Schneider mit erfolgreicher Masters-Titelverteidigung auch Nummer 1 am Jahresende

Philipp Schneider ist als erst viertem Akteur der Geschichte das Kunststück gelungen, das Saison-Abschluss-Turnier der besten acht Spieler des Jahres zwei Mal in Folge zu gewinnen. Der 34jährige Niederösterreicher bezwang am Donnerstag Abend im Endspiel der HTT-Tour-Finals im UTC La Ville den Ranglisten-Sechsten Renee Glatzl in nur 69 Minuten mit 6:1, 6:4, und feierte den insgesamt neunten Turniersieg seiner Karriere. Mit seinem dritten Saison-Erfolg hat Schneider zudem den bis zuletzt schwelenden Vierkampf um die so prestigeträchtige Nummer 1 Position am Jahresende für sich entschieden. Renee Glatzl hingegen avancierte am mit Spannung erwarteten Finaltag der Jubiläums-Ausgabe der HTT-Tour-Finals zum großen Verlierer. Der 20jährige Klager-Bezwinger war nach seinem semifinalen Mitternachts-Auftritt sichtlich müde und ausgelaugt, und ging sowohl im Doppel als auch im Einzel als Verlierer vom Platz. Ein Bericht von C.L

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Schneider stößt mit erfolgreicher Titelverteidigung in exklusiven Kreis an Legenden und HTT-Stars der Masters-Geschichte vor

Philipp Schneider hat seinen Titel bei den HTT-Tour-Finals im UTC La Ville mit Erfolg verteidigt. Mit einem nie gefährdeten und letztlich klaren 6:1, 6:4 Erfolg über Renee Glatzl, ist der 34jährige Horner damit in der traditionsreichen und bis ins Jahr 1990 zurückreichenden Historie des Masters-Turniers in einen ganz exklusiven Kreis an Legenden und HTT-Stars vorgestoßen, die das Saisonfinale der Top 8 mehr als einmal gewinnen konnten. Schneider gehört nun einer 7köpfigen Gruppe an Spielern an, die eine dieser herrlichen Masters-Trophäen in doppelter Ausführung zu Hause stehen hat. Über allen thront nur Masters-König Christian Kainz, der mit 5 Tour-Finals-Erfolgen eine Bestmarke für die Ewigkeit zu halten scheint. Nicht minder genial ist wohl auch der Umstand, dass sich Schneider in seiner ersten vollen Saison im Tour-Zirkus zur Nummer 1 am Jahresende gekrönt hat. In Spielerkreisen gilt es als ungeschriebenes Gesetz, dass die Nummer 1 am Jahresende die wahre Nummer 1 im Circuit ist. Der nunmehr 2fache HTT-Masterssieger ist insgesamt erst der 14. Spieler seit 1990, der sich über den Nummer 1 Status zum Saisonende freuen darf.

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Gedämpfte Freude beim Sieger nach einem enttäuschenden Finale, das zum Party-Killer mutierte

Apropos Freude: Die fiel am Donnerstag Abend – ganz anders als vor einem Jahr bei seinem ersten Masters-Triumph – doch recht verhalten aus. Am Centercourt bei der abschließenden Siegerehrung war zwar wieder alles feierlich vorbereitet für den neuerlichen Champion, doch die großen Emotionen bleiben diesmal aus. Als der 34jährige um 21:30 Uhr aus den Händen seiner Sponsors Gerald Milabersky den mächtigen Silber-Pott in Empfang nahm, und ihn unter den Klängen von “Hall of fame” und einem dichten Konfetti-Regen ins Blitzlichtgewitter hielt, wirkte der frischgebackene Tour-Final-Champion alles andere als euphorisiert. Eine Masterssieger-Ehrung – auch wenn sie noch so stimmungsvoll abläuft – ist für Schneider scheinbar längst “business as usual”. Große Emotionen für ein großes Turnier hätte man sich gewünscht oder erwartet, aber für Gefühlsausbrüche der freudigen Art, war wohl die 69minütige Final-Darbietung am Centercourt des UTC La Ville auch nicht geeignet. Das Jubiläums-Endspiel wurde zum Party-Killer, weil es ohne Spannung und ohne die großen spielerischen Highlights über die Bühne ging. Wie überhaupt das 96igste und letzte Finale der Tennissaison 2014 enttäuschend war. Es kam nie jene Stimmung in der Halle auf, die man sich eigentlich für so ein spezielles Endspiel gewünscht und erhofft hätte. Mega enttäuschend fiel auch das Publikums-Interesse für das wichtigste HTT-Saisonfinale aus, und so passte der finale Showdown so überhaupt nicht ins Bild für ein Event, das in seiner Gesamtheit alle sportlichen Erwartungen bei weitem übertroffen hatte. Die Krönung hinter ein Turnier der Superlative wäre halt ein abschließender Tennis-Krimi gewesen, wie wir ihn in den vergangenen 7 Tagen beinahe in Serie erlebt haben.

