Aufschlag-Ass Stefan Nikolic zertrümmert Titelhoffnungen von Junior-Star Alex Schober

Die “Teenie-Welle” rollt weiter unaufhaltsam durch den Circuit der Hobby-Tennis-Tour! Nachdem das März-HTT-500-Turnier mit dem Erfolg des erst 15jährigen serbischen Jungstars Nemanja Dejanovic endete, wurde auch das zweite Event des vergangenen Turnier-Wochenendes Beute eines der hochtalentierten HTT-Teenager. Der ebenfalls erst 15 Jahre alte Stefan Nikolic beendete am Dienstag Abend im Endspiel des 4. März-Future-Turniers die 9 Siege umfassende Erfolgsserie von Februar-Future-Champion Alexander Schober, und avancierte nach einer bombatischen Service-Leistung mit einem 3:6, 6:3, 6:0 Erfolg zum insgesamt 275. Turniersieger der HTT-Geschichte seit 1990. Ein Bericht von C.L

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Alexander Schober mit 9 Siegen en suite und mit großen Hoffnungen in seinem zweiten HTT-Karriere-Finale

Er war unbestritten der Mann der letzten sieben Tage! 9 Siege in Serie gefeiert, seine ITN von 9,4 auf 7,6 verbessert, mit seinem Triumph beim Februar-Future als 12 Jahre und 2 Monate alter Champion sich einen Eintrag in die Rekordbücher der HTT als jüngster Turniersieger aller Zeit gesichert, war Alexander Schober die große Nummer im Circuit und das Gesprächsthema der vergangenen Woche. Dementsprechend groß war wohl die persönliche Erwartungshaltung des Kids-Stars vor dem März-Future-Endspiel am Dienstag Abend im UTC La Ville, wo der Junior vom City & Country Club den zehnten Einzelsieg en suite und den damit verbundenen zweiten HTT-Titel einfahren wollte. Schober wäre der erste Zweifach-Champion der heurigen Saison gewesen, und dementsprechend riesig waren die Hoffnungen des vor einer Woche wie ein Komet aufgetauchten Shootings-Stars der Szene.

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Februar-Future-Champion Alexander Schober stemmt sich im ersten Satz erfolgreich dem zum Aufschlagmonster mutierenden Stefan Nikolic entgegen

Doch diese Hoffnungen wurden in einem gerade einmal 67 Minuten andauernden Kugelhagel regelrecht zertrümmert. Der am Return völlig überforderte Alexander Schober war einem Aufschlag-Gewitter der besonderen Art ausgesetzt. Selten beeindruckte ein Spieler mit derart explosiver und effektiver Aufschlag-Kunst wie der 15jährige Stefan Nikolic am Dienstag Abend. Das großgewachsene Service-Ass mutierte in seinem ersten Karriere-Finale zum unbesiegbaren Aufschlag-Monster, das beim Gegner für Frustration und Tränen ohne Ende sorgte. Schober wird wohl eine schlaflose Nacht gehabt haben, gezeichnet von einer höllischen Aufschlagleistung eines außerirdisch servierenden Kontrahenten. Eine knappe halbe Stunde hielt “Klein-Alex” heroisch und aufopfernd dagegen, bekam am Return zwar kaum ein Bein auf den Boden und selten einen Ball zu sehen, doch weil der 12jährige bei eigenem Aufschlag in die notwendigen Ballwechsel kam, und sich dort als der bessere Spieler entpuppte, vorallem aber weil er mit eigenem Aufschlag vorne weg servierte, konnte der Februar-Future-Champion den ersten Satz letztlich mehr als nur offen gestalten. Der bis 3:4 wie ein Schweizer Uhrwerk servierende Nikolic hatte bis hierher bei eigenem Aufschlag gerade einmal 2 Punkte abgegeben, ehe er ein verhängnisvolles viertes Aufschlagspiel ablieferte. Ein Tausendgulden-Return Schobers zum 0:15 erhöhte den Druck auf das Aufschlag-Ungeheuer, das mit zwei Doppelfehlern in Serie schließlich Nerven zeigte, und so das einzige Break des ersten Durchgangs kassierte. Schober servierte hingegen den ersten Heat nach Hause, und stand mit der 1:0 Satzführung dicht vor seinem zweiten Turniererfolg binnen sieben Tagen.

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Schober ab dem zweiten Satz der Herkules-Aufgabe nicht mehr gewachsen, und Nikolic kann sich sogar den Fauxpas von zwei taktisch katastrophal gespielten Games leisten

