stars richten. Auch dort will ich jetzt einen Titel holen”, so der siegreiche März-HTT-150-Champion 2015.

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