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Renee Glatzl noch nicht so weit, um ein Turnier in der Größenordunug des Tour-Finals gewinnen zu können

Unabhängig vom Gesetz der Serie, dass Endspiele zumeist nicht das halten was man sich von ihnen verspricht, passte auch die Konstellation für das 25. Mastersfinale der Open Ära nicht. Nichts gegen Jungstar Renee Glatzl, der wohl die schnellste Vorhand im gesamten Tour-Zirkus über das Netz peitschen kann, und ein exzellentes drittes Karriere-Masters spielte, aber um Philipp Schneider am Unternehmen “erfolgreiche Titelverteidigung” zu hindern, hätte es schon eines mittleren Wunders bedurft. Dem 20jährigen fehlt ganz einfach noch die Konstanz, um ein derart hochklassig besetztes Turnier wie die HTT-Tour-Finals gewinnen zu können. Dem Power-Server vom Schwechater TC ist es leider noch nicht zuzutrauen, auf permanent hohem Level sein bestes Tennis abzurufen. Nun: Das kann keiner der mittlerweile über 850 HTT-Spieler im Ranking, und genau darum sind sie ja auch auf der Hobby-Tennis-Tour im Einsatz. Das Geheimnis eines Topmannes, der auch ein Event in der Größenordnung der Tour-Finals für sich entscheiden kann liegt aber darin, dass der Unterschied zwischen Top-Darbietung und Durchschnittsleistung nicht zu extrem ausfällt. Und genau das ist Glatzl Hauptproblem, das man auch bei den heurigen Tour-Finals schön zu sehen bekam. Der 20jährige kann an einem guten Tag nicht nur jeden Spieler schlagen, sondern ihn auch ganz schlecht aussehen lassen. Doch wie oft hat der Jungstar solche tollen Tage? Im ersten Gruppenspiel staunte die Szene über seinen sehenswerten Sieg gegen den Ranglisten-Ersten Vladimir Vukicevic. Gegen Harald Schachinger war Glatzl zwar auch noch maßgeblich daran beteiligt, dass wir eines von vielen grandiosen Matches am Altmannsdorfer Ast zu sehen bekamen. Aber was war los im letzten Gruppenspiel gegen Damian Roman! Da patzte der 6fache Turniersieger gewaltig, ließ im zweiten Satz mit fruchtlosem Brachial-Tennis alte Zeiten aufleben, und musste auf fremde Hilfe hoffen, um überhaupt das Semifinale zu erreichen. Dort hatte Glatzl nach seinem “Tief” wieder ein kräftiges “Hoch”, das mit dem famosen Erfolg über Peter Klager gekennzeichnet war.