Den zweiten Satz eröffnete derweil Stefan Nikolic, und in den beiden ersten – jeweils zu Null gewonnenen – Aufschlag-Games kristallisierte sich recht rasch heraus, dass Schober an diesem Abend vor einer wahren Herkules-Aufgabe stehen würde. Nicht nur das Schober angesichts der geballten Aufschlag-Performance seines Gegenüber beim Return längst desillusioniert auf die kleinen gelben und unnehmbaren Filzkugeln wartete, war vorallem der Umstand besorgniserregend, dass der Junior-Star hinterher servieren musste. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen, denn der Druck auf den 12jährigen wuchs praktisch mit jedem bombastisch absolvierten Service-Game seines Gegners. Nikolic hatte den jüngsten Turniersieger aller Zeiten also regelrecht “weich” gebombt, als dieser die Nerven verlor, einen zweiten Aufschlag im “Nikolic-Stil” mit vollstem Risiko übers Netz jagte, und sich mit seinem zweiten Doppelfehler endgültig in die “finale Bredouille” brachte. Das Nikolic über Aufschlag-Qualitäten auf HTT-Top-Niveau verfügt, stand längst außer Zweifel, doch das noch jede Menge Arbeit und Training auf den 15jährigen warten, bekam man in den beiden Folge-Games zu sehen. Da offenbarten sich beim späteren Champion frappierende Mängel im spielerischen, vorallem aber im taktischen Bereich. Mit drei Doppelfehlern – nach vollstem Risiko auf den zweiten Aufschlag noch dazu völlig unnötig – präsentierte Nikolic seinem längst demotivierten Gegner das Re-Break zum 2:3 am Silberteller, und zeigte sich auch im nächsten Game beim Return als planloser “durch die Gegend ballernder” Rückschläger. Ein Fauxpas, den er sich am Dienstag Abend gegen einen längst aufgelösten 12jährigen leisten konnte, der aber auf höherem Niveau unter Garantie ins Auge gehen würde. Wie gut, dass Nikolic sofort wieder in die Spur fand, und weiter seine bombastischen Aufschlag-Geschosse aus dem Ärmel zauberte.

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Mit atemberaubender 14 Minuten Gala im dritten Satz fixiert Stefan Nikolic seinen hochverdienten ersten HTT-Karriere-Titel

Schober hatte im Game zuvor längst sein letztes Spiel in diesem Finale gewonnen, das 27 Minuten später auch schon sein Ende fand. Nikolic holte sich ein weiteres Break zum 5:3, servierte den zweiten Durchgang souverän aus, ehe er im entscheidenden dritten Satz zu einer atemberaubenden 14 Minuten Gala ansetzte, die in einem logischen 6:0 gipfelte. 1:07 Stunden waren erst gespielt, als Nikolic standesgemäß mit einem krachenden Service-Winner gleich seinen ersten Matchball verwandelte, ehe er sich am Netz die Gratulation seines Gegners zum Premieren-Titel auf der HTT abholte. Danach herrschte eine komische Stimmung am Centercourt des UTC La Ville. Beim Verlierer flossen reichlich Tränen nach dem verpassten zweiten Karriere-Triumph und dem Ende seiner höchst imposanten und insgesamt 9 Matches umfassenden Siegesserie. Naja und Sieger sehen normaler Weise auch anders aus. Schaumgebremst feierte der 15jährige seinen großen Titel im Kreise der Familie bei einem Umtrunk im La-Ville-Restaurant.

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Der frischgebackene März-Future-Champion mit unglaublicher Aufschlagleistung im ersten Sieger-Interview, und warum der unterlegene Alexander Schober keinen Grund zur Traurigkeit hat

Dabei hätte der frischgebackene März-Future-Champion durchaus euphorischer seinen ersten vollen Erfolg im HTT-Zirkus zelebrieren können. 28 Service-Winner, 3 Asse, 6 zu Null gewonnene Aufschlagspiele und 100 Prozent an Punkten nach dem ersten Aufschlag, einer Aufschlagleitung zugrunde liegend, die durchaus HTT-Top-Niveau erreichte, stürmte Stefan Nikolic bei seinem sechsten Turnierstart erstmals zum Titel und mit 40 Punkten für die Rangliste direkt unter die Top 300. Der 15jährige avancierte zum 275. Turniersieger der HTT-Geschichte seit 1990, und er kürte sich im 16. Saisonturnier zum bereits 16. verschiedenen Siegergesicht. Als Nr. 363 ins Turnier gestartet, holte das Aufschlag-Ass zudem im 16. Turnier des Jahres den 10. Titel eines Spielers mit einem Ranking jenseits der Top 100. “Ich freue mich sehr. Es war mein erstes Finale überhaupt, und hier gleich den Sieg rausholen zu können, bedeutet mir sehr viel”, betonte Nikolic in einer ersten Reaktion. “Ich habe mich im ersten Satz ganz schlecht bewegt, und deshalb auch 3:6 verloren. Im zweiten Satz habe ich begonnen mich besser zu bewegen und besser zu spielen, und im dritten Satz haben die Nerven des Gegners total versagt”, zog der neue März-Future-Champ eine erste kurze Bilanz”. Da war Alexander Schober schon auf der Heimreise, auf der ersten richtig bitteren Heimfahrt von einem HTT-Auftritt. Die Tränen waren im Auto womöglich schon wieder getrocknet, vorallem weil auch gar kein Grund bestand, richtig enttäuscht zu sein. Es gibt Tage, da entscheidet man nicht selbst, was auf dem Tennisplatz passiert. An diesem gestrigen Abend wären viele andere Spieler genauso im Geschoss-Hagel des galaktisch servierenden Stefan Nikolic gnadenlos untergegangen. Und trotz erster Niederlage auf der Hobby-Tennis-Tour steht Alexander Schober mit einer sensationellen Bilanz da. Mit 9:1 Siegen seit seinem Tour-Debüt vor einer Woche, ist der 12jährige zudem der einzige Spieler im gesamten und fast 900 Akteure umfassenden Circuit, der es anno 2015 in bislang 16 ausgetragenen Turnieren zwei Mal in ein Finale schaffte.

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