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Klager-Marathon und mangelnder Schlaf fordern ihren Tribut, der erste Satz des Masters-Finales ist schon nach nur 22 Minuten zu Ende

2:36 Stunden intensivstem Tennis bei dem beide Akteure ans köperliche und geistige Limit gehen mussten, hatten 17 Stunden später den erwarteten Tribut gefordert. Das semifinale Rekord-Match gegen Klager war erst um 02:48 Uhr Ortszeit zu Ende gegangen, und Glatzl nach zwei Stunden Schlaf schon wieder berufsbedingt im Einsatz. Am Nachmittag holte Renee den entgangenen Schlaf nach, aber von entsprechender Erholung und nötiger Regeneration war natürlich keine Rede. Damit konnten schon vor dem ersten Aufschlag die Vorzeichen nicht ungleicher sein. Philipp Schneider hatte zwar sogar 6 Minuten länger zu kämpfen, ehe er sein Final-Ticket in Händen hielt, aber um seinen erholsamen Schlaf ist Schneider im Gegensatz zu Glatzl nicht umgefallen. Und dieser Umstand machte es für Experten und Insider der HTT schon im Vorfeld sonnenklar. Das kann und wird nicht gut gehen. Und so war es dann auch. Schon vom ersten Ballwechsel an merkte man, dass Glatzl auf müden Beinen sein erstes Masters-Finale bestreiten musste, und auch mental nicht frisch genug war, dem Titelverteidiger entsprechend Paroli bieten zu können. Nach nur 12 gespielten Minuten hatte man draußen im Publikum sitzend bereits den Eindruck, dieses Finale wäre entschieden. Da hatte Schneider gerade das erste Break in diesem Endspiel zum 3:1 gemacht, und Glatzl praktisch einen mentalen Nackenschlag versetzt. Geistig müde, körperlich angeschlagen, dazu von Beginn an einem Rückstand nachzulaufen, das war genau das, was der 20jährige nicht brauchen konnte, und auch dem Finale nicht zuträglich war. Das letztlich in nur 22 Minuten zustande gekommene 6:1 allerdings nur auf Glatzls Unpässlichkeit zu reduzieren, wäre seinem Bezwinger gegenüber mehr als ungerecht. Schneider servierte exzellent, entpuppte sich als Mr. Effizienz beim Nützen seiner Break-Chancen, und hielt auch die Eigenfehler-Quote tief wie selten.

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Galtzl führt im zweiten Satz 4:1, bricht im Finish aber körperlich und mental ein

Glatzl-Fans am Live-Ticker und seine Box am Centercourt mit Freundin Sophie, der Mama und Doppelpartner Filip Markovic schwelgten zwischenzeitlich wieder in der Hoffnung auf ein Comeback des zweifachen Masters-Finalisten, zumal der 20jährige im zweiten Satz auf einmal aus heiterem Himmel 4:1 voran lag und sich anschickte, aus der vermeintlich einseitigen Endspiel-Entscheidung doch noch einen abschließenden Final-Thriller zu machen. Aufmerksame Beobachter werden aber bemerkt haben, dass Glatzl zwar sein Spiel konsolidiert hatte, von atemberaubendem und vorallem nachhaltig konstantem Tennis aber weiter meilenweit entfernt agierte. Das zwischenzeitliche 4:1 lag eher daran, dass sich Schneider eine ungewollte mentale Auszeit genommen hatte. Was nicht weiter verwunderlich war, wenn man in einem Tour-Final-Endspiel in nur 22 Minuten zu einem glasklaren 6:1 kommt. Dann kann man schon einmal kurzfristig die Konzentration verlieren, einzig Glatzl konnte daraus kein Kapital schlagen. Ein letztes Mal bekam Glatzl im achten Game die Chance, das Match in einen dritten Satz zu hieven, als er bei 4:3 nicht weniger als 5 Break-Möglichkeiten ungenützt ließ. Das war das letzte Aufflackern eines sichtlich gezeichneten Klager-Bezwingers, der mit Fortdauer der Partie trotz seiner Jugend und Fitness nichts mehr zuzusetzen hatte. Glatzl bekam noch einen letzten Punkt in diesem Endspiel geschenkt, als Schneider eine Vorhand ins Out setzte, danach gingen die folgenden sieben Punkte allesamt und ausnahmslos an den alten und neuen Tour-Final-Champion aus Horn.

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Siegerehrung, Interview-Marathon, Champions-Dinner, der lange Abend des Tour-Final-Champions

Um 21:17 Uhr bewies Schneider ein allerletztes Mal seine Präzision im Spiel, als er einen Rückhand-Winner exakt auf die Linie zirkelte, und damit den zweiten Masters-Titel seiner Karriere klar machte. Die Faust geballt, schritt der 34jährige in Richtung Netz, wo eine herzliche Umarmung mit dem unterlegenen Kontrahenten folgte. Dann ging es ab zur Siegerehrung, ehe ein Interview-Marathon bei den diversen HTT-Medien anstand. Frisch geduscht wurde Schneider dann in Begleitung von zwei Freunden und Sponsor Gerald Milabersky in die Lugner-City zum Champions-Dinner chauffiert, wo die Neo-Nummer 1 im Kreis seiner Fans fürstlich dinierte, ehe er um 01:30 Uhr die offizielle Feier in Richtung City verließ.

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“Ich bin sowohl vom Kopf als auch vom Körper her eingebrochen”

Zuvor hatten beide Spieler auch noch die Pressekonferenz hinter sich gebracht, und Renee Glatzl machte den Anfang: “Im ersten Satz hat der Philipp wirklich super gespielt. Ich bin weder mit seinen Aufschlägen noch mit seinen Bällen an der Grundlinie klar gekommen. Im zweiten Satz habe ich mich noch einmal voll reingekämpft, da ist es besser gelaufen wie auch das Ergebnis mit 4:1 bestätigt. Danach bin ich aber eingebrochen, sowohl im Kopf als auch vom Körper her. Philipp hat das gesehen und sofort ausgenützt, indem er mit mir Rallyes gespielt hat. Ich musste dann mehr laufen, und so hat er den zweiten Satz schließlich doch noch gedreht”, analysierte der Unterlegene”.

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Tour-Finals-Champion Philipp Schneider im Sieger-Interview

“Großartig natürlich” so eröffnete Philipp Schneider sein Statement zum erfolgreich verteidigten Masters-Titel. “Letztes Jahr war es vielleicht ein bisschen euphorischer, auch vom Turnierverlauf her. Dazu kommt, dass ich natürlich heute auch davon profitiert habe, dass der Renee bis 3 Uhr in der Früh spielen musste, eine brutale Partie hatte, und Doppel vorher auch noch gespielt hat. Man hat es dann auch gesehen im Match. Am Ende des Turniers ist alles für mich gelaufen, aber einen Titel zu verteidigen ist natürlich schon etwas besonderes”, betonte Schneider, der gar nicht traurig darüber war, dass das Endspiel so einseitig über die Bühne ging. “Das der Renee müde war, und heute nicht seine Topleistung abrufen konnte, habe ich natürlich gerne genommen. Man kann es sich ja auch nicht aussuchen. Es kann auch nicht jedes Finale eine epische Schlacht sein. Einen Turnierverlauf muss man akzeptieren, und ich war unmittelbar nach dem Matchball halt nicht so euphorisch, aber deswegen freue ich mich nicht weniger über diesen Titel”, schilderte die Neo-Nummer 1. “Ich habe im ersten Satz sehr gut aufgeschlagen und sehr stabil gespielt. Im zweiten Satz hatte ich zwischendurch Probleme mit seinem Slice und einige Zeit gebraucht, um mich darauf einzustellen”, so Schneider, der sich auch extrem darüber freut, die Nummer 1 am Jahresende zu sein. “Das ist natürlich sensationell. Einerseits den Titel hier zu verteidigen, und andererseits Platz 1 am Jahresende inne zu haben. Platz 1 am Ende der Saison ist halt schon am meisten wert, weil man das ganze Jahr über sehr konstant gespielt hat. Teilweise haben mir heuer die großen Siege gefehlt, so gesehen war das ein toller Abschluss. Vorallem bei der Dichte und Stärke der Tour als Nummer 1 das Jahr abzuschließen, ist schon sehr viel wert”, strahlte Schneider.

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